Nell's Sicht:
Als erahnte er meine Gedanken und mein Vertrauen ihm gegenüber mal wieder, ließ er beide Hände langsam über meinen Rücken gleiten. Ich wusste, dass er nicht abgeneigt war. Frauen waren seine Leidenschaft und er wusste Reize deutlich einzusetzen. Gerade als ich ihn davon abbringen wollte, noch weiter zu gehen, ließ er seine Hände sinken. Ich ließ mein Top herunter und wandte mich ihm zu. "Ich glaube ich bräuchte Hilfe." grinste er. Ich seufzte. "Na gut." Einen Moment überlegte ich, ob ich es ihm wirklich zeigen sollte. Dann zog ich mein Top an der Seite mit der einen Hand hoch und schob mit der anderen den Bund meiner Hose hinunter. Marcel ließ sich auf sein Bett fallen und starrte auf meine Hüfte. Dann streckte er die Hand aus und strich über die geschwungenen Linien des Buchstabes, worauf ich kurz zusammenzuckte, weil es exakt dieselbe Bewegung war, die Mario damals getätigt hatte, als ich es ihm gezeigt hatte. "Hat der Tätowierer statt Nell 'Mel' verstanden oder ist es das was ich denke, was es ist?" fragte er. Ich sah ihn peinlich berührt an. Ein flüchtiges Lächeln huschte über sein Gesicht. "Wie lang hast du das schon?" erkundigte er sich. "Ich war 15." murmelte ich. Überrascht sah er zu mir auf. "So lange kennst du ihn schon?" Ich nickte. "Also wenn du meine Tochter wärst, hätte ich dir nicht erlaubt, deine Jugendliebe auf deinem Körper zu verewigen." meinte er. Ich räusperte mich. "Ich hab die Unterschrift gefälscht." gab ich zu. Marcel lachte. "Wieso überrascht mich das jetzt nicht?" Ich lächelte leicht und verdeckte das Tattoo wieder. "Da ich ja jetzt eh wach bin, kann ich ja noch ins Bad." verkündete er und erhob sich. Als er an mir vorbei lief, hielt er kurz Inne. "Mein Name beginnt übrigens auch mit M." grinste er süffisant. "Beeil dich lieber, sonst hau ich dir eins über die Rübe." drohte ich ihm. "Uhhh." machte er und huschte dann ins Bad. Ich ließ mich auf mein Bett sinken. Irgendwie kam es mir falsch vor, mir von Marcel Gesellschaft leisten zu lassen, schließlich war er einer von Marco's besten Freunden und sollte nicht wegen mir zwischen uns stehen. Ich schlüpfte unter die Decke und machte das Licht aus. Doch lange konnte ich die Augen nicht geschlossen halten. Ich starrte also in die Dunkelheit. Nur der Lichtschein, der unter der Badezimmertür durch drang, erhellte das Zimmer. Ich fühlte mich trotz der Geräusche der Dusche so allein. In meiner Brust herrschte eisige Kälte. Zum ersten Mal dachte ich darüber nach, ob ich das wirklich aushalten konnte, in Zukunft vielleicht für immer mit Mario auf engstem Raum zu leben. Nein. NEIN! So hatte es auch angefangen, als wir beide noch Teenager waren. Ich durfte nicht wieder in die Depression verfallen. Schon wieder begann ich zu weinen. Ich versuchte krampfhaft, mein Schluchzen zu unterdrücken. Plötzlich bewegte sich die Türklinke vom Bad. Ich hielt die Luft an. "Nell? Schläfst du?" flüsterte Marcel. Ich gab keine Antwort. Daraufhin schlich er mit einem Handtuch um die Hüfte zu seinem halb eingeräumten Schrank und zog etwas heraus. Er erinnerte mich an Mario. Von der Statur her eher klein, nicht der Dünnste, aber trotzdem muskulös. Allerdings war sein Bewegungsablauf ein scheinbar komplett anderer. Mario's Bewegungen waren geschmeidig. Marcel schien stets entschlossen und stark. Nicht dass Mario schwach wirkte, aber er hatte einfach ein sanfteres Gemüt und diesen unglaublichen Charme, was bei Marcel eher das Draufgängerische war. Glücklicherweise stand er mit dem Rücken zu mir, als er alle Hüllen fallen ließ. Seine Silhouette glänzte vom Wasser im seichten Lichtschein. Er zog sich frische Boxershorts an und kehrte zum Bad zurück, um das Licht auszumachen. Im Dunkeln ging er zu seinem Bett, hob die Decke an und kroch darunter. Nicht lange dauerte es, bis gleichmäßiger Atem zu hören war. Ohne lange zu überlegen, schlüpfte ich so leise wie möglich aus dem Bett, schlich zu ihm und legte mich ziemlich nah zu ihm. Seine Brust berührte beim Atmen nun immer wieder meinen Rücken und ich fühlte mich endlich sicher. Am nächsten Morgen erwachten wir beide gleichzeitig. Ich wäre nämlich beinahe aus dem Bett gefallen, weswegen ich Marcel, dessen Arm um mich geschlungen war, beinahe mitgerissen hätte. Er fing uns beide ab, indem er eine Hand auf den Boden stemmte, während ich ich mich an ihm festkrallte. Sein Gesicht war direkt über meinem. "Was...?" fragte er verwirrt. "Ich konnte nicht schlafen." murmelte ich. Er grinste und zog mich wieder hoch. Sein Arm war fest um meine Taille geschlungen und er zog mich so nah wie möglich an seinen Körper. "Komisch, ich bin eigentlich so überhaupt nicht der, der Nähe braucht, aber bei dir..." lächelte er. Ich senkte den Blick. Er sollte damit aufhören. Mit diesen ganzen Komplimenten. Er wollte sich mir annähern. Und ich wusste worauf er es hinauslaufen lassen wollte. Ich war verletzt von dem, was Mario mit mir abzog. Marcel wäre auf den ersten Blick zwar ein ganz anderer, aber vielleicht ein besserer Freund. Ich mochte ihn wirklich, aber konnte das jemals so viel sein wie bei Mario? Nein. Die Frage war nur, ob es allgemein in meinem restlichen Leben noch einmal jemanden geben würde, den ich so lieben würde, dem ich so verfallen war, dass sich jede Faser meines Körpers nach ihm sehnte. Wahrscheinlich nicht. Außerdem wäre es falsch, mit einem anderen Mo, Marco, Leo und Mario in einem zu ersetzen...oder? Seine Hand riss mich aus meinen Gedanken. Er nahm meine Hand und legte sie an seine Seite, damit ich mich festhalten konnte, als er seinen Arm um meine Taille löste. Die nun freie Hand platzierte er am Übergang meines Halses zum Kiefer. Er hob mein Gesicht an. Er versuchte, seine Lippen auf meine zu legen, doch ich drehte im letzten Moment demonstrativ den Kopf zur Seite. Er atmete lange aus und zog sich zurück. Ich rappelte mich währenddessen hektisch auf und schälte mich aus seinen Armen. "Ich muss duschen." sagte ich schnell und wandte mich von Marcel ab, der beinahe eingeschnappt und leicht angesäuert schien. Als ich fertig geduscht war und mich mit DFB-Shirt und DFB-Hose eingekleidet hatte, trat ich zurück ins Zimmer. Zögerlich blieb ich stehen, doch Marcel sah nicht einmal von seinem Handy auf. Also nahm ich den Aktenstapel vom Tisch, den mir Jogi hatte zukommen lassen wegen der Medikamente und so weiter, lief mit entschlossenen Schritten auf die Tür zu, riss diese auf und ging raus. Doch dort prallte ich direkt gegen jemanden. Der ganze Stapel fiel mir runter und segelte zu Boden. "Scheiße!" fluchte ich verzweifelt und ging in die Hocke, um die Blätter zu ordnen. Derjenige, gegen den ich gelaufen war, ging ebenfalls in die Hocke. Ich hob den Kopf und sah direkt in Mario's rehbraune Augen. "Tut mir leid, war keine Absicht." sagte er sanft. Ich riss meinen Blick von ihm los und widmete mich den Blättern. "Geh weg und lass mich in Frieden." murrte ich leise. "Nell..." Die Art wie er meinen Namen aussprach, machte mich wahnsinnig. Ich konnte mich nicht bewegen. Er streckte seine Hände nach meinen aus und seine Finger berührten meine bereits, als ich mich aus meiner Starre löste, unachtsam die letzten Blätter aufsammelte, mich erhob und vor ihm zurückwich. Er stand ebenfalls auf. Ich verschränkte mit den Akten vor der Brust die Arme. Traurig sah er mich an. "Was soll das? Warum tust du so nett? Musst du mich denn auch noch quälen, statt mich einfach in Ruhe zu lassen?" platzte ich heraus. Er kam einen Schritt auf mich zu, weswegen ich noch einen Schritt nach hinten machte. Weiter zurück ging nicht mehr, ich lehnte an der Wand. "Ich wollte dir nicht wehtun, ich... Diese Auszeit war nie ein Grund für mich, Schluss zu machen. Ich liebe dich nach wie vor, Nell. Und ich hatte nie eine andere, falls du das immernoch glaubst." meinte er. Etwas heißes lief über meine Wange. "Du hast mir die heile Welt vorgespielt, bist mit mir ins Bett gegangen und dann sagst du mir auf einmal, es wäre zu viel für dich. Was erhoffst du dir denn von dieser Auszeit? Du hast doch auch Marco, Mo und Leo gegen mich aufgehetzt, oder? Alle behandeln mich, als wäre ich Dreck. Was soll ich ihnen denn getan haben? Nur du kannst der Grund sein." warf ich ihm vor. Er senkte den Blick. "Ich würde dir so gern deine Fragen beantworten, aber-..." "Dann tu es doch!" unterbrach ich ihn laut, worauf mir ein Schluchzen entfuhr. Neben mir ging plötzlich die Tür auf. Marcel trat heraus, der sich gerade ein Shirt überzog. Er sah zuerst mich an, dann wanderte sein Blick zu Mario, der seinen Blick funkelnd erwiderte. Ein stummes Gefecht schien zwischen den beiden zu laufen, bis sich Marcel schützend vor mich stellte. "Lass sie." knurrte er eindringlich. Mario trat einen Schritt vor, um sich vor Marcel aufzubauen. Auge in Augen standen sie da. "Du hast mir gar nichts zu sagen." fauchte er. Marcel warf einen Blick über die Schulter. "Nell, gehst du bitte?" befahl er mir knapp. Mario lachte leise auf und sah ebenfalls zu mir. "Dein Beschützer will sich prügeln." erklärte er mir mit einem Nicken zu Marcel. In der selben Sekunde holte Marcel aus und wollte zuschlagen, doch er wurde herumgerissen und weggestoßen. "Sag mal, seid ihr denn völlig übergeschnappt?!" schrie Marco die beiden an. Beide starrten wütend auf ihre Füße. Marco's Blick fiel auf mich. Er schien kurz davor, mich schützend in seine Arme zu ziehen, aber dann blitzte es in seinen Augen auf und er wandte sich ab. Ich schlich zögernd an der Wand entlang, dann rannte ich los. Drei Augenpaare stachen mir in den Rücken, aber ich lief weiter. Ich erreichte den Speisesaal. Weil ich die Tür so schwungvoll aufstieß, hoben alle die Köpfe. Ich wischte mir schnell die Tränen aus dem Gesicht und lief zu einem freien Tisch. Wenig später legte sich eine Hand auf meine Schulter und Marcel setzte sich auf den Platz neben mir. "Tut mir leid, ich hab überreagiert." entschuldigte er sich sofort. Ich drehte mich im Sitzen um und suchte nach Mario. "Ich hab ihn nicht geschlagen." klärte Marcel mich auf. Ich sah ihn zum ersten Mal an. Erschrocken keuchte ich auf, als mir der blutige Kratzer oberhalb seines Schlüsselbeins auffiel. Ich strich mit den Fingerspitzen darüber, wobei seine Halsschlagader deutlich pochte. "Marco hat mich erwischt, als er mich von der Prügelei abgehalten hat." meinte er. Ich erhob mich ruckartig und griff nach seiner Hand. "Komm, ich behandel das lieber." sagte ich. "Nein, nein, ist nicht nötig, wirklich." lehnte er ab. "Du kommst jetzt sofort mit." widersprach ich energisch. Schließlich gab er nach und ließ sich von mir ins Behandlungszimmer führen. Ich befahl ihm, sich auf die Liege zu legen, was er widerwillig tat. Ich reinigte den Kratzer mit Desinfektionsmittel, worauf Marcel zischend mit den Zähnen knirschte. "Das brennt nur kurz." versicherte ich ihm. "Das ist auch euer Standartspruch, oder?" meinte er sarkastisch. Ich lächelte nur knapp. "Auch ein Macho wie du muss mal einstecken." ärgerte ich ihn. Er verdrehte nur die Augen. "Was wollte Mario eigentlich von dir?" fragte er schließlich. Ich nahm zur Sicherheit eine entzündungshemmende Salbe und trug sie auf den Kratzer auf. Ich zögerte. "Du weißt, wie er mich aus dem Konzept bringt." antwortete ich wenig aussagekräftig. Marcel verstand, dass ich nicht mehr dazu sagen wollte und beließ es dabei. Ich klebte ein längliches Pflaster auf die versorgte Wunde, worauf sich Marcel sofort aufsetzte. Ich sah gedankenverloren auf die Uhr oberhalb des Schreibtischs im Behandlungszimmer. "Mist, ich muss zum Training." fluchte ich und wollte schon losstürmen, doch Marcel griff nach meinem Handgelenk. "Das einzige, was du tun musst, ist frühstücken, sonst kippst du selbst noch um." sagte er streng und erhob sich. Ich seufzte. "Na gut." gab ich nach und ließ mich zurück in den Speisesaal führen. Die Jungs waren bereits alle weg. Allein mit Marcel saß ich also am Tisch, schlang das Essen aber trotzdem schnellstmöglich hinunter. Dann gingen wir gemeinsam zum Trainingsplatz. Unter all den anderen fiel mir Mario sofort ins Auge und ich war zu meinem Missfallen ziemlich erleichtert, dass er wirklich unversehrt war. Ich setzte mich einfach auf den Rasen und Marcel tat es mir schließlich nach. Ich hatte nichts zu tun, das Einstiegstraining war eher locker gestaltet. "Läuft das immer so? Du hast ja 'nen ziemlich gemütlichen Job." meinte Marcel irgendwann und sah mich von der Seite an. Ich erwiderte seinen Blick. "Ich kann froh sein, wenn ich mich nicht um Verletzungen sorgen muss. Außerdem brummt mir Jogi hin und wieder auch irgendwelche abstumpfenden Beschäftigungen auf. Irgendwelche Krankenakten checken und so weiter." erklärte ich ihm. Er begann zu grinsen. "Na, wenn du gerade ja nichts zu tun hast, könnte ich dir ja das zeigen, wofür du gestern zu müde warst. Tanzen."
So, da ist das Kapitel endlich. Ich hatte eigentlich vor, es gestern schon hochzuladen, aber ich hing ewig an einer Stelle, wo ich was geschrieben hab, mit dem ich nicht zufrieden war. Ich hab es dann gefühlte 100 Mal gelöscht und wieder neu geschrieben. Naja egal xD
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Liebe stirbt nicht {Mario Götze u.A.}
FanfictionAuf ihrer Hüfte kam ein kleines tätowiertes M zum Vorschein. "Ich habe mir immer eingeredet, es würde für Manu stehen. Aber ich glaube es stand und steht nur für dich, Mario." FanFiction mit Mario Götze und vielen Anderen