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P.

Sie hatte mich durchschaut, fuhr es mir durch den Kopf. Ich war kurz davor ihr die Wahrheit zu sagen. Ihr zu erklären, warum ich mich so unnahbar und kühl verhalten hatte, obwohl ich das eigentlich nicht wollte. Aber ich konnte nicht. Unsere Beziehung war ganz frisch, noch nicht gefestigt, hätte ich Marlie die Wahrheit gesagt, wäre alles wie ein Kartenhaus zusammen gebrochen.
„Aber...?", fragte ich stattdessen nur kurz nach um irgendwie Zeit zu schinden. „... ich möchte nicht, das du immer so viele Geld für mich ausgibst. Ich verdiene sehr gut. Du musst mir diesbezüglich nichts beweisen, kleine Gesten, wie ein Anruf oder ein Paar Zeilen von dir zu hören, das tust auch. Das berührt mein Herz..."
„Angel, die nächsten Wochen und Monate werden ruhiger. Sicherlich werde ich auch viel Zeit in London oder in den USA verbringen, aber ich verspreche dir, so rar wie dieses Wochenende mach ich mich nicht!" „Ok.", lächelte sie mich nun doch wieder an. „Was magst du essen? Pasta bestimmt oder?" „Natürlich, darauf freu ich mich schon die ganze Zeit." „Darf ich uns was aussuchen?", fragte ich nach, denn ich hatte die Menüfolge schon vorher festgelegt, denn eine Überraschung hatte ich noch im petto. „Solang es keine Pizza ist, ist es ok.", antwortete Marlie.
Der Abend mit ihr war völlig entspannt und ungezwungen. Wir lachten viel, sprachen aber auch über die vergangenen Wochen, als auch über die Zukunft. Erstmal ging es um Boe, eigentlich war es ja keine Dauerlösung, das er in Greven blieb, aber aktuell hatte ich keine andere Wahl, zudem Marlie und ich meine freie Zeit eh gemeinsam verbringen wollten, bot es sich somit natürlich zusätzlich an...
„... Ende Oktober gehts dann nach der Aufzeichung für Sing mein Song - die Weihnachtsparty in Berlin direkt nach Wien zur Galanacht des Friedens. Die möchten eine eigene Peacebell haben. Der Erlös der Karten wird komplett gespendet, es werden hauptsächlich Großunternehmer da sein. Magst du mich begleiten? Ich mein es ist keine große Sache, keine Fans, und wir könnten uns Wien anschauen...." „Keine Fans... bist du dir da sicher? Rina und Doro haben bereits Karten. Es wurde auf Facebook bereits bekannt gegeben..." „Ernsthaft? Oh dann muss ich mit Pino dringend reden, denn das war nicht geplant. Würdest du denn trotzdem mitkommen?" „Ich muss schauen, ob ich frei bekomme, ich leite die Agentur in Osnabrück alleine, es muss extra dann jemand kommen..." „Und wenn ich dich buche? Also offiziell? Aufgrund der Vernissage?" „Ich bin doch nicht Julia Roberts und du nicht Richard Gere wie in Pretty Woman. Nein Paddy, das möchte ich nicht. Ich frag, ob ich Urlaub bekomme und gut. Ich habe so viele Überstunden die letzten Wochen gemacht, das sollte kein Problem sein. Er ist morgen auch hier vor Ort!" „Perfect! Und wir sind bei meinem Bruder Jimmy eingeladen, vom 1. auf den 2. November, bevor ich nach Koblenz fahre, um die Ausstellung zu eröffnen." „Wir?", fragte sie umgehend nach. „Ja wir!" „Deine Geschwister wissen von mir?" „Nun, bisher nur Jimmy. Er weiß alles, ich hab ihn in Bonn damals angerufen, ihm meine Sorgen erzählt und um Hilfe gebeten. Ihm hab ich auch zu verdanken, das wir heute so kurzfristig einen Tisch bekommen haben. Normalerweise wartet man hier mehr als ein halbes Jahr auf einen Tisch" „Echt? Wahnsinn.", stellte Marlie überrascht fest. „Und Jimmy kennt hier jemanden?" „Jimmy is one of my best buddies, so...", schlagartig griff Marlie nach meiner Hand und starrte ungläubig in das Gesicht von Jamie Oliver höchst persönlich, der uns zudem das Essen servierte, und sich zu uns setzte. „Hey Paddy, how are you? Long time ago, we met... 4/5 years, isn't it?" „Could be.", gab ich zur Antwort. „Angel, du darfst ruhig essen!", lächelte ich Marlie an, die immer noch mit offenen Mund Jamie fixierte, während wir Männer schon angefangen hatten zu essen. „Oh ja Sorry!" „ Marlie? Is that right?" „Marlene, but Marlie or Leni is ok." „Well, what would you say, if we would prepare the dessert later together. Jimmy told me, you like my tv Show and you have a lot of my cooking stuff?"  „I am not a good chef...", gab Marlie fast beschämt von sich. „Angel, don't tell such a stupid thing. You are brillant! I love your food!",bestärkte ich sie und Jamie ebenso. „Come on! We do it together, don't worry! Ok?" Zaghaft nickte sie. „Ist es dir lieber, wenn ich mitkomme?" „Paddy, hast du nicht selber gesagt, du bist die größte Niete in der Küche?", lachte sie auf und ich stimmte mit ein. „Funny Joke?", fragte Jamie und ich übersetzte ihm unseren Grund des Lachens.
Einige Zeit später verschwanden Marlie und Jamie und kamen einen gute halbe Stunde später mit einer selbstgemachte Zabaione Creme wieder. Ich musste gestehen, ich hatte noch nie eine bessere gegessen. Gemeinsam mit Jamie setzten wir uns später noch gemeinsam an die Bar. Wir erzählten viel, lachten und Marlie und er tauschten sogar ihre Nummern aus, denn sie wollten in Kobtakt bleiben.
Gegen Mitternacht orderte ich uns ein Taxi und wir fuhren zusammen zurück zum Hotel. Etwas unsicher blieb ich vor dem Eingang stehen. Wirklich vorhin dazu geäußert, das ich bleiben sollte, hatte sie sich nicht, und immer noch nagte das schlechtes Gewissen an mir. Ich wollte es nicht schon wieder versauen. Der Abend war so schön, unbeschwert, ich konnte abschalten, aber plötzlich war es wieder da. Die Unsicherheit. Nicht meiner Gefühle Marlie gegenüber, sondern etwas falsch zu machen, und permanent die Stimmen im Hinterkopf zu haben, sag es ihr und sag es ihr nicht, als ob Engelchen links, Teufel rechts auf meiner Schulter sitzen würden und auf mich einredeten. "Worauf wartest du Paddy?@, fragte Marlie plötzlich und hielt mir ihre Hand hin. „Ist es auch wirklich ok für dich?" „ Paddy komm, so ernst war das vorhin auch nicht gemeint! Als ob ich dich im Apartment schlafen lassen würde, wenn ich endlich Zeit mit dir verbringen kann!", grinste sie mich frech an und zwinkerte mir zu. „Something tells me, you only don't want to be cuddled..." „Vielleicht... finde es doch heraus!"

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