Nell's Sicht:
Ich spürte Wärme. Und Schmerz. Und das nicht nur, weil ich einen heftigen Kater hatte. Sondern weil ich Angst hatte. Angst davor, die Augen zu öffnen. Weil ich seit meine Träume abgeschaltet hatten und ich wach war wusste, was letzte Nacht passiert war. Die Wärme stammte auch keinesfalls von der Sonne, die durch das Fenster strahlte, als wäre heute ein wunderschöner Tag. Mario's warmer Atem streifte meine Schulter. Ich spürte die Tränen, die unter meinen Augenlidern hervordrängten. Im selben Moment gab Mario ein lautes Atmen von sich und legte seinen Arm über meinen Bauch. Ich zuckte zusammen. Dann schlug ich die Augen auf und starrte an die Decke. Langsam ließ ich meinen Blick durch den Raum schweifen. Unsere Klamotten lagen auf dem Boden verteilt. Ich fühlte mich, als wäre ich gerade vergewaltigt worden. Nur dass ich mir eingestehen musste, dass der 'Täter' mir etwas bedeutete. Zu viel. Mir entfuhr ein leises Schluchzen. Mario schreckte auf und fuhr sich durch seine zerzausten Haare. Dann sah er mich an. Kaum noch etwas sehend vor Tränen, setzte ich mich ruckartig auf und schälte mich aus Mario's Bett. Dabei zog ich die dünne Felldecke mit, in die ich gekuschelt war und schlang sie fest um meinen nackten Körper. Schniefend sammelte ich meine Klamotten zusammen. Mario schien jetzt erst richtig wach zu werden. Langsam richtete er sich auf. "Warum weinst du?" fragte er leise. Ich drehte mich nicht zu ihm um, als ich antwortete. "Warum? Wir hatten Sex!" "Du tust gerade so, als wäre es ein Weltuntergang, mit mir zu schlafen." meinte er. Ohne ein weiteres Wort verließ ich das Zimmer. "Nell, warte!" rief Mario mir hinterher. Ich blickte im Laufen zurück zur geschlossenen Tür. Auf einmal stieß ich gegen Jemanden. Natürlich war das Marco. "Was...?" murmelte er und sah an mir herunter. Dann sah er wieder in mein tränenüberströmtes Gesicht. Er öffnete den Mund, um etwas zu sagen, doch da stürzte Mario aus dem Zimmer. Er hatte sich Boxershorts übergezogen und stolperte auf uns zu. Erst kurz vor mir blieb er stehen, sodass ich zurückwich und mich gegen die Wand lehnte. "Ach deshalb wart ihr gestern so plötzlich weg. Ich musste deinen Wagen hierher kutschieren!" meckerte Marco. "Warum läufst du weg?" fragte mich Mario und ignorierte Marco komplett. "Das sagte ich doch bereits." brachte ich hervor. "Aber warum weinst du?" wollte Mario wissen. Marco sah nur verwirrt zwischen uns beiden hin und her. "Weil es ein Fehler war! Das hätte nie passieren dürfen!" entgegnete ich. "Wenn ich mich mal einmischen darf..." setzte Marco an, doch Mario und ich fauchten gleichzeitig "Darfst du nicht!" Marco sog scharf die Luft ein und nickte knapp. Dann ging er ins Wohnzimmer. Mario sah wieder mich an. "Ich wollte nie mit dir schlafen, Mario! Ich weine, weil ich es schrecklich bereue." sagte ich. "Aber Nell, nichts passiert einfach so. Nur weil wir nicht gerade nüchtern waren, heißt das lange nicht, dass diese Nacht keine Bedeutung hat. Schließlich gehören dazu immer noch Zwei." meinte er. Er trat noch einen Schritt auf mich zu, sodass ich beinahe seinen Atem spürte. "Wieso hast du gezögert, als ich dich gefragt habe, ob die Chance besteht, dass das mit uns wieder etwas wird?" ergänzte er. Ich wusste, was er damit sagen wollte. Er erwartete auch gar keine Antwort. "Du empfindest etwas für mich, stimmt's?" schob er hinterher. Ich fror plötzlich. Mario streckte die Hand aus und berührte meine Wange. Schnell wandte ich mich ab. "Wer garantiert mir, dass wir wirklich beide betrunken waren?" stellte ich die Gegenfrage. Er ließ seine Hand sinken und starrte mich an. "Willst du mir vorwerfen, ich hätte dich abgefüllt, um dich ins Bett zu kriegen?" fragte er entrüstet. "Wer garantiert es mir?" wiederholte ich mit Nachdruck. "Ich, Nell. Ich garantiere es dir." meinte er. "Dein Wort war bisher nie wirklich mein Glück." entgegnete ich. Ich wollte das gar nicht sagen. Die Worte stahlen sich über meine Lippen. Dementsprechend geschockt blickte auch Mario drein. Seine Augen funkelten dunkel. "Also gut, es tut mir leid. Dass wir im Bett gelandet sind, dass du jemals deine kostbare Zeit an mich verschwendet hast. Ich entschuldige mich dafür, dass ich dich liebe, okay?! Sorry, dass ich lebe!" schrie er mich an und warf dabei die Arme in die Luft. Ich konnte nichts sagen. Meine Stimmbänder schienen eingefroren. Genau wie der Rest meines Körpers. Mario stürmte in sein Schlafzimmer und kam wenig später wieder heraus. Er hatte Jeans angezogen und lief mit einem Pulli in den Händen an mir vorbei. Während er diesen überzog, würdigte er mich eines verbitterten Blickes. Dann schnappte er seine Schlüssel und stürzte aus der Wohnung. Ohne Jacke in die eisige Kälte. Das Knallen der Tür ließ mich zusammenfahren. Im nächsten Moment streckte Marco den Kopf aus dem Wohnzimmer. "Wo will er denn hin?" fragte er verwirrt. Ich ließ mich an der Wand hinuntergleiten und schlug die Hände vor mein Gesicht. Marco kam herüber und ging neben mir in die Hocke. "Was ist denn passiert?" wollte er wissen. "Mittlerweile solltest du vielleicht mitbekommen haben, dass wir die Nacht zusammen verbracht haben." murrte ich. "Aber warum haut Mario aus seiner eigenen Wohnung ab?" bohrte er weiter. "Sonst belauschst du uns doch auch immer." meckerte ich weiter. Marco ließ kurz genervt den Kopf hängen. "Nell, sag es doch einfach, bitte." drängte er. "Wir haben uns mal wieder gestritten. Und ich... hab ihm vorgeworfen, er hätte mich abgefüllt und damit rumgekriegt." erklärte ich schließlich. "Du hast was? Was denkst du von ihm?!" fragte Marco geschockt. "Sagt der, der ihn für einen Frauenschläger gehalten hat." gab ich zurück. Er schluckte. "Wie hat er reagiert?" wich er meiner Aussage aus. Ich hob meinen Kopf und sah Marco unsicher an. "Er... er hat sich entschuldigt. Dafür, dass das passiert ist und dass er mich liebt und dann hat er gesagt... Sorry, dass ich lebe." Noch während ich das aussprach, wurde mir bewusst, was ich angerichtet hatte. "Ich hab es dir gesagt, Nell. Warum?! Eure scheiß Streiterei geht mir verdammt nochmal auf die Eier!" meinte er und wurde dabei zum Ende hin lauter. Währenddessen erhob er sich. "Ich wollte das doch nicht." nuschelte ich. "Du willst auch seine Fürsorge nicht! Dabei würde es dir ganz anders ergehen. Er wollte nicht, dass ich dir das sage, aber er schützt dich die ganze Zeit. Journalisten, Fernsehteams, alle wollen eine Stellungnahme von dir. Einzig und allein Mario hast du es zu verdanken, dass die Medien nicht längst dein Leben zerstört haben! Und was ist der Dank? Du machst ihm völlig absurde Vorwürfe, nur um irgendjemandem die Schuld geben zu können. Du kannst froh sein, dass Mario dich trotz deinen Macken so sehr liebt! Und du liebst ihn auch! Wenn er sich jetzt tatsächlich etwas antut: Ich kann dir nicht helfen, deine Schuldgefühle zu bewältigen. Also beweg jetzt deinen hübschen Hintern und kämpf um deinen Freund!" hielt er eine Rede. "Ich weiß doch nicht wo...wo er ist." schluchzte ich. Marco zog mich auf die Beine. "Das finden wir heraus." sagte er. Als ich mich angezogen hatte und wir im Auto saßen, meinte Marco dann "Tut mir leid, wie ich dich eben angegangen bin, aber ich musste einfach mal Dampf ablassen." Ich winkte ab. Meine Gedanken waren jetzt ausschließlich bei Mario.
