Kapitel 20

16.4K 403 11
                                    

Mario's Sicht:

"Ähhh... Ich lass das mal offen." stotterte ich. "Alter ich bin dein Bruder!" spielte Fabi den Beleidigten. "So ein Pech aber auch." meinte ich, schlug ihm auf die Schulter und warf Nell mein Sweatshirt zu, als ich wieder ihm Wohnzimmer war. Sie fing es überrascht auf und starrte darauf. "Ist meins." beruhigte ich sie. "Du kannst ins Bad!" sagte Fabi mit Klamotten für Marco, Manu und mich in der Hand und deutete auf eine Tür. Sie nickte ihm zu und ging dann in den besagten Raum. Als ich mir selbst auch trockene Sachen angezogen hatte, bewarf ich meinen Bruder mit den durchnässten. "Hey was soll das du Idiot?! Du schleppst mir hier deine Freunde an, sagst mir nicht einmal wieso und jetzt meinst du noch mit nassen Klamotten um dich werfen zu müssen?!" meckerte er. In diesem Moment trat Nell aus dem Badezimmer. Mein dunkelrotes Sweatshirt reichte ihr bis zur Mitte des Oberschenkels. Sie verschränkte die Arme. "Tut mir Leid, Fabian. Wir können auch wieder gehen." murmelte sie an meinen Bruder gewandt. "Nein keine Sorge. Ich hätte nur gerne eine Erklärung für diesen Überfall." sagte er etwas ruhiger. Nell atmete tief durch und sah kurz hilfesuchend zu Manu. "Mein Vater ... Er hat mich geschlagen..." sie stockte kurz und erzählte dann die ganze Geschichte. Dabei entschuldigte sie sich alle zwei Minuten für die Tränen, die ihr über die Wangen liefen. Als sie geendet hatte räusperte sich Fabian und fragte "Wann habt ihr wieder Training?" "Erst in 2 Tagen." antwortete Marco, der die ganze Zeit noch nichts gesagt hatte. "Also wenn ihr wollt könnt ihr solange da bleiben. Ich hab hier genug Platz." bot Fabi an. "Danke, aber..." begann Nell, doch ich unterbrach sie. "Nichts aber. Danke Fabi wir bleiben gern." Er nickte. "Ok, ich muss noch weg, fühlt euch wie zu Hause." Als Fabi weg war, setzte ich mich zu Manu auf die Couch. "Alles klar?" fragte ich ihn. Er nickte bedrückt. "Mario? Ich denke es ist besser wir gehen schlafen." teilte Nell mir mit. Nachdem wir also beschlossen hatten, das Manu und Marco auf der Couch schliefen und Nell im Gästezimmer, wollte ich ins Zimmer meines Bruders, wo auch eine kleine Couch stand. "Mario?" Ich drehte mich noch mal um. Fragend blickte ich Nell an. "Kannst du... Also kannst du vielleicht bei mir schlafen?" Ich lächelte. Dann schob ich sie ins Gästezimmer und schloss die Tür hinter mir. Ich setzte mich auf das Bett und zog Nell an ihrem Handgelenk zu mir. Sie war immernoch total blass.
Nell's Sicht:

Statt mir Gedanken darüber zu machen, dass ich gerade auf Mario's Schoß saß und sich das viel zu normal anfühlte, dachte ich an meinen Vater. Was er gesagt hatte. Ich wäre nicht seine Tochter. Prompt schmerzte meine Wange wieder. "Tut mir Leid, dass du das alles mitbekommen musstest." murmelte ich. Mario strich mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Statt etwas zu erwidern, legte er sich hin und zog mich neben sich. "Hat er dich schonmal geschlagen?" flüsterte er. Ich zögerte. Nie hatte ich jemandem mein Leben nach dem Tod meiner Mutter offenbahrt. Ich zog den Ärmel des Shirts bis über den Ellbogen nach oben. Abgesehen von den blauen Flecken aus Argentinien konnte man eine winzige Narbe am Ellbogen erkennen. Mario sah von der Narbe in meine Augen. Das angenehme Kribbeln, das sein Blick in mir verursachte, schien mir unpassend. Ich erklärte "Kurz bevor ich ausgezogen bin, haben wir gestritten. Er hat mich die Treppe hinuntergestoßen. Der Knochen war leicht gesplittert." Mario riss geschockt die Augen auf. "So wie ich Manu kenne, hätte er sofort die Polizei geholt. Das heißt, er weiß es nicht?" "Sag ihm nichts davon. Bitte!" flehte ich. Er nickte. Die Müdigkeit überkam mich plötzlich, also legte ich meinen Kopf auf Mario's Brust. Er strich mir über die Haare. Bevor ich mich ermahnen konnte, dass ich gerade mit Mario im Bett lag, war ich eingeschlafen. Am nächsten Morgen wachte ich auf, weil die Tür aufging. Mario schlief noch und hatte den Arm von hinten um mich geschlungen. Noch hatte ich die Augen geschlossen. Als sich die Person, die zur Tür hereingekommen war nicht bemerkbar machte, blinzelte ich ins Morgenlicht. Mario's Bruder stand mit verschränkten Armen vor dem Bett. Er grinste und zog dabei eine Augenbraue nach oben. "Nell schlaf nochmal." nuschelte Mario verschlafen und zog an meiner Schulter, weil ich mich aufgerichtet hatte. "Mario mach die Augen auf. Dein Bruder..." sagte ich, worauf er sich ruckartig aufsetzte. "Ich wollte euch nur sagen, dass Frühstück auf dem Tisch steht." grinste Fabian. "Dann kannst du ja jetzt wieder gehen." meinte Mario. "Wieso? Störe ich? Das ist immer noch meine Wohnung." lachte Fabian. "Faaaabi!" mahnte Mario und warf das Kissen nach seinem Bruder. Dieser lachte nur wieder und stolperte dann aus dem Zimmer. Mario sank zurück auf das Bett. "Sorry Nell, der ist immer so." sagte er. Ich musste lachen. "Ihr seid ja auch verwandt." "Hey, was soll das denn heißen?!" fragte er gespielt beleidigt. "Naja,..." begann ich, da packte mich Mario und kitzelte mich. Ich wollte aufspringen doch Mario hielt mich fest, drückte mich züruck und setzte sich dann auf mich drauf. Er hörte nicht auf mich durchzukitzeln. Ich bekam kaum noch Luft vor Lachen. "Mariooo bittee ... auf- ... hören!" brachte ich hervor. Jetzt beugte er sich zu mir herunter. Mal wieder breitete sich auf meinem ganzen Körper Gänsehaut aus, während er mir näher kam. Statt mich aber zu küssen, hauchte er nur ganz kurz mit seinem Mund über meine Lippen. "Das war's schon?" fragte ich mit einer verführerischen Stimme. Geschickt rollte er sich so herum, dass ich jetzt auf ihm saß. Ich strich ihm über die Brust. Als ich mit meinen Fingerspitzen seinen Hals und sein Schlüsselbein entlangfuhr, merkte ich, dass sein Atem immer schneller ging. Ich musste lächeln. Er stieß geräuschvoll den Atem aus "Du machst mich verrückt." Also zog er mich noch dichter an sich heran und küsste mich diesmal richtig. Meine Gefühle explodierten, doch wir wurden jäh unterbrochen. "Oh la laaa!" kicherte Marco. Ich seufzte lange und stand schließlich auf. Grinsend lief ich an Marco vorbei aus dem Zimmer...

Liebe stirbt nicht {Mario Götze u.A.}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt