Kapitel 31

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Nell's Sicht:

Einen Tag später stand Sarah vor der Tür. Mo schickte sie in das Gästezimmer. Ich hatte die letzten 12 Stunden durchgeheult und saß jetzt auf meinem Bett. "Kannst du mir mal sagen, wieso du seit Ewigkeiten nicht ans Telefon gehst?!" warf mir Sarah direkt an den Kopf. Als sie in mein verheultes Gesicht sah, setzte sie sich auf das Bett. "Warum weinst du?" fragte sie besorgt. "Scheiße Sarah... Ich... Ich bin ... schwanger." brachte ich hervor. Ihre Augen weiteten sich. "Weiß Mario das?" fragte sie. "Nein! Und er wird es auch nicht erfahren!" sagte ich. Sarah schlüpfte zu mir unter die Decke und legte den Arm um meine Schulter. "Warum nicht?" wollte sie wissen. "Mann Sarah, ich darf Mario nicht mehr sehen! Außerdem ist er erst 21! Ich kann doch jetzt nicht zu ihm gehen und sagen: Hey Mario, wollte dir nur kurz sagen, dass du Vater wirst, aber du wirst das Kind ja eh nie zu Gesicht bekommen." Ich verzweifelte langsam. "Das heißt du willst es abtreiben?" fragte Sarah vorsichtig. "Um Gottes Willen! Nein!" antwortete ich, bevor ich überhaupt nachdachte. "Aber Nell, wenn du das Baby willst... Du kannst Mario doch nicht verschweigen, dass er Vater wird!" sagte sie. "Verdammt Sarah, das ist meine Entscheidung!" schrie ich sie an, was mir direkt wieder leid tat, als sie mich geschockt ansah. "Also schön, dann brauchst du mich ja auch nicht." erwiderte sie und stand auf. "Sarah, warte...!" rief ich ihr noch hinterher, aber ich hatte sie vergrault. Ich hörte Leo und Mo und dann das Türknallen von Sarah. Leo steckte den Kopf zur Tür rein. "Alles ok?" fragte er. "Bitte Leo, könnt ihr mich einfach in Ruhe lassen?" fragte ich ihn. Er nickte und so drehte ich mich um und starrte die Wand an. Nach kurzem Zögern hörte ich wie er die Tür schloss. Ich musste wohl vor Erschöpfung eingeschlafen sein, denn Mo strich mir leicht über den Rücken, um mich aufzuwecken. Als er sah, dass ich wach war, begann er zu sprechen. "Nell, in zehn Minuten ist Marco hier." "Was?!" schreckte ich hoch doch er hob beruhigend die Hände. "Keine Sorge. Noch weiß er nicht dass du bei uns bist. Ich wollte dir nur Bescheid sagen." Ich bedankte mich bei ihm. Ich sah ihm an, dass er etwas auf dem Herzen hatte und fragte ihn, was los sei. "Sarah ist ziemlich wütend abgerauscht... Du willst doch nicht abtreiben oder? Leo und ich haben schon abgemacht, dass wir uns immer um das Kind kümmern und dir helfen wollen!" erzählte er. "Das ist wirklich süß von euch. Ich werde nicht abtreiben." entgegnete ich, worauf er erleichtert aufatmete. Mo nahm meine Hände und strich vorsichtig über meine Handrücken. "Mach dir keine Sorgen." meinte er. Ich nickte und versuchte mich an einem Lächeln. Es gelang mir anscheinend, denn Mo schenkte mir ein strahlendes Lächeln. "Wie wär's, wenn du den Kleinen Moritz nennst?" fragte er und legte seine Hand auf meinen Bauch, worauf ich füchterlich zusammen zuckte. Sofort nahm er seine Hand weg. "Sorry." meinte er. "Schon ok. Aber Mo, was ist, wenn es ein Mädchen wird?" fragte ich. Plötzlich platzte Leo herein. "Na dann nennst du sie Leo! Beziehungsweise Leonie!" lachte er. Ich musste leicht lächeln. "Aber ICH werde Patenonkel!" sagte Mo. "Nein! Das bin ich natürlich!" meckerte Leo. Die Beiden stritten sich lange darüber, bis ich lachen musste. Doch mein Lachen ging schnell in Schluchzen über, weil mich meine Gedanken beherrschten. Leo und Mo verstummten und warfen mir mitleidige Blicke zu. Schon klingelte es an der Tür.  Die Beiden verschwanden und zogen die Tür hinter sich zu. Trotzdem hörte ich gedämpft Marco's Stimme, was mir schon wieder einen Stich versetzte. Was die drei besprachen konnte ich nicht verstehen. Plötzlich wurde mir richtig übel. Ohne zu überlegen sprang ich auf und rannte durch die Tür zum Bad, wo ich die Badezimmertür zuknallte und mich dann der Kloschüssel widmete. "Nell, alles in Ordnung bei dir?" hörte ich Leo durch die Tür. "Das glaube ich jetzt nicht." Das war Marco. Ich ließ mich neben der Toilette auf dem Boden nieder und lehnte den Kopf gegen die kalten Fliesen. Jetzt sprang die Tür auf. Marco platzte herein, gefolgt von Leo und Mo. Marco blickte auf mich herab. "Was hat sie?" fragte er an die Beiden gewandt, die sich nur hilflos ansahen. "Nichts." antwortete ich mit zittriger Stimme. Marco zog mich grob auf die Beine. Ich drohte umzukippen, also nahm mich Marco auf seine Arme und trug mich ins Wohnzimmer auf die Couch. "Kannst du mir mal verraten, was du hier machst und wieso du wie eine wandelnde Leiche aussiehst?!" fragte er mich mit grimmigem Gesichtsausdruck. "Marco, sei doch nicht so hart!" mischte Leo sich ein. Marco's Blick wurde ein Wenig sanfter. Leo und Mo ließen uns alleine. Marco streckte sich auf der Couch aus und zog mich dann in seinen Arm. "Ich hab Leo und Mo zufällig getroffen..." murmelte ich leise. "Und was ist mit dir los?" fragte er noch mal. Ich schüttelte den Kopf. "Ich kann dir das nicht sagen." "Wieso nicht?" bohrte er weiter. Ich sog tief die Luft ein, antwortete aber nicht. "Hast du getrunken?" wollte er jetzt wissen. "Nein." erwiderte ich knapp. "Nell du bist krank! Eindeutig! Soll ich Mario anrufen?" fragte er. Ich setzte mich auf. "Nein!" sagte ich etwas zu laut. Marco musterte mich misstrauisch. "Was ist nur los mit dir?" meinte er und ich war mir nicht einmal sicher, ob er überhaupt mit mir redete. Er musterte mich von oben bis unten. Plötzlich blieb sein Blick hängen. Er starrte auf meine Hand, die ich unbewusst auf meinen Bauch gelegt hatte. Jetzt war es zu spät. Er hatte mich durch diese kleine Geste durchschaut. "Du hast eine Essstörung." stellte er überraschenderweise fest. Aber immerhin besser, als wenn er, und somit auch Mario, wusste, dass ich schwanger war. "Du hast schon wieder aufgehört zu essen." sprach er weiter. Ich schämte mich, ihn anzulügen, aber ich wusste mir nicht anders zu helfen. "Es macht mich fertig." gab ich ihm als Erklärung. "Mario würde Löw am liebsten umbringen." meinte er. "Ich würde mich am liebsten umbringen." murmelte ich leise und bezog das eigentlich auf das Baby, aber Marco hatte meine Aussage gehört. "Was?!" schrie er. "Nell, bitte hör auf so einen Quatsch zu reden! Das kannst du nicht machen! Jeder liebt dich! Und vor allem Mario, Manu und ich brauchen dich! Und auch Mo und Leo möchten dich gar nicht mehr hergeben!" raunte er mir zu und sah mich mit durchdringendem Blick an. Ich schluckte und nickte dann. Marco zog mich fest in seine Arme und schnürte mir dabei fast die Luft ab. Mo und Leo kehrten ins Wohnzimmer zurück. "Ich gehe jetzt", berichtete Marco, "Und ihr sorgt dafür, dass sie richtig isst!" Mo warf mir einen kurzen Blick zu und als ich ihn flehend ansah nickte er. Marco verabschiedete sich also wieder. Als er verschwunden war, fragte Leo direkt "Du hast ihm gesagt du hättest Probleme mit dem Essen? Wieso sagst du nicht die Wahrheit?" "Er hätte es Mario erzählt." erwiderte ich leise. "Ja, dazu hat er ja auch ein Recht!" meinte er. "Leo, bitte!" flehte ich. Er haderte kurz mit sich. "Tut mir Leid. Ist deine Sache." murmelte er dann vor sich hin. "Danke für eure Unterstützung, aber vielleicht wäre es besser, ich gehe in meine Wohnung zurück." sagte ich. "Kommt gar nicht in Frage!" erwiderte Mo. Ich wollte schon zu einem Aber ansetzten da fügte Leo hinzu "Du bleibst. Und die kleine Leo natürlich auch." Mo leistete schon wieder Widerspruch wegen des Namens. So verbrachte ich noch die komplette nächste Woche bei Leo und Mo, die meinten, jeden Tag das neue Familienmitglied, wie sie es nannten, in meinem Bauch zu begrüßen. Bis irgendwann das Telefon klingelte...

Liebe stirbt nicht {Mario Götze u.A.}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt