Kapitel 25

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Nell's Sicht:

Heute war es soweit. Das Finale. Ich konnte mich aber garnicht wirklich auf das Spiel konzentrieren, denn ich konnte es einfach kaum erwarten, Marco wieder zu sehen. Erst jetzt, als ich eine Woche ohne ihn auskommen musste, merkte ich, dass er mir ziemlich ans Herz gewachsen war. Ich hatte den Tag über nicht viel zu tun und so fuhren wir schließlich bald nach Hamburg, wo das Finale stattfand. Erst als ich mich im Bus auf einen Platz sinken ließ, merkte ich wie müde ich war. Nachdem Mario sich neben mich gesetzt hatte, schwang ich mit letzter Kraft meine Beine über seinen Schoß und schlief so ein. Nach einiger Zeit kitzelte mich etwas am Bein, wodurch ich aufwachte. Mario strich über meine Haut, ich hatte Hotpants an. "Wir sind da, Schlafmütze." verkündete er. Ich streckte mich seufzend auf dem Sitz aus. Mario schob vorsichtig meine Beine von seinem Schoß und stand auf. Ich ergriff seine Hand, die er mir entgegenstreckte und er zog mich auf die Füße. Man konnte durch die Scheiben des Busses von außen nicht hineinsehen, also lehnte ich mich an Mario's Brust. "Könnt ihr zwei das auch auf später verschieben?" fragte Basti, der nicht an uns vorbei kam. Ich gähnte nur und lief zur Tür. Als ich ausstieg wurde ich erstmal vom Blitzlichtgewitter geweckt. Möglichst schnell verschwand ich aus der Sichtweite der Fotografen. Es war nicht mehr viel Zeit bis zum Spiel und Pep schickte mich in die Katakomben des Stadions, wo ich die Arzttasche nach Inhalt kontrollierte und so penibel Protokoll führte, dass es fast schon peinlich war. Aber das war schließlich mein Job. Es war jetzt 19:30Uhr, in einer halben Stunde würde das Spiel beginnen. Das heißt, die Jungs mussten jetzt eigentlich in der Kabine sein. Ein Grinsen breitete sich auf meinem Gesicht aus und ich beschloss, einen Blick in die BVB-Kabine zu riskieren. Ich schlich durch die Gänge. Schwungvoll stieß ich schließlich die Tür auf. Die Spieler hoben die Köpfe. Doch mein Blick galt nur Marco, der mitten im Raum stand und ebenfalls in meine Richtung starrte. Ich stürmte auf ihn zu und fiel ihm um den Hals. Er lachte und schloss mich dann fest in die Arme. Die Tür sprang nochmal auf. Jürgen Klopp stand im Türrahmen und hob eine Augenbraue. "Marco du weißt, dass du deine Liebschaften zu Hause lassen sollst." sagte er dann. "Das ist keine Liebschaft! Das ist Nell. Die Mannschaftsärztin von der Nationalmannschaft" erklärte er und fügte kleinlaut hinzu "... und von den Bayern." "Achja, von dir hab ich auch schon gehört." meinte Klopp jetzt an mich gewandt. "Sorry, dass ich einfach reingeplatzt bin." sagte ich und ließ meinen Blick über die Spieler schweifen. "Macht doch nix, oder Jungs?" grinste Marco. Zustimmendes Gemurmel erfüllte den Raum. "Also schön, aber jetzt raus mit dir!" sagte Klopp. "Bis nacher." sagte ich zu Marco und schob mich an Klopp vorbei. Ich spürte seinen Blick auf meinem Hintern und drehte mich im Laufen noch mal um. Klopp grinste nur und zuckte unschuldig mit den Schultern. Ich begab mich dann langsam auf, beziehungsweise neben das Spielfeld. Das Spiel verlief meinerseits recht ruhig. Ich musste Phillip aber schließlich vom Platz schicken, er hatte sich am Fuß verletzt. Bei einem Torschuss der Dortmunder, prellte sich Manu dann die Schulter. Ich ging zu ihm und versorgte ihn so weit es ging, er wollte unbedingt weiterspielen. Bis zur 90. Minute stand es 0 : 0, es gung also in die Verlängerung. Bis einmal Arjen und dann noch Thomas ein Tor schossen. Als das Spiel endlich vorbei war, liefen die Dortmunder mit gesenkten Köpfen auf ihre Bank zu, während die Bayern feierten, wenn auch recht erschöpft nach 120 Minuten. Während der Pokalübergabe ging ich zum BVB und umarmte erst mal Marco. "Willst du nicht mit denen feiern?" fragte er niedergeschlagen. Ich lächelte ihm aufmunternd zu. Mit dem Kinn deutete er auf das Spielfeld zu meinem Rücken. Als ich mich umdrehte stand da Mario ein Stück entfernt und beobachtete uns. Ich drehte mich wieder zu Marco. "Geh schon!" meinte dieser und lächelte leicht. Ich zögerte, ging dann aber doch zu Mario, der mich schwungvoll in seine Arme zog und mich als wäre ich federleicht hochhob und sich im Kreis drehte. Die Presse war mir in diesem Moment einfach egal, ich wollte nur glücklich sein. Mario schien genauso zu denken und küsste mich mitten auf dem Rasen. In diesem Moment verpasste uns Thomas eine Bierdusche. Ich hielt meine tropfenden Arme in die Höhe. Thomas grinste teuflisch und schnappte sich schon das nächste Bierglas. "Du Arsch!" rief ich und wandte mich ab um wegzurennen, doch da lief ich nur direjt in Javi's Arme, der die Situation erfasste und mich festhielt. Also bekam ich die zweite Bierdusche verpasst. "Ihr seid so blöd!" rief ich lachend. Dann joggte ich davon und versteckte mich hinter Pep, damit ich nicht nochmal was abbekam. Doch dieser musste selbst vor den Biergläsern flüchten. Schließlich fand ich Mario wieder und klammerte mich an ihn. "Hättest mich auch mal retten können!" grinste ich. "Ich hab ja selbst was abgekriegt!" rechtfertigte er sich. Als jemand nach Mario rief, drehte er den Kopf, um die Person auszumachen. Als er denjenigen anscheinend entdeckt hatte, rannte er zum Spielfeldrand. Er schloss einen Jungen in die Arme. Dieser war etwas mehr als einen Kopf kleiner als Mario und geschätzt um die 15 Jahre alt. Mario zeigte auf mich und die Beiden kamen auf mich zu. "Nell, das ist mein kleiner Bruder Felix und Felix, das ist Nell." Felix lächelte mich an. "Hi." sagte er. "Wieso bin ich eigentlich immer durchnässt wenn ich deine Familie kennenlerne?" witzelte ich. Mario lachte und Felix sah mich nur verwirrt an. Anstatt einer Erklärung zupfte ich an meinem mit Bier durchtränkten Bayern-Shirt. "Was machst du überhaupt hier?" fragte Mario seinen Bruder. "Na ich wollte dich mal wiedersehen! Fabian hat erzählt, dass du mit deiner Freundin" , er deutete auf mich, "bei ihm warst. Und da dachte ich, ich kann dich ja auch mal besuchen!" "Cool! Dann können wir ja jetzt was zusammen machen!" schlug Mario vor. Felix warf einen Blick auf mich. "Zu dritt?" fragte er dann. "Ich geh lieber zurück ins Hotel." sagte ich zu Mario und zwinkerte Felix zu, der mich dankend anlächelte. "Ok, wenn du meinst." sagte Mario. "Viel Spaß ihr zwei!" wünschte ich ihnen. Ich umarmte Mario kurz und nickte Felix zu. Ich ging zurück in die Katakomben und wartete vor der Kabine des BVBs. "Marco!" sagte ich, als dieser endlich herauskam. "Hey, schon wieder da?" meinte er nur. "Nimmst du mich mit zum Hotel?" fragte ich direkt. Er lächelte. "Klar. Fährst du nicht mit Mario?" Ich schüttelte den Kopf. "Er unternimmt noch was mit seinem Bruder." Ich setzte mich wieder in Bewegung und Marco lief neben mir her. "Und Manu?" wollte er wissen. Ich zuckte nur mit den Schultern. "Er ist glaub ich noch nicht so ganz auf dem Damm, seit der Sache mit meinem Vater." Marco legte den Arm um meine Schulter und drückte mich kurz an sich. "Das wird schon." meinte er. Ich lächelte schwach. Nach einer Weile saßen wir also in Marco's Auto. "Ihr habt euch geküsst." sagte er während der Fahrt. Es klang eher wie eine Frage, als eine Feststellung. "Machst du dir keine Sorgen?" fragte er weiter. "Die letzte Zeit mit Mario war so schön, ich habe einfach keine Lust mir das von ständiger Kontrolle kaputtmachen zu lassen." antwortete ich. Ich wollte das Thema wechseln "Ist dein Trainer eigentlich immer so?" fragte ich also. "Wie meinst du das?" "Er hat mir auf den Hintern gestarrt und sich nicht mal dafür geschämt, geschweige denn entschuldigt." Marco lächelte amüsiert. "Dein Hintern ist ja auch ... ganz nett." grinste er. "Bitte?!" Ich hatte seine Sprüche echt vermisst. "Darf ich deinem Po keine Komplimente machen?" fragte er unschuldig. Ich schüttelte nur lachend den Kopf. Wir verbrachten die Nacht in einem kleinen Hotel, denn nachdem wir im Stau gestanden waren, war es zu spät und Marco war sowieso müde. Am nächsten Morgen fuhren wir also die restliche Strecke zum Hotel. Dort angekommen war es Zeit zum Mittagessen und so setze ich mich zu den Anderen an einen Tisch. Mario war anscheinend länger mit Felix unterwegs, denn er war nicht da. Hungrig schaufelte ich das Essen in mich hinein. Plötzlich ertönte die Stimme von Löw "Nell, kommen Sie bitte mit in mein Büro." meinte er streng. Ich verschluckte mich am Essen und hustete. Marco neben mir klopfte mir leicht auf den Rücken. Als ich mich wieder eingekriegt hatte, lief ich also hinter Löw her in sein Büro. Ich setzte mich gegenüber von ihm an den Schreibtisch. Er hatte einen aufgeklappten Laptop auf dem Tisch, den er jetzt in meine Richtung drehte, sodass ich den Bildschirm sehen konnte. Er war auf der Internetseite eines Klatschmagazins. Über die halbe Seite war ein Foto eingefügt. Mario und ich gestern beim Finale. Als wir uns küssten und Thomas gerade dabei war, das Bier über uns auszuschütten. Als hätte Marco etwas geahnt. Ich starrte auf meine Hände in meinem Schoß, um diesen Schmierentext nicht lesen zu müssen. Löw drehte den Laptop wieder um. "Ich habe Sie gewarnt, Nell." Ich hob meinen Kopf und starrte ihn ungläubig an. "Was soll das heißen?" hakte ich nach. "Sie sind gefeuert." meinte er knapp...

Liebe stirbt nicht {Mario Götze u.A.}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt