97.

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P.

Der Abend war nach einem etwas verkrampften Start noch sehr harmonisch und lustig ausgeklungen. Als wir zum Essen kamen, fanden wir nicht nur Pino vor, sondern auch Nico, sowie Marvin mit seiner Frau. Marlie zögerte kurz, verkrampfte ihre Finger leicht, die mit meinen verschränkt waren. Nachdem ich ihr aber kurz zusprach, das alles ok sein, entspannte sie sich schnell. Dennoch war sie sehr ruhig für ihre Verhältnisse, nicht so schlagfertig, eher schüchtern wirkte sie. Die Vergangenheit mit ihren unschönen Geschehnissen hatten doch wohl mehr Spuren hinterlassen, als mir lieb war. Ihre Unbeschwertheit war nicht mehr existent und ich machte mir zunehmend Sorgen um sie. Mehr und mehr verschloss sie sich, nicht nur mir gegenüber sondern auch anderen. Gut, nach knapp zwei Wochen, seitdem wir uns wieder getroffen hatten, konnte ich eigentlich nicht viel sagen, dennoch war es anders wie zu vor. Nicht schlecht, aber... ich fand selbst die richtigen Worte nicht dafür. Natürlich war sie keine graue Maus. Sie antworte auch auf Fragen, allerdings nur kurz und knapp, mit sehr viel bedacht. Fragen zu uns, wich sie komplett aus, oder verwies an mich. Ich musste mir ihr reden, ihr erklären und das Vertrauen geben, sie selbst zu sein. Nach dem Hauptgang ergab sich dann auch kurz die Möglichkeit, als Pino meine Blicke verstand, und die anderen mitnahm und ihnen die Location zu zeigen, mit Marlie zu reden.
„Süße? Können wir mal kurz reden? Ich hab das Gefühl, irgendwas ist nicht in Ordnung. Magst du mir sagen, was dich beschäftigt?" „Ist das so offensichtlich?" „Für mich schon... ich mach mir einfach Sorgen.., du bist so ruhig... ich vermiss meine temperamentvolle, schlagfertige und fröhliche Freundin... hab ich was falsch gemacht?" „Nein Paddy, auf gar keinen Fall... aber für mich ist das ganze hier neu... du warst für mich immer nur Patrick - Paddy... erst nur Affäre, dann mehr, dann Ex und jetzt wieder mein Freund... bisher waren wir mehr Privat, ich musste mich nicht verstellen, wir konnten normal sein... jetzt hier... das ist so fremd für mich... ihr seid alle Künstler... und ich...?" „Du bist für mich der wertvollste Mensch! Du sollst dich nicht verstellen! Sei du selbst! Die Marlie, in die ich mich Hals über Kopf verliebt habe.., die ich liebe!" Sanft gab ich ihr einen Kuss. „Ich liebe dich auch!", hauchte sie in unseren Kuss, bevor sie weiter sprach. „Aber so Fragen, wie wir uns kennen gelernt haben... ich kann denen doch nicht sagen, wie es war... das es am Anfang nur der atemberaubende Sex war, das reine Verlangen nach dir..." „Ich musste bei ihrer Aussage schmunzeln... sie sah es also genauso, wie ich es damals gesehen hatte, und es immer noch tat. „Doch kannst du! Wenn du der Ansicht bist, ihnen die Wahrheit zu sagen, dann tue es. Süße, ich bereue nicht eine Minute mit dir und stehe dazu. Alles was hier besprochen wird, bleibt auch hier. Die Bildzeitung hingegen würde ich bei solchen Fragen ans Management verweisen, ok?", lächelte sie ich sie an. Marlie nickte. „Und das darf ich auch?", fragte sie lächelnd und gab nun mir einen kleinen und für meinen Geschmack viel zu kurzen Kuss. „Ich bitte sogar darum!", und zog sie einfach zu mir auf den Schoß, um sie augenblicklich mehr als innig und ausgiebig zu küssen. Mir war egal, das die anderen jederzeit wiederkommen konnten, was auch passierte, den. Irgendwann räusperte sich Nico neben uns. „Kommt ihr mit raus? Wir wollten uns auf die Terrasse setzen? Pino ordert noch Getränke. Bleibt ihr bei Wein?"

M.

Ich war um einiges erleichtert, das Patrick das Gespräch zu mir gesucht hatte. Für ihn war das alles so selbstverständlich, im Gegensatz zu mir. Natürlich waren die anderen genauso „all human beings", wie Patrick es nannte, dennoch bewegten wir uns in anderen Kreisen. Ich wollte ihn nicht ein weiteres Mal in eine unangenehme Situation bringen. Aber anscheinend hatte ich das gar nicht getan. Er stand voll und ganz zu uns, und was er dann erzählte, bevor wir uns eigentlich verabschiedeten, verblüffte mich umso mehr. „Leute, bevor wir uns dann morgen zum Breakfast treffen, wollte ich noch auf ein zwei Fragen eingehen, die heut Abend mehrfach gefallen sind, damit das Thema mal aus der Welt ist... wann wo und wie ich plötzlich eine Freundin habe. Gerade weil auch Marvin und ich regelmäßig zusammenarbeiten, will ich nicht, das irgendwie geredet wird! Joelle und ich haben uns letzten Sommer getrennt. An dem Tag in Saarbrücken hab ich Marlie in einem Pub kennengelernt, wobei sie mir vorher auf meinem Konzert schon aufgefallen ist... bevor jetzt Diskussionen entstehen, nein, sie ist, war kein typischer Fan... eher gesagt musste ich mir schon ziemlich an ihr meine Zähne ausbeißen... egal, ja, was Marvin heut Mittag gesagt hat stimmt... ich war in der Zeit kein Kind von Traurigkeit, hatte dazu mit Marlie eine Affäre am laufen... lief alles nicht ganz rund... zumal wir beide uns erst nicht eingestehen wollten, was wir für einander empfinden... nach vielen Missverständnissen haben wir es dann zwar geschafft, dennoch knallte es gewaltig, dass wir getrennte Wege gingen, bis wir uns durch Zufall vor zwei Wochen bei Einkehrtagen im Kloster trafen... wir haben beide uns nicht vergessen, die Gefühle waren auf beiden Seiten immer noch da... nun und jetzt... now we are here... together...  ich, wir mochten uns hier nicht verstellen müssen... und ich denke, ihr wisst, wie heilig mir mein Privatleben ist. Wenn ihr was postet, in Social Media unterwegs seid, achtet darauf, das wir nicht gemeinsam zu sehen sind, bitte!" „Bro, krasser Shit, aber das waren jetzt mehr wie 2/3 Sätze..!", lachte Marvin und boxte ihm leicht in die Seite. Verlegen strich sich Patrick über seinen Hinterkopf. „Jap, could be... aber nun wisst ihr es und das Thema ist hoffentlich vom Tisch. Gerade nach deinen Kommentaren heut Mittag am Pool... Ich hab heute nachmittag deshalb bereits in der WhatsApp Gruppe ja schon gesagt, das ich mit meiner Freundin hier bin... nun kennt ihr die Wahrheit... ja auch ein ehemaliger Mönch ist nicht so unschuldig, ne?!", grinste er frech, nahm mich in seine Arme und druckte mir einen tiefen Kuss auf meine Lippen. „Es ist doch eigentlich egal wie wann und warum, oder nicht? Ihr wirkt glücklich, das ist das Wichtigste. Paddy, danke für deine Ehrlichkeit und Vertrauen, meinte Nico noch, bevor sich alle nach und nach in ihre Zimmer verabschiedeten.

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