2.

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P.

What a day... dachte ich, als ich nach 3 stündigem Interview Marathon endlich meine Garderobe erreichte. Christian hatte mich gerade noch kurz abgefangen. Er hatte genau gemerkt, das irgendwas nicht stimmte, aber gerade war mir absolut nicht nach reden. Vor mir lagen 3 Konzerte, die ich das Wochenende noch spielen musste. Ich musste wie üblich funktionieren und mein Pokerface aufsetzen, aber danach war mir gerade überhaupt nicht. Ich konnte es nicht nachvollziehen, dass Joelle alles so hinschmiss. Wir hatten genug durch, Höhen und Tiefen durchlebt, selbst meine Klosterzeit hatte uns wieder zusammengeführt, und jetzt schmiss sie alles hin? Sofort schnappte ich mir mein Handy und versuchte sie nochmals anzurufen, das wollte ich nicht auf mir sitzen lassen. Umgehend sprang die Mailbox an. Das durfte doch nicht war sein. Ich schrieb ihr noch eine Nachricht.

Joelle, bitte! Wir müssen reden. So einfach zu verschwinden ist nicht fair! Dann mich noch zu blockieren. Was soll das? 6 Jahre Ehe sind nichts wert? Dazu 7 und 3 Jahre zusammen? Ja wir haben Probleme, aber dafür wird es mit Sicherheit Lösungen geben. Auch fur das eine Thema, was du seit Monaten tot schweigst! Wirf unsere Beziehung nicht weg...

Ich drückte auf senden und bereute es augenblicklich. Warum bettelte ich sie eigentlich an? Sie hatte einen Fehler gemacht, nicht ich. Trotzdem hatte ich ihr vergeben. Sie war meine Frau. Ich hatte vor Gott geschworen, in guten, wie in schlechten Zeiten. Und ich hatte ihr vergeben, war für sie in der schlimmen Zeit danach da. Beim besten Willen konnte ich mir nicht erklären, warum sie plötzlich so handelte.
Ich schien eingeschlafen zu sein, denn das Klopfen an der Garderobentür ließ mich aufschrecken. „Boss?" Es war Andy. „Komm rein!" „In knapp 30 Minuten beginnt die Show! Aber was ist denn mit dir passiert, du siehst verdammt scheisse aus Paddy!" „Danke für die Blumen! Aber ja, so fühl ich mich auch!" „Joelle?", fragte Andy vorsichtig nach. „Jap, sie ist ausgezogen..." „Hey, das tut mir leid... kann ich was tun?" „Sie wach rütteln?!", lachte ich ironisch. „Andy, was willst du machen? Ich weiß ja selbst nicht, was ich tun soll. Naja, so ich muss die Show durchziehen." Ich folgte Andy durch den Backstage Bereich und betrat die Bühne. , die ersten Klänge von Lazarus erklangen und ich startete mein Programm. Die erste Reihe war wieder mal von den selben Frauen bestückt, wie auf fast all meinen Konzerten, ich ließ meinen Blick weiter  durch die Menge streifen und blieb an einem Paar blauer Augen hängen.

M.

Warum tat ich mir das nochmal an? Achja, Doro und Rina wollten in die erste Reihe zum ersten Mal. Es waren über 30 Grad draußen und ich fühlte mich zwischen den Mädels in der Schlange vor dem Einlass nur noch bedrängt und gequetscht. Dieser Hype mit der ersten Reihe ging mir gewaltig gegen den Strich und das war definitiv das erste und letzte Mal, das ich mir sowas antat. Mit 15 minütiger Verspätung begann dann auch endlich der Einlass. Meine Cousine rannte tatsächlich mit meiner Freundin los, als ob ihr Leben davon abhinge. Ich dagegen schlenderte Seelenruhig hinterher und stand, oh Wunder, ohne Rennen und nicht noch mehr am schwitzen auch dort. „Ihr seid verrückt, wisst ihr das?! Bei den Temperaturen... ich hol uns gleich mal was zu Trinken!", lachte ich. Die beiden waren völlig außer Atem und konnten nur nicken. Nachdem ich nach einer gefühlten Ewigkeit und 15€ ärmer fur drei Wasser die Màdels erreichte, war ich doch etwas froh, das sich es etwas zuzog und somit die pralle Sonne verschwand, was es etwas erträglicher machte. Rings um mir herum hatten allen in schwarzen Fanshirts von Paddy aus. Ich hingegen fiel in der Menge auf. Da ich keinerlei Merch besaß, und mir es definitiv auch zu warm war, trug ich ein leichtes Sommerkleidchen. Genau das richtige bei der Hitze.
Während ich auf dem Boden saß und wir darauf warteten, dass die Show endlich begann, ließ ich meinen Blick durch die Menge schweifen. Zwar war das weibliche Geschlecht stark in der Mehrheit, allerdings begleiteten immer mehr Männer in der letzten Zeit ihre Frauen zu den Konzerten. Irgendwie schmerzte es, dies so zu sehen. Immer wieder hatte ich René gebeten, mich mal zu begleiten oder auch was anderes gemeinsam zu unternehmen, was er aber immer wieder ablehnte. Auch zwischenmenschlich lief vor der Trennung bereits Monate nichts mehr. Nach der Trennung fiel ich in ein Loch, aber dank meiner Freunde und die Ablenkung durch Paddys Konzerte hatte ich dies auch schnell überwunden. Ich wollte jetzt erstmal mal mein Leben wieder genießen, Spaß haben, Leute kennenlernen und einfach alles mal entspannt auf mich zu kommen lassen.
Endlich erklangen die bekannten Töne von Lazarus und bei allen schnellten die Handys und Kameras in die Höhe. Da war ich ganz anders. Wenn es hoch kam, machte ich 2/3 Bilder mit meinem Handy als Erinnerung. Viel mehr genoss ich so das Konzert, tanzte, und lauschte der Musik, die mein Herz so berührte. Paddy war von Anfang an in seinem Element, allerdings wirkte er heute eher traurig, zudem blickte Christian immer wieder besorgt zu ihm. Aber anscheinend war bisher nur mir das aufgefallen, denn ringsherum waren die Meißten wieder mal nur dran, wie „geil" Paddy wieder aussah, das er wieder seine sehr enge Jeans trug, wo sich alles abzeichnete und was sie sich nicht alles in ihren Köpfen aus malten. Diese primitive Oberflächlichkeit mancher Menschen empfand ich zunehmend als abstoßend. Zudem was die Fans sich so untereinander erzählten und meinten Paddy zu kennen, dabei tat das keiner von uns! Aber was machte ich mir jetzt darüber eigentlich Gedanken? Ich war hier um das Konzert zu genießen, eine gute Zeit zu haben und eine Party zu feiern. Und dann trafen seine stahlblauen Augen auf meine und blieben an mir hängen. Zu lange hängen. Kurz blickte ich nach links und rechts, dann wieder zurück zu Paddy. Immer noch schaute er mich eindringlich an. Das konnte dich jetzt nicht sein. Das bildete ich mir nur ein.

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