Kapitel 139

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Nell's Sicht:

Wie eben schon, erhellte wenige Sekunden später die Großleinwand das Stadion. Nur diesmal stand an Stelle von Marco Mario. Es erinnerte ein Wenig an einen dramatischen Werbespot, wie er dann den Kopf hob und der Scheinwerfer zu seinem Rücken an seiner Silhouette aufblitzte. Auf einmal zoomte die Kamera jedoch so nah heran, dass man nur noch Mario's Nase sah, dann verwackelte das Bild und die Kamera fiel herunter. "Boah Mo!" hörte man Mario rufen. "Ich krieg das wieder hin!" rettete sich Mo schnell. Ich warf dem echten Mo zu meiner Rechten einen Blick zu, der von ihm sofort erwidert wurde. Ein kleines Lächeln huschte über seine Lippen. "Spast." flüsterte Marco hinter mir. Als ich meine Aufmerksamkeit wieder auf die Leinwand lenkte, sah man, wie die Kamera aufgehoben wurde und daraufhin Mo's Gesicht etschien. "Läuft das Teil noch?" fragte er. Ich konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen, weil es einfach zu bekloppt war. Mo hatte wohl inzwischen herausgefunden, dass die Kamera sehr wohl noch lief und stellte sie wieder auf. "Okay, nochmal von vorne das Ganze." seufzte Mario und senkte den Kopf wieder. "Habt ihr das nicht gecuttet?!" fauchte Marco Mo und Leo zu, die aber, wie ich aus dem Augenwinkel sah, nur mit den Schultern zuckten. Ich dagegen konnte meinen Blick nicht von der Leinwand lösen. Mario zog mich selbst als Video-Version so an und aus irgendeinem Grund begann es in mir aufgeregt zu kribbeln. Mario wiederholte die Prozedur also noch einmal und, zugegeben, es sah verdammt sexy aus. "Hey Nell..." setzte er an, schüttelte dann aber energisch den Kopf. "Man, das ist doch Kacke!" regte er sich auf. Er atmete einmal tief durch. "Nell, ich liebe dich." war sein zweiter Versuch und ich zuckte unwillkürlich zusammen. Marco's Hände legten sich daraufhin auf meine Schultern. "Wahrscheinlich würde mir mehr einfallen, wenn Mo hinter der Kamera nicht so herumhampeln würde, deshalb sage ich dir jetzt ganz einfach die Wahrheit. Es war alles geplant. Alles. An dem Tag, als ich mit den Jungs beim Paintball war, hatten wir diese Idee. Ich wollte das alles hier planen, es sollte eine riesen Überraschung werden, aber - oh Wunder - der Plan ist völlig nach hinten losgegangen. Diese Auszeit... du hattest vollkommen Recht. Sie war nicht gerechtfertigt, ich hatte ja auch nie einen Grund. Ich wollte nur ein Wenig Zeit, um das alles umzusetzen. Dass du darauf so reagierst hätte ich ahnen müssen, weil es eigentlich das menschlichste der Welt ist, wie du reagiert hast. In dem Moment, als du zu mir gesagt hast, dass du mich hasst, ist mir klargeworden, was ich da angerichtet habe. Aber es war bereits zu spät. Ich weiß, dass du bei Mo und Leo Zuflucht gesucht hast, genauso wie bei Marco. Ich weiß, dass du von allen verstoßen wurdest und Marcel dich dann mit zu sich genommen hat. Ich weiß das, weil ich für all das verantwortlich bin." Mir stockte der Atem. "Was?" rutschte es mir heraus. Leo und Mo sahen zu mir, Marco legte den Arm über mein Dekoltée. Ich berührte nur seinen Arm, weil ich irgendwie das Gefühl hatte, eingeengt zu sein. Aber um mich zu befreien reichte es nicht. Meine Finger waren taub. "Ist das wahr? Ihr habt mich alle angelogen?!" brach ich heraus. Meine Augen brannten. Das war also der Grund, warum Marcel und Marco davon ausgegangen waren, dass ich sie hassen würde, wenn