4.

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P.

Ich traute meinen Augen kaum. Nun gut, ich hatte mit den Jungs schon ordentlich was getrunken, sonst hätte ich mich zu diesem Blödsinn mit der Karaoke und einer Art Blindaudition nicht hinreißen lassen. Zugegebener Massen konnte meine Duettpartnerin auch ganz gut singen, sodass wir beide nicht ganz versagten, sondern auch einen ordentlich Applaus kassierten. Na und dann traf es mich wie ein Schlag. Der Vorhang viel und ich blickte in die blauen Augen, die mich schon den ganzen Abend durcheinander gebracht hatten. Das konnte doch kein Zufall sein. Augenblicklich dachte ich, sie wäre mir gefolgt, aber dann lies sie vor Schreck ihr Mikrophone fallen und erstarrte regelrecht. Ich erkannte umgehend, dass es für sie wohl doch genauso eine Überraschung war, wie für mich. Binnen Bruchteilen von Sekunden hatte ich mich gefangen, und der Profi im überspielen von Gefühlen und des Masken aufsetzen kam zum Vorschein. Prompt bückte ich mich, hob das Mikro auf, zog sie zu mir ran und sang weiter. Aufmunternd nickte ich ihr zu und lies meinen Blick nicht von ihr ab. Sie tats mir gleich und so beendeten wir den Song doch noch gemeinsam. Meine Jungs applaudierten lautstark und riefen Zugabe, aber auch die anderen Gäste waren anscheinend von unserer Darbietung angetan. „ So ihr Lieben, das war das letzte Paar, und jetzt seid ihr dran. Ihr entscheidet welches Paar die Battle heut gewonnen hat und somit den Gutschein für einen Kinogutschein erhält, der Deutschlandweit eingelöst werden kann. Anschließend muss das Gewinnerpaar nochmals seinen Siegersong gemeinsam präsentieren. Bitte notiert auf den Zetteln vor euch den Siegersong und gebt ihm bei mir an. Danke. Die anderen Paare bitte ich nun auch zu mir!", beendete der Moderator seine Ansprache. Ich merkte das es meiner Gesangspartnerin nicht sonderlich wohl bei der Sache war und sie sich Hilfesuchende immer wieder umsah. Zwei Mädels saßen schräg hinter der Bühne, wo ihr Blick immer wieder hinging und grinsten sich einen weg. Die zwei schienen ihre Begleitung zu sein und auch mich erkannt zu haben. „So das Gewinnerpaar steht fest und darf gemeinsam ins Kino. Einen Riesen Applaus für Michael und Marlene. Ihr beiden dürft euren Song jetzt nochmal ohne Trennung performen. Einen riesen Applaus für die beiden!" Alle klatschen und meine Jungs mussten es mit ihrem Grölen auch mal wieder übertreiben. Ich griff zu den beiden Mikros und reichte Marlene eins davon. Marlene hieß sie also. Der Name passte zu ihr. Bestimmt wurde sie von ihren Freunden Leni genannt, oder auch Marli. „Ich kann das nicht!", flüsterte sie mir auf einmal kaum hörbar zu. „Was kannst du nicht?", fragte ich sanft. „Mit dir singen.", gab sie zurück. „Aber vorhin ging es doch auch?", fragte ich nun doch leicht irritiert nach. „Da, da... da wusste ich ja auch noch nicht...", stotterte sie, was ihr sichtlich unangenehm war. „Warte!", forderte ich sie auf. Ich ging zur Bar, und fragte, was die Mädels vorher getrunken hatten und orderte das selbe für uns beide nochmal. Ich reichte ihr den Kaffeelikör, der in den Pubs nur Baby Guinness genannt wurde, da er genauso aussah, und stieß mit ihr an. „We gonna Rock this together, ok? Cheers!" Zögerlich nickte sie und ich reichte ihr meine Hand. Während ich begann, meinen ersten Part zu singen, lies ich den Blickkontakt mit ihr nicht abbrechen, sodass sie sich nur auf mich, beziehungsweise uns und unseren Song konzentrieren musste. Und siehe da, es klappte noch besser als bei der Blind audition. Der Song hatte längst geendet und wir beide standen uns immer noch gegenüber und schauten uns einfach nur an, bis meine Jungs auf die kleine Bühne stürmten mich hochhievten und mich somit von Marlene trennten. Ich sag ihr nach und sie ging zurück zu ihren Mädels, die aufgeregt auf sie einredeten, während sie immer noch leicht durch den Wind kurz zu mir nochmal blickte, bevor sie sich mit dem Rücken mir zugewandt sich an den kleinen Tisch setzte. „Mensch Jungs, hört auf, lasst mich runter! Ich brauch nicht noch mehr Aufsehen hier.", motze ich leicht angenervt. „Ach Paddy, sind doch nur die drei Mädels dort hinten, was regst du dich auf?!", meinte Henrik verständnislos. „Und mit wem von uns gehst du nun ins Kino?" „Mit keinem von euch! Der Gutschein ist für Marlene und mich!", stellte ich klar, nahm Matthias den Gutschein aus der Hand und ging zum Tisch der Mädels rüber.
„Hey! Darf ich euch mal kurz eure Freundin entführen?" Die beiden nickten nur und grinsten wie zwei Honigkuchenpferde. „Ihr wollt ein Foto, kann das sein?", merkte ich an und die beiden grinsten noch mehr vor Freude. Schnell waren die beiden Selfies gemacht und ich bevor ich mich an Marlene widmete bat ich die beiden noch um etwas. „Bitte postet das Pic erst morgen, ich muss ja nicht hier noch mehr Aufsehen erregen oder?", zwinkerte ich ihnen zu und sie versprachen es mir sofort. „Marlene, darf ich dich kurz sprechen und zu was einladen?" „Gern!", gab sie mir zu verstehen und wir setzten uns in die kleine Nische am anderen Ende des Pubs, so waren wir ungestört von meinen Jungs und ihren Mädels.
„Marlene, das Duett eben, das war einfach nur Wow! Du hast ne tolle Klangfarbe in deiner Voice!" „Danke!", sagte sie noch zurückhaltend, was sich im weiteren Verlauf des Abends noch andern sollte. Nachdem das anfängliche Eis gebrochen war, verbrachten wir einen lustigen und entspannten Abend zusammen. Wir lachten viel, und nachdem ich etwas nachbohrte erzählte sie mir auch ein Paar private Dinge über sich. Sie war noch 37, Single, wohnte in Greven und arbeitete dort in einer Marketingagentur. Sie war irgendwie anders, kein normaler Fan, fragte nichts zu persönliches, und war sehr schlagfertig, wo sie vorher noch eher schüchtern und introvertiert wirkte. Irgendwann stellten wir mit erschrecken fest, das es mittlerweile 3 h morgens war, der Pub nun schloss und unsere Begleitungen anscheinend schon das Weite gesucht hatten. Ich zahlte noch und wir verließen gut angeschäkert die Lokalität. „Marlene, zu welchem Hotel musst du, ich bring dich natürlich!" „Paddy, Quatsch, sind nur 20 min, das schaff ich schon." Aber ich lies nicht mit mir diskutieren und als sie erfuhr, das ihres unweit zu meinem war, gab sie nach. Wir alberten auf dem Rückwind noch viel herum und kurz bevor wir erst an meinem Hotel vorbeikamen, überkam es mich. Ich blieb stehen, hielt Marlene fest, druckte sie gegen die Hauswand und küsste sie.

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