41.

855 33 4
                                    

P.

Immer wieder tauchte Marlie vor meinen Augen auf. Sie wirkte so verletzt, so gebrochen, und alleine der Gedanke daran zerriss mir das Herz. Sie musste sich gedemütigt fühlen, und das war alles nur meine Schuld! Ich hätte vor zwei Wochen nicht einfach so abhauen dürfen, ich hätte ehrlich zu ihr seien und mit ihr reden müssen, aber ein gebrannter Hund scheut das Feuer... nun hatte ich sie endgültig verloren. Niemand hatte sie auf dem gesamten Gelände gesehen, außer Simone und ich. Selbst nach dem Gig hatte ich nochmals alles abgesucht, in der Hoffnung, sie zu finden, leider vergebens. Andy brachte mich schließlich zum Hotel, allerdings fand ich dort keine Ruhe, und lief wie ein Tiger Furchen in den Teppich. Ich musste hier raus, an die frische Luft. Das es immer noch aus Eimern goss, war mir vollkommen egal. Ohne Ziel ging ich einfach drauf los und rief in meiner Verzweiflung Jimmy an. Er wunderte sich zwar über meinen späten Anruf, merkte aber sofort, das etwas nicht stimmte.
„Paddy, was ist los. Ich merke dich, das irgendwas nicht stimmt!"
„Jimmy, es ist kompliziert!"
„Kompliziert bin ich, also wie kann ich helfen?"
„Ich glaube gar nicht..."
„Joelle?"
„Das auch! Mein Leben geht gerade den Bach hinunter und ich bin's schuld!"
„Stopp Paddy, nicht die alte Leier! Ins Kloster gehst du nicht wieder, haben wir uns da verstanden!?"
„So schlimm ist es nicht, doch schon, aber keine Sorge, ich verschwinde nicht wieder!"
„Na dann sag!"
„Joelle ist ausgezogen!"
„Ich weiß, und bevor du nachfragst, sie hat uns alle informiert... stimmt es... ich mein, das sie euer Baby..."
„Nicht unser Baby! Ja sie hat es verloren, aber ich war nicht der Erzeuger!"
„Damn Paddy, das tut mir leid... brauchst du was?"
„Ich komm mit der Trennung klar... das ist auch nicht mein Problem... Jimmy, ich hab jemanden kennengelernt, ganz unverbindlich sollte es als Affäre laufen..."
„Du hast dich verliebt und sie nicht?"
„Ich hab Mist gebaut! Nach der Trennung suchte ich eigentlich nur nach Bestätigung. Marlie gab sie mir, darüber hinaus gefiel sie mir sehr gut, lagen charakterlich auf der selben Wellenlänge... wir hatten eine klare Absprache: keine Gefühle und keinen Sex mit anderen ohne Info... ich hab mich nicht daran gehalten..."
Paddy, langsam, sonst kommt der alte Mann nicht mehr mit! Mit Marlie hast du eine Affäre?"
„Jap, wobei eher hatte..."
„Ok, aber du hast auch mit anderen Frauen geschlafen, hab ich das richtig verstanden?"
„Ja..."
„Obwohl ihr eine Absprache hattet?"
„Ja..."
„Ok, und wo ist das Problem? Ich mein was sie nicht weiß...."
„Es ist kompliziert, das sagte ich doch! Ich hab mich in sie verliebt man!"
„Und trotzdem vögelst du rum?"
„Na so würde ich das jetzt nicht nennen!"
„Klingt ficken besser? Paddy du bist ein Trottel! Dennoch verstehe ich nicht ganz dein Problem. Gut, du hast dich nicht an die Absprache gehalten... aber was sie nicht weiß..."
„Sie hat mich erwischt!"
„Wie?"
„Nochmal... ich hatte nicht den Arsch in der Hose ihr zu sagen, das ich mehr empfinde... ich hab's versucht ihr zu zeigen, da ich dachte, sie empfindet genauso und hat auch Angst... sie sagte dann noch irgendwas sie könnte das nicht... dann bin ich einfach gefahren... und nun hat mich Simone heute in Bonn besucht! Ich kam vom Soundcheck in meine Garderobe, da ist sie regelrecht über mich hergefallen, na und dann kam Marlie rein..."
„Wow, das ist ja spannender wie manch Hollywood Film. Mal darüber nachgedacht, ein Script zu verfassen?"
„Sehr lustig Victor James!"
„Sorry, aber jetzt mal im Ernst, was hast du vor, oder was willst du überhaupt! Zumal, wusstest du das Marlie kommt?"
„Nein, ich denke sie wollte mit mir reden... ich hab sie gekonnt die letzten zwei Wochen ignoriert... ich will mit ihr reden, ich will ihr sagen, was sie mir bedeutet, auch wenn sie mir nicht glauben wird..."
„Das kann sein. Das einzige was ich dir raten kann, wenn du die Möglichkeit hast, sag ihr die Wahrheit, und zwar alles! Der Rest wird die Zeit entscheiden.., wenn sie dir wichtig ist, und das scheint sie zu sein, erkämpf dir ihr Vertrauen zurück, zeig ihr, was du fühlst, und vor allem, gib ihr Zeit! Ich spreche da leider aus Erfahrung wie du weißt!"
„Danke Jimmy!"
„Nix zu danken! Komm die Woche doch mal rum, wenn du kannst, Ok?"
Ich Versuchs! Bis dann!"
Das Gespräch mit Jimmy hatte mir gut getan. Er verurteilte mich nicht, und das rechnete ich ihm hoch an. Ich wollte das mit Marlie!
Gerade als ich dabei war, zurückzulaufen, denn inzwischen war ich selbst bis auf die Haut nass, dachte ich, mich tritt ein Pferd. Marlies Auto, sie war also noch da. Irgendwo zumindest. Ich lieg umher, in der Hoffnung sie zu finden... und meinen letzten Ausweg sah ich darin, einfach an ihrem Wagen zu bleiben und zu warten. Irgendwann musste sie ja mal auftauchen, und das tat sie auch.
Zitternd hockte ich nun schon über eine Stunde vor ihrer Fahrertür, bis ich die automatische Türverriegelung hörte. Sofort sah ich auf, und da stand sie nun, starrte mich erschrocken an, sagte aber keinen Ton. Sie ging zum Kofferraum, lud ihre Sachen ein und stieg über die Beifahrerseite in ihr Auto ein. Umgehend reagierte ich, öffnete die Fahrertür und ließ mich in den Sitz fallen. Betretenes Schweigen machte sich zwischen und breit, aber sie machte auch keine Anstalten, mich aus dem Auto zu werfen. Stattdessen startete sie die Standheizung, griff nach hinten und hielt mir eine Decke entgegen.
„Zieh deine Jacke und dein Shirt aus. Und dann nimmst du die Decke. Du holst dir sonst den Tod! Wie lange sitzt du denn da schon?"

Love AffaireWo Geschichten leben. Entdecke jetzt