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M.

Es hatte schon seinen Grund, warum ich mein Shirt nicht ausziehen wollte. Allerdings wollte und konnte ich das Paddy nicht einfach so auf die Nase binden. Ich hatte ihn schon viel zu Nah an mich rangelassen. Näher als mir lieb war. Es war reiner Eigenschutz. Das mit Paddy und mir war keine Affäre, das war mehr, mehr als ich wollte, mehr als wir uns beide eingestehen wollten. Alleine die letzte Nacht am Strand. Das war keiner reiner Sex, das war mehr. Es war Hingabe, Vertrauen, Nähe... ich ging sogar gedanklich noch einen Schritt weiter: es glich sich dem bekanntlichen Ausdruck „Liebe machen", und das war ja genau das, was wir beide nicht wollten. Es sollte unkompliziert bleiben, ohne Gefühle, ohne Herzschmerz, ohne Ängste.
Unsere Blicke sagten mehr wie tausend Worte, kleinste Berührungen, die absichtlich oder versehentlich stattfanden. Das gegenseitige Begehren selbst war mehr, hinzu kamen Paddy's scheuen und sanften Küsse zwischendurch.
Irgendwie war ich in meiner Gefuhlswelt total durchgeschüttelt worden. Auch wenn ich ihn noch kaum privat kannte, ich mochte Paddy als Menschen. Die wachsende Freundschaft bedeutete mir zu viel, als sie fur ein Paar unlogische Gefühle aufs Spiel zu setzen.
Unweigerlich kamen mir doch die Tränen als Paddy sich neben mich setzte und sich entschuldigte, obwohl er ja gar nicht gemacht hatte. Richtig unangenehm wurde es aber dann. Mein Schweigen nützte nichts. Er kam River auf die andere Seite und wischte mir zärtlich die Tränen weg. Im nächsten Augenblick zog er mich unweigerlich in seine Arme und küsste mich voller Gefühl, sodass er in den Kuss hineinseufzte. „Marlie, what the hell are you doing to me?!" Ich lies seine rhetorische Frage unkommentiert. Ich hätte gelogen, wenn ich gesagt hätte, mir würde das alles nicht gefallen, das war ja das Problem. Es gefiel mir, nur fühlte es sich aus so vielen Gründen nicht richtig an. Ich hoffte, das sich die ganze Situation zwischen uns entspannen würde, wenn wir uns ab morgen erstmal nicht mehr sagen, für eine längere Zeit.
Was mir am meisten Angst bereitete war, das er sich in der Öffentlichkeit nicht mehr zurückhielt. Inzwischen waren wir nicht mehr die einzigen Personen am Strand, und wir tauschten Zärtlichkeiten aus. In meinem Kopf sah ich schon das Foto von uns, innig knutschend am Strand mit der Überschrift: Michael Patrick Kelly hat eine Affäre! Na prost Mahlzeit.
„Paddy, das geht nicht! Ich kann das nicht!", unterbrach ich den Kuss. „Angel? What's wrong?" Angel... da war es wieder! Er wollte mir doch nicht weiß machen, das da von ihm aus nicht doch mehr dahinter steckte. Mir ging es doch genauso, aber ich wollte das nicht. „Paddy, wir sind nicht allein hier. Zumal das ganze hier auch....", ich brach ab. Ich wollte den Tag nicht noch kaputt machen. Vielmehr konnte ich dafür die Rückfahrt morgen nutzen. „Hast du Angst, ich werde erkannt?" „Ja schon. Muss ja nicht in der  Presse landen." „Schlauer Fuchs, wobei mir das eigentlich auch egal wäre!" Hatte ich mich gerade verhört? Das hatte er doch gerade nicht ernsthaft gesagt. Mit offenen Mund starrte ich ihn nur an, als er mich erneut küsste. „So Marlie komm mit ins Wasser, es ist so schön!" „Paddy, mein Shirt..." Er reichte mir seins. Hier, dann nimm meins.", làchelte er mich an, sprang wie ein übermütiges Kind auf und rannte Richtung Wasser.

P.

In Marlies Gegenwart fühlte ich mich frei, ungezwungen, konnte so sein wie ich war. Sie tat mir gut. Aber dennoch bemerkte ich auch, dass sie irgendwas zu bedrücken schien, aber mit mir nicht reden wollte. Auch dieses hin und her mit ihrem Shirt verstand ich nicht, war aber froh, das sie meins dankend annahm.
Plötzlich stand sie hinter mir. „Come on! Das Wasser ist toll!" Aufmunternd nickte ich ihr zu und hielt ihr meine Hand hin, die sie zögerlich an nahm. Langsam gingen wir etwas weiter raus, sodass das Wasser allmählich tiefer wurde, so dass wir schwimmen konnten. Ich versuchte nochmal eine Wasserschlacht zu starten, und diesmal machte sie mit. Sie lachte herzlich und war unbefangen. Irgendwann setzten wir uns seichte Wasser und sie lehnte ihren Kopf an meine Schulter, während wir aufs Meer hinaus blickten. Ich hatte mit ihr hier noch ewig sitzen können. Doch plötzlich fing es an sich zuzuziehen. Binnen Minuten wurde der Himmel schwarz. „Marlie, das sieht nicht gut aus, wir sollten schauen, das wir schnellstens zurückkommen!" Sie stimmte sofort zu. Hastig packten wir unsere Sachen zusammen. Wir waren nicht Mals hinter der Düne, da fing es schon aus Einern an zu schütten und schon grollte es über uns. Binnen Sekunden waren wir komplett durchnässt, aber aufgrund des Unwetters, konnten wir uns auch keine Pause irgendwo erlauben. Schließlich rannten wir was das Zeug hielt und erreichten zwanzig Minuten später klitschnass unser Hotel. Marlie war inzwischen total durchgefroren und hatte leichte blaue Lippen. „Los, zieh deine Nassen Sachen aus, ich lass dir eine heiße Wanne ein.", sagte ich besorgt zu ihr, und setzte mein Vorhaben sofort in die Tat um. Ich war froh, das wir auf dem Zimmer einen Wasserkocher und Tee hatten, so konnte ich ihr auch noch einen machen. Marlie verschwand ins Bad und nun konnte ich auch endlich aus meinen Sachen raus, aber mir war es wichtiger, mich erstmal um sie zu kümmern.
„Kann ich rein kommen?", fragte ich, als ich an die Tür zum Bad klopfte. Keine Reaktion. „Marlie?", fragte ich nochmal. Immer noch nichts. Ich fackelte nicht lange und ging einfach rein, denn ein ungutes Gefühl hatte sich inzwischen in mir breit gemacht.
Gott sei dank, sie war nur eingeschlafen, aber das konnte auch gefährlich werden. Sanft strich ich ihr über ihre Wange. „Marlie, aufwachen...." „Paddy, sry ich..." „...bist eingeschlafen... nicht schlimm, aber das kann gefährlich werden. Ich hab mir Sorgen gemacht, als du nicht geantwortet hast, deshalb bin ich rein. Tut mir leid!" „Ach du musst dich doch nicht entschuldigen! Nackt haste mich ja jetzt auch schon öfters gesehen!", lachte sie und ich musste zwangsläufig grinsen. „Aber ist dir nicht kalt?", fragte sie. „Etwas, ich geh gleich duschen!" Verlegen biss sie sich auf ihre Unterlippe. „Du kannst auch zu mir in die Wanne..." Das lies ich mir nicht ein weiteres Mal sagen.

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