Mario's Sicht:Es tat weh. Und deshalb musste ich weg. Erst als ich im Auto saß, fiel mir auf, dass ich meine Jacke vergessen hatte, aber das war mir egal. Nichts hätte mich jetzt wärmen können. Ich fuhr einfach ins nirgendwo und musste mir dabei dauerhaft auf die Unterlippe beißen, weil ich vermutlich sonst losgeheult hätte. Irgendwie musste ich schließlich an der alten Fußgängerbrücke über dem Fluss gelandet sein, wo Marco und ich uns öfters nach meinem Wechsel zu Bayern getroffen hatten, wenn wir einfach reden wollten. Ich setzte mich auf die Seitenmauer und ließ die Beine Richtung Fluss baumeln. Ich wusste, dass es gefährlich war, aber Marco und ich hatten das oft gemacht. Ich starrte in die reißenden Wassermassen hinab. Keine Ahnung wie lange ich da saß. Die Kälte kroch dumpf an meinem Körper herauf und mein Atem warf kleine Dampfwölkchen. Ich spürte meine Finger kaum noch, aber all das war mir egal. Ich hörte Schritte auf der mit schweren Pflastern bedeckten Brücke. Es waren mehrere Personen. Die eine war schnell, die andere etwas langsamer. Plötzlich wurde ich von zwei kleinen Händen gepackt und von der Brüstung gezerrt. Ich sah kurz Nell's blaue Augen aufblitzen, da schlang sie die Arme fest um meinen Oberkörper. "Mario, es tut mir leid. Bitte tu das nicht. Bitte, du hast es mir doch versprochen." schluchzte sie an meiner Brust. Sie war völlig aufgelöst und wiederholte immer wieder, ich hätte ihr etwas versprochen. Sie tat mir so leid. "Was Nell, Was habe ich dir versprochen?" fragte ich und sah auf sie hinab. Sie sah aus verheulten Augen zu mir auf. "Dass du nichts wegen mir tust, was du später bereust." schluchzte sie. "Mario, bitte, tu mir das nicht an. Ich brauche dich. Ich... ich ... ich liebe dich." schob sie tränenreich hinterher. Ich sah zu Marco, der uns beobachtete und nach Nell's Aussage ebenso perplex schien wie ich. "Du...du liebst... Nell, versteh mich nicht falsch, aber ich würde mir wegen dir nie etwas antun! Ich hatte doch immer die Hoffnung, dass... Dachtest du wirklich, ich will mich hier in den Tod stürzen?" stotterte ich und stolperte über meine eigenen Worte. "Ma-marco meinte... du würdest mich so sehr lieben und nachdem du dich vorhin für dein Leben entschuldigt hast, dachte ich..." weinte sie. "Das tue ich auch Nell, aber ich wollte mich nicht umbringen. Dazu bedeutest du mir viel zu viel." sagte ich. Sie kuschelte sich wieder an mich und schloss die Augen. "Gott, bin ich froh. Ich hatte so schreckliche Angst." murmelte sie. Die Wärme, die von Nell ausging beherrschte die Kälte, die meinen Körper heimgesucht hatte. Da war aber noch etwas. Ich legte meine Hände um ihr Gesicht. Diese großen, traurigen blauen Augen glitzerten mir entgegen. Ich sah mein Spiegelbild darin, wortwörtlich meine bessere Hälfte. "Meintest du das ernst? Du liebst mich?" fragte ich sie leise. Sie nickte nur leicht. Ich musste direkt lächeln. Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und kam mir näher. Als ihre Lippen schon so eine Wärme auf meine ausstrahlten, wurden wir von Marco unterbrochen, der sich räusperte. Er hielt anbietend meine Jacke hoch. "Das hätte jetzt auch noch warten können." meckerte ich, nahm meine Jacke aber trotzdem dankend entgegen. Nell hob jetzt die Hand und griff in ihren Ausschnitt. Da zog sie ihre Halskette hervor. Nein falsch, meine Halskette. Die mit ihrem Verlobungsring. Das brachte mich auf eine Idee. Ich ging vor Nell auf die Knie. "Nell, ... Das ist jetzt deine eignene Schuld, also... Willst du mich..." begann ich, doch sie unterbrach mich. Gleichzeitig lachend und vor Rührung weinend zog sie mich wieder auf die Füße. "Bitte Mario, warte damit noch ein bisschen." lachte sie. "Hmm, wenn du meinst." grinste ich. "Ja, das meine ich. Zuerst noch etwas anderes." meinte sie ebenfalls grinsend und stellte sich erneut auf die Zehenspitzen, beugte sich vor und endlich war es so weit. Unsere Lippen berührten sich sanft und kaum merklich, bis ein gefühlvoller, innigerer Kuss daraus wurde. Ich hob sie hoch und drehte mich einmal im Kreis. Wir lehnten Stirn an Stirn aneinander, bis Marco sich wieder bemerkbar machte. Er kam herüber und schloss uns in die Arme. "Seht ihr, meine Pläne sind die besten." triumphierte er. Nell und ich lachten nur. "Sag mal, heulst du?" fragte Nell Marco jetzt. Er räusperte sich und drehte sich weg. "Hab den Wind in die Augen bekommen." meinte er. Wir lachten wieder und liefen dann zum Auto. Ich konnte nicht beschreiben, wie glücklich ich war, als Nell mach meiner Hand griff...
DU LIEST GERADE
Liebe stirbt nicht {Mario Götze u.A.}
FanfictionAuf ihrer Hüfte kam ein kleines tätowiertes M zum Vorschein. "Ich habe mir immer eingeredet, es würde für Manu stehen. Aber ich glaube es stand und steht nur für dich, Mario." FanFiction mit Mario Götze und vielen Anderen