P.
Throwback
Die Tage zogen sich. Wenn ich keine Termine hatte verbrachte ich die Zeit im Krankenhaus und wechselte mich mit meinen Schwiegereltern ab. Das Verhältnis zwischen uns hatte sich etwas entspannt, nachdem wir gemeinsam nochmals in Ruhe miteinander sprachen und ich Ihnen die ganze Geschichte erzählte. Meist saß ich am Bett von Maximilian, lass ihm was vor, betete für ihn oder sang auch mal, wenn ich das Gefühl hatte, das ich alleine war für ihn. Er war tapfer und kämpfte jeden Tag, sodass er inzwischen selbstständig atmen konnte. Das trinken fiel ihm nach wie vor schwer, sodass er hauptsächlich über eine Magensonde ernährt wurde. Vor ein paar Tagen fragten mich die Schwestern, ob ich mit dem Kleinen mal bonden wollte, was ich verneinte. Ich konnte das nicht... nicht solange die Ungewissheit, ob ich der Vater wäre, da war. Täglich konnte ich erkennen, wie Maximilian sich veränderte. Nach wie vor hatte er hauptsächlich die Gesichtzüge meiner Ex, sein dunkles Haar wurde immer Krauser und seine Hautfarbe immer dunkler... Ich kannte die Antwort... musste aber, um auch wirklich sicher zu sein, den Test abwarten... Mein Schwiegervater sprach meine Gedanken auch direkt aus. Er war sich inzwischen auch zu 100 Prozent sicher, das Maximilian nicht von mir war und konnte kaum seiner Tochter unter die Augen treten. Joelle schwieg zu seinen Fragen, seit sie aus dem Koma erwacht war. Auch den Kleinen wollte sie bisher nicht ein einziges Mal sehen. Die Stationsärztin meinte, es läge an dem sogenannten Babyblues. Durch den Hormonabfall sowie die Schwangerschaftsvergiftung würde so etwas des Öfteren nach Geburten passieren und sollte sich innerhalb der nächsten zehn Tage legen. Ihr Wort in Gottes Gehörgang, dachte ich. Auch mit mir sprach sie nicht wirklich. Außer ein „es tut mir so leid", oder ein „bitte verzeih mir", war nichts aus ihr heraus zu bekommen. Erzählte ich ihr, welche Fortschritte Maximilian machte, drehte sie sich weg und starrte aus dem Fenster. Was war nur aus ihr geworden.
Auf der anderen Seite machte ich mir wahnsinnige Sorgen um Marlie. Sie verschloss sich immer mehr vor mir, wollte nicht mit mir telefonieren und antworte auf WhatsApp das nötigste. Die Situation belastete sie genauso sehr wie mich, was ich nur zu gut nachempfinden konnte. Nur konnte ich aktuell nicht so für sie da sein, wie ich es gerne gewollt hätte. Aus meiner Not heraus rief ich Dorothee an, da ich wusste, das sie das kommende Wochenende Marlie besuchen wollte. Sie verstand beide Seiten und versprach mir, nochmal mit ihr zu reden und sie davon zu überzeugen, sich mir gegenüber sich nicht mehr so zu verschließen und mir doch auch endlich mal zu vertrauen. Natürlich war ihr Verhalten auch auf ihre Erkrankung zurückzuführen, und ich konnte sie wohl besser verstehen, wie sie dachte. Marlie hatte so ein großes Herz... das ausgerechnet sie nie eigene Kinder haben sollte, konnte ich nicht verstehen und schmerzte auch mich, denn ich konnte mir durchaus vorstellen, mit ihr ein Baby zu bekommen... unsere letzte Hoffnung lag nun in der Hamburger Klinik, wo wir allerdings erst in drei Monaten einen Termin bekommen hatten. Ja es war vielleicht früh, jetzt schon an Kinder zu denken, aber wir beide wurden nicht jünger und mit ihrer Krankengeschichte... Dazu kam, das sie mir täglich mehr und mehr fehlte. Ich vermisste sie, ihre Nähe...
„Können wir?", riss mich Andy aus meinen Gedanken. „Ja... muss ja irgendwie... obwohl ich aktuell gar nicht in der Stimmung bin jetzt zwei Konzerte zu geben, obwohl mir das total fehlt..." „Ich weiß Paddy... Versuch dich während der Fahrt etwas zu entspannen. Ich fahr direkt zur Location, dann Sound Check und anschließend ins Hotel. Heut Abend setzt du dein Pokerface auf... Du schaffst das! Das letzte mal, das du so fertig aussahst, war in Saarbrücken... erinner dich... da haste es auch geschafft. Zwei Konzerte, und morgen Abend fahren wir direkt zurück, ok?" „Danke Andy!"
Wie Andy es sagte, setzte ich mein Pokerface auf, rockte so gut es mir möglich war die beiden Konzerte und lies mich danach einfach nur auf die Rückbank des Mietwagens fallen. Während Andy so schnell es ihm möglich war zurück nach Düsseldorf fuhr, schickte ich wie jeden Abend eine Nachricht an Marlie. Und dieses Mal auch an Dorothee. All meine Hoffnung, Marlie „wach zu rütteln" steckte nun in ihr und kurz bevor wir meine Wohnung erreichten, erhielt ich auch noch Antwort.Alles wird gut, vertrau mir!
„Andy, ich bin durch, und du solltest auch dringend schlafen. Ich werd erst morgen Mittag ins Krankenhaus fahren. Fühl dich wie zu Hause ja? Good Night!" „Gute Nacht! Und Paddy?" „Ja?" „Fahr zu Marlie und rede mit ihr. Du funktionierst mehr... das Krankenhaus kann auch warten... weder Jo noch Maximilian sind alleine, deine Schwiegereltern sind jeden Tag da und..." „I know... du hast ja recht, aber ich hab zugesagt zu kommen außerdem hoffe ich, das das Ergebnis des Test vielleicht schon vorliegt... ich muss endlich Gewissheit haben." „Wie? Sollte der nicht kommende Woche gemacht werden?" „Ja, war so geplant. Die Stationsärztin meinte aber, das es langsam für mich bzw. uns alle unzumutbar wäre und da Maximilians Gesundheitszustand sehr gut ist, hat sie dem Zugestimmt." „Sagst du mir Bescheid?" „For sure, wobei ich eigentlich das Ergebnis kenne. Ich möchte es nur offiziell wissen, dann hat der Spuk hoffentlich ein Ende." „Und dann? Wie gehts dann weiter?" „Ich hab mit Jos Eltern bereits gesprochen... sie werden sich weiterhin um die beiden kümmern, und dann kann ich auch endlich für Marlie da sein. Sie braucht mich... und ich brauch sie auch..."
Now
„Herr Kelly?", ich spürte eine Hand auf meiner Schulter, drehte mich um und sah ins Gesicht von Joelles Arzt. „Ist etwas mit meiner Exfrau?" „Nein, aber hier ist jemand, der sie sehen möchte..." Ich drehte mich erneut um und blickte in die schönsten blauen Augen, die ich kenne...
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Love Affaire
FanfictionMarlene verbringt ein Wochenende mit ihrer Freundin und ihrer Cousine in Saarbrücken. Darauf haben sich die drei Mädels schon seit Wochen gefreut, die uber 300 Kilometer von einander entfernt wohnen. Gemeinsam ist ein Konzertbesuch geplant. Marlene...