3.

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P.

Unweigerlich blieb ich an diesen blauen Augen hängen, als ob sie mich regelrecht verzaubern wollten. Wäre Christian nicht auf mich ein Stück zugegangen, sodass unser Blickkontakt unterbrochen wurde, hätte ich fast meinen Einsatz verpasst. Wow, was war das nur gerade, dachte ich. Sowas war mir ja noch nie passiert. Schnell ging ich zur nächsten Nummer über. Mir durfte kein Texthänger passieren, nicht aus so einem Grund. Zwanghaft versuchte ich die folgenden Lieder überall hinzusehen, nur nicht in die Richtung dieser wundervollen Augen, die mich so geflashed hatten. Wann hatte ich sowas schon mal erlebt, ich glaube noch nie. Patrick, konzentrier dich, versuchte ich mir immer wieder zuzureden. Doch irgendwann zum Ende des Konzertes hielt ich es nicht mehr aus und ich konnte nicht anders, als wieder in ihre Richtung zu sehen. Unsere Blicke trafen sich zwar zuerst nicht, aber ich war fasziniert von ihrer Ausstrahlung. Während die Frauen mich regelrecht immer nur anstarrten oder ihre Handys und Kameras mir vor die Nase hielten, stand sie dort einfach nur mit geschlossenen Augen in der Menge, bewegte sich zum Klang meiner Musik ganz sanft und schien alles um sich herum vergessen zu haben. Wer war sie nur? War sie zum ersten Mal auf einem Konzert von mir oder warum war sie mir vorher noch nie aufgefallen. Ich spielte die letzten Akkorde von Hope und beobachte sie heimlich, als sie ihre Augen langsam wieder öffnete und sich unsere Blicke erneut trafen. Mir durchfuhr es durch Mark und Bein und ich brauchte einige Sekunden um mich wieder zu fangen. Sie hielt meinem Blick stand und für einem Moment vergaß ich alles um mich herum. Der Applaus der Menge holte mich auf den Boden der Tatsachen zurück, wir verabschiedeten uns und Andy folgte mir in die Garderobe.
„ Paddy, was war zwischendurch denn los mit dir heute? Wegen Joelle? Du bist doch normalerweise ein Vollprofi auf der Bühne!", haute Andy raus, als die Türe gerade geschlossen war. „Andy, du lachst nur, wenn ich das jetzt sage! Ich spring schnell unter die Dusche und dann lass uns hier verschwinden bitte!" „Wie du wünschst." ungefähr eine Dreiviertelstunde später fuhr Andy vom Gelände. Es warteten noch unzählige Fans vor dem Backstage Ausgang. Ich lies kurz das Fenster runter, in der Hoffnung das Mädchen nochmal zu sehen, aber vergebenes. Ich verabschiedete mich noch und Andy brauste davon. „Andy, ich will nicht ins Hotel, Google Mal, ob es hier irgendwo noch einen Pub gibt, und dann gehen wir einen Trinken. Ich brauch Ablenkung." „Bist du dir sicher?" Und wie sicher ich mir war. Andy hatte relativ schnell etwas außerhalb gelegen einen kleinen Pub gefunden, der auch nicht so überlaufen war. Ich schickte meiner Band noch ne kurze Nachricht, ob sie auch noch kommen wollten und betrat mit Andy den Pub.

M.

Paddy starrte mich regelrecht an, als ob er einen Geist gesehen hätte. Aber das konnte nicht sein, das bildete ich mir doch bestimmt nur ein! Bestimmt hatte er Freunde oder Bekannte im Publikum, die zufällig hinter mir in meiner Nähe standen. Nach gefühlten endlosen Minuten kreuzte Christian unser Blickfeld und unser Augenkontakt riss ab. Die nachfolgenden Songs trafen sich unsere Blicke überhaupt nicht mehr und innerlich atmete ich auf. Alles nur Fiktion gewesen und lachte über mich selbst. Die Stimmung war ausgelassen, ich feierte mit Doro und Kathrin unser erstes gemeinsames Konzert und genoss zum Schluss mein absoluteste Lieblingslied Hope. Dieser Song hatte mir in den letzten Wochen und Monaten so unendlich viel Kraft und Mut gegeben, das ich meine Augen schloss und mich einfach der Musik hingab. Die Letzten Töne erklangen, ich öffnete langsam meine Augen, und Patricks trafen mich unverblümt direkt ins Innere. Es musste an der Hitze liegen, was meine Wahrnehmung störte, das konnte nicht sein, auf gar keinen Fall. Ich lächelte zaghaft und auch er fing leicht an zu lächeln. Ich merkte regelrecht wie mir die Röte ins Gesicht Schoß, da es aber schon dämmerte konnte man dies zu meinem Glück nicht sehen. Irgendwann war das Konzert vorbei und ich verließ total durcheinander das Gelände. Was für ein Abend, dachte ich und folgte Kathrin und Doris Richtung Hotel.
„Mädels, es ist noch früh, wollt ihr echt ins Bett? Lust noch was trinken zu gehen? Oder Party?", fragte ich due zwei. „Oh auf Party hab ich jetzt nicht so Lust, aber was haltet ihr davon, wenn wir in einem Pub gehen. Das würde ja auch zu unserem irischen Abend passen?!", lachte Doro und Katrin und ich stimmten zu. Der Pub lag etwas außerhalb und war fussläufig knapp 20 Minuten von unserem Hotel entfernt. Es war recht viel los, darüber hinaus besaß der Pub ein gemütliches Ambiente. Zudem war anscheinend Karaokeabend. Um so besser dachte ich, da ich karaoke liebte. Wir suchten uns ein ruhiges Plätzchen im hinteren Teil des Pubs und bestellten uns erstmal drei Becks Ice sowie drei Baby Guinness. Ich musste feststellen, das die meisten, die die Songs performen echt gut singen konnten. Zugegebener Maßen war ich nun zwar nicht die begnadetste Sängerin, allerdings traf ich die Töne und musste mich nicht verstecken. Nach ein paar weiteren Drinks und als der Moderator zu einer Überraschungsbattle Mann gegen Frau im Duett aufrief, traute ich mich dann doch und warf einen Zettel mit meinem Namen in den Topf. Mehr wie schiefgehen konnte es ja nicht. Doro und Kathrin ließen sich leider nicht zu diesem Spaß überreden. Die ersten wurden gezogen, und ohne das man sich sah, denn man hatte eine Trennwand auf der kleinen Bühne aufgestellt, begannen die Battles. Kurz vor Ende der Songs fiel der „Vorhang" und teils war es eine sehr positive Überraschung der Paare. Gerade als ich von der Toilette kam, hörte ich meinen Namen. „Als nächstes zur Battle begrüßen darf ich Marlene und Michael. Kommt bitte nacheinander von hinten zu mir. Dann zeig ich euch euren Song." Nun war ich richtig nervös. „So, euer Song ist Shallow von Lady Gaga und Bradley Cooper, den solltet ihr beide kennen." Oh mein Gott, was hatte ich mir nur dabei gedacht, meinen Namen auf diesen doofen Zettel zu schreiben. Dieser Song war zwar wunderschön, doch war er auch mit Sicherheit mein Untergang. Wie sollte ich nur die hohen Textstellen schaffen ohne mich vollends zu blamieren. Die ersten Laute erklangen und Michael begann zu singen. Er hatte eine sehr sanfte Stimme, die mir mehr als gut gefiel, aber mir auch sehr bekannt vorkam, nur wusste ich in diesem Augenblick nicht, an wen sie mich erinnerte. Doro sah meine Nervosität trotz meines leichten Alkoholpegels und reichte mir noch einen Kurzen, den ich dankend annahm, bevor mein Part begann.
Hingegen aller selbstzweifel schaffte ich es irgendwie, die hohen Passagen zu überstehen und lieferte halbwegs gut ab. Michaels und meine Stimme harmonierten sogar beim gemeinsamen Part und die Pubbesucher unterstützten dies mit einigen Zwischenappläusen. Plötzlich fiel der Vorhang und mir stockte der Atem, sodass ich sogar das Mikrophon fallen lies. Stahlblaue Augen trafen meine.

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