Kapitel 63

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Nell's Sicht:

"Hey, aufwachen Kleine." hörte ich, als ich am Morgen aufwachte. Das konnte nur Mats sein, nur er nannte mich so. Ich streckte mit geschlossenen Augen den Arm aus, ertastete aber nur das Bettlaken. Mats lachte. "Mario ist schon weg." erklärte er. Schwerfällig öffnete ich die Augen und blickte in die von Mats, der sich grinsend über mich beugte. "Was ist denn?" mumelte ich verschlafen und gähnte. "Auch wenn du total schnuckelig aussiehst, wenn du schläfst", begann er, knuffte mir in die Wange und fuhr fort "muss ich dich leider aufwecken, weil die Anderen dich beim Training erwarten." Ich sah ihn fragend an. "Wir brauchen unseren Glücksbringer. Und Mario hat es nicht übers Herz gebracht dich aufzuwecken." erklärte er. "Na vielen Dank auch, dass du so herzlos bist." entgegnete ich sarkastisch und richtete mich auf, um mich dann zu strecken. Mats lachte nur und zog mich an den Händen aus dem Bett. Ich stöhnte nur genervt auf, doch Mats verstand das falsch. "Tut dir etwas weh?" fragte er besorgt und hielt mich an den Schultern fest. "Nein, alles gut, bin nur müde." nuschelte ich und lächelte ihn verschlafen an. "Das kann man ändern." sagte eine Stimme hinter mir und schon spürte ich eine klatschnasse Hand in meinem Nacken. Ich wirbelte quitschend herum. "Boah, ich bring dich um, Kev!" drohte ich ihm. "Siehst du, jetzt bist du hellwach." grinste der nur. Ich schupste ihn, worauf er nur ein "Ey!" raushaute. Mats schlang von hinten die Arme um mich und zog mich zurück. "Nicht agressiv werden, Kleine!" meinte er. Ich wand mich aus seinem Griff. "Ihr seid so blöd!" schmollte ich. Kevin brach in Lachen aus. "Was ist so witzig?" meckerte ich. "Was besseres als 'Ihr seid so blöd' fällt dir nicht ein?" äffte er mich nach. "Pff, dir fällt auch nix besseres ein, ich will euch ja nicht seelisch verletzten." lachte ich. "Hmm mir würde da schon was einfallen." grinste Kevin. Ich hob die Augenbrauen. "Also gut, du wolltest es nicht anders: Schlam-..." Weiter kam er nicht, weil ich meine Hand auf seinen Mund presste. "Das wagst du nicht!" drohte ich erneut. Da lehnte sich Mats über meine Schulter. "Versautes Luder." raunte er in mein Ohr. Kevin musste sich das Lachen verkneifen. "Das geht zu weit! Verpisst euch ihr gestörten Fickfressen!" rief ich. "Uhhhhhh gut gekontert!" meinte Mats. Es blieb kurz still, dann prusteten wir alle drei los. Wir kriegten uns einfach nicht mehr ein, sodass wir uns alle vor Lachen auf mein Bett warfen, als sich die Tür öffnete. "Was geht denn bei euch ab?" kommentierte Marco diese seltsame Szene. "Kevin hat mich Schlampe und Mats mich versautes Luder genannt!" petzte ich. "Die hat gestörte Fickfressen zu uns gesagt!" warf Kevin ein. "Muss man das verstehen?" fragte Marco. Wir drei schüttelten die Köpfe. Marco warf uns nur einen Wtf-Blick zu und fing sich wieder. "Kommt ihr dann mal? Die Anderen trainieren schon lange!" Ich seufzte, schleppte mich ins Badezimmer um mich umzuziehen und trat dann zu den Jungs, die mich nicht ohne mich zu stützen zum Trainingsplatz gehen ließen. Dort setzten Marco und ich uns an den Rand. Mario kam kurz herüber. "Wie konntest du mich mit diesen Idioten alleine lassen?" warf ich ihm direkt an den Kopf. Verwundert sah er mich an. Marco neben mir gab nur ein "Musst du nicht verstehen." von sich. Mario beließ es dabei und küsste mich. "Das könnt ihr auch noch machen, wenn ihr 5:0gegen Brasilien gewonnen habt." unterbrach Marco uns mal wieder. Mario richtete sich auf und ließ uns mit der folgenden Diskussion allein. "5:0?! Ist das nicht ein Wenig hoch gepokert?" fragte ich Marco. "Nope. Schau doch, wie sie spielen. Seit du wieder da bist, sind alle wieder gut drauf." meinte er. Ich sah auf das Spielfeld und erblickte tatsächlich ausschließlich fröhliche Gesichter. "Und was hat das mit mir zu tun?" wollte ich wissen. "Du gehörst zur Familie. Allein für deine Ausstrahlung muss man dich einfach lieben!" meinte er. Ich wurde rot und zupfte verlegen an den Grashalmen. Marco lachte und legte den Arm um mich. "Ich mein das ernst! Und dafür braucht man sich nicht zu schämen." sagte er. "Danke." sagte ich leise. "Gerne! Also, wollen wir wetten? 5:0!" verkündete er. "Einverstanden. Und um was wetten wir?" erwiderte ich. "Hmm... Sagen wir... eine Nacht mit dir?" grinste er. Ich schupste ihn. "Jaja okay...", gab er nach. "Wenn ich richtig liege, bekomme ich eine Massage von dir. Und wenn nicht, dann bekommst du eine Massage von Marco Reus persönlich." schlug er vor und streckte mir seine Hand entgegen. "Abgemacht!" sagte ich und nahm seine Hand um die Wette zu 'versiegeln'. Von Marco erfuhr ich dann auch, dass Neymar verletzt und Thiago Silva gelbgesperrt war. Die Jungs schien das nicht so besonders zu interessieren und sie trainierten wie immer. Ich dagegen drängte Marco dazu, mir wieder beim Aufbautraining zu helfen, damit ich bis Dienstag zumindest wieder am Spielfeldrand stehen konnte, auch wenn mir Manuel regelrecht verboten hatte, meinen Job sofort wieder aufzunehmen. Als wir also am Montag auf dem Weg nach Belo Horizonte waren, war ich soweit fit. Ich hatte ja schließlich kein halbes Jahr, sondern nur knapp zwei Wochen im Koma gelegen. Am Dienstagmorgen beim Abschlusstraining kam dann Mats zu mir, als ich wieder mit Marco am Spielfeldrand saß, der gemeint hatte, er würde jetzt einfach gerade in Brasilien bleiben, bis die WM vorbei war. "Nell, kann ich dich kurz sprechen?" holte mich Mats also aus den Gedanken. "Ähm ja, klar." erwiderte ich und wartete ab. Mats blieb still. "Allein. Unter vier Augen." fügte er dann mit einem Wink auf Marco hinzu. "Äh okay." gab ich verwirrt zurück und ließ mich von ihm auf die Beine ziehen. Wir liefen ins Hotel und setzten uns dort in der Lobby auf eine Couch. "Also, was gibt's?" wollte ich wissen. Er legte sein Bein auf den Couchtisch. "Fällt dir was auf?" fragte er ernst. Ich sah jetzt genauer hin. "Ein Bisschen geschwollen oder?" Er nickte. "Und hier", dabei drehte er das Bein, "ist es auch gerötet. Hast du ne Ahnung, was das ist?" "Hmm, wird wohl eine Entzündung sein. Hast du da Schmerzen?" fragte ich. "Naja, manchmal aber es geht. Denkst du ich kanm damit spielen?" erwiderte er. Ich überlegte kurz. Dann berührte ich sein Bein, um zu gucken ob die Haut durch die Entzündung erhitzt war. "Ja ich denke schon, aber du solltest das nicht überlasten." verkündete ich also. "Okay danke. Ich wollte das nur unter vier Augen klären, damit die Anderen sich nicht gleich Sorgen machen." meinte er. "Kein Problem." lächelte ich und wollte aufstehen. "Nell?" hielt er mich aber nochmal auf. "Ja?" "Ich weiß nicht, wie du das machst, aber irgendwie motivierst du jeden hier." sagte er. Ich musste lachen. "Was ist so witzig?" wollte er wissen und ließ sich von mir mit einem Lächeln anstecken, was seine Aussage irgendwie noch verstärkte. "Marco hat vor kurzem genau das selbe gesagt." grinste ich. "Siehst du!" meinte er und erhob sich dann wieder. Kopfschüttelnd ging ich mit Mats zurück auf den Trainingsplatz. Dort war gerade Trinkpause. Ich ging direkt zu Mario. "Wo wart ihr?" fragte er. Sein Ton war kühl und sein Blick misstrauisch. "Da drin." erwiderte