ich das erfuhr. "Diese Auszeit existierte nie. Ich hab dich immer geliebt. Dass mir Marcel in die Quere kommen würde, konnte ich ebenfalls nicht ahnen. Aber dann kam Marcel auf mich zu. Er hat gespürt, dass du keine wahren Gefühle für ihn hast. Er glaubt, du liebst mich. Und er wollte endlich die Gerechtigkeit für alle. Und die will ich auch. Deshalb sind wir jetzt an dem Punkt angelangt, wo ich meinen Plan vollenden muss." redete Mario auf dem Video unbeirrt weiter, bis die Leinwand schließlich aus ging. Mein ganzer Körper zitterte. Marco hielt mich fest umklammert, den zweiten Arm hatte er mittlerweile um meinen Bauch geschlungen. "Warum? Warum diese scheiß Idee? Was wolltet ihr denn planen, dass man sowas abziehen muss?" heulte ich, als Marco mich umdrehte und gegen meinen Willen an sich drückte. "Shit." fluchte Marco kaum hörbar vor sich hin. "Das sag ich dir." erklang es hinter mir. Ich hörte auf zu weinen, hielt die Luft an. Deshalb hatte es gekribbelt. Weil Mario wirklich hier war. Langsam löste ich mich aus Marco's Armen und wandte mich Mario zu. Ich musste aufpassen, dass ich nicht aus Versehen sabberte. Mario trug ebenfalls einen Anzug, seine Haare lagen perfekt und er hielt eine rote Rose in der Hand. Aus meinen verheulten Augen sah ich ihn an. Schnell überwiegte aber die Wut, die Enttäuschung, die Trauer. Marco ließ mich sofort los, als ich mich rührte. Ich ging auf Mario zu, der jede meiner Bewegungen aufmerksam verfolgte. Ich stand nun direkt vor ihm. Langsam sollte ich echt eine Anti-Aggressions-Therapie machen... Ehe ich mich versah, holte ich aus und meine Handfläche landete mit voller Wucht umd einem unamgenehmen Klatschen auf seiner Wange. Während Marco, Mo und Leo überrascht nach Luft schnappten, hielt Mario den Kopf so zur Seite gedreht, wie es ihn die Ohrfeige dazu veranlasst hatte. Er schloss die Augen. "Wie konntest du nur?! Du hast mich im Stich gelassen, als es mir am schlechtesten ging. Ohne Marcel wäre ich tot! Ich hab durch Schiebler viel verloren, meinen Vater verloren, musste den Tod meiner Mutter ein zweites Mal verarbeiten und durchleben und dann hab ich auch noch dich verloren. Und du hast mir alles genommen. Mein Selbstwertgefühl, meine Würde... du hast mir mein Herz herausgerissen und es mit Füßen getreten!" schrie ich ihm ins Gesicht und verpasste ihm einen ruckartigen Stoß gegen die Brust. "Nell..." wollte sich Marco einmischen, doch Mario winkte ihn kopfschüttelnd zurück. "Sie hat recht." meinte er nur leise. Mario hob den Kopf und sah mir tief in die Augen. Er griff nach meiner Hand, ließ mir keine Chance, dies zu verhindern und zog meine Hand zu seiner Brust. Ich spürte sein Herz unter meiner Hand pulsieren. Ich fühlte das pure Leben. Und die Pure Liebe. "Hier schlägt auch dein Herz. Ich habe es in all der Zeit gut bewahrt. Alles was ich bin, bist du. Meine Seele, mein Herz und mein Körper gehört dir. Ich bin dir komplett verfallen." flüsterte er und hob meine Hand zu seinem Mund. Er drückte seine Lippen behutsam auf meinen Handrücken. Ich hatte wirklich das Gefühl, ich wäre nicht mehr lebendig und mein Herz schlüge in seiner Brust. Neben seinem eigenen. "Du hast alles kaputt gemacht. Schon wieder." wimmerte ich und zog meine Hand zurück. "Ich weiß. Und trotzdem bist du jedes Mal zurückgekehrt." sprach er. Ich erwiderte seinen Blick, wollte diesmal, dass er erkannte, was er mir angetan hatte. Und ich war mir sicher, das würde er. "Nenn mir einen Grund, warum ich das wieder tun sollte." "Du würdest zwei Menschen umbringen." sagte er und ich wusste sofort, was er meinte. "Drei." warf Marco auf einmal ein. Ich wandte mich ihm zu. "Ich werde mich nicht mit euch beiden einzeln abmühen. Beide zusammen... oder gar keiner." In meinem Hirn begann es zu rattern. Es hatte sich angefühlt wie eine große Familie, als ich Marco umarmt hatte, gemeinsam mit Mo und Leo. Aber es fehlte eine Person. "Was willst du mir versprechen? Dass du keine Fehler mehr begehst? Mich nicht mehr verletzt? Nicht wieder und wieder um eine Chance betteln musst?" sagte ich leise zu Mario. "Ich... ich möchte, dass du das tust, was dir hilft. Schlag mich nochmal. Ruf die Polizei. Ich wollte dich nie verletzen und du sollst mich lieber vergessen, als dass ich dein Leben für immer negativ präge." sagte er. Es war wie ein Schlag ins Gesicht. "Vergessen?" wiederholte ich seine Worte. "Mario, das war nicht der Sinn der Sache! Was redest du da?" mischte Marco sich panisch ein. "Ich sage das, was ich für richtig halte." Während die beiden da so redeten, geisterte mir immernoch Mario's Äußerung dirch den Kopf. Ich hatte ihn doch schon einmal vergessen, wirklich vergessen, aber noch einmal? Konnte ich das? Wollte ich das? "Könnt ihr uns bitte allein lassen?" unterbrach ich das Gespräch und wandte mich an Mo, Marco und Leo. Marco machte ungläubig eine wegwerfende Handbewegung und presste die Lippen aufeinander. "Marco. Verschwinde." sagte ich grob. Widerwillig ließ er sich von Leo und Mo davon bugsieren. Ich wandte mich an Mario. "Ich würde dich so gerne hassen Mario. Ich will sagen können, du bist mir egal und ich will dich vergessen. Aber es geht nicht. Ich möchte deine Worte hören... deine. Nicht die, die du dir zurechtgelegt hast. Also sag es mir." forderte ich. "Mir fehlen die Worte. Ich kann nur... ich..." stammelte er und überfiel mich dann auf einmal mit einem Kuss. Seine Finger griffen in mein Haar, streichelten meinen Hals und hinterließen überall Feuer. Seine Lippen bewegten sich fordernd auf meinen. Ich spürte seine Sehnsucht und mein Verstand schaltete sich ab. Schwer atmend trennte er sich von mir. Seine Lippen berührten meine noch immer. "Ich kann dir nicht mehr sagen, als das. Es gibt nur eine Sache, die meine Liebe zu dir auslöschen könnte." wisperte er. Völlig durch den Wind starrte ich ihn an. Seine Hände berührten mich noch, es fühlte sich an, als wäre er ein Magnet und ich aus Metall. Andererseits war ich geschockt, weil es anscheinend doch etwas gab, was ihn dazu veranlasste, an ewiger Liebe zu zweifeln. "Der Tod." fuhr er fort. Ich brach schlagartig in Tränen aus. Mein Körper erfror. Gleichzeitig entfachten seine Worte ein Feuer in meiner Brust. "Warum tut es so weh, dir in die Augen zu sehen, obwohl ich dir nicht verzeihen will? Mir zerreißt es das Herz, wie du mich küsst. Warum tut Liebe so weh?" wimmerte ich und die Tränen flossen in Strömen. Meine Beine gaben langsam nach, deshalb lag ich kurz darauf in Mario's Armen, die Hände an sein Jackett geklammert. Er schien selbst ziemlich geflasht. Klar, ich hatte ihm gerade imdirekt meine Liebe gestanden. Langsam rutschten auch meine Hände ab. Doch als meine Finger etwas in seiner Tasche ertasteten, hielt ich Inne. Ich fühlte etwas würfelförmiges. "Was ist das?" fragte ich mit brüchiger Stimme. Mario wich zurück und legte seine Hand auf die Tasche.

Mario's Sicht:

Scheiße. Die Schachtel mit dem Ring. Gerade, als sie in meinen Armen gelegen hatte, wollte ich mich dazu entschließen, sie nicht zu fragen. Sie würde nie Ja sagen. Ihr stand das Leid und der Schmerz ins Gesicht geschrieben. "Äh..." setzte ich unsicher an. Sie biss sich auf die Lippe. "Lüg mich nicht schon wieder an." bat sie verbittert und traurig. Eine weitere Träne rollte über ihre Wange. "Sag es mir, oder ich gehe." schob sie hinterher. Ich atmete tief durch. "Okay, aber hör mir bitte zu, bevor du etwas sagst." entschloss ich mich schließlich. Mehr außer ein Nein konnte sie mir ja nicht geben. Ich war gerade etwas froh, dass Nell die drei fortgeschickt hatte, denn die Worte, die ich wählte, waren allein für sie bestimmt. "Die Liebe ist langmütig, die Liebe ist gütig. Sie erträgt alles, glaubt alles, hofft alles, hält allem stand. Die Liebe hört niemals auf. Das hat der Apostel Paulus in der Bibel geschrieben. Klingt kitschig? Ich weiß. Aber jeder weiß, wie wichtig mir mein Glaube ist und ich war so dumm und habe gegen all das verstoßen, was in der Bibel steht. Ich hab dich belogen, hintergangen und dann noch blöd angemacht, weil ich dachte, du wartest auf mich. Für immer. Weil die Liebe ja so langmütig ist. Aber du hast mir gezeigt, dass so ein extrem fehlerhafter Mensch wie ich, es nicht wert ist, dass man darauf wartet. Das Problem ist nur, dass du meine Fehler ausbesserst. Du bist der Grund, wenn ich nicht schlafen kann, weil ich hypnotisiert bin. Du bist wie immer, aber deine Anwesenheit fügt mir von Tag zu Tag ein Bisschen mehr Schmerz zu. Und nach diesem Schmerz bin ich süchtig. Nach dir bin ich süchtig. Ich habe Entzugserscheinungen, wenn du nicht bei mir bist. Über die Medien musste ich erfahren, wie du dich mit Marcel abgibst. Aber das ist mir zum ersten Mal egal. Nur du zählst für mich. Ich hab ja nur ein Leben. Und das... das bist du. Du bist meine Prinzessin, mein Schutzengel, mein Lebenselixier. Ich rede nur von mir, ich bin so egoistisch... Aber diese eine Frage muss ich dir stellen, weil ich es will. Und weil ich für deine Entscheidung verantwortlich bin. Nell, die Schachtel..." Ich unterbrach mich selbst, griff in die Tasche meines Jacketts und holte mit extrem zitternden Fingern die samtige Schatulle heraus. Langsam sah ich zu ihr auf. Sie starrte mich mit offenem Mund an, als wäre ich ein Auto und würde sie jeden Moment überrollen. Ich griff nach ihrer zierlichen Hand. Ihre Finger waren wie eingefroren. Da ich sie wortwörtlich um ihre Antwort anflehen musste, blieb ich bei der alten Schule und ging vor ihr auf die Knie. Ich ließ die Schachtel aufspringen. Scheinbar unbewusst suchte sie mit ihren Fingern die Kette, die um ihren Hals lag. "Nell, ich hätte nie gedacht, dass ich mir mal so unsicher sein würde, wenn ich meiner großen Liebe einen Antrag mache. Ich liebe dich. Ich weiß nur mittlerweile nicht mehr, ob du das selbe fühlst... Trotz allem... Nell, willst du mich heiraten?"

NA? Ihr habt mich ja ganz schön penetrant dazu 'aufgefordert' zu updaten. Nein Spaß, ich liebe euch ja alle. Genau deswegen geb ich euch den miesesten Cut of se wörld gratis oben drauf :D

Liebe stirbt nicht {Mario Götze u.A.}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt