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P.

Ja, es war schon etwas altmodisch, wie ich mich verhielt, aber das hatte nun weiß Gott nichts mit Kontrolke abgeben zu tun. Vielleicht lag es auch an meiner Erziehung, Gentleman in gewissen Dingen zu sein, und ja, mir war es unangenehm sie fahren zu lassen, wenn sie schon meine Familie unter den aktuellen Umständen kennenlernen sollte. Immer noch hatte sie die Antwort auf meine Frage bezüglich Kinder nicht beantwortet. Jetzt wäre es eigentlich der ideale Zeitpunkt gewesen, das Thema zu besprechen. Einerseits wollte ich Marlie nicht unter Druck setzten, andererseits belastete es mich schon.
Marlie starrte Gedankenverloren aus dem Fenster, als ich gerade auf die A 2 fuhr und es nicht mehr aushielt. Nicht nur das Schweigen machte mir Unbehagen, auch ihr Antwort machte mir Angst, auch wenn ich diese noch gar nicht wusste. „Marlie? Können wir reden?" „Ja natürlich!", sagte sie ruhig. „Du schuldest mir noch eine Antwort...  irgendwie hab ich das Gefühl das..... you don't wanna talk about it... please, be honest, you have a problem, that probably I'll gonna have a baby with Jo..." „Patrick... ein Problem habe ich nicht. Wenn du wirklich der Vater bist dann..." Sie suchte anscheinend nach den passenden Worten...  „... dann werde ich das akzeptieren und hinter dir stehen." „Aber irgendwas ist doch... du wirkst so... so so inhuman. You know?" „Nein, das ist es nicht!" Ich konnte erkennen, das sich Tränen in ihren Augen bildeten und sie versuchte, sie zu unterdrücken und schnell wieder zum Fenster heraus zu sehen. „Marlie...", ich griff nach ihrer ihrer Hand, doch sie entzog sich mir. Umgehend fuhr ich die nächste Abfahrt ab und suchte eine geeignete Parkmöglichkeit. In der Nähe des Duisburger Zoos fand ich einen kleine Parkplatz und stoppte den Wagen. „Patrick, willst du in den Zoo?" „Nein Angel, ich mochte das du mehr endlich sagst, was dich bedrückt. Ich hab doch gestern schon gemerkt, das was ist... und gerade auf der Autobahn.... ich mach mir Sorgen Süße!" „Alles in Ordnung! Du brauchst dir keine Sorgen zu machen. Nichts was dich betrifft. Komm fahr weiter..." Ich bemerkte die Traurigkeit in ihrer Stimme durchaus, und wollte beim besten Willen jetzt nicht aufgeben und mich damit abspeisen lassen. „Komm wir gehen etwas spazieren!", forderte ich sie sanft auf. „Wo willst du denn hier spazieren gehen? Hier gibt es nur den Zoo!", gab Marlie genervt von sich. Ich versuchte ruhig zu bleiben, auch wenn ich so ein gezicke von ihr nicht kannte. Da steckte mehr dahinter, und ich musste Marlies Schale knacken. „Dann gehen wir halt in den Zoo und laufen da was. Es wird uns gut tun und unseren Kopf bekommen wir dadurch vielleicht auch frei... etwas Ablenkung von allem, etwas Zeit für uns... na komm!" Vorsichtig griff ich erneut nach ihrer Hand, die sie dieses Mal Gott sei Dank nicht mir entzog.
Leider hatten wir den Feiertag völlig außer acht gelassen! Eine riesige Schlange an den KAssen erwartete uns. Wir beide blickten uns an und liegen ohne ein Wort zu wechseln zurück zum Auto. „Angel, es tut mir leid..." „Schon gut! Ist einfach zu riskant bei den Massen!" „No! That is not the reason, it's... ich wollte mit dir allein sein, nochmal in Ruhe mit dir reden! Verschließ dich doch bitte nicht so vor mir." Schweigend lief sie vor Richtung Auto. „Damn Marlene! Talk to me! Now!", schrie ich ihr hinterher und abrupt blieb sie stehen und drehte sich zu mir um. Tränen rannten nun in Bächen über ihre Wangen. „Du willst wissen was los ist? Wirklich?", schrie sie zurück. „Of course!", gab ich nun etwas ruhiger und leiser wieder. „Patrick, ich bin krank! Ich werde nie eigene Kinder haben können!" Umgegend drehte sie sich wieder um und rannte Richtung Auto. Wie angewurzelt stand ich immer noch da. Kaum in der Lage, einen klaren Gedanken fassen zu können, versuchte ich dennoch, das eben gehöre zu verarbeiten. Langsam setzte sich das ganze Puzzle für mich zusammen... wie entspannt sie damals reagierte, als ich sie nach der Verhütung fragte, das sie in ihrem Alter selbst noch keine Familie gegründet hatte, das sie mich kein einziges Mal auf Kinder ansprach, obwohl sie ja vorher ein Fan war, und sie sich alle fragten, warum Jo und ich keine Kinder hatten. Wilde Spekulationen kreisten auf diversen Social Media Plattformen dazu herum... Langsam legte sich der erste Schock und so lief ich ihr nach. Wie ein Häufchen Elend hockte sie neben ihrem Wagen und weinte sich den Schmerz aus der Seele. Erst hatte ich Angst, sie würde meine Nähe wieder nicht zulassen wollen, aber da hatte ich unbegründete Sorgen. Ich hockte mich neben sie und zog Marlie einfach in meine Arme. Sofort klammerte sie sich an mich und suchte nach halt. „Schhhhhh, don't cry Angel!", versuchte ich sie zu beruhigen und strich sanft mit meiner Hand über ihren Rücken. Es dauerte etwas, aber ihre Atmung normalisierte sich und auch ihre Tränen versiegten. „Tut mir leid!", wisperte sie. „Dir brauch gar nichts leid zu tun, eher mir, das ich dich gedrängt habe, mit mir zu sprechen..." ich entschloss mich, erstmal nicht weiter nach zu fragen, in der Hoffnung, meine jetzige Reaktion hätte ihr gezeigt, das ich für sie da bin. „Soll ich zurück fahren? Wir können das Treffen auch verschieben..." „Nein, bitte nicht. Ablenkung tut gut, und...." „Ja?" „... ich möchte nicht schon wieder getrennt von dir sein...." „Angel, uns bekommt so schnell keiner auseinander, promise!" Marlie holte sich ein Taschentuch aus ihrer Handtasche, trocknete die letzten Tränen, stand auf und setzte sich in ihr Auto. „Können wir?", fragte sie nach, so als ob in der letzten Stunde nichts außergewöhnliches passiert wäre.
Von dem Punkt an lies sie sich nichts mehr anmerken. Selbst bei Maite wirkte sie stark, taff, ja regelrecht, als ob nichts passiert wäre und alles in bester Ordnung sei. Zunehmend machte ich mir mehr Sorgen. Sorgen darüber, wie ihr psychischer und physischer Zustand war, und an was sie erkrankt war, das ihr das schönste auf der Welt, ein Kind zu bekommen, verwehrt wurde.
Gegen späten Nachmittag verabschiedeten wir uns von meiner Schwester, versprachen auf dem Rückweg nochmals zum Kaffeetrinken vorbeizukommen am Montag und fuhren Richtung Eifel zu Jimmy und seiner Familie. Marlie war wie ausgewechselt. Sie sang fröhlich zu den Songs im Radio mit, lachte viel und freute sich fast übertrieben darauf, Jimmy kennen zu lernen. Wenn das mal nicht die Ruhe vor dem Sturm war...

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