60.

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P.

Die nächsten Tage und Wochen zogen sich wie Kaugummi. Mit Wehmut dachte ich an die Zeit mit Marlie in London zurück. Viel zu schnell verging die kurze Zeit, die wir miteinander verbracht hatten, als ich zurückblieb, um an neuen Songs für mein Album zu arbeiten und sie den Flieger zurück nach Deutschland nehmen musste. Es war wie verhext. Obwohl wir geplant hatten, uns zwischendurch zu sehen, auch wenn es vielleicht nur ein Paar Stunden gewesen wären, immer wurden unsere Pläne durchkreuzt, so dass uns nur Telefonate, WhatsApp und wenn sich die Möglichkeit bot, Video Calls blieben. Aber das ersetzte natürlich nicht ihre Nähe, die mir so sehr fehlte. Als dann auch noch die Aufzeichnung für „Sing mein Song - Die Weihnachtsparty" verschoben wurde und genau auf den Tag vor der Galanacht des Friedens viel, war sofort klar, unser gemeinsames Wochenende in Wien würde ausfallen müssen. Danach ging es sofort wieder zurück nach Berlin, um dir ersten Aufnahmen für the Voice Senior zu drehen. Marlie akzeptierte die Situation bedingungslos, ich dagegen kämpfte mit meinen inneren Dämonen, nicht doch schwach zu werden, um mir Bestätigung zu holen.
Nun zählte ich die Tage. Donnerstag Abend wollte ich sie überraschen und in Osnabrück von der Agentur abholen. Dann hätte ich sie endlich wieder.
Endlich! Fast vier Wochen war es nun her, das ich sie in meinem Armen hielt und mich traurig von Marlie an der Sicherheitskontrolle verabschiedete. Jetzt wartete ich darauf, das sie aus dem Bürokomplex kam und sie einfach bei mir war. Wir hatte vor zehn Minuten kurz telefoniert. Sie dachte immer noch, ich sei in Berlin und wollte mich morgen am Düsseldorfer Flughafen abholen, um dann mit mir zu Jimmy zu fahren. Das hatte sich aber erledigt und ich war gespannt auf ihre Reaktion. Zudem wollte ich mit ihr heute noch nach Düsseldorf fahren um erstmal meine Schwester Maite zu überraschen und ihr dann direkt auch Marlie vorzustellen.
Plötzlich tauchte eine mit sehr bekannte Person auf. Das durfte doch nicht war sein. Mit einem Strauß Blumen in der Hand betrat er die Agentur. Automatisch ballten sich meine Hände zu Fäusten. Das war jetzt nicht sein Ernst, nach allem was war hier aufzutauchen. Und was sollte das von Marlie? Mich so unverblümt anzulügen, sie würde gleich Feierabend machen und direkt heim fahren. War das die Retourkutsche für meine Outtakes, bevor wir uns eingestanden, das zwischen uns mehr ist, oder anscheinend auch nicht.
Erst wollte ich rein, die beiden zur Rede stellen, aber dann entschied ich mich doch dazu, abzuwarten, vielleicht war das alles ein Missverständnis...

M.

Ich schnappte meine Tasche und wollte nur noch heim. Fürs Wochenende musste ich noch packen, und einige Dinge erledigen, als ich den Türgong hörte. „Wir haben geschlossen!", rief ich, bekam aber keine Antwort. Ich ging nach vorne und staunte nicht schlecht. „Was machst du denn hier?", fragte ich überrascht. „Ich war in der Nähe und dachte mir, ich Besuch dich. Gut schaust du aus!" „Ähm Danke!", gab ich verlegen zurück und prompt hielt er mir den Strauß Blumen hin. „Für mich?", fragte ich ungläubig nach. „Ja, ich hoffe sie gefallen dir... Leni, hast du Zeit? Wir müssen reden!" „Ja sie sind wunderschön! Aber ich muss heim... Boe und Bonnie versorgen... aber ich gib dir die Adresse, dann komm mit zu mir." „Du, ich bin mit Johannes, einem guten Freund hier. Er könnte mich bei dir abholen, wenn du mich mitnimmst... aber warum hast du denn immer noch Boe?" „Das erklär ich dir nachher in Ruhe. Komm, lass los!"
Während der Fahrt schwiegen wir  fast nur. Was machte er hier und warum wollte er unbedingt mit mir reden. Ein komisches Gefühl machte sich in meiner Magengegend breit. War da doch mehr vorgefallen, was Paddy mir nicht gesagt hatte, oder wieder was? In mir verkrampfte sich alles, allein der Gedanke daran... Wie froh war ich, nach 20 Minuten endlich daheim zu sein.
„So jetzt spucks schon aus. Worüber willst du mit mir reden?", fragte ich endlich, als wir im Wohnzimmer waren. „Leni, ja, also... kannst du dir das nicht ehrlich gesagt denken?" „Weiß nicht... sag's doch einfach.", langsam wurde ich nervös und ungeduldig. „Der Abend in Bonn... unser Kuss... Das alles geht mir nicht mehr aus dem Kopf... du gehst mir nicht mehr aus dem Kopf. Ich möchte dich besser kennen lernen. Zeit mit dir verbringen, wenn du magst..." Erschrocken starrte ich ihn an. „Christian, was soll das? Ich bin mit Paddy zusammen. Wie kommst du dadrauf? Ich mag dich auch, aber als Freund.... mehr nicht...!", versuchte ich ihm es zu erklären. „Du und Paddy... seit wann?", gab er nun wieder. „Seit eurem Konzert in Münster, warum?" „Leni, lass dich nicht verarschen! Er ist wieder mit Joelle zusammen. Sie ist schwanger, 2. Monat... von Paddy. Sie war auch auf unserem Abschlusskonzert in München. Ich hab sie heut Morgen noch gesprochen."
Fassungslos starrte ich Christian an. Das war ein Scherz, und einer von der ganz üblen Sorte. „Das ist ein Witz oder?" „Nein Leni, schau hier." Er öffnete WhatsApp und zeigte mir im Chatverlauf das Ultraschallbild von Joelle. Deutlich war ihr Name und das Datum zu erkennen. Es war von letzter Woche. In mir zerbrach alles. Das durfte nicht wahr sein. Meine Tränen bahnten sich ihren Weg und Christian hielt mich einfach nur im Arm und strich sanft über meinen Rücken. „Leni, beruhig dich. Das ist es nicht wert. Es tut mir leid, wirklich. Ich wusste nicht, dass ihr beide anscheinend..." Weiter kam er nicht. Bei mir setzte alles aus. Ich unterbrach ihn, indem ich ihn zu mir zog und ihn einfach küsste. Christian erwiderte natürlich den Kuss, der immer fordernder wurde. Ich dirigierte ihn Richtung Schlafzimmer. „Christian, schlaf mit mir, presste ich kurz hervor.

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