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M.

Ich hatte das Gefühl, das es mich innerlich zerreißt. Schmerzen... solche hatte ich selbst nicht bei meinen Endometriose Schüben. Stimmenwirrwarr. Alles um mich herum nahm ich kaum war, außer diese unerträglichen Schmerzen. Ich wollte einfach nur noch, das es aufhört. So hatte ich mir das nicht vorgestellt. Auch wenn ich wusste, das eine natürliche Geburt mit Schmerzen verbunden war... wo ich mich gerade befand, was ich gerade spürte, damit hatte ich nun nicht gerechnet... und Paddy... er war nicht da... hatte mich in dieser Situation, die doch so besonders für uns hätte seien sollen, allein gelassen...
„Marlene! Pressen! Das Köpfchen ist schon da!", vernahm ich irgendwann die Stimme der Hebamme. „Los! Schieb nach unten mit...", ich versuchte der Anweisung der Hebamme Folge zu leisten und schrie schmerzerfüllt unterbewusst auf. „Du hast es fast geschafft. Hör auf deinen Körper. Mit der nächsten Wehe machst du das jetzt nochmal!" Diese kam schneller als erwartet. Wieder dieser Zerreißende Schmerz. Wieder der Druck, der kaum mehr auszuhalten war. Ich drückte, ich schob, und dennoch das Gefühl, das dies alles nicht funktionierte. Ich funktionierte nicht richtig... Paddy... ohne ihn funktionierte ich nicht richtig. „Marlene... du machst das toll. Noch einmal! Du schaffst das!" Ich schrie... ich presste... ich.. schon ertönte ein lauter Schrei und im nächsten Moment wurde mir mein Baby auf die Brust gelegt, als es laut polterte, ich aufsah und ich in die schönsten blauen Augen sah, die ich je gesehen hatte. „Paddy..."

P.

„Marlie...", wisperte ich und stürzte sofort zu ihr ans Bett. „Angel...".stieß ich kurz hervor, zog die scheiss Maske aus und bedeckte sie sofort mit unzähligen Küssen. „I love you! Are you ok? I am so sorry.. I...", sprudelte es nur so aus mir heraus, bis ich erneut das Schreien hörte und das kleine Bündel somit auch meine Aufmerksamkeit hatte. „She.... sie ist wunderschön!", mehr brachte ich nicht raus und strich meiner Tochter behutsam über ihr Köpfchen.
„Na, da der Papa dann ja mal da ist, kann er sich direkt nützlich machen und die Nabelschnur durchschneiden!", merkte die Hebamme an. Fragend sah ich zu Marlie. Sie sah müde aus, dennoch lächelte sie und nickte mir zu. Unsicher nahm ich die Schere an, die mir gereicht wurde und hörte mir die Erklärung der Hebamme an, bevor ich die Nabelschnur mit zittrigen Händen durchschnitt. Ich fühlte mich in Trance, wie als ob ich in einem Traum wäre. Noch begriff ich nicht wirklich, was hier gerade passiert war und noch passierte. Ich war total durcheinander. Alles ging viel zu schnell. „Ich hol jetzt mal die Kinderärztin. Dann machen wir die erste U und dann habt ihr beide Zeit euch zu beschnuppern und kennenzulernen." Lotte folgte der Hebamme und lies Marlie, mich und unser Baby allein zurück. Sofort wandte ich mich wieder Marlie zu, die total fertig auf dem Bett lag und unsere Tochter fest in ihrem Arm hielt.
„Angel... sorry... I... I was to late...", resignierte ich. „Jetzt bist du hier...endlich." „Wie geht's dir? Are you ok?", fragte ich besorgt, denn sie sah so blass und fertig aus. „Jetzt... Ja... weil du endlich da bist... ich hab dich so gebraucht..." „I know... and I am really sorry... ich hätte es heute Nachmittag ernster nehmen sollen, deinen Anruf... den Auftritt absagen müssen." „Da hat doch keiner mit gerechnet... also ich auch nicht... natürlich hab ich gebetet und mir gewünscht, das du es schaffst und rechtzeitig hier bist, aber viel wichtiger ist, das du jetzt hier bist..." „But... wie geht's dir denn? Hast du Schmerzen? Do you need anything?" „Ich brauch gerade nur dich! Ich bin so froh das du jetzt hier bist." „Und ich erst...", sanft küsste ich unserer kleinen, die auf der Brust ihrer Mama eingeschlafen war, das Köpfchen und gab dann Marlie einen zärtlichen Kuss. „I am so proud of you!"
Ich genoss die Nähe zu Marlie und unserem Kind, als kurze Zeit später die Hebamme mit der Kinderärztin zurück kam. „Patrick, kommst du mit? Du kannst Dr. Kanzer beim Wiegen, messen und Baden helfen und ich kümmere mich derweil um Marlene." „Ok..."
„Worauf wartest du?", auffordernd sah die Hebamme mich an und dann zu unserem Kind. „How?", fragte ich irritiert. „Na laufen kann sie noch nicht!", feixte die Hebamme. „Du musst sie schon mitnehmen. „Ich?!" „Ja wer sonst..." Obwohl ich vor einigen Monaten selbst mich um Maximilian gekümmert hatte, tat ich mich nun wiederum schwer. Marlie richtete sich auf, legte mir das Bündel in den Arm und grinste auch nur. Kein Wunder, so unbeholfen wie ich war... und folgte anschließend der Ärztin nach nebenan.
Die Werte unserer Tochter waren top, wie man mir sagte. 3130 Gramm auf 51 cm verteilt und einen Kopfumfang von 34,5 cm. Die Maße hatte ich mir erstmal in meinem Handy gespeichert und nachdem alles in das gelbe Untersuchungsheft eingetragen worden war, wollte ich zurück zu Marlie.

