Kapitel 8

18.8K 461 13
                                    

Mario's Sicht:
"Das ist definitiv die bescheuertste Idee die du je hattest. Und du hast oft bescheuerte Ideen." meinte ich zu Marco. "Wieso denn? Das klappt auf jeden Fall!" Ich guckte ihn zweifelnd an "Pfff... Meinetwegen" Ich hatte die Hoffnung eigentlich eh schon aufgegeben aber zu verlieren hatte ich irgendwie auch nichts mehr. Marco hatte mal wieder Hunger und begab sich nach unten zum Essen. Also ging ich duschen. Fertig geduscht und nur mit einem Handtuch um die Hüfte lief ich zurück ins Zimmer. In diesem Moment klopfte es an der Tür. Verwirrt, wer es sein könnte, trat ich an die Tür und öffnete sie. Es war Nell. Sie schien kurz verunsichert weil ich halb nackt war. "Äh komm rein ich zieh mir schnell was an!" Ich lief mit ein paar Klamotten wieder zurück ins Bad und sie trat ein und schloss die Tür. Als ich mir etwas übergezogen hatte kam ich zu ihr und guckte sie fragend an. "Können wir kurz reden? Wegen gestern?" Ich nickte und deutete auf das Sofa, während ich mich auf mein Bett setzte. Sie seufzte "Also... Ich weiß eigentlich garnicht was ich jetzt sagen soll. Gestern auf dem Steg..." "Nell, ist schon ok... Lass uns ... lass uns das einfach vergessen, ja?" Sie blickte auf den Boden. Dann nickte sie. Ich setzte ein Lächeln auf, oder versuchte es zumindest. "Hast du Lust heut abend hierher zu kommen?" "Wozu?" fragte sie. Es war mir fast schon peinlich, sie zu fragen ob sie, nach Marco's 'Plan', Lust hätte, tatsächlich 'Wahrheit oder Pflicht' zu spielen. Sie begann zu schmunzeln und sagte "Warum nicht?" Sie stand auf um wieder zu gehen. Ich hielt sie noch kurz auf "Gehst du mit zum Training?" Sie nickte "Wartest du kurz, wir können zusammen runter?" Nachdem ich meine Sachen gefunden hatte, liefen wir gemeinsam zum Training. Es verlief nur schleppend, immer wieder blickte ich zu Nell. Meine Hoffnung war wohl doch noch nicht aufgegeben, wenn ich mir nichts vormachte. Das Problem war nur, heute war öffentliches Training und ich keine Lust hatte, später irgendwelche Reporter am Hals zu haben. Ich konnte die Schlagzeile schon vor mir sehen. Obwohl ich wirklich überhaupt keinen Nerv dazu hatte, gab ich den Fans noch einige Autogramme. Gerade wollte ich in die Umkleide verschwinden, als ein Reporter mit einem Aufnahmegerät neben mir auftauchte. "Herr Götze es hatte den Anschein sie waren heute nicht ganz bei der Sache. Gab es einen Grund dazu?" plapperte er drauf los. "Ist ne private Angelegenheit" sagte ich emotionslos und lief stur weiter. "Hat diese Angelegenheit irgendetwas mit ihrer neuen Mannschaftsärztin zu tun? Sind sie mit Frau Neuer liiert?" "Nein" erwiderte ich und war endlich in der Umkleide angekommen. "Wo warst du denn so lang?" fragte Basti. "Ein Reporter hat's auf mich abgesehen..." "Wegen Nell?" fragte er plötzlich. "Meine Güte was wollt ihr denn alle?! Ich hab nix mit ihr oder was ihr auch immer denkt! Lasst mich einfach in Frieden damit, ja?!" brüllte ich durch die Kabine und bereute es gleich darauf wieder. Die Jungs starrten mich geschockt an. "Dich hats ja ganz schön erwischt" meinte Mesut dann. Genervt winkte ich ab und lief mürrisch aus der Umkleide. Nach nur wenigen Minuten hörte ich, dass mir jemand nachlief. Ruckartig drehte ich mich um "Ich sagte doch dass... Oh Nell sorry." Ich kratzte mich am Hinterkopf. "Was ist los? Hast du da gerade so rumgeschrien?" "Ich... nein alles gut." Doch sie ließ sich nicht abspeisen. "Du lügst. Jetzt sag schon" Seufzend legte ich meine Hände auf ihre Schultern "Nell, vergiss es einfach bitte... Mach dir keine Gedanken." Plötzlich trat auch Mesut auf den Gang. "So viel zu 'da läuft nix'" meinte er. "Hä?" kam es von Nell. "Dein Freund hat sich grade tierisch aufgeregt, weil ihn ein Reporter nach dir ausgefragt hat." Ihr Blick sprang zwischen mir und Mesut hin und her. "Er is nicht mein Freund." sagte sie verwirrt. "Ja und ich bin Obama" Mesut schüttelte den Kopf. "Jetzt reichts aber mal! Lass sie in Ruhe und mich auch!" regte ich mich schon wieder auf und trampelte davon. Ich hatte endgültig die Nase voll. Schließlich machte ich mir ja selbst schon genug Gedanken. In meinem Zimmer erwartete mich wagrscheinlich Marco, also ging ich in den Park. Dort legte ich mich lang ausgestreckt auf eine Bank, setzte meine Kopfhörer auf und schloss die Augen. Nach einiger Zeit zog mir jemand die Kopfhörer weg. Ich öffnete die Augen. Schon wieder Nell. "Was ist los mit dir?" fragte sie. "Was soll sein?!" fragte ich gereizter, als es klingen sollte. "Vorhin bist du einfach abgerauscht und jetzt liegst du hier stundenlang auf einer Bank und hast mich und Marco zudem noch versetzt." Versetzt? War es schon so spät? Kurz blickte ich auf mein Handy: 17:58Uhr. Schon vor fast einer Stunde hätte ich sie in unseren Zimmer emfangen sollen. Erst jetzt bemerkte ich Marco, der etwas entfernt stand. "Tut mir Leid. Hast du jetzt überhaupt noch Lust?" Sie lächelte, nahm meine Hand und zog mich auf die Beine. Gemeinsam mit Marco gingen wir dann also doch auf unser Zimmer. Wir hatten Spaß, das lenkte mich ab und ich beruhigte mich wieder. Aber da war ja immer noch Marco's bescheuerter Plan...
Nell's Sicht:

Ich hatte keine Ahnung, was mit Mario los war aber mittlerweile hatte er sich wieder entspannt. Nachdem wir eine Weile nur redeten, wollte Marco also wirklich 'Wahrheit oder Pflicht' spielen. Ich durfte Marco als erstes eine Frage stellen: "Was war das peinlichste was dir je passiert ist?" Er überlegte kurz und antwortete "Ich hatte bei nem Fußballspiel mein Trikot falschrum an, habs aber erst auf dem Platz gemerkt und konnte bis zur Halbzeit nichts machen" Ich lachte. Nach mir war Marco dran und durfte sich eine Pflicht für Mario ausdenken. Er deutete auf mich "Küss sie. Auf den Mund." Dann grinste er bescheuert, ich sah nur zwischen den Beiden hin und her. Ich wollte gerade protestieren da fügte Marco hinzu "Und du Nell, brauchst jetzt gar nichts zu sagen, so sind die Regeln!" Ich verdrehte die Augen. "Also gut" murmelte ich. Dann rutschte ich ein zu Mario. Er blickte mich unsicher an. "Es wird nicht besser wenn du noch länger wartest." sagte ich und lächelte. Er lächelte zurück. Wie an dem Abend auf dem Steg, legte er seine Hand an meine Wange. Er beugte sich näher zu mir, zögerte aber dann nochmal kurz. Ich warf noch mal einen kurzen Seitenblick auf Marco, der nur daneben saß und uns wie blöd angrinste, bevor ich meine Augen schloss und er mich küsste. Die Schüchternheit verflog nach kurzer Zeit und er strich mir mit der Hand über die Wange, hinab zu meinem Hals, während wir uns immernoch küssten. Doch plötzlich blitzen Bilder in meiner Erinnerung auf, die ich seit mehr als 5 Jahren verdrängte. Wie er mich küsste, das war mir so vertraut. Ein scharfer Gedanke durchfuhr mich. Ruckartig löste ich mich von ihm und blickte in seine Augen, - rehbraune Augen. Ich sprang auf und rannte aus der Tür hinaus. Irgendwie musste ich in meinem Zimmer angekommen sein, denn dort knallte ich die Tür zu und sank an dieser hinunter. Da erfasste es mich noch mal eiskalt und klar: ER war Mario Götze! Mario Götze war ER! ER, der mich ausgenutzt, verletzt und gedemütigt hatte und mich fast bis zum Boden gebracht hatte. DIESEN MANN hatte ich gerade geküsst! Ich bekam keine Luft mehr...

Liebe stirbt nicht {Mario Götze u.A.}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt