Kapitel 51

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Nell's Sicht:

Während ich mit Marco in Richtung deutsche Kabine lief, starrte ich ununterbrochen auf den Ring. Ich konnte nicht glauben, dass das gerade echt passiert war. Plötzlich packte Marco meine Schultern und zog mich zur Seite. Ein paar Leute kamen entgegen. "Nell, konzentrier dich!" lachte er. "Wie denn?! Mario hat mir vor der ganzen Welt einen Antrag gemacht!" rechtfertigte ich mich. Er drückte mich kurz an sich. "Das war echt schön." murmelte er gedankenverloren. Und schon standen wir vor der Kabine. Marco trat einfach ein. Ich hinterher. Trotz des Remis schienen die Jungs total glücklich und ausgelassen. "Wo habt ihr denn deinen Zukünftigen gelassen?" wollte Basti direkt wissen. "Interview." antworteten Marco und ich gleichzeitig. "Wo ist Thomas?" fügte ich hinzu. "Ich bin hier!" rief er und hob seine Hand. Er saß auf der kleinen Couch und hielt sich immernoch ein Tuch vor die Wunde. Ich ging zu ihm und sagte ihm, er solle sich hinlegen. Dann drückte mir jemand eine Arzttasche in die Hand. Ich zog Gummihandschuhe an und beauftragte Miro als Handlanger, weil Nadel und Faden ja steril sein mussten. Dann nähte ich den kleinen Schnitt mit ein paar Stichen. Thomas griff theatralisch nach Miro's freier Hand. Dieser schrie auf. "Waah, zerquetsch mich nicht!" "Ich bin ja schon fertig!" beruhigte ich beide. Erleichtert atmeten sie auf. "Pass auf, dass da nichts hinkommt!" riet ich Thomas noch. Ich warf die Nadel weg. Als ich mich umdrehte stand ich direkt vor Mario, der sich sein Trikot über die Schulter geworfen hatte. Mein Herz überschlug sich und ich musste einfach lächeln. Ich schlang die Arme um seinen Nacken und er schlang seine um meine Taille und dann küssten wir uns. Die Jungs grölten und applaudierten, was mich in den Kuss hinein zum Grinsen brachte. Mario schlang die Arme noch fester um mich. "Ich liebe dich!" sagte ich, nachdem ich mich von ihm gelöst hatte. "Ich liebe dich auch!" erwiderte er und sah mir tief in die Augen. Gerade wollte er seine Lippen noch einmal mit meinen verschmelzen lassen, da wurden wir durch ein Räuspern unterbrochen. "Ich störe ja nur ungern, aber wenn du nicht zurück ins Camp laufen willst, dann gehst du jetzt lieber duschen, Mario." meinte Manu. "Du kannst es einfach nicht lassen, oder?" lachte ich und gab Mario einen kleinen Schups in die Duschen. Er seufzte genervt. Ich ging dann nach draußen. Miro und André waren schon umgezogen und begleiteten mich. Wir gingen den langen Flur entlang und fanden schließlich den Weg zum Ausgang, wo schon Polizisten und Securities standen, denn der Bus konnte nicht direkt am Stadion parken. Streng bewacht gelangten wir dann also zum Bus. André stieg zuerst ein und ich folgte ihm. Als ich die Stufen fast oben war fuhr mir ein starker Schmerz in den Bauch. Ich schrie kurz auf, krümmte mich und presste eine Hand auf den Bauch, während ich mich mit der Anderen an Miro's Arm festkrallte. André kam den Mittelgang wieder zurück. "Was ist los?" fragte er besorgt. Noch einmal gab ich einen unterdrückten Schrei von mir, weil es sich erneut so anfühlte, als würde mir jemand eine Kugel in den Bauch schießen. Miro schlang seinen Arm um mich und hob mit der anderen Hand mein Gesicht an. "Nell, was ist?" fragte er fast schon panisch. Ich richtete mich vorsichtig auf, hielt mir aber immernoch den Bauch. "Nichts, alles in Ordnung." brachte ich leise hervor. "Red keinen Mist! Du hast Schmerzen!" entgegnete Miro. "Nein, es ... es geht schon wieder." sagte ich um eine feste Stimme bemüht und bewegte mich vorsichtig die letzte Stufe nach oben. Ich atmete schwer und zittrig ein. "Ich hol Hilfe." verkündete André und schob sich an mir vorbei. "Nein warte!" rief ich, schrie dann aber direkt wieder auf. Miro nahm mich ohne Vorwarnung auf die Arme und trug mich zum nächstbesten Sitz, dessen Lehne er dann umklappte. Ich schloss die Augen und versuchte mich einfach zu entspannen. Miro rutschte auf den Sitz hinter mir und strich mir die Haare von der Stirn. Dann legte er mir seine Handfläche auf die Stirn. "Du hast Fieber!" stellte er erschrocken fest. Im nächsten Moment kehrte André mit Manu im Schlepptau zurück. Dieser stürzte auf mich zu. "Was ist denn passiert?" fragte er besorgt. "Es geht mir gut." log ich mit schwacher Stimme. "Sie hat Fieber." verriet Miro direkt. Manu fühlte jetzt auch meine Stirn. "Wie kann das sein...?" murmelte er dann. Immer mehr Gesichter tauchten vor meinen Augen auf. Doch ich ignorierte sie einfach. Mein Bauch schmerzte immer noch leicht, mit der Zeit wurde es aber trotzdem unerträglich. Ich schluchzte leise vor mich hin. "Könnt ihr jetzt nicht einfach mal die Klappe halten?! Seht ihr nicht, dass sie Schmerzen hat?!" sagte Miro laut, worauf die Jungs verstummten. Sie wurden jetzt zur Seite gedrängt, weil Mario und sogar Marco den Bus betraten. Sie ließen sie zu mir durch. "Warum holt denn niemand Hilfe?!" rief Mario sogleich. Ich griff orientierungslos nach seiner Hand. Er verstand es und drückte sie fest. "Bitte nicht, ich muss nur ein bisschen schlafen, der ganze Stress und die Aufregung heute... Das war einfach zu viel." murmelte ich. Mario sah zweifelnd zwischen mir und den Anderen hin und her. "Na gut, dann schlaf. Aber wenn noch irgendetwas ist..." meinte er schließlich. Ich nickte langsam. Mario wollte sich zu mir herunterbeugen, um mir einen Kuss aufzudrücken, aber Marco riss ihn an der Schulter zurück. "Nicht dass es was Ansteckendes ist..." erklärte er. Bevor ich mir das Folgende Gespräch anhören konnte, schlief ich tatsächlich ein. Durch vereinzelte Schreie erwachte ich. Als ich mich umsah, war überall Blut. Erst jetzt bemerkte ich, dass der Bus auf der Seite lag. Ich schnallte mich ab und kletterte über die Sitze. Durch ein zersprungenes Busfenster gelangte ich ins Freie. Die Anderen standen im Kreis auf der Wiese und starrten auf etwas hinab, was ich nicht sehen konnte. Als sie mich bemerkten, traten sie zur Seite. Mario lag blutüberströmt auf dem Boden. Ich rannte auf ihn zu und ließ mich neben ihm auf die Knie fallen. Jemand berührte mich an der Schulter. "Nell lass es, er ist tot." sagte er. Ich wollte es nicht wahrhaben und vergrub weinend den Kopf an Mario's Brust. "Mario..." murmelte ich immer wieder schluchzend. "Nell? Nell, ich bin hier."
Mario's Sicht:

Liebe stirbt nicht {Mario Götze u.A.}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt