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P.

Es tat so gut Marlie in meinen Armen zu halten. Und sie lies es zu. Zaghaft streichelte ich sie, bis sie meine Hand festhielt und kaum hörbar nachfragte, ob ich es wirklich sei. Nachdem ich es bejahte drehte sie sich zu mir, schloss die letzte Lücke zwischen uns und vergrub ihr Gesicht. Ein unglaublich befreiendes Gefühl machte sich in mir breit. Ich hatte sie wieder, das hoffte ich jedenfalls. Erstmal war ich erleichtert sie einfach in meiner Nähe zu haben. Ein unglaubliches Glücksgefühl machte sich in mir breit. Wir beide lagen einfach nur da, sagten nichts, aber ich spürte genau, das sie in diesem Augenblick das Gleiche fühlte wie ich. Irgendwann vernahm ich ihre gleichmäßige Atmung. Marlie war eingeschlafen. Ich deckte uns zu, Gebiss ihre Nähe und schlief dann auch ein.
Der Wecker lies uns beide hochschrecken, und wir beide saßen kerzengerade im Bett. Draußen war es noch dunkel und Marlie versuchte umgehend das schrille Geräuch abzuschalten. „Du bist noch da...", flüsterte sie. „Natürlich!" Umgehend zog ich sie zurück in meine Arme. Wir lagen dicht aneinander gekuschelt und genossen einfach nur die Wärme des anderen. Ich merkte immer mehr, wie sehr Marlie mir gefehlt hatte. Es stimmte nicht, das ich dachte, es lag nur an dem überirdischen guten Sex. Nein, allein ihre Anwesenheit war für mich vollkommen ausreichend. Als es langsam hell wurde lagen wir beide immer noch unverändert zusammen. Zärtlich streichelte ich immer wieder über ihre Arme und ihren Rücken, was sie wohlig ausatmen lies. Sie schien meine sanften Berührungen zu genießen.
Es klopfte und Dorothee steckte ihren Kopf zur Tür herein. „Guten Morgen! Bloß weitermachen! Ich wollt nur sagen, das ich frühstücken bin! Nehm euch alle Zeit die ihr braucht. Süße ich hab dich lieb!" „Ich dich auch Maus!", gab Marlie zurück. „Und wehe ihr verbockt das wieder!", sagte Dorothee, zwinkerte uns noch zu, bevor sie die Tür schloss.
Mit bedacht schon ich meine Finger unter Marlies Kinn, so dass sie mich ansehen musste.   „Bestimmt nicht, oder?", fragte ich sie und sie schüttelte nur zaghaft ihren Kopf. In diesem Augenblick hätte ich mich in ihren Augen verlieren können. Das einzige was mir nur etwas Unbehagen bereite war, das wir dringend noch eine Aussprache führen mussten, allerdings wollte ich diesen Moment auch nicht zerstören. Marlies Magen meldete sich. „Ich glaub da hat jemand Hunger!", lächelte ich sie an. Magst du mit mir gemeinsam Frühstücken?" „Sehr gerne sogar." „Prima, ich geh rüber, duschen, Zähneputzen umziehen und so. Sagen wir in ner halben Stunden?" „Perfekt!" Unbeholfen standen wir uns gegenüber. Keiner wusste so recht, wie er sich verhalten sollte. Marlie war diejenige, die dann den ersten Schritt machte. Sie kam auf mich zu und gab mir einen sanften Kuss auf meine Wange. „Bis gleich, ich freu mich!@, hauchte es mir noch entgegen, bevor ich die Tür hinter mir zuzog. „Da könne isch auch lange deine Türe trommeln Paddy!" „Suid alors Bernárd!", schreckte ich zusammen. „Erschreck mich doch nicht so." „Pourquoi? Schlechte Gedanken?" „Nein, warum auch?!" „Mais, ca c'est ne pas ton salle!" Verlegen strich ich über meinen Hinterkopf... „Ja das weiß ich auch... Du können wir nachher reden, ich muss mich beeilen!" „Wofür, du hast vergessen die Morgenpredigt!" „Shit, stimmt, tut mir leid, ich war...." „Bei Marlie, je sais!" „Bernárd, ich..." „Paddy, du bist kein Mönch mehr, du kannst alles machen! Unser Herr sagt, die Liebe ist alles, und wenn ich dein Strahlen in den Augen sehe, dann ist die Liebe wieder gekommen zurück... sehen wir uns denn später beim Musikkreis?" „Natürlich!... Bernárd, merci beaucoup!" „À votre service, mon ami!"
Schnell machte ich mich fertig, ich wollte keine Zeit verlieren und schnell wieder bei Marlie sein. Mit leichter Verspätung klopfte ich bei ihr an der Tür und sie öffnete prompt. „Sorry...!" stieß ich hervor. Mehr konnte ich nicht sagen, denn mein Blick blieb an ihr hängen. Sie sah umwerfend aus. Ein geblümtes Kleid zierte ihren Körper in grün/braun und schwarz. Dazu trug sie Camelfarbene Stiefel. Wie blind und dumm  musste ich gewesen sein, sie gehen zu lassen. „Sollen wir?"
Wir frühstückten in Ruhe, sprachen aber kaum ein Wort miteinander. Das brauchten wir auch gar nicht, denn unsere Blicke sagten alles. „Na hier steckst du Leni! Ich wollte dich abholen!", holte uns Bruder Laurent ins hier und jetzt zurück. „Oh, ich hab völlig die Zeit vergessen, tut mir leid. Ich komm in 5 Minuten nach, in Ordnung?" „Bien sûr! Guten Morgen Michael Patrick, wie ich sehe, haben Sie Anschluss gefunden. Wir sehen uns später im Musikkreis. À tout à l'heure!" „D'accord!" Nun musste ich doch mal langsam meine Sprache Marlie gegenüber wiederfinden. „Marlie? Ich weiß wir beide haben einige Appointments hier, dennoch möchte ich gerne meine freie Zeit nicht nur alleine hier verbringen... ich möchte..." „Ich auch... wegen Doro hab ich mich nur für den Musikkreis und die Meditationen eingetragen... sollte also machbar sein, und wie ich sehe hat Doro auch schon Anschluss gefunden... schau mal!", dabei deutete sie an den großen Tisch am Fenster wo sich Dorothee angeregt mit einem Betreuer der Kommunionkinder unterhielt. Die beiden schienen sich sehr zugetan zu sein. „In einer Stunde am Brunnen? Sollen wir was laufen?" „Klingt nach nen Plan!"
Ich fühlte mich wie ein Teenager vor seinem ersten Mal, so aufgeregt war ich. Die letzte Stunde zog sich wie Kaugummi, obwohl ich Bernárd bei den Vorbereitungen für den Musikkreis half. Er war Gott sei Dank nicht sauer, dass ich ihn heute Morgen vergessen hatte, er war sogar noch froh, weil er meinte, nun findet das zusammen, was zusammen gehört.
Ich saß auf der Bank, als sich Hände von hinten auf meine Augen legten. „Marlie...",stieß ich hervor, sie nahm ihre Hände weg, so dass ich sie sehen konnte und lächelte mich an. Mein Herz machte augenblicklich Luftsprünge. Es war wirklich kein Traum... sie war hier.... hier bei mir!

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