Kapitel 15:

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Nell's Sicht:

"Ihr seid was?!" kreischte ich meinen Bruder an. Er hatte sich tatsächlich mit seiner Freundin Sarah verlobt und mir nichts davon erzählt. "Hör zu, du hattest so viel Stress wegen ... äh wegen damals, wegen Mario. Ich dachte ich bring es dir in Ruhe bei." "Maaann Manu denkst du ich wäre eifersüchtig auf dein Liebesglück? Wann wollt ihr heiraten?" Ich fiel ihm vor Freude um den Hals als er mir berichtete, dass sie nach unserem Aufenthalt in Argentinien Hochzeitsplanungen machen wollen. In diesem Moment klingelte sein Handy und er ging ran. Um ihn nicht weiter zu stören wollte ich unauffällig aus seinem Zimmer verschwinden, doch er unterbrach sein Telefongespräch um mich noch aufzuhalten. "Nell?" "Ja?" "Willst du meine Trauzeugin werden?" Ich strahlte ihm entgegen. "Klar, Bruderherz." Mit einem breiten Lächeln trat ich auf den Flur. "Na du scheinst dich ja zu freuen, dass du mich los bist." Ich drehte mich um und da stand Mario. Sein Blick zeigte eine Mischung aus Verbitterung und Trauer. Ich hatte keine Ahnung, was ich zu ihm sagen hätte sollen. Also brachte ich nur ein "Das ist nicht wahr." heraus. "Lass mich raten du willst mir jetzt wochenlang aus dem Weg gehen und dann so tun als wären wir gut befreundet?" "Lass das." zischte ich. "Was soll ich lassen? In dich verliebt zu sein?" Mein Herz machte einen kurzen Sprung. Dann machte ich auf dem Absatz kehrt und lief davon. Er kam mir nicht hinterher. Meine Freude über die Verlobung war verflogen. In meinem Zimmer angekommen traf ich natürlich auf Marco, der ausgestreckt auf dem Bett lag und auf den Fernseher starrte. "Solltest du nicht trainieren?" meinte ich. Verwirrt sah er mich an. "Was ist denn mit dir los? Du siehst aus als hättest du einen Geist gesehen." Ich murrte nur vor mich hin und ging weiter ins Bad. Ich stieg in die Dusche und drehte das Wasser eiskalt auf. Gerade rechtzeitig hatte ich mir ein Handtuch genommen bevor Marco mit einem bescheuerten Grinsen ins Bad kam. "Spinnst du?! Raus, sofort!" fuhr ich ihn an. Sein Grinsen verschwand augenblicklich. "Was hast du denn? Komm wir reden jetzt." er drückte mir einen Bademantel in die Hand und nach wenigen Minuten saßen wir auf dem Bett. "Also, was ist passiert?" fragte er. Zuerst zögerte ich, aber dann sprudelte alles aus mir heraus. Zum Schluss saß ich mit einer Packung Taschentüchern und verheulten Augen neben Marco, der seinen Arm um mich gelegt hatte und mich tröstete. "Ich rede mit Mario." meinte er dann und wollte aufstehen. "Und was soll das bringen?" Statt einer Antwort lächelte er mir aufmunternd zu und ging dann. Es war zwar erst 18:00Uhr, aber ich war erschöpft und wollte für mein erstes, offizielles Spiel als Mannschaftsärztin fit sein und ging schon schlafen.
Mario's Sicht:

Ich schaffte es aber auch immer wieder, es mir selbst zu versauen. Was sollte dieser bescheuerte Kommentar als ich mit Nell geredet hatte? Das drückte mir Marco noch mal so richtig rein, seit er aufgetaucht war. Er tigerte in meinem Zimmer auf und ab. "Mario, sie ist nicht wie jede andere Frau! Benimm dich! Ihr macht das genauso zu schaffen wie dir! Merkst du nicht wie sie dich ansieht? Denkst du sie verarscht dich bloß wenn sie dich umarmt wie gestern? SIE LIEBT DICH! Und du hast nichts besseres zu tun als sie zu verletzen. So bist du doch sonst nicht! Nell macht aus dir einen anderen Menschen!" Er redete in einem Schwall, aber er hatte nun einmal recht. Wenn ich meine Entäuschung an ihr rausließ, war meine Chance noch viel geringer. Nachdem Marco seine 'Standpauke' endlich beendet hatte, ging ich schlafen. Am nächsten Morgen riss mich mein Wecker unsanft aus dem Schlaf. 6Uhr, letztes Training vor dem Spiel heute. Ich machte mich soweut fertig und stand dann schließlich pünktlich auf dem Platz. Wie ich erwartet hatte, ignorierte Nell mich weitgehend. Nur ich konnte sie nunmal nicht ignorieren und beobachtete sie ständig aus dem Augenwinkel. Wie sollte es auch anders kommen? Ich bekam einen Ball auf die Nase. Ich fluchte vor mich hin, während die anderen nur schmunzelten. Mir tropfte schon das Blut auf das Trikot. "Wie wäre es wenn du dich einfach zur Abwechslung mal aufs Fußballspielen konzentrierst?" lachte Marco und rief schließlich Nell herbei. Ich sah ihren Mundwinkel kurz nach oben zucken, als Marco ihr berichtete, was los war. Sie schien entspannt, aber als sie auf mich zukam und ihre Hand zu meinem Kinn hob, verriet sie an ihrem Zittern, dass das definitiv nicht der Fall war. Sie drehte meinen Kopf einmal nach links und nach rechts und musterte dabei kritisch meine Nase. "Ist nichts gebrochen." meinte sie dann. Ich suchte ihren Blick mit meinen Augen und als sie mich endlich direkt ansah ließ sie ihre Hand etwas zu lange an meiner Wange ruhen, bis Marco sich räusperte, der immer noch daneben stand. Abprupt nahm sie ihre Hand von meinem Gesicht, drückte mir ein Taschentuch in die Hand und ging weg. Die Zeit bis zum Spiel verging schnell. Wir waren im Stadion und zogen uns gerade in der Umkleide um. Plötzlich klopfte es an der Tür und Nell spickelte herein. "Ich wollte euch nur viel Glück wünschen" sagte sie und lächelte in die Runde. "Ich denke das brauchst du eher!" meinte Marco und zog vielsagend die Augenbrauen hoch. Sie verdrehte die Augen. "Ich bekomm das schon hin! Hauptsache ihr sterbt mir auf dem Platz nicht." Sie zwinkerte uns zu und verschwand wieder. Bald schon mussten wir auf den Platz und der Schiri pfiff an...

Liebe stirbt nicht {Mario Götze u.A.}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt