Kapitel 151

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Mario's Sicht:

"Hast du dir deinen Ring mal genauer angeguckt?" erkundigte ich mich. Sie sah zu mir auf. "Ich starre ihn die ganze Zeit an." meinte sie. "Solange er an deinem Finger ist, ja. Aber hast du mal innen geschaut?" hakte ich nach. Einen kurzen Moment sah sie mich fragend an, dann nahm sie den Ring ab und drehte ihn in ihren Fingern. Schließlich fand sie die Gravour wohl. "Ich liebe dich." las sie leise vor. "Ich wollte eigentlich kreativer sein, aber das trifft es einfach am besten." lächelte ich. Sie steckte den Ring wieder an und schmiegte sich dann an mich. "Ich liebe dich auch." sagte sie schließlich. Mit der einen Hand strich sie über meine Brust, gleichzeitig verteilte sie leichte Küsse an meiner Halsbeuge. "Marco hat vorhin gesagt, du...er hat gesagt du wünschst dir Kinder." sprach ich nun das aus, wovon mich Marco vorhin abgehalten hatte. Ruckartig löste sie sich von mir. "Was?! Ist der bescheuert? Er will mir die ganze Zeit ein Kind aufdrängen und erklärt mir die Vorteile an einer Schwangerschaft!" entgegnete sie mit einem ungläubigen Lachen. Ich musterte sie stumm. "Das heißt... du willst keine Kinder?" hakte ich nach. Sie öffnete leicht den Mund, schloss ihn dann aber wieder und senkte den Blick. Dann senkte sie den Kopf ganz. Ich schluckte und starrte auf das Wasser. "Mario..." setzte sie an und griff nach meiner Hand. "Ist schon okay, ich liebe dich. Auch ohne Kinder." sagte ich schnell. "Nein, jetzt hör mir doch zu." forderte sie. "Ich will Kinder. Und ich will, dass du der Vater meiner Kinder wirst. Aber... sei mir nicht böse, aber ich habe einfach Angst, dass wir dafür noch nicht bereit sind." Ich sah sie an, öffnete bereits den Mund, um etwas zu sagen, aber sie kam mir zuvor. "Ich rede nicht nur von dir. Ja, ich habe Angst, du könntest wieder so...ausrasten wie damals. Aber ich meine auch mich selbst. Ich bin 21, Mario. Meinst du wirklich, ich kann schon eine Mutter sein? Nachdem ich schon ein Kind verloren habe?" Ich dachte darüber nach. "Natürlich kannst du das. Denk doch an Marah. Wenn Sarah und Manu irgendetwas zustoßen würde, würdest du sie ohne zu zögern aufnehmen." Sie blickte auf ihre Hände. Sie wollte zum Sprechen ansetzen, zögerte aber so lange, dass ich mich selbst wieder einbrachte. "Wir warten. Ich wollte wissen, woran ich bin, was die Familienplanng angeht...aber du hast Recht. Das hat Zeit." Sie sah mich leicht lächelnd an, prüfend, ob sie mich mit ihrer Reaktion nicht doch ein Wenig verletzt hatte, aber ich stimmte ihr ehrlich zu. Wir würden - nach unserer Hochzeit - noch massenhaft Zeit für ein Kind haben und ja...irgendwie konnte ich mir wirklich nie sicher sein, wie sich meine Gefühle nun äußern würden, wäre Nell von mir schwanger. "Haben sich unsere Turteltauben einfach ohne ein Sterbenswörtchen verpisst, na na na." wurde ich von Marco's tadelnder Stimme aus meinen Gedanken gerissen. Er stand grinsend hinter uns auf dem Steg, wir sahen zu ihm auf. Er machte auf die Gläser aufmerksam, die er da irgendwie in den Händen balancierte, worauf wir uns erhoben. Sogleich drückte mir Marco eins der Gläser in die Hand, das andere ging an Nell. "Ich hab jetzt kein Bock auf eine schnulzige Rede, deshalb würde ich einfach sagen... Auf euch." meinte er und hob das Glas zum Anstoßen, was wir dann auch taten. "Auf uns." verbesserte Nell. "Ich wäre dir jetzt auch böse geworden, wenn du das nicht gesagt hättest." lachte Marco und trank den ersten Schluck. Als auch ich dies tat, schüttelte ich mich und verzog das Gesicht. "Boah, was ist das denn? Was Stärkeres hast du jetzt echt nicht gefunden..." machte ich auf den Alkoholgehalt aufmerksam. Marco zuckte mit den Schultern. "Eure Partygesellschaft besteht nur aus Menschen, die heute morgen Langeweile gefrühstückt haben - ...oder schwanger sind - und deshalb nichts trinken." beschwerte er sich. "Vielleicht, weil die - genau wie du - morgen alle arbeiten müssen?" entgegnete Nell. Marco verdrehte die Augen. "Ach das Bisschen Kater macht doch nichts." spielte er das Ganze herunter und hob Nell's Hand mit ihrem Glas zu ihren Lippen, da sie es immernoch nicht angerührt hatte. Sofort drückte sie Marco ihr Glas in die Hand und hustete kurz. "Das brennt wie Feuer!" krächzte sie. Marco stellte die Gläser auf dem Steg ab. "Warte, ich lösch das." verkündete er, wartete ein paar Sekunden und stieß Nell dann ins Wasser. Überrumpelt starrte ich ihr hinterher, dann in Marco's triumphierendes Grinsegesicht. "Hast du das gerade wirklich gemacht?" fragte ich. Für eine Antwort hatte er nicht lange Zeit, denn ich stieß ihn nun selbst ins Wasser, wo Nell gerade an die Oberfläche brach. Als sie sich mit einem Blick zu mir vergewissert hatte, dass da gerade auch der Richtige ins Wasser geplumpst war, warf sie mir ein lachendes 'Danke' zu. Sie wollte zur Leiter am Steg schwimmen, als Marco sie packte und beiseite zog. "Jetzt musst du auch rein springen, dann ist es wieder lustig." rief er in meine Richtung. Ich seufzte, stellte mein Glas zu den anderen und der dementsprechenden Flasche, mit der Marco die Gläser befüllt hatte und setzte zum Sprung an. Ein Luftzug und kühles Nass umgab mich und ließ meine Klamotten schwer werden. Ich tauchte auf und schon war Marco zur Stelle, der die Flasche vom Steg ergriffen hatte und uns nun damit mehr oder weniger ab zu füllen versuchte. So tranken wir also abwechselnd von dem Zeug. Die Dummheit siegte und wir waren alle drei stockbesoffen.

Liebe stirbt nicht {Mario Götze u.A.}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt