Kapitel 67

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Mario's Sicht:

Dieses Gefühl, als wir die Treppen wieder nach unten stiegen - mit dem Pokal - war einfach nicht zu beschreiben. Atemberaubend, unglaublich, egal was, kein Wort konnte das ausdrücken. Während die Anderen mir Nell entführten und feierten, stand ich mitten auf dem Platz und sah mich um. Deutsche, Brasilianer und viele andere jubelten uns zu. Ich sah zu den Großleinwänden, wo gerade das Tor lief. War das wirklich ich? Ich schüttelte ungläubig den Kopf. Immer wieder sah ich mir die Wiederholungen an und konnte es einfach nicht realisieren. André und Miro kamen zu mir. "Hallo?! Erde an Mario?! Freu dich! Du bist der Held der ganzen Nation!" rief Miro freudig. Ich blieb erstarrt. André schlug mir auf den Hinterkopf. "Ey, verstehst du es nicht? Weltmeister, Mario! WELTMEISTER, DANK DIR!" schrie er mich an. "Du hast m-mir ja vorge-gelegt." brachte ich heraus. "Ja, aber du hast es zu Ende gebracht. Weißt du nicht mehr, wie du dich grade gefreut hast? Vor weniger als einer halben Stunde?" meinte er. "Ich... Keine Ahnung, alles vergessen." flüsterte ich vor mich hin. Die beiden lachten. "Du wirst jetzt sowieso mindestens eine Woche nicht mehr vom 'Supermario' wegkommen, dann kannst du dir das noch eine Million Mal angucken." sagte Miro und zog mich in seine Arme. Als auch André sich in die Umarmung drängte, wurde es mir langsam bewusst. Der Lärmpegel schien auf einmal viel höher, die Gefühle noch intensiver. Und als ich über Miro's Schulter schielte, nahm ich erst die Anderen wahr, deren Freundinnen und Frauen auf dem Platz waren und den Pokal präsentiert bekamen. Ich löste mich aus der Umarmung und lief zu den Anderen, die gerade die Bande überquerten. Viele bekamen kaum noch einen Fuß vor den Anderen gesetzt, aber das war es allemal wert. Als die Fotographen mir den Weg freimachten, sah ich meinen Vater und Felix auf der Tribüne. Ich drängte mich durch die Menge. "Ich bin so stolz auf dich, mein Sohn." begrüßte mich mein Vater und umarmte mich fest. Auch Felix umarmte mich. "Mein Bruder ist ein Held!" meinte er. Fabi und meine Mutter waren leider nicht da. "Wo ist Nell?" wollte Felix jetzt wissen. Ich drehte mich um und blickte auf den Platz. "Äh... Keine Ahnung. Ich hab sie irgendwie aus den Augen verloren." gab ich zu. "Ist sie das da hinten bei...? Marco ist auch hier?" bemerkte mein Vater. Ich verabschiedete mich schnell von ihnen und lief dann zu Marco und Nell. Marco zog mich sofort in seine Arme. "Was bist du nur für ein Teufelskerl?!" lobte er lachend und fügte dann hinzu "Danke für das mit dem Trikot. Du bist echt der beste Kumpel, den ich je hatte." Er wuschelte mir durch die Haare, die ich sofort wieder richtete. "Tja, wenn er sich um seine Frisur sorgt, dann ist ja alles in Ordnung." sagte Marco zu Nell. Die sah verwundert zu ihm auf. "Du bist doch genauso schlimm mit deinen Haaren!" meinte sie und wollte ihm die Frisur zerstören, doch er wich aus. "Ey, lass das! Ihr Frauen seid viel schlimmer!" beschwerte Marco sich sogleich. "Stimmt garnicht!" sagte Nell wieder. "Natürlich stimmt das! Oder, Mario?" wollte er meine Bestätigung. Ich zögerte, weil beide mich drohend ansahen. "Ähhh..." begann ich, da spürte ich etwas an meinem Knie. Als ich runter sah, folgten Marco und Nell meinem Blick und sahen somit ebenfalls auf die kleine Tochter von Jerome (Boateng) herab, die sich an meinem Bein festhielt. Nell ging sofort in die Hocke und gab ein "Awww, wer bist du denn?" von sich, da tauchte auch schon die Zwillingsschwester und dahinter Jerome auf, der versuchte sie aufzuhalten. Während Nell die Kleine Soley jetzt hochnahm, schnappte sich Jerome seine andere Tochter Lamia und kam auf uns zu. "Sorry, die zwei sind einfach nicht zu kontrollieren." entschuldigte er sich sofort. "Ach quatsch, ist doch voll süß!" entgegnete Nell und lächelte die Kleine auf ihrem Arm an, die gleich zurücklächelte. "Naja, also ehrlich gesagt wäre es mir gerade recht, wenn ihr kurz auf die Beiden aufpassen könntet." meinte Jerome jetzt. "Klar!" sagte Nell direkt. "Super, danke!" erwiderte er und drückte Marco seine Tochter in die Arme. Diese griff sofort in seine Haare. Marco lächelte gerührt. "Ach, kleine süße Mädchen dürfen das?" beschwerte sich Nell grinsend. "Jop." antwortete Marco trocken. "Nell du bist auch klein und süß." sagte ich jetzt. Sie drehte sich zu mir, während Soley gerade die dünnen Ärmchen um ihren Hals schlang. "Ich bin nicht klein!" meckerte sie. "Und süß meistens auch nicht!" mischte sich Marco ein, worauf er einen Tritt kassierte. "Du bist doch auch nicht groß!" kehrte sie wieder zu unserem Gespräch zurück. "Aber größer als du!" konterte ich. "Ach weißt du was, für mich bist du sowieso der Größte." gab sie nach und lehnte sich zu mir herüber, damit ich sie küssen konnte. Während meine Lippen auf ihren lagen, spürte ich Soley's kleine Hand auf meiner Wange. Ich löste mich von Nell und sah die Kleine lächelnd an. Der Gedanke, dass sie unser Kind ebenso auf dem Arm halten könnte wie jetzt Soley schmerzte. Ich spürte erst, dass mir eine einzelne Träne über die Wange kullerte, als Soley die Hand erneut ausstreckte und sie mir wegwischte. Jetzt musste ich wieder lächeln. Das war einfach zu niedlich. Ich hob sie aus Nell's Armen in meine. Sie lachte und zappelte kurz. "Mario? Nell?" machte sich Marco bemerkbar, dessen Frisur mittlerweile vollkommen hinüber war. Er sah traurig aus. "Es tut mir leid, aber ich muss zur Reha nach Deutschland. Ich wollte noch bis zum Finale bleiben und das ist jetzt vorbei. Ich wünsche euch, dass ihr schön feiert mit allem drum und dran und am Dienstag in Berlin lasst ihr euch feiern. Wegen eurer Hochzeit, keine Sorge, das lasse ich mir nicht entgehen." verkündete er. Nell war jetzt auch den Tränen nahe. "Danke Marco, dass du extra hergekommen bist. Ich vermisse dich jetzt schon wieder." sagte sie und nahm ihn in den Arm, zumindest so gut es ging wegen Lamia. "Für dich hab ich das gerne getan. Und diesmal passt du auf dich auf, kapiert?" stellte Marco klar. Nell biss sich auf die Unterlippe und nickte. Marco strich ihr noch einmal über die Wange und wandte sich an mich. "Danke nochmal für die Aktion mit dem Trikot! Bau keinen Scheiß, Zwerg." sagte er und klopfte mir auf die Schulter. "Ich tu mein bestes, Woody." gab ich zurück. Er nickte mir lächelnd zu und strich Soley auf meinem Arm über den Rücken, bevor er Nell Lamia überreichte. "Tja, wieder ein paar Wochen ohne meine Obervollpfosten." seufzte er, drehte sich um und ging. Nell und ich sahen ihm hinterher, bis er endgültig weg war. "Mario?" sprach Nell auf einmal. Ich drehte den Kopf und musterte sie mit einem fragenden Blick. Ein sanftes Lächeln lag auf ihren Lippen. "Na los, geh feiern!" sagte sie und deutete zu den Anderen, die sich gerade für Fotos mit dem Pokal bereitstellten. Miro's Frau Sylwia kam gerade vorbei und verstand sofort, was zwischen Nell und mir gerade abging. Sie schnappte mir Soley aus den Armen und schupste mich wortlos in Richtung der Anderen. Ich warf Nell noch einen kurzen Blick zu, die sich zu den anderen Spielerfrauen und -freundinnen auf die Ersatzbank gesellte, dann ging ich zur Mannschaft und feierte mit. Es dauerte nicht lange, da war ich wieder in Party-Laune und machte bei den Aktionen der Anderen mit.
Nell's Sicht:

Liebe stirbt nicht {Mario Götze u.A.}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt