Kapitel 30

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Mario's Sicht:
Im Trainingslager Südtirol

Wir bekamen eine 30-Minütige Führung durch das gesamte Trainingslager. Nach der Zimmereinteilung erfuhren wir auch schon vom Einstiegstraining heute Abend. Marco und ich beschäftigten uns damit, die Anderen aufs Korn zu nehmen. Im Quartier gab es einen 'Eisraum'. Wozu der gedacht war, wussten wir nicht. Darin befand sich Schnee und die Wände waren mit Eis eingekleidet. Marco kam sogleich auf die Idee, André (Schürrle) dort einzusperren. Nachdem wir die Tür hinter ihm zugeknallt hatten, gaben wir uns einen High-Five und lachten. Irgendjemand musste André wohl aus dem Eisraum befreit haben, denn er tauchte mit blassem Gesicht beim Training auf. Als er uns auf dem Gang zu den Umkleiden antraf, meckerte er, aber eher aus Spaß. In der Umkleide zogen wir uns logischerweise um. Ich stand oberkörperfrei mit dem Rücken zu den Anderen. Doch jetzt drehte ich mich um, weil ich sämtliche Blicke auf mir spürte. Mesut grinste mich an. "Hat's Spaß gemacht mit dem Kätzchen?" meinte er und zog eine Augenbraue nach oben. Verwirrt sah ich ihn an. Mats war jetzt auch auf das Gespräch aufmerksam geworden. "War wohl ein bisschen zu wild, was?" grinste er. "Könnt ihr mir mal bitte verraten, auf was ihr hinauswollt?" fragte ich langsam genervt. "Heeey Leute der Mario hat es mit einer ganz wilden getrieben!" posaunte Mats jetzt durch die Umkleide. Die Anderen lachten. "Dein Rücken ist total zerkratzt. Und das da an deinem Hals ist wohl ein Knutschfleck." klärte Mesut mich auf. "Also, wer war die Glückliche?" Ich sah zu Manu hinüber, der mich grimmig musterte. Das blieb allerdings nicht unbemerkt. "Alter, du hattest Sex mit Nell?!" rief Thomas. Ich kratzte mich am Hinterkopf. "Toll jetzt weiß wohl ganz Südtirol, dass ich was mit ihr habe." entgegnete ich. "Hätte ich nicht gedacht, dass du die rumkriegst." sagte Basti anerkennend. "Könntet ihr bitte aufhören, über meine Schwester zu sprechen, als wäre sie ein Objekt?" zischte Manu jetzt. "Sei doch froh, dass sie mit Mario im Bett war und nicht mit Marco." lachte Thomas. "Hey, was soll das denn jetzt heißen?!" beschwerte sich Marco und warf mit einem Schuh nach Thomas. Dieser duckte sich und lachte. "Jetzt beruhigt euch mal wieder!" sagte ich, weil Manu kurz davor war auszurasten. "Wenn du willst, dass eure gemeinsamen Nächte im Verborgenen bleiben, solltet ihr es nächstes Mal vielleicht ein Wenig ruhiger angehen." meinte Mats. "Haha sehr witzig." entgegnete ich sarkastisch und zog mir endlich mein Trikot über. Das ganze Training lang zogen mich die Anderen noch damit auf und ich wurde sogar gefragt, ob Nell den gut im Bett wäre. Ich zeigte nur den Vogel und konzentrierte mich auf das Training. Seit langem war ich mal wieder richtig gut drauf, was sich auch auf meine Qualitäten auswirkte.
Nell's Sicht:
Nach 3 Tagen

Ich starrte ständig auf die Uhr und wartete darauf, dass die Tage vergingen. Nur Sarah lenkte mich ab, die jeden Tag vorbeikam und mich zwang, etwas mit ihr zu unternehmen. Wir saßen gerade im Park auf der Wiese. Das war unsere Pause, denn wir waren eine Runde gejoggt. "Wie hältst du das eigentlich immer aus?" fragte ich sie, "Ständig ohne Manu." Sie zuckte mit den Schultern. "Ich und Sophie haben dir ja damals im Café gesagt, dass das zwischen dir und Mario was ganz Besonderes ist. Ich liebe Manu, aber das zwischen euch... Man kann fast das Feuerwerk sehen und spüren, wenn ihr euch anseht." meinte sie. Ich lächelte. "Hat er sich mal gemeldet?" fragte Sarah jetzt. Ich schüttelte den Kopf. "Wenn er Fußball spielt, dann spielt er und hat keinen einzigen Gedanken an etwas oder jemand anderes." sagte ich, war aber schon traurig, dass er nicht mal eine Nachricht geschrieben hatte. Sarah durchschaute mich. "Guck nicht so! Manu hat sich auch nicht gemeldet. Bald ist die WM, da haben die eben viel zu... Ahhhhh!!!" kreischte sie plötzlich und sprang auf. Sie hüpfte auf und ab und schüttelte ihre Arme. "Was ist denn jetzt los?!" wollte ich wissen und erhob mich ebenfalls. "Ameisenhaufen!" jammerte sie und verzog angeekelt das Gesicht. Ich lachte sie aus. "Schön, dass ich dich wieder aufgemuntert habe, aber das ist. Nicht. Witzig." meckerte sie, musste dann aber selbst lachen. In diesem Moment klingelte mein Handy. Ich hoffte natürlich auf Mario, aber es war Marco. "Hey, Marco!" begrüßte ich ihn. "Hey, na, vermisst du uns schon?" "Ja allerdings." "Ist das Nell? Sag ihr, sie soll Mario nicht so übel zurichten." hörte ich Basti lachend aus dem Hintergrund. "Äh Marco, was genau meint er damit?" "Hmm naja... Sagen wir mal so, du hast in dieser Nacht Spuren auf Mario's Körper hinterlassen." Obwohl er es nicht sehen konnte, wurde ich rot. "Und woher weiß das Basti?" "In der Umkleide haben sie ihn damit aufgezogen und als sie ihn gefragt haben, mit wem er denn im Bett war, hat er nur zur Manu geguckt, weil der ziemlich gereizt war und dann haben sie 1 und 1 zusammengezählt und ja,..." "Das heißt die ganze Mannschaft weiß jetzt, dass ich mit Mario..." "Ganz genau. Was ich aber eigentlich sagen wollte: Mario jammert mir ständig die Ohren voll. Marco ich vermisse sie so. Meinst du sie denkt an mich? Blablabla. Auf jeden Fall fahren wir übermorgen ein Stück mit dem Bus und spielen dann gegen die U20. Nach dem Spiel haben wir ungefähr eine Stunde, bis wir wieder ins Trainingslager fahren. Ich dachte, vielleicht machst du dir die Mühe und überraschst Mario und kommst dahin. Aber du hast nur eine Stunde, um an den Security vorbei, bis zum Bus zu kommen. Löw ist solange weg. Willst du das riskieren?" Ich dachte kurz darüber nach. "Wann seid ihr da und wo genau?" fragte ich entschlossen. Nachdem wir alles besprochen und schließlich aufgelegt hatten, erzählte ich Sarah von der Aktion. Sie seufzte und starrte in die Luft. "Das ist so süß!" meinte sie. Ich lachte. "Wenn du davon ja so angetan bist, kannst du mir auch gleich helfen!" sagte ich. "Aha und inwiefern?" wollte sie wissen. "Du musst deine weiblichen Reize auspielen und damit die Security ablenken." erklärte ich. "ICH?! Du hast doch die weiblichen Reize!" rief sie geschockt. "Bitte Sarah! Du bist wunderschön und wenn du dir was knappes anziehst, dann rennen die dir nur so hinterher!" flehte ich. "Na schön, aber Manu darf das nicht erfahren!" gab sie nach und ich nickte eifrig. "Ich mach das aber nur im Namen der Liebe!" kicherte sie. Ich übernachtete bei Sarah, sodass wir am nächsten Tag in Ruhe planen konnten. So fuhren wir also am Abend los. Ich musste Sarah ständig ermahnen, denn sie alberte während der Fahrt nur herum und konzentrierte sich kaum auf den Verkehr. Zum Glück kamen wir dann doch noch heil an und übernachteten in einem Hotel nahe des Ortes, wo die Mannschaft morgen auftauchen würde. Ich konnte allerdings kaum schlafen und war einfach viel zu aufgeregt. Auch wenn ich nur 1 Stunde Zeit hatte, wenn alles glatt ging. Die Jungs spielten um 14 Uhr und würden somit wohl um 16 Uhr im Bus sitzen, so wie Marco es erklärt hatte. Sarah zog sich das kurze Kleidchen an, was ich in ihre Tasche gestopft hatte, während ich mir eine schwarze Cap und eine Sonnenbrille aufsetzte, um nicht direkt zufällig erkannt zu werden. Zum Schluss meinte Sarah, ich würde wie eine Geheimagentin aussehen, denn ich trug ein Top mit Camouflage-Muster und eine schwarze Röhrenjeans. "In dem Outfit bist du immer noch heißer, als ich in diesem Fummel." meinte Sarah. "Das stimmt doch garnicht und jetzt verdreh den Security-Männern den Kopf!" grinste ich, als sie um Punkt 16 Uhr das Hotel verließ. Wenige Minuten später machte auch ich mich auf den Weg und tatsächlich. Sarah hatte die einzigen zwei Securities in ein Gespräch verwickelt und wickelte gerade aufreizend eine Haarsträne um den Finger. Ich musste ein Lachen unterdrücken und setzte meinen Weg fort. Nachdem ich sichergegangen war, das kein Löw oder sonst wer in der Nähe des Busses war, ging ich zügig darauf zu. Die Tür stand offen, wie Marco es gesagt hatte. Ich kletterte die Stufen hoch.

Liebe stirbt nicht {Mario Götze u.A.}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt