Kapitel 81

13.2K 288 22
                                    

Nell's Sicht:

Ich hoffte, dass Mario meine Tränen nicht gesehen hatte, als ich mich von ihm abgewandt hatte. Nachdem ich seine ganze Familie wiedergesehen hatte, die ich über all die Zeit in der ich mit Mario zusammen war so lieb gewonnen hatte, hatte mir seine Umarmung den Rest gegeben. Wieso fühlte ich mich zu ihm immernoch so hingezogen? Er hatte mir so wehgetan. Aber wie Felix es dargestellt hatte, musste Mario ebenso sehr unter der Trennung gelitten...NEIN, VERDAMMT. Er kann dir egal sein. Du hast keine Gefühle mehr für ihn!sagte mir die Stimme in meinem Kopf. Ich wollte mir diese... Gefühle nicht eingestehen. Genau so, wie ich mir nicht eingestehen wollte, dass es heute Spaß gemacht hatte. Und dass es sich mehr als gut angefühlt hatte, als er seine Arme um mich geschlungen hatte. Er hatte mehr als einmal die Gelegenheit, mich zu küssen, hatte es aber nicht getan. Warum? Ich raufte mir in die Haare, weil ich doch garnicht wollte, dass er mich küsste. "Alles okay?" fragte Leo mich darauf. Wir waren gerade auf dem Weg zurück nach Deutschland, beziehungsweise waren wir gerade über die Grenze gefahren. "Ja, passt schon. Sag mal, Leute, könntet ihr mich nicht hier rauslassen? Ich muss noch etwas erledigen." bat ich sie. Leo sah mich verwirrt an und Mo warf durch den Rückspiegel einen Blick auf mich. "Kommst du wieder?" fragte er. "Ja natürlich komme ich wieder." sagte ich verwirrt. Augenblicklich fuhr Mo den Wagen rechts ran. "Danke, und bringt bitte Marah heil nach Hause!" warf ich ihnen noch zu, bevor ich die Tür hinter mir zuschlug. Ich suchte den nächsten Bahnhof und ließ mir ein Deutschland-Ticket aus dem Automaten, denn ich musste noch jemanden auf der Arbeit besuchen...

Währenddessen bei Marco:

"MARCO DEINE VERLETZUNG IST VERHEILT, ALSO BEWEG VERDAMMT NOCHMAL DEINEN ARSCH!" brüllte mir Kloppo zu. Ich stöhnte nur genervt auf und schleppte mich weiter über den Platz. "Der soll erst mal selber die ganzen Runden laufen." murrte ich leise vor mich hin. "Das kannst du laut sagen." kommentierte plötzlich Kevin, der neben mir aufgetaucht war. "Pff, dir hat er ja keine 10 Extra-Runden aufgebrummt." grummelte ich. Auf der anderen Seite neben mir tauchte jetzt auch Erik auf. "Dann solltest du halt in Zukunft nicht immer zu spät kommen." meinte er. "Ich musste noch was erledigen, okay?!" zischte ich. "Ne neue beste Freundin suchen, mal wieder?" lachte Erik. Ich blieb augenblicklich stehen. "Ein Wort über Nell und ich bringe dich um." fuhr ich ihn an. "WIR SIND NICHT ZUM PLAUDERN HIER, REUS!" jagte mich Kloppo weiter. Ich schloss wieder zu Erik und Kevin auf. "Wir vermissen sie genauso wie du, Marco." meinte Erik jetzt entschuldigend. "Aber du kannst wegen ihr nicht jeden Tag deine miese Laune raushängen lassen." vollendete Kevin. Bevor ich etwas erwidern konnte, verkündete Kloppo, dass wir eine kurze Pause bekamen. Es schneite wie verrückt und es war kalt. Arschkalt. Ich ging mit den anderen in die Kabine. Nachdem wir alle etwas getrunken hatten, wunderten wir uns schon, dass Kloppo uns nicht längst Feuer unter den Hintern gemacht hatte. Also machten wir, was wir bei diesem Wetter normalerweise nie freiwillig taten. Wir verließen die Kabine wieder. Unser Trainer unterhielt sich mit einer Frau. Sie stand mit dem Rücken zu uns. Sie war ein ganzes Stück kleiner als Kloppo und hatte eine Mütze auf, die genau wie ihre langen Haare schon ziemlich eingeschneit waren. Als Kloppo uns sah, winkte er einem von uns zu. Ich ignorierte es. Wahrscheinlich war die Frau ein Fan und kam mit irgendeiner mitleiderregenden Geschichte, um uns kennenzulernen. Plötzlich wurde ich geschupst. Genervt drehte ich mich um. Es war Nuri (Sahin). "Was soll das?" beschwerte ich mich. "Er meint dich." gab Nuri zurück und deutete mit dem Kinn in Kloppos Richtung. "Na und?" entgegnete ich. "Er wird zum Kannibale, wenn du nicht antanzt." gab auch Auba seinen Senf dazu. Als ich mich umdrehte, war die Frau weg, also ging ich doch zu meinem Trainer. Dramatisch warf er seine Arme in die Luft. "Marco, Marco, was ist los mit dir? Braucht dein Gehirn so lange, um zu verstehen, dass du herkommen sollst?" meinte er. Ich zuckte mit den Schultern. "Die Dame wollte dich sprechen." erzählte er. "Und was interessiert mich das?" entgegnete ich genervt. "Ich denke doch sehr viel." meinte er. "Ja toll, wo ist sie dann bitte?" wollte ich wissen. "Sie hat gesagt, sie kommt morgen nochmal zum Training." erklärte er. Ich zog die Augenbrauen hoch. "Aha." sagte ich nur. "So und jetzt weiter, so viel ich weiß bist du deine Extra-Runden noch nicht gelaufen!" tadelte er mich und gab mir einen Klaps auf den Hinterkopf. Ich verdrehte die Augen und lief wieder weiter. War das der Dank, dass ich so hart auf mein Come-Back hingearbeitet hatte? Nach dem anstrengenden Training fuhr ich nach Hause. Ich warf mich sofort in mein Bett. Die Frau, die mich sprechen wollte, war mir in diesem Moment so egal, wie die Tatsache, dass ich meine Alltagsklamotten noch trug. So bemerkte ich auch nicht, dass ich vergessen hatte, meinen Wecker zu stellen, als ich ins Land der Träume auswanderte. Am nächsten Morgen wurde ich von meinem Handy geweckt. Verschlafen tastete ich danach. Weil ich nicht hinkam, lehnte ich mich etwas weiter über die Bettkante. Als ich es endlich ergriffen hatte, fiel ich aus dem Bett. "Ja?" stöhnte ich schmerzvoll in mein Handy. "Marco, so wie du dich anhörst hast du die Nacht durchgevögelt, deshalb bitte ich dich ganz höflich VERDAMMT NOCHMAL BEIM TRAINING ZU ERSCHEINEN!" schrie Klopp durchs Telefon. "Bin schon unterwegs." nuschelte ich, um dann aufzulegen und mich aus der Bettdecke zu schälen. So schnell ich konnte, machte ich mich fertig und fuhr in einem Tempo zum Trainingsgelände, dass mich nichtmal die Polizei rechtzeitig anhalten konnte. Als ich ankam, stieg ich aus meinem Auto, knallte die Tür zu und stürmte Richtung Trainingsplatz. An den Tribünen stand die Frau von gestern. Als ich an ihr vorbeirannte, hob sie die Hand und wollte etwas sagen, aber da war ich schon vorbei. Blitzschnell zog ich mich um und reihte mich dann bei den anderen zum Schießen ein. "Auch mal da?" meinte Mats lachend. "Halt die Fresse." gab ich genervt zurück. "Ihr habt wohl was verpasst, oder? Ihr müsstet doch super drauf sein." mischte sich Nuri wieder ein. "Hä warum?" fragte ich. Er deutete auf die Tribüne zu meinem Rücken. "Die Frau, die Kloppo zugelabert hat?" wollte ich verdattert wissen. Er lachte. "Schau mal genauer hin, Woody." meinte er. Ich drehte mich zur Tribüne. Die Frau saß mit gesenktem Kopf da und schien etwas enttäuscht zu warten. Ich ging auf sie zu. Als ich etwa 5 Meter vor ihr war, hob sie den Kopf. Ich erstarrte. "Nell?" sagte ich. Sie erhob sich jetzt langsam und kam die Stufen der Tribüne herunter. "Es tut mir leid. Dass ich den Kontakt einfach abgebrochen habe. Sowas macht man mit einem besten Freund nicht." sagte sie. Es tat so gut ihre Stimme zu hören. Wortlos schloss ich sie in meine Arme. "Nell, du bist wirklich hier." flüsterte ich.
Nell's Sicht:

Liebe stirbt nicht {Mario Götze u.A.}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt