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M.

Die Ruhe hatte gut getan, dennoch haderte ich nach dem Abendessen permanent mit mir, Patrick anzurufen. Zig mal nahm ich mein Handy in die Hand, öffnete das Telefonbuch, und steckte es schließlich zurück in meine Tasche, obwohl ich doch nur kurz seine Stimme hören wollte.
Da ich in meinem Zimmer immer unruhiger wurde, beschloss ich noch eine Runde an die Frische Luft zu gehen, und noch einen letzten Versuch zu starten, Patrick anzurufen. Platz fand ich auf einer Bank an dem kleinen Springbrunnen, der im Innenhof stand. Selber sprach ich mir wie ein Mantra Mut zu und drückte tatsächlich auf den Wählbutton... nur Patrick nahm nicht ab... Besser als weggedrückt zu werden, versuchte ich mir einzureden, aber es brachte nichts. Langsam bahnten sich die ersten Tränen an und vergebens versuchte ich sie einfach runterzuschlucken. Ich hatte es die ganze vergangene Woche geschafft, mich nicht von meinem Gefühlen übermannen zu lassen, aber jetzt war ich kaum noch in der Lage dazu, als mein Handy plötzlich klingelte. Es war Patrick... er rief zurück... schnell wischte ich mir meine Tränen weg und versuchte mich zu beruhigen und nahm ab.

„Paddy... Hey...", bekam ich gerade so nur raus, denn meine Stimme zitterte gewaltig.
„Hey... geht's dir gut?", fragte er nach, denn er hatte mit Sicherheit an meiner Stimme bemerkt, das ich geweint hatte. Es half ja nichts, warum sollte ich ihm nicht ehrlich sagen, wie es mir ging und was ich fühlte.
„Um ehrlich zu sein, nicht gut... du fehlst mir..."
„Du mir doch auch... wo bist du?"
„In Belgien... bei Laurent... ich brauchte Ruhe... Zeit zum nachdenken... und du?"

Pause... er schwieg und plötzlich war das Gespräch beendet. Ungläubig starrte ich auf mein Handy.
„Da wo ich hingehöre... bei dir!", hörte ich dann ganz leise und spürte den warmen Atem an meiner Wange. Ohne groß darüber nachzudenken, sprang ich auf, umarmte ihn und vergrub mein Gesicht an seiner Brust. Umgehend legten sich seine Arme um mich und zogen mich noch näher an ihn ran. Ich konnte meine Angespanntheit, meine Gefühle und meine Emotionen nicht mehr kontrollieren. Alles brach aus mir heraus. Ich weiß nicht wie lange wir beide so da standen, uns gegenseitig festhielten und meine Tränen versiegten. Die ganze Zeit über hatte Patrick mir immer wieder sanft über den Rücken gestrichen und mir den Halt gegeben, den ich so sehr brauchte. „Better?" Ich nickte nur, denn ich war noch immer zu aufgewühlt, ein Wort heraus zu bringen. „Lass uns rein gehen. Du bist ja total durchgefroren und zitterst. Ich hol uns beiden einen Tee und dann reden wir, alright?!" „Ok..." Während wir zurück zu meinem Zimmer gingen hielt mich Patrick die ganze Zeit weiter in seinen Armen fest. Seine Nähe tat gut, er tat mir gut... Bestimmt hatte Laurent ihn angerufen und ihm mitgeteilt, das ich im Kloster war, überlegte ich, denn wie sollte er es sonst herausbekommen haben.
Ich versuchte den Schlüssel in Schloß zu stecken, aber ich zitterte so stark, das es mir nicht gelingen wollte. Vorsichtig nahm dann Patrick  mir diesen aus der Hand und schloss auf.
„I'll be right back with a tea... any wishes? Do you want something else?" „Nein..." „Vielleicht solltest du eine heisse Dusche nehmen. Marlie, du bist völlig durchgefroren." „Ich weiß..." sanft gab er mir einen Kuss auf den Kopf und verschwand.

P.

„Angel, du warst ja immer noch nicht duschen?!", stellte ich fest, als ich mit einer großen Kanne Roisbuschtee und warmer Milch mit Honig zurück in Marlies Zimmer kam. Sie saß in ihrer Kkeidung auf ihrem Bett, hatte sich aber die Wolldecke umgelegt. Ich gab ihre erstmal die Tasse mit der Honigmilch. „Hier, trink... das sollte etwas helfen", und setzte mich zu ihr auf die Bettkante. Vorsichtig trank sie ein Paar Schlucke und ich rubbelte ihr etwas unter die arme und ihren Rücken, damit sie wieder warm wurde. „How long have you been outside tonight?" „Ich weiß nicht... vielleicht zwei Stunden?!" „Du bist mir eine, was hältst du mal davon, was wärmeres anzuziehen?!", lächelte ich sie an, nur sie starrte weiter auf die Tasse Honigmilch in ihrer Hand. „Hab doch nichts bei gehabt... also nicht viel... bin ja von dir aus hierhin und..." Nun sah sie mich endlich an und ihr Blick ging durch Mark und Bein. „I'm so sorry I just kicked you out. I mean... I was so confused, so... depressed... wirklich... aber jetzt gehst du erstmal heiß duschen und dann sehen wir weiter ok?" „Ok." Sie stand auf, nahm sich ihre Sachen und drehte sich nochmal zu mir. „Kommst du mit?", fragte sie mich zögerlich und bis sich auf ihre Unterlippe. „Marlie...", seufzte ich. „...shouldn't we talk to each other a few times before ...?!" Sie nickte nur und verschwand im Bad, das ich kurze Zeit später auch das Wasser rauschen hörte. „Damn", dachte ich. Ich fühlte mich völlig hin und hergerissen. Auf der einen Seite, wollte ich erst mit ihr in Ruhe reden. Ihr versuchen zu erklären, wie ich mich fühlte, warum ich sie weggeschickt hatte, das ich sowas nicht mehr brauchte und wollte. Aber auf der anderen Seite, sie war meine Freundin, ich liebte sie, ich war mit ihrer Gefühle zu mir sicher, warum sollte ich sie nicht begleiten?! Anscheinend brauchte sie meine Nähe, und um ehrlich zu sein, mir ging es nicht anders. Kurzentschlossen zog ich mich aus und ging ins Bad. Der Anblick der sich dann allerdings bot, hätte ich mir beziehungsweise uns gerne erspart. Marlie hockte in der Dusche, ihre Arme hatte sie um ihre Beine geschlungen und weinte, das es mir das Herz fast zerriss. In Bruchteilen von Sekunden war ich bei ihr, zog sie unsanft hoch und hielt sie in meinen Armen. Ihr Körper bebte regelrecht. „Schhhhh, beruhige dich." „Es tut mir so leid, ich hätte nicht... ich hab dir weh getan... ich war zu egoistisch, hätte dich mit einbeziehen müssen... ich dachte... du... das es ok für dich ist.... aber... ach scheisse!" „Look at me! I am here... here with you...!", endlich sah sie mich an und realisierte, das ich nicht wegen ihrem Zusammenbruch plötzlich zu ihr gekommen war, sondern weil ich so oder so zu ihr wollte, was ihr schmunzeln in ihren Mundwinkeln verriet, genauso ihr Blick, der über meinen nackten Körper striff. „Do I finally get a kiss now?"

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