Kapitel 166 (Ende)

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Nell's Sicht:
"...dieser Schrank hingegen hat Schiebetüren, die auch ausgehängt werden können, falls sie ihn einfach als Regal benutzen möchten." "Und welche Firma produziert die Stabileren?" Wir befanden uns in einem Möbelhaus, um uns etwas für die Einrichtung unseres Hauses umzusehen. Eigentlich hatten wir uns ja darauf geeinigt, dass Mario die Kosten des Hausbaus übernahm und ich die der Einrichtung. Aber abgesehen davon, dass Mario sowieso seine Finger im Spiel haben wollte und heute nun doch dabei war, fühlte ich mich sehr unwohl in meiner Haut. Seit Tagen zog sich meine Schlafphase auf 12 Stunden, inklusive Mittagsschlaf, sobald ich mich nur eine Sekunde auf die Couch legte. Aufgeweckt wurde ich nur durch die plötzlichen Übelkeitsanfälle und kaum sprang ich auf, wurde mir schwindlig. Am Tag zuvor war ich sogar zusammengeklappt, konnte aber schließlich selbst wieder aufstehen, bevor Mario vom Bayern-Training zurückkehrte. Aber das schlimmste war, dass meine Tage ausblieben. Ich wusste, wie es damals war, bevor ich mein Kind bei dem Unfall verloren hatte. Ich wusste, wie es bei Sarah war. Und ich wusste es verdammt nochmal, weil ich nunmal Ärztin war. Alles deutete darauf hin, dass einer meiner schlimmsten Albträume Realität wurden, aber ich verdrängte es. Ich dachte oft an meine lange Entschuldigungsrede bei der Trauung zurück. Ich hatte Mario alles verziehen und es auch so gemeint. Aber es blieb diese Angst. Ich träumte. Wie er wieder ausrastete. Wie er mir Dinge an den Kopf warf, mich verbal angriff. Und jeder Traum endete damit, wie er mir eine Ohrfeige verpasste. Die Angst, von geliebten Menschen geschlagen zu werden, kam nur von meinem Vater, das war mir klar. Trotzdem wollte ich nicht, dass das passierte, was ich-... "Hey Leute, sorry dass ich jetzt erst komme, es gab mal wieder Stau." entschuldigte sich Marco, der nun zu uns stieß und unterbrach damit meine Gedanken. Mario begrüßte ihn nur kurz und konzentrierte sich dann wieder auf den Verkäufer und lief mit ihm weiter, ich dagegen wartete, bis Marco da war. Er war wieder in Dortmund, ich hatte ihn seit Tagen nicht gesehen. "Hey, na?" begrüßte ich ihn, wobei meine Stimme erschreckend erschöpft und hohl klang. Er legte seine Hand auf meinen Rücken und streichelte einmal darüber. Er warf einen kurzen Blick zu Mario weiter vorne, dann sah er mich wieder an. "Alles okay? Du bist so blass." stellte er mit gesenkter Stimme fest. "Ach, mir geht es nicht so gut, seit ein paar Tagen. Du weißt, wie stressempfindlich ich bin." winkte ich ab. Ich sah in seinen Augen, dass er mir das als mein bester Freund selbstverständlich nicht abnahm. "Das wird schon." meinte er und warf einen weiteren Blick zu Mario. Es war nicht wie das normale 'Ist bestimmt was harmloses.' Es klang eher nach dem... 'Du bist schwanger und keiner darf es wissen.' "Ist schon okay, es wird sich sicher erklären lassen." gab ich zurück. Leichte Verwirrung erschien in Marco's Miene, aber ich sagte nichts weiter. Keine zwei Sekunden später, schien mein Magen Achterbahn zu fahren und ich hielt meine Hand vor den Bauch. "Oh Gott, ist mir schlecht." gab ich von mir. Marco atmete tief durch. "Da vorne ist eine Toilette. Nimm dir nacher ein Taxi und fahr nach Hause, ich erklär Mario, dass es dir nicht gut geht und komm nach, wenn er beim Training ist." befahl er mir leise. Ich hatte nicht lange Zeit zum Antworten. Stattdessen lief ich zügig zu dem Schild, das die Toiletten auswies. Kaum dort angekommen, hing ich über der Schüssel. Ich spulte den Schluckvorgang meines Frühstücks einmal rückwärts ab, bis mein Magen gefühlt komplett geleert war. Etwas benommen schlürfte ich zum Waschbecken. Als ich den Kopf hob, musterte ich einen Moment mein blasses Gesicht. Mir gefiel das alles überhaupt nicht. Ich zog mein Handy heraus und begab mich zum Ausgang, während ich eine Nummer eintippte. Kaum tutete es, lief ich zum Straßenrand, um ein Taxi zu ergattern. "Hey Nell, was gibt's?" erklang Sarah's Stimme am anderen Ende der Leitung, da hielt auch schon ein Taxi. Ich stieg ein und gab den Fahrer ein Zeichen, dass ich kurz telefonieren musste. "Sarah, als du mit Marah schwanger warst und jetzt mit den Zwillingen, da hattest du doch das volle Programm an Sympthomen, oder?" fragte ich sie. Sarah zögerte lange. "Ja. Wieso?" fragte sie dann langsam. "Ich sitze im Taxi und fahre jetzt nach Hause. Mario ist nicht da, das heißt ich werde live mit dir am Telefon einen Test machen. Sarah...ich glaube, ich bin schwanger."

Liebe stirbt nicht {Mario Götze u.A.}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt