55.

830 34 2
                                    

P.

Eigentlich wollte ich Marlie nach dem Konzert anrufen, aber ich konnte nicht. Peter hatte ich mitgeteilt, das ich doch schon Sonntag nach Berlin musste, und von ihm kam nur ein Ok. Immer noch fragte ich mich, wie Joelle in die Garderobe kommen konnte. Wie das mit uns passieren konnte... Dieses Mal hatte ich Marlie wirklich betrogen, und das würde sie mir nicht verzeihen. Ich musste das selber für mich einfach vergessen, nicht mehr drüber nachdenken, Ablage P, allerdings plagte mich schon das schlechte Gewissen. So sehr, das ich noch nicht mal telefonieren wollte, geschweige denn schreiben wollte. Die ganze Zeit kreisten meine Gedanken um den Sex mit Joelle. Wie sollte ich es stillschweigend überstehen, Marlie Dienstag unter die Augen zu treten und zu überraschen? Vielleicht war es aber auch das Beste, sie zu sehen, vielleicht lenkte mich das ab und... ja Marlie war es, die mich auf den Boden der Tatsachen holen konnte, sie war mein fehlendes Puzzlestück.
Nun war ich auf dem Weg nach London. Vom Flughafen versuchte ich Marlie anzurufen, aber sie drückte mich weg, auch auf meine WhatsApp kam keine Antwort. Aber wundern tat mich das nicht, ich war es ja mal wieder selber Schuld! Jimmy prophezeite mir Sonntag sogar, das ich durch mein Verhalten früher oder später sie verlieren würde, und davor hatte ich Angst. Er hatte mich das Wochenende auf dem Konzert in München besucht. Er war der Einzige aus meiner Familie, der von der Trennung mit Joelle , von Marlie und natürlich meiner Sexgeschichten inkl. Joelle wusste. Das er mir nicht wörtlich den Arsch aufgerissen hatte, war alles. Lange hatten wir die Nacht gesprochen, dazu wollte er Marlie unbedingt kennenlernen, und hatte uns für das Wochenende, an dem ich in Koblenz die Ausstellung der Peacebell eröffnen sollte, eingeladen und ich hatte zugesagt. Ich vertraute meinem großen Bruder, und wusste, er konnte das Geheimnis mit Joelle Marlie gegenüber, als auch alles andere meinen Geschwistern gegenüber wahren.
Mit gemischten Gefühlen landete ich London. Langsam kamen Zweifel hoch, ob sie sich überhaupt freuen würde mich zu sehen, davon ab, ob sie überhaupt kommen würde. Und mich interessierte natürlich, ob sie bereits herausgefunden hatte, wem sie das Upgrade ihres Zimmers zu verdanken hatte.
Inzwischen wartete ich bereits 2 h auf ihre Rückkehr. Ich hatte dem Concierge den Essensgutschein für Jamie's Italien übergeben, mit der Bitte, diesen sobald zu überreichen, wenn sie auf ihr Zimmer ginge, um ihre Reaktion sehen zu können. Nur erstens kommt es anders, als zweitens als man denkt. Sie huschte einfach zu schnell an der Rezeption vorbei, sodass er gar keine Chance hatte, also konnte ich nur weiter abwarten. Als sie endlich aus dem Aufzug kam stockte mir der Atem. Sie sah wundervoll aus. Zu gern wäre ich aus meinen Sessel in der hintersten Ecke der Lobby aufgesprungen, die Zeitung, hinter der ich mich versteckt hatte zur Seite geworfen und hätte sie in meine Arme geschlossen, aber da musste ich wohl noch leider etwas drauf warten. Zudem musste ich mich beeilen. Als sie endlich ins Taxi gestiegen war, fuhr ich hoch in die Suite, sprang schnell unter die Dusche, zog frische Klamotten an und fuhr ihr nach.
Als ich das Restaurant betrat sah ich sie schon, den Rücken mir zugewandt. Ich war mit einem
Male so nervös, meine Hände waren schwitzig und mein Puls Schoß in die Höhe. Schnell wischte ich meine Hände an der Jeans ab, ging langsam zum Tisch, umschloss von hinten ihre Augen mit meinen Händen und gab ihr einen sanften Kuss auf die Wange. „Surprise my Angel!", flüsterte ich.

M.

Schlagartig stand ich auf und drehte mich um. „Paddy...!", stieß ich hervor, als er mich auch schon in die Arme nahm und mich zärtlich küsste. Eigentlich war ich ja noch sauer, aber in diesem Augenblick überwog seine Überraschung. „Was machst du hier?", fragte ich ungläubig nach, als wir uns hinsetzten und der Kellner unsere Getränke aufgenommen hatte. „Dich überraschen?!" „Ja aber woher wusstest du, das ich in London bin und total auf Jamie Oliver stehe?" „Also da muss ich ausholen, als ich bei dir in der Küche den Kuchen für deine Tante gebacken hab, ist mir aufgefallen wie viele Bücher und Produkte du von Jamie hast. Und als ich letzte Woche bei deinem Onkel war hat er mir das erzählt, das du geschäftlich hier hin musst, also hab ich das hier bereits geplant, bevor du dann doch plötzlich in Münster aufgetaucht bist. Ich wollte mich mit dir hier aussöhnen, Dir eine Freude machen, dir zeigen, wie wichtig du mir bist und..." „Danke!", mehr wusste ich momentan nicht von mir zu geben. Ich griff nach seiner Hand und verschränkte unsere Finger miteinander. „Das heißt, mein Zimmer hab ich auch dir zu verdanken?", halte ich noch nach. „Ja, eher gesagt unser Zimmer...", lächelte er mich fast verlegen an und ergänzte: „ Zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen..." „Wie?" „Es war eher ein dummer Zufall, aber so spielt das Schicksal nunmal. Ich bat deinen Onkel, auf Boe länger aufzupassen, da ich ab morgen hier Studioaufnahmen habe, und nachdem wir uns  ja bereits versöhnt haben, dachte ich, warum 2 Hotels... bevor ich nachts alleine schlafe..." „Ach haben wir uns vetsöhnt ja?", stichelte ich doch kurz, denn trotz, das ich mich mehr als alles andere freute ihn zu sehen, blieb der Fade Beigeschmack der vergangenen Tage. „Nicht? Ich dachte... naja nach Freitag... wir haben über alles geredet, die Nacht zusammen verbracht und..." „Und ein kurzes Telefonat dazu drei/vier WhatsApp danach?", ich merkte, das es in mir brodelte. „Kein Problem, ich kann auch im Apartment des Studios schlafen, die Schlüssel hab ich!", ruderte er zurück. „Patrick, ich bin enttäuscht, traurig und vielleicht etwas sauer nach allem was war. Ich erwarte nicht, das wir uns täglich sehen, beim besten Willen nicht, das lasst dein Job auch nicht zu und das du manchmal viel um die Ohren hast, auch gar kein Problem, aber nach allem was in der letzten Zeit passiert ist, meinst du nicht es wäre mal angebracht gewesen, sich zu melden? Zurückzurufen? Oder auf ne Nachricht mal nicht nur mit „Gut und dir?" zu antworten? Dein „Upgrade" des Zimmers ist toll, ich hab mich riesig gefreut, genauso wie das hier jetzt, Essen bei Jamie, du bist hier... ich möchte auf keinen Fall undankbar erscheinen, aber..."

Love AffaireWo Geschichten leben. Entdecke jetzt