ich nur. Er verdrehte die Augen. "Und was habt ihr da gemacht?" fragte er. "Ärzte haben Schweigepflicht." gab ich zurück. Mürrisch trank er einen Schluck aus seiner Wasserflasche und wollte dann weglaufen, zu den Anderen. Ich hielt ihn am Arm zurück. "Du bist schon wieder eifersüchtig." stellte ich fest. Mario seufzte. "Nell, mir gefällt das einfach nicht, wie er dich anbaggert." "Er baggert mich nicht an. Und auch wenn das total süß ist, dass du eifersüchtig bist, du hast absolut keinen Grund dazu. Wann verstehst du endlich, dass ich nur dich will? Sonst würde ich dich doch nicht heiraten wollen." beruhigte ich ihn. Seine Züge wurden etwas sanfter. Er legte seine Arme um meine Taille. "Tut mir leid. Das kommt einfach so. Ich liebe dich." meinte er. Ich musste einfach lächeln. "Ich liebe dich auch, Mario." erwiderte ich und näherte mich ihm, um meine Lippen auf seine zu legen. Wie jedes mal vergaß ich alles um mich herum und spürte nur noch Mario, der mich näher an sich zog. "Buh!" machte plötzlich jemand, sodass wir auseinanderfuhren. Manu lachte sich den Arsch ab. "Bruderherz, kannst du mir mal verraten, was das soll?" fragte ich. Er lachte nur weiter und Thomas und Basti stiegen mit ein. Aus Trotz küsste ich Mario nochmal etwas leidenschaftlicher. "Ihhhh!!!" beschwerte Marco sich wie ein Kleinkind. "Ich geb dir gleich Ihh!" rief Mario ihm zu. "Nene mich brauchst du nicht so abzulecken!" gab dieser zurück. "Pff Idiot." sagte Mario kopfschüttelnd. "Waah hört das eigentlich jemals auf mit euch?" jammerte ich. "Nö! Wenn du Mario heiratest, heiratest du auch mich." erklärte Marco. "Ach du scheiße." gab ich von mir, worauf mich Marco empört ansah. "Ich bin viel geiler als er." beschwerte er sich und deutete auf Mario. "Ey bist du dumm? Hast du schonmal mit so ner geilen Frau geschlafen? Bestimmt nicht!" meckerte Mario und zeigte auf mich. "Kann ja noch werden, stimmt's Nell?" konterte Marco und zwinkerte mir zu. Ich räusperte mich. "Ähem... Seid ihr irgendwie noch ganz richtig im Kopf?" sagte ich. "Er nicht!" sagten beide gleichzeitig und deuteten auf den jeweils Anderen. "Oh man, auf was hab ich mich da bloß eingelassen?" wunderte ich mich über mich selbst. Ich beobachtete die beiden, wie sie sich immernoch 'stritten', da kam Manu und legte den Arm um mich. "Und du bist sicher, dass du den heiraten willst?" fragte er und grinste. Ich seufzte. "Jap. Außerdem hast du ja auch Sarah geheiratet." schob ich lachend hinterher. Manu lachte ebenfalls. Später fuhren wir dann zum Stadion. Mario hatte mittlerweile konkret erfahren, dass er nicht in der Startelf war, worüber er nicht gerade erfreut war. Trotzdem freute ich mich total auf das Halbfinale. Ich schlich noch einmal kurz vor dem Spiel bei der Kabine vorbei. "Na?" begrüßte ich die Jungs. "Super, unser Glücksbringer ist auch da, dann kann ja nichts mehr schiefgehen!" freute sich Mats und die Anderen stimmten ihm zu. "Jaja, das will ich sehen." bezweifelte ich und verschwand wieder. Ich setzte mich neben Mario auf die Ersatzbank, worauf er sofort den Arm um meine Schulter legte. Und schon begann das Spiel. Die ersten Minuten waren ausgeglichen, aber trotzdem aufregend. In der 11. Minute kam es zu einer Ecke für Deutschland. Und Bam. Ehe ich mich versah, versenkte Thomas, der von der brasilianischen Abwehr völlig frei stand den Ball im Tor. Kevin, Mario, André und ich fielen uns in die Arme und jubelten. Wenige Minuten später dann kam es fast zum zweiten Tor für Deutschland. Doch die Situation war noch nicht zu Ende. Miro setzte zum Nachschuss an und der Ball war drin. Wir jubelten wieder. Jetzt war die Seleçao schon vollkommen durch. Ich konnte es kaum glauben als Toni (Kroos) gleich zwei Mal traf und so auf 4:0 erhöhte. "Mund zu, es zieht." kommentierte Mario und hob mein Unterkiefer mit dem Finger an. Als ich das nächste mal auf die Anzeigetafel sah, waren 30 Minuten vergangen und - irgendetwas hatte ich verpasst. Es stand 5:0! Sami (Khedira) hatte nochmal triumphiert. Das war unglaublich. Als die erste Halbzeit vorbei war, verließen schon einige brasilianische Fans enttäuscht das Stadion. Als die Spieler in die Katakomben liefen, klatschte jeder mich einmal ab. "Was ist den mit euch los?" lachte ich. Marco hatte sich wohl irgendwie ins Stadion geschmuggelt, denn dieser kam die Treppen hoch. "Pack schon mal das Massageöl aus, Baby!" rief er mir entgegen. "Abwarten." gab ich zurück. Und so begann die zweite Halbzeit. Statt Miro würde gleich André reingehen. "André, bitte schieß noch ein Tor für mich, ich hab mit Marco eine Wette am laufen." flüsterte ich ihm zu, kurz bevor er ging. Er grinste. "Ich gebe mein bestes." meinte er und ging dann. Jetzt kam Miro zurück und nahm mich in den Arm. "Glückwunsch!" sagte ich. Er lächelte und nahm sich dann erstmal eine Wasserflasche. Zwei Chancen hatte die Brasilianer noch, aber mein Bruder machte seinem Stand als Welttorhüter wieder alle Ehre und ließ nicht zu, dass der Ball im Kasten versenkt wurde. Auf der brasilianischen Seite allerdings schon. André schoss tatsächlich für mich, und das gleich im Doppelpack! Bei seinem Torjubel sah ich, wie er mir zuzwinkerte. In der allerletzten Minute schoss Brasilien noch den Ehren-Treffer, wenn man das bei einem 7:1 so nennen konnte. Mario neben mir schrie auf. Erschrocken fuhr ich zu ihm herum. "Auch wenn du dich so freust, könntest du bitte aufhören, mir in den Oberschenkel zu zwicken?" meinte er grinsend, da fiel mir erst auf, dass ich tatsächlich meine Hand auf seinem Oberschenkel hatte und offenbar vor lauter Anspannung zugedrückt hatte. Ich strich den Stoff seiner Hose glatt. "Sorry!" grinste ich. Jetzt war das Spiel um. Die Seleçao brach traurig auf dem Rasen zusammen und fair wie meine Jungs waren, trösteten sie erst mal eine Runde. Marco kam erneut dazu. "Ha, du hast die Wette verloren!" sagte ich sofort. "Och komm, du hast André bestochen, das hab ich genau gesehen!" beschwerte er sich. "Ne ne ne! Ich hab ihm nur Glück gebracht!" lachte ich. Marco seufzte. "Na gut. Wettschulden sind Ehrenschulden." gab er nach. "Nell, jetzt komm!" rief Mario mir zu, der gerade auf den Platz lief. Ich lief zu ihm und dann zu den Anderen. Als sie mich sahen, grölten sie. Bevor ich auch nur versuchen konnte wegzulaufen, nahmen sie mich hoch und feierten mich als ihren Glücksbringer. "Hey jetzt lasst mich mal wieder runter, sonst habt ihr im Finale keinen Glücksbringer mehr." lachte ich. Sofort ließen sie mich los. Und mit sofort meine ich augenblicklich, sodass ich im letzten Moment in Mario's Armen landete. Er lächelte mir glücklich entgegen und küsste mich dann liebevoll. 

In diesem Moment wurde mir bewusst, wie sehr ich ihn liebte. Ich hatte unser Kind verloren und diesen Unfall gehabt. Unsere Vergangenheit stand unter keinem guten Stern und trotzdem war Mario jetzt alles was ich brauchte. Er würde immer für mich da sein...

ENDE

NEIN, JETZT MAL IM ERNST: DAS WAR EIN SCHERZ! ICH SCHREIBE WEITER! UND JEDER DER WEITERLESEN WILL, DENKT SICH DEN LETZTEN ABSCHNITT EINFACH WEG XD ICH HOFFE IHR HASST MICH JETZT NICHT DAFÜR. BIS ZUM NÄCHSTEN MAL UND: FINALE WUHUUUUUUU!!!!!!!

Liebe stirbt nicht {Mario Götze u.A.}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt