Kapitel 138

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Da manche das am Schluss nicht lesen, probier ich's Mal am Anfang xD Also, es kommt schneller als gedacht das Kapitel. Das liegt daran dass es viel länger geworden ist als ich damit gerechnet hab, deshalb musste ich den Teil splitten. Ich hoffe ihr bringt mich nicht um xD Naja, haut rein!
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Nell's Sicht:

Ohne irgendeine weitere Erklärung erhob er sich, ging Richtung Parkplatz und erwartete wohl, dass ich ihm folgte. Ich konnte gar nicht alle Gefühle definieren, die mich da überkamen. Angst, Neugier, Schock über die Halbwahrheit, die er mir bereits offenbahrt hatte. Und dann noch dieser fette Batzen Hoffnung, den ich eigentlich nicht empfinden sollte. Was erwartete ich? Ich hatte überhaupt keine Vorstellung. Wenn es um Mario ging und dieser mir mit Rosen und einer Schachtel Pralinen ankam, um sich zu entschuldigen, wäre ich schneller weg, als Mario gucken konnte. Marcel stieg ins Auto. Ich tat es ihm nach. Bevor er den Motor startete, atmete er tief durch. Der Motor lief, Marcel's rechte Hand lag auf dem Ganghebel, die linke am Lenkrad. Er hatte den Kopf gesenkt. Ich sah ihn an. An meinen Atemzügen zählte ich ab, wie lange es dauerte, bis etwas passierte. Eins...zwei...drei...vier...fünf...sechs...sie- "Was ich hier tue, fällt mir nicht leicht. Und auch wenn wir nun auf anderer Basis miteinander verkehren... ich hoffe, ich muss diese Bereicherung meines Lebens nicht wieder verlieren. Und bevor du jetzt etwas sagst. Lehn dich zurück und versuch zu schlafen. Wir werden ein ordentliches Stück fahren und du musst ausgeschlafen sein." machte Marcel eine Ansprache. Er redete die ganze Zeit mit dem Lenkrad, bevor er am Schluss den Kopf zuf Seite drehte und mich ansah. Ich umklammerte das Sitzpolster. Diese Geheimniskrämerei machte mir Angst. Marcel richtete sich nun doch auf und legte den Kopf in den Nacken. Mit geschlossenen Augen lehnte er an der Kopfstütze. Er schien schon wieder einen innerlichen Konflikt auszuhandeln. Als er die Lösung wohl erreicht hatte, schlug er die Augen auf und lehnte sich zu mir rüber. "Ich weiß nicht, ob ich dir jemals wieder so nah sein kann, tut mir leid." sagte er schnell, legte seine Hand an meinen Hinterkopf und zog mich zu sich heran, um mich zu küssen. Aber nicht lange, dann schlang er die Arme um mich und vergrub das Gesicht an meiner Halsbeuge. Ich tat es ihm nach. Irgendwie hatte ich das Gefühl, wenn ich das jetzt nicht nutzte, würde ich erstmal auf mich allein gestellt sein. "Vertrau mir, ja?" flüsterte Marcel an meinem Ohr. Ich nickte nur leicht, aber so, dass er es merkte. Ich vertraute ihm wirklich. Ich vertraute ihm gerade alles an, weil alles passieren konnte. Ich vertraute ihm so sehr, dass ich seinen Rat befolgte und schon bald einschlief. Als ich von Marcel wieder geweckt wurde, wusste ich nicht, wo wir waren. Marcel hatte eine Tüte in der Hand, von einer ziemlich teuren Boutique in München mit Designerklamotten. "Ich bin schonmal ohne dich los und hab das abgeholt." erklärte er und gab mir die Tüte. Verwirrt nahm ich sie und griff hinein. Sofort ertastete ich hochwertigen Stoff. Allein schon daran, dass es dunkelrot war erkannte ich, wer das ausgesucht hatte. Ich nahm es komplett heraus und ließ meine Finger vorsichtig über das wertvolle Kleid wandern. Es war wunderschön, das wusste ich auch im gefalteten Zustand bereits. "Zieh es bitte an. Schuhe hab ich auch." meinte Marcel. Ich wollte schon Fragen stellen, aber sein flehender Blick riet mir, dies nicht zu tun. Ich nickte nur. Ich stieg aus und hinten wieder ein. Marcel wartete geduldig, während ich mit etlichen Verrenkungen das Kleid anzog. Es saß wie angegossen. Im getragenen Zustand ging es mir bis zur Mitte des Oberschenkels, war eng anliegend und mit Spitze an den 3/4-Ärmeln. Ein beinahe trauriges Lächeln erschien auf Marcel's Lippen, als ich mich ihm präsentierte. Wir standen in einer Art Parkhaus, aber es war fast leer und nur reservierte Parkplätze gab es hier. "Du siehst wunderschön aus." kommentierte er und überreichte mir ein paar Pumps in dem selben Blutroten Ton, den das Kleid hatte. Ich zog auch diese widerspruchslos an und folgte Marcel zum Aufzug. Tja und wir landeten direkt in einem Beautysalon. Als die vielen Menschen im wilden Treiben auf uns beide aufmerksam wurden, kamen zwei Damen und ein Herr auf mich zu und verhätschelten mich auf höchstem Niveau. "Darling, bezaubernd siehst du aus! Wir zaubern dir noch die Haare und dein zauberhaftes Gesicht perfekt." quietschte eine der Frauen drauf los und schob mich zu einem Stuhl. Überrumpelt plumpste ich in den Sessel. Gleich zwei Leute machten parallel meine Nägel, ebenso stylten zwei Leute meine Haare und eine junge Frau machte sich über mein Make-Up her. Marcel  lehnte etwas abseits an einem Schminktisch und beobachtete das wilde Schaffen. Ich ließ das Ganze übet mich ergehen und trank liebend gern den Sekt, den sie mir in die Hand drückten. Das überforderte mich alles. Als meine Nägel dann gemacht und der Lack getrocknet war, winkte ich Marcel zu mir und griff nach seiner Hand, als stünde ich vor einem Arzttermin. Ermutigend nickte er mir zu und lächelte. Nach einer gefühlten Ewigkeit war ich wohl durch. Der zuvor verdeckte Spiegel wurde mir offenbahrt. Ich setzte mich fassungslos auf. Mein Make-Up, bestehend aus einem Cat-Eye-Eyeliner und nudefarbenen Lippen war nicht so spektakulär, aber wunderschön. Meine Haare waren wie aus einem Märchen. Große Locken waren in mein Haar gezaubert worden und diese fielen mir wie Seide über die Schultern. Ich nahm mein Sektglas an mich und trank es in einem Zug leer. Die Beteiligten lachten nur, während ich schon gar nicht mehr versuchte, es zu verstehen. "Das ist doch bestimmt ultra teuer." raunte ich Marcel zu, doch die Stylisten hörten das. "Ist alles schon bezahlt Schätzchen." grinste mir einer der Friseure entgegen. Ich starrte nur völlig verwirrt zurück. Wenn das Kleid wirklich von Mario ausgesucht wurde, dann hatte er das alles vermutlich auch bezahlt. Aber warum? Warum zum Henker passierte das alles. Alles war perfekt, dann wollte er auf einmal diese völlig ungerechtfertigte Auszeit, ohne echte Begründung. Und als ich dann sauer auf ihn war, wollte er mich wieder zurück, wollte mich von Marcel fernhalten und mich von der Liebe zu ihm erneut überzeugen. Ja und jetzt kam das. Marcel zog mich bereits wieder zum Aufzug. Er sah auf die Uhr. "Ach scheiße, es ist schon viel zu spät." fluchte er und beförderte mich ins Auto. Als wir aus dem Parkhaus fuhren, erkannte ich sofort, wo wir waren. München. Und wir fuhren auch prompt an der Boutique vorbei, aus der mein Kleid stammte. Marcel machte noch einen kurzen Stop bei Starbucks, weil wir beide noch nichts gegessen hatten. Dabei war es schon Abend. Nachdem dann auch das erledigt war, steuerten wir das nächste Ziel an. Und darüber war ich sehr überrascht. Die Allianz Arena. Ich sagte nichts, als Marcel parkte, den Motor abstellte und einfach sitzen blieb. Er starrte standig auf die Uhr. Es war nun fast stockdunkel, seichtes Mondlicht erhellte die Nacht. Ich erschrak, als Marcel aus der Stille heraus plötzlich die Tür aufriss. "Dann mal los." verkündete er. Er lief ums Auto, öffnete die Tür und reichte mir die Hand. Ich stieg aus und er brachte mich zum Eingang für Spieler, Trainer und weiteres Personal, das direkt auf den Platz musste. Wir liefen durch die dunklen Katakomben. Wäre Marcel nicht in unmittelbarer Nähe bei mir gewesen, hätte ich wahrscheinlich wieder schreckliche Angst gehabt wegen dem, was damals mit Schiebler war. Schließlich passierten wir den Spielertunnel und betraten den Rasen. Es war immernoch stockdunkel. "Marcel, was tun wir hier?" flüsterte ich, weil es mir irgendwie unpassend vorkam, in normaler Lautstärke zu sprechen. Sanfter Wind schlich um meine Beine und meine Schultern. Exakt in der Mitte des Stadions blieben wir stehen. "Lass es auf dich zukommen. Und bleib hier stehen." meinte er und wandte sich langsam ab. "Warte! Marcel, lass mich hier nicht allein stehen!" flehte ich, doch da war er bereits aus meinem Sichtfeld verschwunden. Zitternd stand ich hier also und wartete, dass sich irgendetwas regte. Schon wieder begann ich, meine Atemzüge zu zählen. Erst, als ich bei 12 angekommen war, passierte etwas. Eine der Großleinwände blendete langsam auf. Vor einem weißen Hintergrund stand jemand. "Marco." flüsterte ich vor mich hin. Er hielt den Kopf gesenkt und hatte die Hände hinter dem Rücken verschränkt. Als hätte er mich gehört sah er auf. Ich wusste, dass das ein aufgezeichnetes Video war, aber trotzdem kam es mir so vor, als würde er mir direkt in die Augen sehen. Ein kurzes, liebevolles Lächeln huschte über seine Lippen, bevor er eher traurig drein blickte. Ich schlang die Arme um meinen eigenen Körper. "Du bist schrecklich enttäuscht von mir, stimmt's?" begann er zu sprechen. Seine Stimme drang aus den Lautsprechern über mir. "Ja, das bin ich." antwortete ich dem Video-Marco flüsternd. "Du kennst ja meine Pläne. Sie sind scheiße...und meistens gehen sie doch gut." Ich runzelte die Stirn. "Ich habe dieses Mal die Befürchtung, es könnte schiefgehen, aber ich hoffe nicht. Vor allem weil ich vier Leute mit reingezogen habe, die darunter leiden mussten. Zum einen Marcel, weil er sich in dich verliebt hat. Dann Mo und Leo, die dich im Stich lassen sollten, genau wie ich es an jenem Tag getan habe. Allen voran aber Mario." Der Einspieler endete und es wurde wieder stockdunkel. "Ich habe einen tiefen Riss in unserer Freundschaft hinterlassen, das weiß ich." sprach Marco plötzlich hinter mir. Ich wirbelte herum. Er stand direkt vor mir, im Anzug. Und auch Mo und Leo waren da, ebenfalls edel gekleidet. "Du siehst toll aus." unterbrach Marco sich selbst. Ich schüttelte nur leicht den Kopf. Was passierte hier? "Im Endeffekt ist es meine Schuld, was alles passiert ist. Und ich möchte mich deswegen auch im Namen von allen Beteiligten entschuldigen. Ich weiß nicht, was ich dir sagen soll außer dem. Ich würde nur gerne diesen Riss wieder schließen, er tut nämlich ziemlich weh." murmelte er. Er kam einen letzten Schritt auf mich zu. Ich war unfähig mich zu bewegen und ließ somit zu, dass er die eine Hand auf meinen Oberarm legte und mit der anderen meine Haare hinter mein Ohr strich. Ich sah zu ihm hoch. "Als ich dich das erste Mal gesehen habe, wusste ich, du bist was besonderes. Nicht nur für Mario, sondern auch für mich. Ich habe anfangs wirklich gedacht, ich hätte mich in dich verliebt. Ich meine, ich finde dich hübsch, mehr als hübsch. Und ich habe deine Nähe genossen. Aber so war es nicht. Ich habe einfach nur die beste Freundin meines Lebens gefunden. Du und Mario, ihr seid meine besten Freunde und ich wüsste nicht, für wen von euch ich mich entscheiden würde, wenn ich es müsste. Deshalb brauche ich euch im Doppelpack." sprach er. Eine kleine Träne stahl sich über seine Wange, die er aber schnell wegwischte. Ich hielt seinem leidenden Blick nicht mehr stand und sah auf seine Schuhe. Komischerweise tauchten in meinem Kopf sofort die Erinnerungen an Brasilien auf. Er war da gewesen, als ich aus dem Koma erwacht war. Keiner wusste, ob ich je aufwachen würde, aber er war bei mir und hatte gewartet. "Es tut mir so unendlich leid, Nell." stieß er angestrengt hervor. Seine Finger zitterten an meiner Wange. Mir fiel nichts ein, mir fiel einfach nichts ein, was ich ihm hätte sagen können. "Freundschaft ist relativ, weiß du... In ein paar Sekunden, mit ein paar Worten kann alles zerstört werden, was über eine lange Zeit aufgebaut wurde. Wir hatten diese lange Zeit zwar nicht, aber zerstört ist es trotzdem. Ich werde dir alle Zeit der Welt geben, wenn du mich lässt. Nell, ich hab es zwar nicht verdient, aber bitte glaub mir. Versuch es wenigstens. Gib mir eine Chance, mein schlechtes Bild in deinem Kopf wieder auszuradieren und hör auf dein Herz. Nicht, damit es mir besser geht. Sondern dir. Ich vermisse das Leuchten in deinen Augen. Du bist unglücklich." Ich starrte Löcher in den Boden. "Das tu ich. Ich höre auf mein Herz, Marco." murmelte ich. Er atmete laut ein und aus. Ich sah ihn nicht an. Er dachte, wohl das wäre meine Entscheidung, es wäre vorbei. Seine Finger, die noch an meiner Wange lagen wurden ganz kalt. "Okay." brachte er hervor. Ich hörte an seiner Stimme, dass er weinte. Und Marco - der Marco - weinte so gut wie nie. Er schniefte einmal kurz. "Okay." wiederholte er ein wenig verzweifelt. Er war kurz davor sich abzuwenden, während Leo und Mo kurz davor waren, sich einzumischen, da legte ich meine Hand auf seine und lehnte mein Gesicht in seine Hand. "Ich hab dir doch noch gar nicht gesagt, was mein Herz will." hielt ich ihn zurück und sah langsam zu ihm auf. Er zog die Augenbrauen zusammen. "Was... was..." stammelte er. Ich sah an ihm vorbei zu Mo und Leo. "Könnt ihr mal bitte herkommen, ich glaube, er kippt gleich um." bat ich sie. Die beiden sahen sich an und ein breites Grinsen erschien auf ihren Gesichtern. "Mir wäre es eigentlich lieber, wenn du mich festhältst." warf Marco dazwischen. Ich widmete mich wieder ihm. Ich legte meine Hände an seine Wangen und wischte die letzten Tränen weg. "Du bist ja ein ganz harter Kerl." lachte ich leise.  Ohne weitere Worte ging er leicht in die Knie, schlang die Arme um mich und hob mich hoch. Er zerquetschte mich beinahe und ich legte schließlich die Beine um seine Hüften. "Sieht alles ziemlich bescheuert aus." meinte Leo. "Ihr könnt ja mitmachen." lachte ich. Als hätte ich es anders erwartet, taten sie dies und umschlangen Marco und mich auch noch. "Es ist so schön, wenn du lachst." nuschelte mir Marco ins Ohr. "Es ist so schön, wenn du rumschleimst." gab ich scherzend zurück. Wir lösten uns alle wieder voneinander und Marco ließ mich runter. Ich zog mein Kleid zurecht. "Wer hat das ausgesucht?" fragte ich leise an Marco gewandt. "Mario. War mir klar, dass du das bemerkst." sagte er. Ich lächelte leicht. "Ist er hier? Ich glaube, er ist der einzige, der mir endlich verraten kann, was es sich mit diesem Plan auf sich hat." sagte ich. Marco kratzte sich am Hinterkopf. "Er ist hier. Und wahrscheinlich zerreißt es ihn vor Ungeduld. Hör ihm einfach bis zum Schluss zu." riet mir Marco und drehte mich mit dem Rücken zu ihm, sodass ich wieder zur Leinwand sehen konnte. Leo holte auf einmal ein Funkgerät hervor. "Marcel, du kannst das Ding jetzt anschmeißen." sprach er hinein. "Alles klar." drang Marcel's Stimme durch den Lautsprecher.

Liebe stirbt nicht {Mario Götze u.A.}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt