7.

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M.

Noch ziemlich geschafft durchs Wochenende startete mein Arbeitsbeginn am folgenden Tag um 8 Uhr in der Agentur direkt mit einem Sondermeeting. Mein Chef informierte mich kurz uber die Eckdaten, und das ein neues Marketingkonzept erstellt werden sollte in Verbindungen mit Vernissagen und Museen. Zu dem Künstler, der gegen 16 Uhr in meiner Agentur erwartet werden sollte, hielt er sich noch geschlossen. Die einzigen Informationen, die ich bekam, war das ich schon mal hier im Umkreis nach einer geeigneten Location zur Vernissage Eröffnung suchen sollte, wo auch ein Vortrag mit 50-80 Gästen möglich wäre. Da ich sonst keine weitere Details und Eckdaten zur Verfügung gestellt bekam, setzte ich mich sofort an die Umsetzung, da durch die wenigen vorhanden Details, nicht viel an Auswahlmöglichkeiten zur Verfügung stand. Zusätzlich stand ja auch noch das reguläre Tagesgeschäft an, was auch abgearbeitet werden musste.
Mittlerweile war es kurz vor vier, und unsere Sekretärin gab mir zu verstehen, das unser neuer Klient eingetroffen war, allerdings führte ich gerade noch ein Geschaftstelefonat mit einem unserer Großkunden, welches noch zu Ende gebracht und der Auftrag verbucht werden musste. Gute 20 Minuten später hetzte ich gestresst in den Meetingraum. Unser potentieller Kunde saß bereits am Konferenztisch mit meinem Chef, den Rücken mir zugewandt. Da ich vollgepackt mit Unterlagen und Exposés war, übersah ich die Tasche, stolperte, verlor das Gleichgewicht und landete prompt vor unserem neuen Klienten vor den Füßen. Am liebsten wäre ich da schon vor Scham im Boden versunken, aber als ich aufsah, um aufzustehen und mich stahlblaue Augen fixierten, hätte ich mich am liebsten in Luft aufgelöst.

P.

Normalerweise war Pünktlichkeit ja ein Fremdwort fur mich, aber heute hatte ich es irgendwie geschafft. Herr Mertens, der Chef der Agentur brachte mich in den Konferenzraum und entschuldigte sich für seine Kollegin, die wohl noch in einem Kundengespräch fest hing. Irgendwann ging aber die Tür auf und plötzlich rumste und polterte es neben mir. Ich drehte mich um und sah Marlie vor mir kniend, und ihr Blick sagte mehr wie 1000 Worte. Ich konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen. Ihr Blick alleine war den Stress der Fahrt alle mal wert gewesen. Von geschockt über peinlich berührt, jedoch mit einem kleinen Zucken in ihren Mundwinkel bis hin zu es ist nicht passiert, war  alles dabei. „Na, das mir die Frauen jetzt noch vor die Füße fallen, da hätte ich jetzt nun nicht mit gerechnet!" lächelte ich in die Runde und erntete von Marlie einen bösen Blick! „Blödmann!", rutschte es ihr umgehend herraus, was ihr Chef wohl nicht so schön fand. „Frau Hebber! Ich bitte Sie! Sofort entschuldigen Sie sich bei Herrn Kelly!" Marlie kochte fast, das konnte man ihr genau an sehen. „Herr Mertens, lassen Sie gut sein. Ich kenne Marlene und nehm es ihr nicht böse! Aber Marlie nun zeig mal her, was du für die Peacebell gefunden hast."

M.

Das war jetzt nicht sein Ernst! Erst hier unverhofft aufzutauchen, dann noch hämisch über meinen Sturz zu lachen, mich vor meinem Chef bloß zu stellen und dann so zu tun, als ob nix wäre und zur Tagesordnung unterzugehen? Ich setzte mein Pokerface auf und lies mir mein Empfinden nicht anmerken. Souverän präsentierte ich die diversen Locations und überreichte Patrick anschließend die Mappen. Patrick bestand darauf, am nächsten Tag mit mir gemeinsam die Ausstellungsorte vorab einmal mit mir persönlich aufzusuchen, welches mein Chef umgehend befürwortete und ich innerlich angespannter wurde. Was sollte das? Letztlich mussten nur noch die finanziellen Details geklärt werden. Das war fur mich das Zeichen zu verschwinden. Höflich verabschiedete ich mich und verlies den Konferenzraum.
In meinem Büro angekommen, hätte ich am liebsten nur laut losschreien können. Ich war wütend! Wütend auf mich, das ich hingefallen war, wütend auf Patrick, weil er mich so auflaufen lassen hatte, wütend auf meinen Chef, der Patricks Dummen Spruch einfach so abgetan hatte! Schnell erledigte ich noch den Rest und wollte einfach nur nach Hause. Meine Sachen hatte ich gerade zusammen gesucht, als sich meine Bürotüre öffnete und Patrick herein kam. Was wollte er noch? Sich doch nicht etwa fur sein Verhalten entschuldigen?!  „Du, ich muss los, ich hab keine Zeit!" „Ich weiß, wir gehen ins Kino, oder wolltest du vorher nochmal heim, dich umziehen, wobei, was du anhast, siehst schon ziemlich heiß aus!", lächelte er mich frech und suffizient an.

P.

Marlie war sauer auf mich, ihre Augen strahlten soviel Wut aus, aber das reizte mich gerade um so mehr. Am liebsten hätte ich sie mir gepackt, und wie am Wochenende geküsst, um ihr zu zeigen, wie sehr mir der Sex mit ihr gefallen hatte. „Wieso Kino?", fragte sie und ich hielt ihr unsere gewonnenen Tickets entgegen. „Marlie, du hast sie Sonntag vergessen. Ich bin davon ausgegangen, wir gehen gemeinsam. Und hier bin ich! Wir können auch gern noch vorher was Essen gehen. Worauf hast du Lust?" Angestrengt überlegte sie, was sie tun sollte. Und ich musste mir verkneifen, nicht noch irgendwas dummes zu sagen, um sie nicht endgültig zu verschrecken. Sie war der Grund, warum ich extra heute Nacht noch bis Münster durchgefahren war. Und innerlich erhoffte ich mir auch noch etwas mehr von der kommenden Nacht, denn diese wollte ich gern mit Marlie verbringen, und das erlebte von vorletzter Nacht gerne wiederholen. Meine Gedanken drifteten schon wieder ab! Man was hatte sie nur getan und an sich?!
„Gut, wenn es dazu beitragt, meine Schuld zu begleichen, das wir dann zur normalen Tagesordnung wieder übergehen können, gut!", antwortete sie endlich. „Um die Ecke ist ein kleiner Italiener, der ist sehr gut. Danach können wir dann ins Kino." „Das klingt doch nach einem Plan. Auto oder zu Fuß?", fragte ich nach.
Zu Fuß machten wir uns auf. Der kleine Italiener in einer kleiner Seitenstraße der Münster Innenstadt gelegen, sah von außen schon sehr einladend aus, und auch inner war das Ambiente liebevoll gestaltet. Man hatte direkt das Gefühl, sich im Urlaub in Rom zu befinden. An einem kleinen Tisch im hinteren Teil des Restaurant nahmen wir Platz und ich bestellte uns erstmal eine Flasche Rotwein. Marlie hatte mit mir kein einziges Wort gesprochen, seit wir ihre Agentur verlassen hatten, und so sprach ich sie an. „Marlie komm schon, was ist los?", durchbrach ich das Schweigen.

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