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M.

Ich wurde durch das Zuknallen der Haustüre regelrecht aus dem Schlaf gerissen. Reflexartig fühlte ich neben mich. Die Seite war leer. Noch völlig schlaftrunken suchte ich nach dem Schalter meiner Nachttischlampe, und auch nur mühselig konnte ich meine Augen öffnen. War Paddy ernsthaft gegangen, fragte ich mich. Nicht schon wieder. Obwohl ich wissen wollte, wo er steckte, brauchte ich noch kurz einen Moment, bis ich aufstehen konnte. Die Nacht war definitiv zu kurz gewesen. Der Wecker zeigte 9:05h an, also hatte ich nur knapp vier Stunden Schlaf bekommen. Ich warf mir nur meinen Morgenmantel über und begab mich auf die Suche nach Paddy und Maite, allerdings war meine Wohnung leer. Doch auf dem Wohnzimmertisch fand ich dann eine kleine Notiz.

Good Morning Angel!

Don't worry, I am going to buy breakfast. Maite had to go... Agnes is ill.
Can't wait to have you back in my arms!

Love Paddy xxx

Mir fiel umgehend ein riesiger Stein von meinem Herzen ab. Nun musste ich schauen, das ich wach und fit wurde, denn wenn Paddy seine Pläne nicht geändert hatte, wollte er heute noch zu Jimmy fahren und dann weiter nach Koblenz, um Sonntags die Peacebellausstellung im Ludwig Museum zu eröffnen. Schnell schnappte ich mir noch eine Tasse Kaffee und schlurfte ins Bad, als ich aber in den Spiegel sah, verlor ich meine allerletzte Farbe aus meinem Gesicht und lies vor Schreck die Tasse fallen. Was in Herrgotts Namen war das an meinem Hals?! Vorsichtig strich ich über die deutlichen Verfärbungen und zuckte zusammen. Es tat ganz schön weh. Als ich nun noch näher an den Spiegel herantrat zeichnete sich nun deutlicher ab, das es Finger waren, die diesen Bluterguss erzeugt hatten. Urplötzlich kam mir unsere letzte Nacht in den Sinn und ich erinnerte mich, das wir im Rausch unserer Akte es doch deutlich härter getrieben hatten, als ich an nahm. Wir beide mochten es härter, und ja, Paddy hatte mich am Hals gepackt, als er ziemlich heftig und feste mich von hinten nahm und immer tiefer zustieß, bis er schließlich lautstark in mir seinen Höhepunkt erreichte, und mich noch fester umklammerte.
Ansich machte mich gerade diese Seite von ihm noch neugieriger. Er zeigte so viele Facetten an sich, die gegensätzlicher nicht seien konnten. Auf der einen Seite, liebevoll und besorgt, dann leidenschaftlich und teils sm veranlagt, bis hin, das er ein ziemlich arrogantes Arschloch seien konnte, was mir nun weniger gefiel.
Er durfte diese Blessuren auf keinen Fall sehen, und natürlich auch niemand anderes. Krampfhaft überlegte ich, was ich tun könnte. Make up! Ordentlich Conciler und Fondation, dazu das hochgeschlossene Strickkleid. Und vorher Traumel drauf, dadurch sollte der Bluterguss schneller verschwinden. Die Zeit lag mir definitiv im Nacken. Ich musste mich beeilen und fertig sein, bevor Paddy zurück kam.
Nach gut 30 min war ich mit dem Ergebnis einiger Maßen zufrieden. Innerlich schmunzelte ich dennoch über die Auswirkungen, die die vergangene Nacht mit sich trugen, als es auch schon klingelte. Paddy rannte regelrecht die Treppe hoch und schloss mich umgehend in seine Arme. „Good Morning Angel!", sagte er liebevoll und küsste mich sanft. Ein leichtes Grinsen konnte ich mir nicht verkneifen. Auf der einen Seite war er so zärtlich, auf der anderen Seite lies er im Bett ordentlich die Sau raus. Stille Wasser sind tief, sagte man ja bekanntlich, er war dahingegen der Mariannengraben. „Guten Morgen." erwiderte ich und erwiderte seinen Kuss nur zu gern. „Was ist mit Agnés?" „Florent hat angerufen. Er hat später noch einen Termin. Sie hat Fieber, er kann sie so aber schlecht zu ihrer Freundin bringen. Maite ist deshalb eben gefahren, ich soll dich aber ganz lieb Grüßen. Und wenn du Lust hast, können wir nachher gemeinsam Essen, bevor wir dann zu Jimmy fahren. Deinen Wagen lassen wir dann einfach bei Maite stehen, und fahren mit meinem weiter... was sagst du?" „Du möchtest immer noch, das ich mitkomm?" „Angel, natürlich! Es ist doch alles geklärt, oder nicht?!" Sorgenfalten zeichneten sich deutlich auf seiner Stirn ab. „Also ich mein, das was wir klären konnten, und um den Rest kümmert sich mein Anwalt!" „Weiß Jimmy Bescheid?", hackte ich nach. „Was meinst du genau?" „Also mit mir, dir, also uns, und was gestern passiert ist, ich mein..." Sanft legte er seinen Zeigefinger auf meine Lippen. „Schhhh, mach dir mit deinem hübschen Köpfchen nicht so viele Gedanken. Jimmy weiß, was er wissen muss, und zwar das ich dich liebe, du mir gut tust, und das ist es was zählt! Sicher werde ich ihm von der Möglichkeit, erzählen, das ich der Vater von Joelles Baby seien könnte, dennoch hat das nichts damit zu tun, wie er zu uns steht, ok?" Zärtlich küsste Paddy mich, anstatt auf meine Reaktion zu warten. „So lets have breakfast! And I really really need coffee!"
Nach gut einer Stunde hatten wir alles soweit in meinem Wagen verstaut, was wir für das Wochenende brauchten. Die restlichen Spuren des Frühstücks waren beseitigt und die Tiere versorgt. Gegen frühen Nachmittag wollte mein Cousin kommen, um das Wochenende hier zu verbringen, damit Boe, Bonnie und Tamy keinen Hungertod starben und sich nicht alleine fühlten.
Wie selbstverständlich setzte er sich hinters Steuer meines Cabrios. „Los, steig ein!" „Du weißt schon, das das mein Auto ist?" „Angel, ja, aber ich finde das sieht doof aus, wenn du fährst!" „Bitte?!" Das hatte er doch jetzt nicht ernsthaft gerade gesagt! „Ja, also vielleicht ist das altmodisch. Du bist eine tolle Autofahrerin, aber wir fahren zu meiner Familie, ich möchte dich richtig vorstellen, ihnen zeigen, das du zu mir gehörst, da möchte ich nicht selbst gefahren werden, you know?", stotterte er sich zurecht. „Mein Lieber, du bewegst dich gerade auf sehr dünnem Eis! Ich weiß, das du nicht gern die Zügel aus der Hand gibst, und die Kontrolle behalten willst, aber das ist lächerlich, und das weißt du! Aber wenn es für deinen Seelenfrieden beiträgt, bitte!"

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