9.

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M.

Mir tat es schon leid, das Paddy das Gefühl hatte, ich freute mich nicht ihn zu sehen. Natürlich freute ich mich. Ich konnte es nur nicht nachvollziehen, warum er tatsächlich hier war, und als ich es ihm erklären wollte, kam das Essen. Mit vollem Mund nun was zu sagen, war indiskutabel, also musste es hinten anstehen. Dementsprechend aßen wir schweigend, wieder einmal. Was für ein verkorkster Abend dachte ich... wohin dieser nur noch führen sollte, erahnte ich bei weitem nicht und versuchte mich schonmal gedanklich auf den morgigen Tag vorzubereiten, wie wir am einfachsten und schnellsten die drei Locations fur due Vernissage besuchen und auswerten konnten. Paddy war grundsätzlich kein Frühaufsteher, das wusste ich, dennoch konnten wir schlecht erst mittags beginnen, denn so würden wir nicht im Geringsten das Pensum schaffen. Vor uns lag die Strecke Greven - Osnabrück - Dortmund -
Münster. Besichtigung, Besprechung vor Ort, ob die Umsetzung und die Wünsche von Paddy erfüllt werden könnten und Tag der Vernissage, ob dies alles mit seinem vollen Terminkalender unter einen Hut zu bringen lag in meiner Verantwortung.
Wir hatten längst aufgegessen, da holte Paddy mich zurück. „Marlie? Alles in Ordnung oder warum starrst du wieder so durch die Gegend?" „Sorry Paddy, ich war gerade gedanklich den Ablauf fur morgen am planen. Ist ja alles etwas kurzfristig." „Verstehe..., aber du wolltest mir noch was sagen?!" Ja richtig, meine Erklärung... „Paddy, ja nochmals, es tut mir leid. Ich bin doof gestolpert, hab mich uber mich selbst geärgert, dann bist du auf einmal da, druckst mir noch nen Spruch... so kam eins zum anderen. Natürlich freu ich mich, dich zu sehen, aber andererseits..."

P.

Warum sprach sie nicht weiter? Bereute sie die Nacht? Empfand sie vielleicht mehr und machte sich falsche Hoffnungen? Wie stellte ich das jetzt am geschicktesten an, meine Fragen beantwortet zu bekommen, ohne wie ein völliger Depp da zu stehen?! Ich entschied mich erstmal dazu, nicht näher drauf einzugehen, und es den Abend drauf ankommen zu lassen, wie er weiter verlief. Was besseres als „ok" fiel mir darauf dann nicht ein und Marlie beließ es auch dabei. „Magst du noch einen Nachtisch oder Kaffee? Oder sollen wir ins Kino?" „Eindeutig Kino, vielleicht danach zu Starbucks?", gab sie zurück und lächelte das erste Mal an diesem Abend wieder, so wie ich es Freitag bei ihr gesehen hatte. „Klingt nach nem Plan!" Ich zahlte und wir machten uns auf den Weg.
Schnell hatten wir uns auch für einen Film entschieden. Der neue Spider-Man sollte es sein, und wie sich herausstellte, mochte nicht nur ich die Marvelfilme, nein Marlie selbst hatte bereits alle gesehen. Sie überraschte mich immer wieder, positiv, was mich wieder in meinem Vorhaben bestätigte. Wir suchten uns im hinteren Teil des Kinos einen Platz, nachdem ich noch Nachos und Rotwein für uns beide geholt hatte.
Gute zwei Stunden später war auch die Spätvorstellung vorbei und begeistert von dem Film tauschten wir uns unentwegt darüber aus, bis wir beide unbeholfen vor dem Kino standen. Von mir aus sollte der Abend noch nicht zu Ende sein, aber Marlie schien los zu wollen. „Paddy, danke für den schönen Abend, aber ich muss los. Fahren darf ich nicht mehr und der letzte Zug kommt in 12 Minuten. Wir treffen uns um 10 h an der Agentur, ok?" Sie gab mir ein kleines Küsschen auf die Wange, drehte sich um und wollte los. Geistesgegenwärtig reagierte ich, griff nach ihrer Hand und hielt sie fest. Überrascht schaute sie mich an. „Marlie, so war nicht ganz mein Plan!" „Sondern?" „Das würde ich gern in Ruhe mit dir besprechen. Gibt es hier noch was, wo wir hingehen könnten und was trinken? Cocktailbar, Pub oder auch Studentenkneipe?"

M.

„Paddy, ja schon gibt es, aber ich komm dann nicht mehr heim.", versuchte ich ihn zu erklären. „Zumal wir auch morgen ein straffes Programm haben." „Mit dem Heim kommen, lass mal meine Sorge sein Marlie! So und nun wohin?" „Um die Ecke ist direkt das Studentelviertel, da gibt es eine kleine spanische Bat, due ist ganz nett und nicht so überlaufen..." „Let's Go!"
Das nach Hause kommen ihm überlassen? Was hatte er vor? Er selbst hatte auch was getrunken, und konnte nicht mehr fahren. Ein Taxi wurde mindestens 50€ kosten.
Gentlemanlike hielt Paddy mit die Tür auf und steuerte dann einen kleinen Tisch in der Nische an. Er orderte eine Karaffe Rotwein sowie einige Tapas und blickte mich auffordernd an. „Was?", lachte ich. Du wolltest mit mir was besprechen, und jetzt starrst du mich an, als ob du was von mir erwartest." „Ja, du hast recht, aber ich weiß gerade echt nicht, wie ich das erklären soll, ob du verstehst was ich meine.", gab er fast kleinlaut von sich. Der Wein wirkte, jedenfalls bei mir und meine Zunge wurde lockerer und unbefangener. „Paddy einfach frei raus! Was brennt dir auf den Lippen?" „Well, it's not easy to explain, the Night... our Night..." Warum sprach er nicht weiter... ich hatte mit sowas um ehrlich zu sein schon gerechnet, das er darüber sprechen wollte. Bestimmt hatte er Angst, das ich es vielleicht an die große Glocke hängen könnte. Eigentlich verständlich, aber andererseits auf verletzend, dass er so von mir dachte. Nun gut, er kannte mich ja auch wieder herum nicht. „Ja, was ist damit? Wir hatten Spaß!" „Ja den hatten wir...", lächelte er. „Und wo ist jetzt das Problem?", fragte ich nach und nahm einen Schluck Wein. „Könntest du dir das regelmäßig vorstellen?", platzte er heraus und ich prustete vor Schreck den Wein vor Schreck in seine Richtung. „Sorry, bitte was?" Ja zugegeben, die Nacht war der Wahnsinn, der Sex mit ihm atemberaubend, sowas hatte ich nie zuvor erlebt. Und er wollte eine Wiederholung? Das konnte nur ein Scherz sein und der Alkohol war schuld, sowas von ihm jetzt zu hören. Während ich einfach nur so da saß und versuchte meine Gedanken zu sortieren, hatte Paddy sich um Servierten gekümmert und versuchte sich und sein weißen Hemd zu trocknen und vom Rotwein zu befreien.

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