Mario's Sicht:
Meine Hände fanden automatisch zu mir zurück. Es war nicht meine Familie, aber der Gedanke, dass mein Vater meine Mutter... Oh gott. "Nell, komm. Du musst aufstehen. Lass uns hier weg." murmelte ich emotionslos vor mich hin. Sie schniefte leise. Ich musste mich beherrschen. Für sie. Ich sah wieder auf sie hinab. "Nell, komm." wiederholte ich. Ich wollte meine Hand unter ihre Schulter schieben, doch sie rollte sich nur noch enger zusammen. "Süße..." sprach ich sie an. "Geh weg." jaulte sie nur. "Was? Aber..." "Geh weg!" sagte sie energischer. Ich nahm meine Hände von ihr und richtete mich langsam auf. Eine Hand berührte meine Schulter. Ich musste mich nicht umdrehen, um zu wissen, dass es Marco war. "Es hat nichts mit dir zu tun." tröstete er mich. Ich schüttelte den Kopf. Warum? - Keine Ahnung. Ich wusste einfach nicht, was ich tun sollte. Wo war Manu überhaupt? "Marco?" krächzte es dumpf vom Fußboden. Marco stieß mich förmlich zur Seite und ging in die Hocke. "Hilf mir." hörte ich sie flüstern. "Was soll ich tun?" entgegnete dieser. "Ich... ich will Mama zurück." schluchzte sie erneut. Marco warf einen entsetzten Blick zu mir nach oben. Er hatte nicht erwartet, dass sie so labil war. "Sie will mich nicht." sagte ich nur. Marco schluckte und wandte sich ihr wieder zu. "Du kannst... sie einladen. Sie wäre... sie ist stolz auf dich, weil du es geschafft hast. Weil du das alles überstanden hast." erzählte er ihr. Ich war nicht eifersüchtig. Ich war einfach nur verwirrt. Warum durfte ich sie nicht trösten? Vertraute sie mir dazu nicht genug? "Er hat sie umgebracht. Er wollte mich umbringen. Es tat so weh." stöhnte sie. Ohne dass sie Widerstand leistete, hob Marco ihr Kinn und betrachtete die Würgemale an ihrem Hals. "Ich muss raus." presste ich hervor. Ich verließ fluchtartig das Haus. Ich lief einfach los. Bis ich beinahe über Manu gestolpert wäre, der am Gehweg saß und trübsinnig vor sich hin starrte. Ich überlegte kurz. Wir hatten unser Kriegsbeil begraben. Dann konnte ich mich auch zu ihm setzen, wie früher. Er sah nichtmal auf. "Selbe Idee?" fragte ich bedrückt. Er nickte leicht. "Ich wusste nicht, dass er ihr sowas antut. Das macht er nicht zum ersten Mal, oder?" fragte er dann, den Blick weiter auf die leergefegte Straße vor uns gerichtet. Ich musste kurz nachdenken, bevor ich überhaupt bemerkte, dass er von Nell sprach und nicht von ihrer Mutter - das konnte er schließlich noch gar nicht wissen. Weil ich nicht antwortete, sah er mich diesmal an. Ich wandte den Blick ab. "Also ja." seufzte er. Ich atmete tief durch und räusperte mich kurz. Manu zog die Augenbrauen zusammen. "Ist etwas?" Ich konnte ihn nicht anlügen. Aber war es sinnvoll, dass er es von mir erfuhr? "Manu, es... es tut mir so leid." begann ich. Er richtete sich etwas auf und musterte mich misstrauisch. "Du hattest Recht. Dein Vater... er hat damals..." Ich stockte kurz. Und das genau zur falschen Stelle. Hinter uns hörte man Nell's Schluchzen und wie Marco leise auf sie einredete. Manu wandte sich um, ich tat es ihm nach. "Hast du Schmerzen?" fragte Manu geschockt und sprang auf, als er ihr kaputtes Oberteil und die darunter liegenden, sichtbaren Prellungen erblickte. "Hat er sie geschlagen?" richtete er sich sogleich an Marco. Er nickte. "Getreten." berichtigte er noch. Manu keuchte erschrocken auf und legte die Hand vor die Augen. "Heul dich nur aus du Miststück!" tönte es auf einmal, worauf wir alle herumfuhren. Die Polizisten versuchten gerade, Herr Neuer in den Wagen zu verfrachten. Nur Nell löste sich diesmal aus der Schockstarre. Sie schob Marco's Arme von sich und ging ein paar Schritte in die Richtung, aus der der Schrei gekommen war. "Du bist ein Mörder! Du hast alles kaputt gemacht. Was bist du nur für ein Mensch, der zuerst seine eigene Frau umbringt und dann einen Vergewaltiger auf seine Tochter ansetzt?! Ich bin nicht stolz, die Tochter eines Monters zu sein! Ich hasse dich!" schrie sie wutentbrannt. Nach dem Schub dieses unendlichen Hasses, wurde sie wieder schwach. Ihre Beine zitterten. Aber keiner achtete darauf, denn man hörte deutlich Manu's Schnauben. Synchron bewegten sich unsere Köpfe zu ihm. Er hatte Tränen in den Augen und die Lippen fest aufeinandergepresst. "Ich bring ihn um." flüsterte er. "Ich bring ihn um." wiederholte er lauter, seine Hände ballten sich zu Fäusten. Mit entschlossenen Schritten setzte er sich langsam in Bewegung. Im Bruchteil einer Sekunde hatte Nell seinen Arm umschlungen und versuchte ihn zurück zu halten. "Mach nicht den selben Fehler wie er." riet sie ihm verzweifelt. Doch Manu wusste nicht, was er tat. Er riss seinen Arm grob los und schupste Nell rückwärts. "Lass mich! Er hat Mama umgebracht! Er hat es verdient!" fauchte er dann und stolperte wieder in dessen Richtung davon. Herr Neuer's amüsierter Blick ließ mich würgen. Nell, die durch den Schups hingefallen war, rappelte sich auf und wollte ihm hinterher. Ich packte ihre Arme und zog sie zurück. "Nell, du kannst ihn nicht aufhalten. Er hat sich nicht unter Kontrolle!" raunte ich ihr zu. Sie zerrte noch einmal an ihren Armen, aber als sie bemerkte, dass es zwecklos war, erschlaffte ihr Körper in meinen Armen. Ich drehte Nell langsam von der Szenerie weg, wie zwei weitere Polizisten vergeblich versuchten, Manu davon abzuhalten, seinen Vater zu verprügeln. Ihr Gesicht lag an meiner Halsbeuge und ich verstärkte meinen Griff. "Es tut mir so leid, Nell." flüsterte ich. Augenblicklich spannte sie sich wieder an und versuchte sich mit den Händen auf meiner Brust von mir zu drücken. "Du hast doch keine Ahnung! Deine scheiß Familie ist intakt!" schrie sie mir nun direkt ins Ohr. Dann entschlüpfte sie mir endgültig und rannte weg. "Lass sie." murmelte Marco. "Und wenn sie sich was antut?" entgegnete ich zweifelnd. Marco schüttelte den Kopf. "Wird sie nicht. Lass sie gehen." widersprach Marco erneut. "Aber..." wollte ich wieder anfangen. "Mario, sie meint es nicht persönlich, glaub mir. Sie steckt in einer schlimmen Situation und kann das Glück, das du mit deiner Familie hast nicht ertragen. Sie kennt deine Eltern und Fabian und Felix. Und sie liebt sie beinahe so sehr wie sie Manu liebt, verstehst du?" erklärte er. Ich nickte nur. Marco wollte sich abwenden und Manu beistehen, aber ich hielt ihn auf. "Marco?" Er hob fragend die Augenbrauen. "Ich weiß nicht ob ich den Plan durchziehen kann. Wenn ich ihr das in dieser Situation auch noch zumute..." Marco schlug mir auf die Schulter. "Du musst jetzt endlich mal die Eier in der Hose haben! Mario, es wird nie der perfekte Moment kommen. Mach es einfach." drängte er. Wieder nickte ich nur knapp. "Herr Götze!" rief mich Herr Meyer plötzlich. Marco und ich gingen hin und ich sprach mit dem Polizisten, während Marco sich um Manu kümmerte. "Wo ist Ihre Lebensgefährtin?" erkundigte Herr Meyer sich. Ich kratzte mich am Hinterkopf. "Sie...muss das glaube ich erst verkraften." sprach ich. Meyer nickte verständnisvoll. "Ich dachte nur, sie wolle vielleicht wissen, was mit Herrn Schiebler passiert." erklärte er. Ich sah ihn fragend an. "Also wir haben mehr als genug Beweise, was Herrn Neuer angeht. Außerdem hat er uns durch sein aggressives Verhalten praktisch ein zweites Geständnis abgelegt. Durch die Aktion haben wir Tonmaterial, was das Telefongespräch bezeugt und außerdem konnten wir das Mobilgerät von Herrn Neuer sicherstellen. Sagen Sie ihr, dass alles gut wird. Nach Herrn Schiebler wird schnellstmöglich gefahndet und die Sache mit dem Gericht sollte dann auch schnell durch sein." meinte er. Ich atmete erleichtert auf. Es verging einige Zeit. Wir hatten uns bei mir einquartiert. In einem Moment der Unaufmerksamkeit hatte sich Manu meinen Spirituosen-Vorrat vorgenommen und es war mehr als schwer, ihm das Teufelszeug wieder abzunehmen. "Kan isch ma mi Nell schpreschn?" fragte er gerade lallend. "Manu, Nell ist noch nicht zurück." widersprach ich. Manu sank in meine Couch zurück. "Soll ich sie mal suchen gehen?" mischte sich nun Marco ein. Ich schüttelte den Kopf und erhob mich dann langsam. "Lass es mich selbst machen." bat ich. "Okay. Aber pass auf, ja?" erwiderte er. "Machst du dir Sorgen?" scherzte ich mit einem schwachen Lächeln. "Ich mache mir gerade um alles und jeden Sorgen... Spast." murmelte er. Ich seufzte und verließ die Wohnung. Ich musste nicht lange überlegen, wo ich sie zu suchen hatte. Ich fuhr eine ganze Weile, bis ich am Friedhof ankam, wo Nell's Mutter begraben war. Es war inzwischen schon stockdunkel. Und trotzdem fand ich sie wie vermutet direkt vor dem Grab. Sie saß auf dem Kies, die Arme um die angewinkelten Beine geschlungen und den Kopf in den Armen vergraben. Ich schlich mich langsam an und ging hinter ihr in die Hocke. Gleichzeitig strich ich über ihre Arme und küsste vorsichtig ihren Nacken. Sie schreckte auf und sah mich aus verheultem Gesicht an. Ihre Tränen glitzerten in der Dunkelheit. "Es tut mir leid." schluchzte sie sofort wieder und fiel mir um den Hals. Ich schlang die Arme um sie. "Was tut dir leid?" fragte ich sanft. "Dass ich das mit deiner Familie gesagt habe. Ich meinte es nicht so. Sie sind nicht scheiße. Und-..." - "Shhh... Ich weiß, Nell." antwortete ich schnell. Ich ließ mich langsam auf den Boden nieder und zog sie auf meinen Schoß. Sie lehnte sich an meine Brust und legte meine Hände auf ihren Bauch. Ich vergrub das Gesicht in ihrem Haar. "Hast du mit ihr gesprochen?" wollte ich irgendwann wissen. "Ja. Ich hab ihr alles erzählt. Und ich habe dich ihr vorgestellt. Dass... dass du jetzt meine Familie bist. Neben Manu." sagte sie leise. Ich lächelte leicht. "Ich möchte liebend gern deine Familie sein. Und Nell?" Sie wandte den Kopf zu mir, sodass unsere Lippen automatisch kurz aufeinander lagen. "Das mit meiner Familie... Sie ist auch deine Familie. Du gehörst doch längst dazu. Und mit Mo, Leo, Marco und dem Rest der ganzen Truppe bist du doch sowieso praktisch verheiratet." lachte ich leise. Ich spürte ihr Lächeln an meinen Lippen. Dann wandte sie ihren Kopf ab. "Siehst du Mama? Mario ist der Beste." verkündete sie. Ich sah ebenfalls zum Grabstein. "Guten Tag, Frau Neuer. Ich bin Mario und ich liebe Ihre Tochter." sagte ich. Nell sah mich wieder an. "Was sagt sie?" wollte sie wissen. "Ich soll sie duzen." schoss es aus mir heraus. Nell nickte. "Ja, das ist Mama." seufzte sie. "Hat sie dir nicht gleich noch Kaffee und Kuchen angeboten?" fuhr sie fort. "Nein. Ich glaube sie stellt mich erst mal auf die Probe." grübelte ich. "Das sieht ihr auch ähnlich." entgegnete Nell. Ich wandte ihr mein Gesicht zu. Sie sah mich die ganze Zeit an. Dann lehnte sie sich vor und küsste mich. Ich löste mich aber schnell wieder. "Können wir nicht woanders hin? Ich mag es nicht wenn mich dabei jemand beobachtet. Vor allem wenn es die Mutter meiner Freundin ist." murmelte ich und deutete auf das Grab. Nell nickte, erhob sich und zog mich hoch. "Tschüss, Mum." nuschelte sie und wirkte wieder etwas traurig. Kurzerhand packte ich sie und nahm sie im Brautstyle hoch. Sie quietschte kurz auf vor Überraschung. "Lass uns in ein Hotel gehen. Bis wir zu Hause sind, bin ich eingeschlafen." schlug ich vor. Nell strich mir übers Schlüsselbein. "Bist du noch wach genug für Sex?" fragte sie leise. Ich blieb stehen und sah verwirrt auf sie hinab. "Ein bisschen Zuneigung könnte gerade nicht schaden." meinte sie schließlich. Ich setzte mich wieder in Bewegung. "Okay. Dann Sex." verkündete ich.
Hey Ho! Das Kapitel war eigentlich längst fertig, aber ich hab's irgendwie total verpennt xD Sorry♡
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Liebe stirbt nicht {Mario Götze u.A.}
FanfictionAuf ihrer Hüfte kam ein kleines tätowiertes M zum Vorschein. "Ich habe mir immer eingeredet, es würde für Manu stehen. Aber ich glaube es stand und steht nur für dich, Mario." FanFiction mit Mario Götze und vielen Anderen