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M.

Es tat so gut einfach in seinen Armen zu liegen und seine Nähe wahrzunehmen. In diesem Moment fühlte ich mich vollkommen, mehr brauchte ich nicht. Beim Frühstück war ich froh, das Patrick den ersten Schritt machte und mir sagte, er möchte seine Zeit mit mir verbringen. Zudem sollten wir auch dringend nochmal vernünftig miteinander reden. Da kam mir der Einfall mit dem Laufen ganz entgegen. Doro schien mit Andreas gut beschäftigt zu sein, so dass sie mir nicht böse sein sollte, das ich die Zeit mit Patrick verbrachte. Immerhin hatten wir auch mit Sicherheit noch einiges zu klären. Kurz verabschiedete ich mich nach dem Frühstück. Ich hatte noch einen Termin mit Laurent. Wir trafen uns in der Bibliothek. „Ca va Laurent!" „Oh Leni, da bist du schon. Hast du gut geschlafen?" „Ich hab seit Monaten nicht mehr so gut geschlafen wie letzte Nacht." „Hat das etwa mit dem jungen Mann von heut Morgen zu tun?" „Könnte sein..", grinste ich ihn an. „Und was ist mit deinem Ex? Ich dachte du vermisst ihn..., naja, Hauptsache du hast dein Lächeln wiedergefunden. Gestern gefielst du mir ganz und gar nicht." „Laurent, er ist es!" „Wer ist es?" „Meine Begleitung heut morgen, es ist Paddy, mein Exfreund." „Nun jetzt macht das ganze auch Sinn für mich, ich hatte mich schon heute Morgen gewundert." „Wie? Jetzt komm ich nicht mit!" „Das es mir nicht vorher aufgefallen ist. Michael Patrick... Patrick, Paddy ist die Abkürzung. Ich habe ihn gestern Abend draußen getroffen, er war völlig durch den Wind, er suchte nach jemanden, er lief durch die komplette Abbay. Er wirkte total verzweifelt, lehnte aber meine Hilfe ab... so und nun hau ab... du möchtest doch sicherlich zu ihm. Bestimmt habt ihr noch einiges zu besprechen...." Glücklich fiel ich Laurent um den Hals. „Danke! Du bist ein Schatz!"
Ich holte  meine Sachen und konnte nicht schnell genug in den Aussenbereich gelangen. Von weiten erkannte ich, das er auf der Bank saß. Mein Herz schlug wie wild. Langsam näherte ich mich ihm von hinten und legte meine Hände auf seine Augen. „Marlie..." Natürlich, wer sonst. Einige Zeit liefen wir schweigend durch den angrenzend Wald, bis sich immer wieder mal unsere Finger leicht berührten. Jedesmal durchfuhr mich dabei ein kleiner Blitzschlag. Gerade, als ich den Mut gefasst hatte was zu sagen, verschränkte Patrick unsere Finger mit einander. Ich blickte auf und er lächelte mich unsicher an. Man sollte kaum Glauben, wie wir uns früher mal Verhalten hatten. Damals ging es direkt zur Sache, und nun brachte keiner von uns ein Wort heraus wie zwei schüchterne Teenies. Während wir weiter liefen streichelte Patrick immer wieder sanft mit seinem Daumen über meine Hand. Ich genoss seine kleinen Zärtlichkeiten. An einer Lichtung blieb er plötzlich stehen und stellte sich mir gegenüber. Lange sahen wir uns erst an und er wippte unsicher auf seinen Füßen hin und her. „Marlie... ähm...." Verlegen ging er sich mit seiner freien Hand durch seine Haare. „Wir haben denke ich einiges zu Besprechen, aber vorher.... da würde ich gern noch was anderes tun." Zunächst schaute ich ihn leicht irritiert an, was wollte er denn machen? Um im nächsten Augenblick zu mir selbst gedanklich zu sagen, man bist du doof. Sanft strich er mir meine Haare aus dem Gesicht. Durch den leichten Wind waren sie etwas durcheinander. Langsam kam er näher, zog mich etwas an sich ran, schloss seine Augen und unsere Lippen fanden zu einander. Sie verschmolzen zuerst zu einem warmen und zärtlichen Kuss, der Voller Gefühl war. Nach und nach wurde er inniger und wir beide seufzten in den Kuss hinein. Irgendwann lösten wir uns von einander und lächelten uns an. „Man, das war echt überfällig!", grinste Paddy und schon spürte ich erneut seine Lippen auf meinen. Der Kuss wurde inniger, leidenschaftlicher, bis...
„We need to stop...", keuchte Paddy. Verlegen schaute er weg... ich konnte mir denken was war, wollte aber durch einen dummen Spruch ihn nicht in Verlegenheit bringen und den schönen Moment zerstören. Wir gingen den Rundweg weiter. „Du hast mir gefehlt die letzten Monate!", durchbrach ich die erneute Stille, die nach unseren Kuss wieder entstanden war. „Du mir auch... sehr sogar...!" Nun sagten wir gleichzeitig: „Es tu mir leid!" Paddy blieb erneut stehen und zog mich einfach in seine Arme. Ich hielt mich an ihm fest und wollte ihn nicht mehr los lassen. „Wirklich Marlie, ich weiß nicht, wie es soweit mit uns kommen konnte... ich...." „Ich war doch nicht besser wie du Paddy..." „Wir haben beide Fehler gemacht... waren mit den Problemen die auftraten völlig überfordert. Dazu kannten wir uns im Alltag nicht... es tut mir auch soooo unendlich leid... unsere letzte Nacht... ich wollte dich nicht benutzen, wirklich... diese letzte Nacht... die war so... so...." „Besonders?", unterbrach ich ihn. Zaghaft lächelte er mich. „Ja das war sie..." „Ich wollte es auch... du hast nichts getan, was ich nicht auch wollte und ich bereue das auf keinen Fall. Es war ein schöner und intensiver Abschluss." „Ja, das war es..." Ich merkte, das ihn noch irgendwas zu beschäftigen schien, er wirkte deutlich angespannter wie zuvor. Ich hatte eine Vermutung, und entschied mich, es ihm Vorweg zu nehmen. Er sollte die Wahrheit erfahren, endlich keine Geheimnisse, kein Schweigen mehr. „Paddy, komm lass uns mal da vorne auf eine Bank setzen, ich glaube du hast das Recht, noch einiges zu erfahren." Er zog seine Augenbrauen hoch, nickte mir aber Zustimmend zu. Zueinander gewandt setzten wir uns auf die Bank am Wegesrand. Paddy nahm meine Hände in seine und blickte mich erwartungsvoll an. „Es... es fällt mir schwer darüber zu reden, aber ich will das du Bescheid weißt. Patrick, ich hab dir gesagt, ich kann keine Kinder bekommen. Ich habe Endrometriose. Das ist...." „Ich weiß was das ist...", unterbrach er mich. „Patricia hat es auch..." „Oh....", was besseres darauf viel mir nicht ein, aber wie konnte es dann sein, das sie Kinder hat?! Ich fuhr fort. „Ich weiß es schon seit ich 20 bin. Es hat damals sehr früh schon bei mir angefangen... lange war ich auch deshalb in Therapie. Ich habe mir immer Kinder gewünscht, bin daran zerbrochen, zu wissen nie eigene bekommen zu können. Ich habe mir dann Partner gesucht, die keine Kinder wollten, um nicht als eine Frau dar zu stehen, die nicht fähig ist, ein Kind auszutragen. Irgendwann hab ich es tief in mein Innerstes eingeschlossen. Als ich dann von dir erfahren hab, das du möglicher Weise Vater wirst, dir Kinder wünschst, auch wenn es gerade zu Beginn unserer chaotischen Beziehung war, es hat mich aufgefressen. Ich fühlte mich plötzlich nicht mehr als vollwertige Frau... ich hatte Angst, du gehst zu Joelle zurück, wenn du erfährst, das es deins ist..." „Marlie... zu wissen, du kannst egal aus welchen Gründen keine Kinder bekommen, das wäre für mich nie ein Trennungsgrund gewesen. Und zu Joelle zurück? Definitiv nicht. Sie hat mich hintergangen. Selbst wenn ich der Vater bin, was ich weiterhin anzweifle, dann werde ich für das Kind da sein, aber nicht für sie. Verstehst du?" „Ja... aber da ist noch eine Sache, die du wissen solltest..."

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