Nell's Sicht:
Marco zog das Tuch weg. Ich war wirklich kein Mensch, der sich oft im Spiegel betrachtete, aber so erkannte ich mich selbst nicht wieder. Ich sah aus... wie eine Prinzessin. Ich spürte die gebannten Gesichter auf mir, aber noch war ich nicht fähig, mich dazu zu äußern, was ich da im Spiegel sah. Marco schnipste über den Rahmen des Spiegels hinweg mit den Fingern. Zögerlich sah ich auf. "Und? Was sagst du?" drängte er. "Ich-ich..." setzte ich stockend an, als ich sowieso unterbrochen wurde. "Ich bin so schnell gekommen, wie es gi-... wow." Mein Bruder war außer Atem durch die Tür gestürzt, weswegen ich mich umgedreht hatte und er mich jetzt von oben bis unten musterte. Ein leichtes, ungläubiges Lächeln huschte über sein Gesicht, dann kam er auf mich zu und blieb vor mir stehen, sodass ich zu ihm aufsehen musste. "Nell, bist du das oder sehe ich Gespenster?" flüsterte Manu, strich mir liebevoll eine Haarsträhne hinter mein Ohr und ließ seine Hand an meiner Wange ruhen. Ich schloss kurz die Augen. "Du siehst Mum so ähnlich... Damals bei ihrer Hochzeit warst du nicht einmal auf der Welt und jetzt? ...Jetzt erinnerst du mehr denn je an sie." fuhr er fort. Ich musste unwillkürlich lächeln. "Danke." brachte ich hervor. "Also nimmst du es?" mischte sich Marco hoffungsvoll ein. Gerade öffnete ich den Mund, als Manu schon den nächsten Aufruhr verbreitete. "Ach du-... Mario wartet im Auto. Er sagte, wenn ich ihn in 5 Minuten nicht aufgehalten habe, kommt er rein." Ich sah an mir herunter. "Er darf das Kleid nicht sehen." sagte ich verzweifelt. "Was nimmst du ihn auch mit?!" fuhr Marco Manu in der Hektik an. "Er ist neugierig man! Und dazu noch verdammt hartnäckig. Und jetzt versteck sie lieber." motze Manu zurück. Ehe Marco reagierte, erklang auch schon das Klingeln, als jemand das Geschäft betrat. Marco schob mich jetzt einfach nur noch in die Umkleide und riss beim zu ziehen beinahe den Vorhang von der Stange. Im nächsten Moment hörte ich wie Mario begrüßt wurde. "Und? War die Suche schon erfolgreich?" fragte er neugierig. Ich hörte die Aufregung in seiner Stimme. Marco hatte recht. Mario wünschte sich eine Traumhochzeit. Und die sollte ich ihm schenken. Ich sah noch einmal an mir herunter, während die anderen draußen versuchten, Mario abzulenken. Dann hob ich das Tuch an, welches über dem Spiegel in der Umkleide hing. Ein weiteres Mal blieb für mich die Zeit stehen, wie ich mich da im Spiegel sah. Als ich den Blick hob, sah ich das Lächeln in meinem Gesicht. Ja, dieses Kleid konnte unsere Hochzeit perfekt machen. "Wo ist sie denn überhaupt?" hörte ich Mario gerade sagen. "Ich bin hier." sprach ich nun durch den Vorhang, worauf Marco leise fluchte. Ich hörte wie Mario den Laufsteg betrat. "Warte", Mario's Schritte verstummten, "Bitte komm nicht näher. Wenn du das Kleid jetzt siehst, war alles umsonst. Und noch so eins finde ich nicht." flehte ich. "Ehrlich? Ist es auch wirklich das, was du dir vorgestellt hast? Du weißt, der Preis spielt keine Rolle." erinnerte mich Mario. "Mario, sie trägt ein Einzelstück und hat keinen Schimmer, wie viel es kostet. Und glaub mir, sie sieht wunderschön darin aus." antwortete Marco für mich. "Aber-..." "Mario, willst du dich überraschen lassen oder nicht? Verschwinde jetzt, wir schaffen das auch allein." durchschnitt Marco ihm das Wort. Mario seufzte ergeben. "Bis später, Süße." warf er mir zu. Ich verabschiedete mich von ihm, worauf er endlich den Laden verließ. Marco zog den Vorhang auf. "Darf man das als Bestätigung sehen, dass du dieses Kleid nimmst?" wollte Marco wissen. Ich wandte mich an Bianca. "Machen Sie die Rechnung fertig." sagte ich lächelnd. "Liebend gerne." verkündete sie fröhlich. "Glückwunsch Schwesterlein, jetzt kommst du unter die Haube." freute sich Manu und wuschelte mir durch die Haare. "Ich will auch so ein schönes Kleid." jammerte Sarah nun. "Wir kaufen dir auch noch eins, Schatz." beruhigte Manu sie. "Nicht dass es ihr bis dahin zu eng ist." lachte Marco. Erst als ich ihn entsetzt ansah, wurde ihm sein Fehler klar. "Oh..." murmelte er und kratzte sich am Hinterkopf. "Was soll das heißen?" wollte Manu nun Klarheit. "Nichts, ich... hab mich verplappert, vergiss es einfach." sagte Marco schnell. Manu verengte die Augen zu Schlitzen und trat auf Marco zu. "Falls du gerade Scherze über meine Frau machst, ist das alles andere als lustig, Reus." fauchte Manu. Ich stellte mich vor Marco, was durch den ausgestellten Rock des Kleides einen ordentlichen Abstand zwischen den beiden hervorbrachte. "Denkst du ich würde Sarah als fett bezeichnen? Man, das war doch nur weil-... ach man, ich-..." verteidigte Marco sich weiter. "Deine Sprüche sind oft genug ziemlich fehl am Platz. Also?! Was soll der Scheiß?" schleuderte Manu zurück. Ich wollte mich gerade einmischen, als eine piepsige Stimme uns unterbrach. "Ich bin schwanger." Manu hatte in seiner Rage den Zeigefinger erhoben und wütend auf Marco gedeutet, jetzt war er so erstarrt. Langsam drehte er sich um. "Manu, hör zu, ich-..." setzte Marco an und wollte seinen Fehler bei Sarah wieder ausbaden, doch ich hielt ihn zurück und schüttelte knapp den Kopf. Sarah sah gar ängstlich zu Manu hoch und umklammerte ihren eigenen Körper mit den Armen. "Was hast du gerade gesagt?" hauchte Manu tonlos. Sarah presste die Lippen aufeinander, als würde sie jeden Moment in Tränen ausbrechen. "Manu... du wirst Vater. Sarah erwartet Zwillinge." wiederholte ich deshalb für sie. Langsam rückte sein Blick zu mir. "Zwillinge? Und du weißt davon?" wollte er wissen. Zögerlich bestätigte ich mit einem Nicken. "Ich habe sie untersucht. Es besteht kein Zweifel." fügte ich hinzu. Manu's Reaktion blieb lange aus. Er blinzelte nur immer wieder. Dann brach Sarah aus. "Wieso musst du Idiot dich auch verplappern?! Wegen dir hat er es jetzt so erfahren!" hetzte sie unter Tränen gegen Marco, der heftig schluckte. "Es war keine Absicht, es ist mir so rausgerutscht." entschuldigte er sich wieder. "Rausgerutscht? Das bringt mir doch jetzt auch nichts mehr! Dir eine verpassen sollte man für dein Spatzenhirn! Na los! Hose runter und bücken!" spottete Sarah weiter. Marco senkte beschämt den Blick. Doch das Blatt wendete sich. Manu nahm Sarah bei den Schultern und wartete, bis sie ihn ansah. "Sarah, warum sagst du mir das denn nicht? Ich liebe dich und ich... Du glaubst gar nicht, wie sehr ich mich über diese Nachricht freue." versicherte er ihr einfühlsam. Sarah schniefte. "Du freust dich?" wiederholte sie unsicher. "Und wie, Schatz! Kinder mit dir sind das wunderbarste Geschenk, was mir je widerfahren könnte. Wie konntest du denken, ich würde etwas anderes empfinden?" fragte er sie immernoch sanft. "Ich dachte... weil Marah noch so klein ist und du so viel zu tun hast und von unseren Freunden auch nicht alle ständig Baby sitten können." murmelte Sarah. "Das ist doch Blödsinn. Mario und ich würden das jeder Zeit machen. Und Mo und Leo. Und Marco." mischte ich mich ein und sah zum Schluss Marco an, der sich wirklich reuevoll zeigte. "Siehst du? Und abgesehen davon geht die Familie sowieso vor. Egal was in meiner Karriere auf dem Plan steht, ich bleibe bei dir und den Kindern, das schwöre ich dir. Auf meine Mutter." meinte Manu. Jeder wusste, wie viel unsere Mutter uns bedeutete. Allen voran Sarah. Sie schlang die Arme um Manu und schluchzte einmal laut. "Ich liebe dich." flüsterte sie dann, worauf Manu sie fest in die Arme schloss. Ich freute mich wirklich für die beiden, trotzdem hing mir immernoch das nach, was Mario gesagt hatte, als ich ihm eben dies verkündet hatte. Wie sehr hätte ich mir damals gewünscht, es wäre genau so abgelaufen? Ich hatte ihm wirklich verziehen. Aber vergessen würde mein Herz es zumindest nie. Seine Wut, dieses furchteinflößende, was ich ungern in seinen Augen feststellte, wovon ich aber wusste, dass es da war. Ich senkte den Blick und wandte mich ab. "Ich geh mich dann mal umziehen." verkündete ich leise und ging an Marco vorbei. Dieser verfolgte mich mit seinem Blick. Er merkte es. Und es war mir bewusst. Je ernster es zwischen Mario und mir wurde, desto mehr zweifelte ich und desto mehr schmerzte unsere Vergangenheit. Und ich dachte in letzter Zeit viel zu viel daran. Ich atmete einmal tief durch, als ich mich hinter dem Vorhang versteckt hatte und begann dann, das Kleid vorsichtig auszuziehen. Als ich die Kabine verließ, war plötzlich alles ruhig. Ich musste mich beherrschen, nicht völlig verschreckt zur Seite zu springen, als plötzlich Valerie um die Ecke kam, die mir freundlich entgegenlächelte. "Wenn Ihnen das recht ist, nehme ich Ihnen das Kleid eben ab. Ihr Trauzeuge wartet bereits an der Kasse." verkündete sie und ich übergab ihr das bauschige Kleid. Etwas verdutzt starrte ich vor mich hin. Marco? Nur Marco? Als ich den Vorraum betrat, stand tatsächlich nur Marco am Tresen und unterhielt sich mit Bianca. Als sie mich bemerkten, vollendete Bianca die Rechnung und bat mich meine Daten einzutragen, worauf sie mir einen Kuli reichte. "Wo sind Sarah und Manu?" fragte ich Marco leise, während ich Namen, Adresse und alles wichtige angab. "Sie sind mit Mario nach Hause gefahren. Es gibt da etwas, was sie noch bequatschen müssen." eröffnete er mir mit einem süffisanten Grinsen. Ich hob kurz den Kopf und sah ihn skeptisch an. Doch schon hatte er sein Grinsen verschwinden lassen und starrte unschuldig Löcher in die Luft. Ich schüttelte nur den Kopf. Nachdem der 'Kaufvertrag' abgeschlossen war, übergab Bianca mir das Brautkleid in einem Kleidersack, welchen mir Marco aber sofort abnahm, weil er zum Einen echt schwer war und ich zum Anderen einfach zu klein war, um ihn am Schleifen auf dem Boden zu hindern. Wir bedankten uns und verließen dann den Laden. Mit einem lautstarken Seufzen erreichten wir dann Marco's Auto. Als ich hinter dem Steuer saß und Marco das Kleid hinten verstaut hatte, leistete er mir im 'Cockpit' Gesellschaft. "Willst du nicht losfahren?" holte mich Marco aus meinen Gedanken. Ich sah ihn abwesend an. "Was soll ich jetzt mit dem Ding machen? Ich kann es doch nicht einfach ins Quartier bringen, frei zugänglich für Mario. Und eine eigene Wohnung habe ich schon lange nicht mehr." grübelte ich. "Wenn du es mir anvertraust, kannst du es gerne bei mir zu Hause unter Verschluss halten." schlug er zögerlich vor. "Das würdest du machen?" hakte ich nach. "Nein ich tu nur so. Natürlich würde ich." entgegnete er und verdrehte die Augen. "Du bist ein Schatz, Marco." verkündete ich und drückte ihm einen feuchten Kuss auf die Wange. Er schüttelte nur den Kopf und sah verstohlen nach draußen. "Fahr lieber los, Kleines. Ich will nicht als Beifahrer gesehen werden." Ich lachte. "Das kommt davon, wenn man-..." "Sieben Jahre ohne Führerschein fährt, ich hab's kapiert." murrte er nur genervt. Ich lächelte und fuhr wie gewünscht los. Marco lotste mich bis zu sich nach Hause, wo es dann bereits dunkel war. Wir stiegen aus und gingen hoch. "Lass uns erst morgen zurück fahren. Wenn ich heute Nacht nicht schlafe, bin ich beim Training zu nichts zu gebrauchen." meinte er, als er den Lichtschalter betätigte. Ich nickte nur. Während ich die Schuhe auszog, war er mit dem Kleid bereits auf dem Weg in sein Schlafzimmer. Ich folgte ihm schließlich. "Ganz schön ordentlich." stellte ich fest und ließ mich auf sein Bett plumpsen. Die Matratze empfing mich wie ein Seidenmantel und ich hätte auf der Stelle darin einschlafen können. Da beugte sich Marco über mich. "Hast du wohl nicht erwartet, was?" meinte er. "Nein. Aber irgendwas..." setzte ich an und richtete mich auf, weil sich irgendetwas unter der Decke in meinen Rücken bohrte. Schließlich zog ich einen kleinen Stofftier-Panda hervor. "Du schläfst mit Teddy?" fragte ich Marco mit einem amüsierten Grinsen. Ein sanftes Lächeln erschien auf seinem Gesicht, als er mir den Panda aus der Hand nahm. "Der gehört Nico, meinem Neffen. Ist sein Lieblinglings-Kuscheltier." erklärte er mir. "Denkst du nicht, er vermisst ihn? Kinder akzeptieren meistens keinen Ersatz. Willst du nicht anrufen, wenn du schon hier bist?" schlug ich vor. Er überlegte kurz. "Du hast recht. Das werde ich machen. Fühl dich einfach wie zu Hause." meinte er und ließ mich auch schon allein. Ich ließ mich wieder in das Bett sinken und schloss die Augen. "Nell, meine-... sag mal, bist du eingeschlafen?" Ich war aufgeschreckt, als ich Marco's Stimme hörte. "Muss wohl kurz eingedöst sein..." nuschelte ich. Marco grinste nur. "Ist es okay, wenn meine Schwester noch kurz vorbei kommt? Nico ist tatsächlich schon die ganze Zeit am Weinen und kann nicht einschlafen ohne seinen Panda." erzählte er. "Warum sollte mich das stören?" erwiderte ich. "Na dann... Hast du Hunger?" wollte er wissen. "Ich würde sehr gerne etwas essen, aber ich glaub zwei Gramm mehr in meinem Magen und meine Jeans platzt." sagte ich und deutete auf die enge Röhre. Marco kam mit tadelndem Blick auf mich zu. "Nell, wenn du nichts isst, dann bekomme ich Ärger von Mario also bitte - bitte - nimm dir irgendwas bequemes aus meinem Kleiderschrank und ignorier diese Jeans." verlangte er. Ich seufzte theatralisch. "In Ordnung." gab ich nach. "Ich mach mich dann mal an unser Essen." verkündete er schließlich und verließ den Raum. "Du meinst du schiebst die Tiefkühlpizza in den Ofen." rief ich ihm hinterher, worauf nur sein Lachen ertönte. Ich brauchte erstmal eine Weile, bis ich in Marco's Schrank überhaupt mal eine Tür fand, die mir keine Trikots und Borussen-Pullis offenbahrte. Stattdessen zog ich ein langes, anthrazit-verwaschenes T-Shirt heraus. Nachdem ich dieses angezogen und meine Haare zu einem unordentlichen Messi-Dutt gebunden hatte, suchte ich die Küche auf. Marco deckte gerade den Tisch. "Schade, ich dachte du nimmst mit einem Hemd Vorlieb und ich hätte auch noch was zu gucken." meinte er enttäuscht, nachdem er mich einmal von oben bis unten gescannt hatte. Ich verschränkte die Arme. "Muss nicht sein, Herr Reus." entgegnete ich. Er deutete nur mit dem Kinn auf den Stuhl, der dem gegenüberstand, auf welchen er sich selbst niederließ. "Willst du wissen, was Mario mit Manu und Sarah bespricht?" fragte er mich verschwörerisch, als ich mich setzte. "Verrätst du es mir denn?" gab ich zurück. Er lehnte sich nach hinten und hob grinsend die Augenbrauen. "Wir haben uns kurzfristig entschlossen, dass Fabi zufällig bei Manu und Sarah reinschneit, weil es um eure Hochzeit geht." begann er. Ich zog fragend die Augenbrauen zusammen. "Sie quetschen Mario aus, was den Termin für die Trauung angeht, damit wir als Trauzeugen ebenfalls organisieren können." fuhr er fort. Ich dachte kurz darüber nach. Dann ging mir ein Licht auf. "Du willst mir nicht gerade ernsthaft erzählen, dass ihr irgendeine dumme Feier plant?" sagte ich gelangweilt. "Du sagst es. Junggesellenabschied, Polterabend, sowas halt." bestätigte er. Ich jammerte nur. "Ich fände es nicht so prickelnd, wenn mein Verlobter in ein Bordell geht, nur weil es sein letzter Abend als freier Mann ist." wiedersprach ich. "Man er soll dich doch nicht betrügen. Ein bisschen feiern mehr nicht. Abgesehen davon... Manu, Sarah und Fabi quetschen Mario aus. Ich sammle Informationen von deiner Seite." erzählte er. "Ich will aber keinen Junggesellinnenabschied. Ich feier doch auch nicht am Abend bevor ich mein erstes mal Sex habe." verdeutlichte ich. Marco drehte sich um und holte die Pizza aus dem Ofen. "Komm schon, das ist ein einziges Mal. Du wirst das nie wieder erleben. Und ich werde nicht als Polizist verkleidet für euch Mädels strippen, Ehrenwort." scherzte er. "Ha ha. Da bin ich jetzt aber erleichtert." gab ich zurück und verdrehte die Augen. Frustriert griff ich nach dem ersten Stück Pizza. Marco wollte gerade etwas erwidern, als es plötzlich klingelte. "Ich geh kurz aufmachen." meinte er und ging zur Tür. Ich hörte Stimmen, dann kurze Schritte, die erst verstummten, als sie irgendwo hinter mir waren. Ich drehte mich auf dem Stuhl um und sah den kleinen Knirps im Türrahmen stehen, der mich aus großen, verwunderten Augen ansah. Gerade als ich ihn zur Begrüßung anlächeln wollte, rief er nach seiner Mama. "Was ist denn Nico-Schatz? Komm her, dein Panda ist hier!" rief eine Frauenstimme. "Achso, er hat wahrscheinlich..." setzte Marco an und erschien dann mit der Frau - also seiner Schwester - im Schlepptau hinter Nico. Sie folgte dem Blick ihres Bruders und sah mich überrascht an. "Du hast ja gar nicht erwähnt, dass du Besuch hast." sagte sie. Marco hob Nico auf seine Arme, worauf ich mich erhob und auf die drei zuging. "Ähm... Nell, das ist meine Schwester und ja...das ist Nell." stellte er uns kurz einander vor. Ich schüttelte die Hand, die mir angeboten wurde. "Kann das sein, dass wir uns schonmal gesehen haben? Du kommst mir bekannt vor." meinte Marco's Schwester nachdenklich. "Ich ehm..." wollte ich erklären, doch sie lachte nur und stieß Marco in die Seite. "Hast du dir wieder ein Modelküken geangelt, hm?" neckte sie ihn. "Schwesterchen, sie ist erstens kein Model und zweitens kennst du sie, weil sie Mario's Verlobte ist, schau." erklärte er, griff nach meiner Hand und präsentierte den Verlobungsring. "Oh, Verzeihung." meinte sie nur bedröppelt. Ich lächelte. "Kein Problem. Ihr Sohn ist echt süß. Aber ich glaube, er hat Angst vor mir." sagte ich lächelnd und sah Nico an, der sein Gesicht sogleich an Marco's Hals versteckte. "Hey Kleiner, Nell ist meine beste Freundin, vor ihr brauchst du keine Angst haben." versicherte ihm Marco. Nico lugte kurz hervor, worauf ich ihn anlächelte. Er lächelte nun doch zurück. "Marco, ich denke wir gehen gleich wieder, Nico sollte längst im Bett sein." unterbrach uns seine Schwester. Marco nickte. "Ich bring euch zur Tür." beschloss er und trug seinen Neffen auch schon Richtung Ausgang. Ich winkte dem kleinen Jungen über Marco's Schulter hinweg zu. Als ich mich abwenden wollte, fiel mein Name und ich verweilte dort. "Marco, muss ich dir extra sagen, dass man sich an fast verheiratete Frauen nicht rannacht? Und dann noch die von deinem besten Freund? Findest du nicht, es ist ein bisschen krass mit ihr die Nacht zu verbringen?" "Bitte, sei doch nicht albern! Ich würde nicht einmal einen Gedanken daran verschwenden, mit Nell irgendetwas anzufangen. Wir sind sehr gute - beste - Freunde, was anderes läuft da nicht." versicherte Marco seiner Schwester. Ich lächelte vor mich hin. "Sind deine Füße am Boden fest gewachsen oder hast du uns belauscht?" überraschte mich Marco auf einmal. Seine Verwandtschaft musste wohl schon abgezogen sein. Ich drehte mich zu ihm um. "Ich wollte nur wissen, warum ihr über mich sprecht." antwortete ich grinsend. "Siiicher," meinte Marco ironisch und trat dann näher, "du warst doch nur neugierig, ob ich Absichten auf dich habe und dich überwältige, wenn wir allein sind." Seine Stimme war zum Ende hin nur noch ein gefährliches Raunen. Unsere Gesichter waren nur wenige Zentimeter voneinander entfernt. "Dann habe ich ja nichts zu befürchten, oder?" entgegnete ich teuflisch grinsend und wich keinen Millimeter zurück. "Wer weiß? Vielleicht beginne ich ja eine Affäre mit dir. Ich meine, es denkt sowieso jeder wir wären ein Paar..." meinte er leise. Er legte den Kopf leicht schräg und warf mir einen 'sexy' Blick zu. "Hast du dafür auch überzeugende Argumente?" fragte ich verführerisch. Er nahm meine Hände, legte sie um sich und führte sie zu seinem Hinterteil. "Mein Knack-Arsch zum Beispiel." schlug er vor. Jetzt musste ich doch lachen. "Schatzi, zwischen uns würde nie etwas passieren." erklärte ich ihm mitleidig und verpasste ihm einen Klaps auf den Hintern, bevor ich mich von ihm löste. Er seufzte. "Schade eigentlich. Da hat man schon mal 'ne hübsche, intelligente Frau vor sich und verliebt sich nichtmal in sie. Aber Mario das Sensibelchen wittert natürlich gleich den Braten und stürzt sich darauf." erzählte er mir mit dramatisch untermalter Tonlage. "Ich bin für dich also ein Braten." stellte ich fest und hob die Augenbrauen. "Besser als 'ne Kartoffel, oder nicht?" entgegnete er. "Dann bist du aber Rosenkohl." warf ich ihm an den Kopf. Empört sah er mich an. "Rosenkohl? Rosenkohl stinkt und ist echt widerlich!" Ich nickte nur wissend. "Achso? Die Dame meint also, mich beleidigen zu müssen?" erkannte er nun und kam wieder auf mich zu. "Ach komm... Es gibt bestimmt ein paar Ausnahmen, die auch den Rosenkohl zwischen Pizza, Pasta und Pommes bevorzugen würden." provozierte ich ihn. "Wie kann man eine so hinterhältige Schlange nur heiraten?" fragte er sich selbst, warf mich dann überraschenderweise über seine Schulter und trug mich so schnellen Schrittes - quittiert von meinem Kreischen und Lachen - in sein Schlafzimmer. Er warf mich unsanft aufs Bett. Ich sah ihm an seinem teuflischen Blick schon an, dass er mir gleich irgendetwas antun würde, aber wie er mich da eine Weile so von oben herab betrachtete, schienen seine Gedanken abzuschweifen. Als ich vom ganzen Lachen wieder etwas zur Ruhe kam, stützte ich mich auf die Ellenbogen. "Ist was?" fragte ich. "Ich ehm...mir ist nur gerade was eingefallen. Es gibt doch diesen Brauch. Was Neues, was Altes, irgendwie sowas..." Was Neues, was Altes, was Blaues und was Geliehenes. Ja, ich habe auch schon drüber nachgedacht. Was Neues und was Altes dürfte nicht schwer werden, bei Blau trägt man ja meistens ein Strumpfband und bei was Geliehenem..." "Nimmst du das." vervollständigte er, ließ den Verschluss seines Armbands aufschnappen und hielt es mir vor die Nase. "Aber... ich kann das nicht annehmen. Du trägst es doch jeden Tag und zwar weil Mario das selbe hat." widersprach ich. "Ich weiß es passt nicht zu deinem Kleid, aber du kannst es ja als Fußkettchen tragen und es ist doch sowieso nur geliehen. Ich bin dein Trauzeuge und leihe dir das, was mich mit deinem Bräutigam verbindet, ist doch perfekt." meinte er und wedelte nochmal mit dem Armband herum. Zweifelnd sah ich von dem Armband in seine Augen. Sie strahlten. "Bist du dir sicher, dass du das möchtest? Nicht, dass ich es verliere..." murmelte ich. "Du wirst es nicht verlieren, ich vertraue darauf. Und es gäbe keine größere Ehre, als dass du das von mir annimmst." Abwartend sah er mich an. Ich streckte ihm schließlich meinen Fuß entgegen, worauf er freudig lächelte und das Band um meinen Knöchel legte. "Danke, Marco." sagte ich schließlich. Er strich lächelnd mein Bein auf und ab. "Oh, da fällt mir was ein." meinte er auf einmal. "Dass wir die Pizza noch nicht ganz gegessen haben?" hakte ich nach. Er sah mich kurz an und widmete sich dann wieder seinem Handy, was er eben zur Hand genommen hatte. "Ja, das auch, aber das meine ich nicht. Sagen wir mal so: Ich werde Mario mitteilen, dass du bei mir bist." verkündete er mit einem hinterhältigen Grinsen. Ich nahm mein Bein wieder zu mir und löste das Armband. Ich legte es wieder um Marco's Handgelenk, der dies gar nicht beachtete, dann erhob ich mich seufzend. "Ich geh die Pizza holen." sagte ich noch schnell und tapste dann in die Küche. Ich nahm mein angebissenes Stück vom Teller, biss hinein und befördete es so freihändig, während ich den Teller natürlich in den Händen trug, ins Schlafzimmer. Marco starrte grinsend auf sein Handy. Ich setzte mich im Schneidersitz auf das Bett, nahm den Teller auf meinen Schoß und ergriff das Stück Pizza, das immernoch halb in meinem Mund verschwunden war, um weiter zu essen. "Was machst du da eigentlich?" fragte ich, als Marco keine Anstalten machte, mir eben dies zu erzählen. Er ließ sich rücklings ins Bett sinken, reichte mir sein Handy und nahm dafür ein Stück Pizza.
Als Trauzeuge shoppen macht ausnahmsweise Spaß. Sorry Bro, aber du darfst das Kleid leider nicht sehen @gotzemario
Diesen Text hatte er unter das Selfie geschrieben, was er im Brautmodengeschäft geschossen hatte. Allerdings hatte er ab meinem Dekoltée abwärts einen fetten, schwarzen Zensurbalken über meinen Körper gelegt. Ich musste grinsen. "Sehr elegant seh ich da aus." lachte ich. "Finde ich auch." stimmte Marco mit vollem Mund zu. Nachdem die Pizza gegessen war und wir noch ein bisschen geredet hatten, sank ich nun neben Marco ins Bett und gähnte. Marco drehte den Kopf zu mir. "Müde?" fragte er. Ich nickte. "Wo kann ich schlafen?" fragte ich. Er lachte leise. "Wenn du Angst hast, ich könnte doch über dich herfallen, musst du auf dem Sofa pennen, ansonsten kann ich dir auch mein Bett anbieten." meinte er. Ich seufzte nur lange und rutschte bis zum Kopfkissen nach oben. Gerade wollte ich mich darin betten, da schnappte Marco es mir weg und mein Kopf federte auf der Matratze. "Mein Bett, mein Kissen." tadelte er mich und ließ sich hinein sinken. Ich schnaubte und drehte mich demonstrativ weg. Ein paar Minuten nachdem Marco das Licht ausgeschaltet hatte, drehte ich mich dann doch wieder um, robbte an Marco heran und legte den Kopf auf seine Brust, worauf er den Arm um mich legte. Kurz darauf hörte und spürte ich seinen gleichmäßigen Atem unter meiner Wange. Ich konnte nicht schlafen. Marco spendete mir Wärme, genau wie Mario. Er nahm mich in seinen Schutz, wie Mario. Und er war weich. Wie Mario. Aber er war eben nicht Mario. Und genau aus diesem Grund konnte ich nicht schlafen. Dass mir meine Müdigkeit einen Strich durch die Rechnung machte und ich wohl doch weggenickt sein musste, bemerkte ich erst, als ich aus meinem leichten Schlaf geweckt wurde. Marco's Haustür klingelte. Um die Zeit? Ich schälte mich aus Marco's Arm und sah auf die Uhr. Halb vier mitten in der Nacht. Marco schlief selig. Ich schlich also in den Flur und schaltete das Licht an. Meine Alarmglocken schrillten. Ich war seit gewissen Erfahrungen ziemlich vorsichtig. Würde Marco es merken, wenn mir etwas passieren würde? Schwachsinn, wer soll mir nach Schiebler und meinem Vater noch Angst machen? Ich legte die Hand auf die Türklinke, drückte sie runter und öffnete sie einen Spalt. Sofort strömte mir Mario's Duft entgegen. Das Licht im Treppenhaus sprang an und vor mir lehnte Mario im Türrahmen, der mich zuckersüß anlächelte. "Machst du die Tür auch noch weiter auf?" fragte er. Lächelnd zog ich die Tür auf, worauf er sich aufrichtete. "Du solltest zu Hause im Bett liegen und schlafen." warf ich ihm leise an den Kopf, als er auf mich zu kam und die Hände auf meinen Hüften platzierte, um mich an sich zu ziehen. "Nie wieder könnte ich ohne dich schlafen." raunte er mir grinsend zu, schob mich in Marco's Wohnung und schupste die Tür mit dem Fuß zu. Ich legte die Hände auf seine Brust, die noch in einer Jacke steckte, als er mich leicht an die Wand presste und seine Lippen mit meinen verschmelzem ließ. Sein fordernder Kuss brachte mich durcheinander. Ich spürte immernoch sein breites Grinsen. Ich drückte ihn von mir weg, schob meine Hände unter die offene Jacke und biss mir kichernd auf die Lippe. "Mario, wir sind hier nicht zu Hause." erinnerte ich ihn. Hektisch riss er sich die Jacke von den Schultern und ließ sie achtlos auf den Boden fallen, dann schob er mich wieder rückwärts Richtung Wohnzimmer. "Weißt du wie egal mir das ist? Marco pennt doch bestimmt oder? Und ich hab dich schon viel zu sehr vermisst, Baby." widersprach er mit rauer Stimme, lehnte seine Stirn an meine und drückte seine Lippen erneut auf die meinen. "Ich liebe dich." flüsterte er. Ich warf lachend den Kopf in den Nacken, was er aber sofort als Chance ergriff und mich mit Küssen am Hals überhäufte. Ich versuchte, seine Hände von meiner Taille zu lösen, aber er ließ nicht locker. "Man Mario, das geht nicht. Außerdem gibt's jetzt keinen Sex." sagte ich streng, musste aber dennoch lachen, weil seine Berührungen jegliche Nerven auf meiner Haut reizten. In einer einzigen Bewegung schob er Marco's Shirt hoch, legte seine Hände auf meinen Po und hob mich hoch, worauf ich automatisch die Beine um ihn schlang. Kurz sah er mir in die Augen. "Enthalten kannst du dich noch genug. Ich brauch das jetzt. Biiitte." jammerte er. Ich bekam deutlich zu spüren, dass er das ernst meinte. Und damit meinte ich nicht das Funkeln in seinen Augen. Ich wusste erstmal nicht, wie ich ihn noch davon abbringen konnte, als er sich auch schon mit mir unter sich auf die Couch geworfen hatte.Mario's Sicht:
Erschrocken schnappte sie nach Luft, als sie sich unter mir liegend wiederfand. All das Blut war nach unten geschossen, was meinen gesunden Menschenverstand vernebelte. Ihr Mund stand sowieso vor Überraschung leicht offen, deshalb vertiefte ich den folgenden Kuss und verwandelte ihn in einen Zungenkuss. Scheinbar wusste sie nicht, wohin mit ihren Händen, weshalb sie sie nur zögerlich in meinen Haaren vergrub. Wie von Zauberhand hatte ich ihr an die Brust gegriffen, was ihr ein kurzes Stöhnen entlockte. Meine andere Hand suchte nun ihren Oberschenkel. Ich strich ihn auf und ab, dann über die Innenseite. Je näher ich ihrer Mitte kam, desto unkonzentrierte wirkten ihre Zunge und ihre Lippen. Immer schneller und deutlicher wurde ihr Atem. Ihre Finger krallten sich bereits in meinen Nacken. "Hätte ich mir ja denken können, dass du der Einbrecher bist." Beinahe biss ich Nell auf die Zunge, als ich aufschreckte und meinen Kopf herumwarf. Marco stellte mit einem lauten Geräusch die Vase ab, die er als Waffe zur Verteidigung bereit gehalten hatte. "Runter von meinem Sofa und mach mein T-Shirt nicht dreckig." befahl mir Marco. Schnell löste Nell ihre Beine von meinen Hüften, wodurch ich fast von der Couch fiel. Ich stolperte gerade noch so auf meine eigenen Füße. Während Nell sich hinkniete und das Shirt über ihren Po zog, scannte Marco mich kurz. Mit einem breiten Grinsen starrte er demonstrativ weg. "Schätze du hast jetzt ein Problemchen." meinte er nur. "Danke, das weiß ich auch." murrte ich leise. Ein Ständer ist nicht angenehm. Ganz und gar nicht. "In meiner Wohnung tauscht niemand Körperflüssigkeiten aus, außer mir selbst. Und schon gar nicht, wenn dabei meine Klamotten beteiligt sind." beschwerte er sich und sah nun Nell an. "Und du. Wo ist deine Vernunft geblieben? Rammeln vor der Ehe ist tabu!" meckerte er auch sie an. Nell blickte nun zu mir. "Ich hab's nicht ausgehalten. Ich wollte nur-..." "Bitte. Verschon mich mit Details. Macht was ihr wollt, aber macht hier nichts dreckig. Nicht dass du noch mit der Latte die Nacht überstehen musst, was Pummelfee?" lächelte Marco mir überfreundlich zu, drehte sich um und verschwand.
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Liebe stirbt nicht {Mario Götze u.A.}
FanfictionAuf ihrer Hüfte kam ein kleines tätowiertes M zum Vorschein. "Ich habe mir immer eingeredet, es würde für Manu stehen. Aber ich glaube es stand und steht nur für dich, Mario." FanFiction mit Mario Götze und vielen Anderen