„Herr Kelly? Ich brauch noch den Namen!", hielt mich die Ärztin von meinem Vorhaben ab.
„Oh... we finally haven't talked about it...  Can I talk to my wife?"
„Selbstverständlich! Sagen sie einfach Schwester Simone Bescheid, sie kann es nachtragen. Dann wünsch ich ihnen beiden erstmal eine tolle Kennenlernzeit mit ganz viel Kuscheln!", verabschiedete sich die Kinderärztin und ich ging zurück zu Marlie.

Als ich in den Kreißsaal zurückkam saß sie bereits wieder fertig angezogen auf dem Bett und ich staunte nicht schlecht.
„You had a shower?!", verblüfft sah ich sie an. Natürlich wirkte sie immer noch extrem müde, immerhin hatten wir schon nach Mitternacht, aber sie war geduscht, angezogen und saß auf dem Bett, anstatt zu liegen. „Ja... durfte ich... ich fühlte mich so richtig „bähhhh", lächelte sie und klopfte auf das Bett neben sich. „Und? Alles ok mit ihr?" „Peferct! The notes are in my Iphone... saved... here...", dabei reichte ich ihr mein Handy. „Ahhh... we need to talk about the name..." „Hast du dich noch nicht entschieden Schatz?" „Me? I thought you!" „Ich treff die Entscheidung doch nicht alleine. Hast du noch Alternativen? Du hattest mal von Ann gesprochen... also die deutsche Aussprache." „What about Mila Ann Hebber?! Sounds great, I think..." „Hebber? Warum Hebber?" „Your Name?!", lachte ich und strich ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht. „Angel, hast du vor lauter lauter deinen Namen vergessen?!" „Nein, das nicht, aber ich dachte... sie ist dein Kind... willst du nicht, das sie deinen Namen trägt?!" „Das wäre für dich Ok?" „Warum denn nicht? Oder meinst du, das gibt doofes Gerede, weil du noch nicht geschieden bist?" „Well... I am not a husband anymore...."

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