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P.

Ich blieb ein Paar Tage länger da... in meine Wohnung wollte und konnte ich gerade nicht zurück. Patricia lies nicht locker. Sie wollte unbedingt wissen, was passiert war. Mit der Aussage, es sei kompliziert lies sie sich nicht abspeisen und kam kurz vor Mitternacht nochmals in mein Zimmer.
„Trisch, bitte... es ist wirklich privat..." „Aber ich seh doch, das es dich so arg belastet. Vertraust du mir nicht mehr? Reden hilft. Verschließ dich nicht immer so. Du hast doch gesehen, wohin das damals führte... sechs Jahre warst du weg und hast dich eingeschlossen... nun willst du wieder ins Kloster... was soll denn das?!" sie hatte Tränen in den Augen und sah mich völlig aufgewühlt an. „Hey, don't worry... I'll be back soon. Ich geh doch nicht wieder ganz ins Kloster... nur für zwei, drei Tage. Ich besuche Bernárd. Vielleicht finde ich dort die Antwort, die ich suche..." „Die Antwort auf was? Patrick bitte... ich bin nicht Maite, die sich verplappert..." „Du willst es wirklich wissen.... Mensch, mir ist das auch irgendwie peinlich... unangenehm..." „Paddy, ich bin deine Schwester, da muss dir doch nichts peinlich sein. Wir sind eine Familie..," „That's the reason! Genau deshalb! Ich sagte doch, es ist sehr privat..." Patricia bohrte immer weiter, bis ich irgendwann nachgab. „Ok, listen, kein Wort zu niemanden! Promise!" „Natürlich! Was denkst du von mir?!" Ich atmete noch mal tief ein und lies dann die Katze aus dem Sack. „Marlie und ich hatten in Südafrika einen Dreier mit einer anderen Frau. Sie ist auch aktuell mit ihrem Mann bei mir daheim... und gestern hat Marlie mit Michelle erneut geschlafen..." So, die Bombe war geplatzt. Patricia starrte mich mit weit aufgerissen Augen an, öffnete ihren Mund um was zu sagen, schloss ihn dann aber wieder. „Shocked? Das hast du von deinem kleinen Bruder nicht erwartet, oder?" „Ich brauch nen Schnaps... im Ernst jetzt... ihr hattet was? Und sie hat jetzt? Du weißt ich bin weder prüde noch verklemmt... jeder wie er mag... aber dir hätte ich das am allerwenigsten zugetraut. Bei Marlie kann ich nichts dazu sagen, ich kenn sie ja bisher nur von Erzählungen von dir oder unseren Geschwistern... wow... aber wieso... wie kam es dazu? Und du hast... ich meine..." „Tja... shit happens... ne?!" „Und jetzt? Steht Marlie auf Frauen? Ist sie Bi?" „I don't know... es hat sich in Südafrika irgendwie ergeben... wir haben dort Collin und Michelle kennengelernt. Sie waren dort auf Hochzeitsreise... ich wusste von Collin, das seine Frau Bi ist und gelegentlich mal nen Dreier haben...  naja am letzten Abend haben wir gemeinsam viel getrunken und irgendwann hat Michelle Marlie geküsst. Eins kam zum anderen... die Mädels haben sich dann irgendwann zurückgezogen und..." „Hat dich das nicht gestört? Ich meine...", warf sie ein. „To be honest, nicht wirklich... ich warf irgendwann einen kurzen Blick in unser Schlafzimmer und... naja sie baten mich hinzu... ich hatte wirklich gut was getrunken und es war schon sehr spannend... aber dabei interessierte ich mich nicht für Michelle, um das mal klar zu stellen... ich hab sie nicht angefasst. Nur Marlie..." „Ok ok... und wie kam es jetzt zu dem erneuten Treffen? Und warum ohne dich? Was ist jetzt anders?" „Tja... ich muss dazu sagen, nach dieser Nacht hat sich Marlie erstmal von mir zurückgezogen. Sie in London, ich hier. Keine Telefonate, nichts... ich hab mir echt Sorgen gemacht... als sie zurückkam haben wir dann endlich darüber gesprochen... also über die Nacht... und genau da kam eine Mail von Collin, wo er mich um Hilfe bat... lange rede kurzer Sinn, nachdem dann klar war, das die beiden einige Tage bei mir bleiben würden, gab Marlie zu, evtl die Nacht wiederholen zu wollen. Wirklich abgeneigt war ich nicht, auch als sie den Wunsch äußerte, eventuell auch mit ihr nur alleine zu sein..." „Wie war das für dich?" „First of all, ok... I mean... welcher Mann findet die Vorstellung, zwei Frauen sind intim miteinander nicht erotisch... aber als es dann wirklich passiert ist, und ich die beiden dann auch mehr oder weniger überrascht habe, da ich nicht wusste, das sie...", ich bekam plötzlich einen dicken Kloß im Hals und Patricia nahm mich in ihre Arme. „Trisch... I was so stupid... I... I... ich hab den beiden noch mein Schlafzimmer angeboten und bin auf die Schafcouch im Studio..." „Hmm... und dann?", sanft strich sie mir über den Rücken und ich versuchte die Fassung zu bewahren. Ich war noch nie sonderlich gut darin, meine Gefühle heraus zu lassen und war immer peinlich berührt, wenn ich mich nicht im Griff hatte... auch vor meinen Geschwistern. Nur kamen mir aber doch die Tränen, ich konnte es nicht mehr unterdrücken. „Es hat sich falsch angefühlt... ich konnte und kann immer noch nicht sagen was, aber es gefiel mir nicht. Sie ist meine Freundin... wenn dann darf ich... I mean..." „Ich weiß was du meinst..", sagte Patricia verständnisvoll. „Ich war so durcheinander, konnte nicht schlafen, hab mir dann ein Bier geholt und im Wohnzimmer bin ich dann auf Collin gestoßen. Ihm ging es genauso... irgendwann ist er aber ins Bett... ich hab weiter getrunken... wurde immer trauriger, wütender, wütend auf mich, das ich es zugelassen habe, ihr erlaubt habe, mit Michelle zu schlafen... I trusted her... in her feelings..." „Und das tust du jetzt nicht mehr?" „I am not sure what to feel..." „Hast du mit ihr gesprochen? Sie mal gefragt wie sie dazu steht und ihr gesagt, wie es dir mit der Situation inzwischen geht?" „No... Not really... ich hab sie mehr oder weniger danach rausgeworfen... sie stand plötzlich im Wohnzimmer, fragte was los sei.,. Ich hab sie dann ganz schön angefahren, ohne ihr wirklich einen Grund zu nennen... nur das sich meine Meinung geändert hat... und ihr dann gesagt, das sie gehen soll..." „Verstehe...!" „Nein, tust du nicht... ich meine das nicht böse, aber du weißt nicht, was in der Vergangenheit noch war... dann könntest du noch eher..." „Dann Erzähl es mir..."
Fast die halbe Nacht sprachen wir miteinander. Ich erzählte meiner Schwester alles. Von der anfänglichen Affäre, meinen ONS, des ewigen hin und hers mit Marlie, ihrer Erkrankung, einfach alles. „Paddy, auch wenn du nach außen immer völlig ruhig und entspannt wirkst. Das ist verdammt viel Stoff.., und die ganze Last hast du bisher allein getragen, dich nie jemanden anvertraut? Ich mach mir einfach nur Sorgen um dich!" „Jimmy wusste Bescheid..." „Immerhin... Paddy, ich kann dir nur raten, finde heraus was du willst, was dich glücklich macht und dann solltet ihr dringend miteinander reden. Vielleicht hilft dir auch die Zeit mit Bernárd."
Patricia lieh mir am nächsten Morgen ihr Auto und ich machte mich auf den Weg nach Belgien, wo ich hoffte Antworten zu finden.

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