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P.

Dank Peter wusste ich, wann Marlie in Münster/Osnabrück landen sollte, und hatte mit ihrem Onkel abgeklärt, das nicht er, sondern ich sie abholen sollte. Nun konnte sie mir hier ja nicht so einfach entwischen und sich endlich einer Aussprache oder einem Gespräch stellen. Entgegen meiner Eigenart immer und überall zu spät zu kommen, war ich dieses Mal viel zu Früh da. Sie war noch nichtmals losgeflogen. Ich entschied mich erstmal in meinem Wagen zu warten, als mich Peter anrief.

„Hallo Peter, wie gehts dir?"
„Patrick, wo steckst du?"
„Am Flughafen ins Münster/Osnabrück, wie abgesprochen."
„Oh schon... Mist!"
„Was ist los?"
„Bedingt durch die Pandemie wurde Marlenes Flug gecancelt. Sie muss nach Düsseldorf fliegen."
„Da komm ich gerade her..."
„Deshalb ja meine Frage, wo du steckst. Marlene hat es, stur wie sie nunmal ist, abgelehnt, das ich sie abhole und..."
„Wann landet sie?"
„In ein einhalb Stunden..."
„Puh.... sportlich...", zwangsläufig blies ich meine Wangen auf. Ich durfte keinen Stau haben und musste sofort losfahren, mit grenzwertiger Geschwindigkeit um sie nicht zu verpassen. „Ich fahr! Ich will nicht, das sie mit dem Zug fährt!"
„Sicher Patrick? Ich mein du bist eben schon die 170 km gefahren..."
„Ja... daran soll es nicht scheitern... ich melde mich, sobald ich sie abgeholt habe, ok?"
„Ist gut mein Jung. Bitte fahr vorsichtig!"
„Immer..."

Gleichzeitig wie der Flieger landete erreichte ich den Düsseldorfer Flughafen pünktlich mit einem Foto und einem daraus mit Sicherheit resultierenden Fahrverbot. Ich stürmte in die Ankuftshalle, denn ich hatte nach der ewigen Parkplatzsuche ordentlich Zeit verloren und Angst, Marlie doch noch zu Verpassen, als ich unglücklich mit jemanden zusammen stieß und wir beide unfreiwillg auf unserem Hosenboden landeten. „Fuck!"
„Verdammter Mist, kannste nicht aufpassen wo du hinläufst, oder haste keine Augen im Kopf?! Trottel! Ich hab's eilig, mein Zug...", schallte mir eine wohl sehr gut bekannte und vertraute Stimme entgegen. „You don't need to go on the train! You have a privat driver today..." Marlie starrte mich mit aufgerissenen Augen und offenen Mund nur an, ich lächelte und freute mich wahnsinnig sie wieder in meine Arme schließen zu können, was allerdings anscheinend nicht auf Gegenseitigkeit beruhte. „Marlie..." „Patrick, was willst du hier? Hat Onkel Peter dich geschickt? Ich brauch keinen Babysitter!", fauchte sie mir immer noch entgegen. „Ich freu mich auch dich zu sehen!", zischte ich leise zurück. Was war nur zwischen uns passiert.... „Tut mir leid Patrick, ich bin total überarbeitet und will einfach nur nach Hause!", ruderte sie doch nun zurück und ich nutze meine Chance, stand auf, half ihr hoch, nahm ihr Gesicht in meine Hände und küsste sie sanft. Kurz erwiderte sie ihn, blieb aber fast steiff und regungslos stehen. Ich versuchte das komische Gefühl, was sich in meiner Magengegend breit machte vorerst zu ignorieren. „I missed you..." „Hm", war das Einzige, was sie von sich gab. Was für eine Wiedersehensfreude, dachte ich. „Come on... ich fahr dich heim, dann kannst du dich ausruhen."
Gentlemanlike nahm ich ihr den Koffer ab und sie folgte mir schweigend zu meinem Wagen.
Wir waren bereits ein paar Kilometer gefahren, als sie für einen kurzen Augenblick die Stille durchbrach. „Mein Onkel hat dich geschickt stimmt's? Ich hoffe du hast nicht deine Settings unterbrechen müssen!", sagte sie kühl, während sie aus dem Fenster starrte. „Selbst wenn es so wäre, wäre es mir wert gewesen! Aber nein, ich war bereits in Münster/Osnabrück am Flughafen, um dich zu überraschen und abzuholen, als Peter mich informierte, das du doch über Düsseldorf fliegst..." „Du bist jetzt extra von hier nach Münster, dann wieder zurück und nun wieder zu mir am fahren? Du weißt schon, das es verrückt ist?!" „Jap. Maybe it's weird. Love is weird, sometimes, as you the last weeks..." Darauf bekam ich wieder keine Resonanz und sie setzte ihr Schweigen fort, bis wir Greven erreichten. Ich hatte nicht ganz meinen Wagen in der Einfahrt geparkt, als sie schon aus dem Auto sprang, sich den Koffer mit einer Leichtigkeit schnappte und ins Haus ging. Peter hatte uns kommen hören und die Hausture geöffnet. Auch ihn lies sie stehen, sagte nur kurz „Hi" und verschwand nach oben. Ich kam mir so überflüssig vor, als ich ihr hinterher ging. „Bier?", fragte Peter aufmunternd und ich nickte nur.
„Ist Marlene immer noch so abweisend?", fragte Peter, während er die beiden Weizen in die Glaser eingoss. „Ja... irgendwie schon... und das seit unserem Rückflug aus Südafrika.", sagte ich immer noch zerknirscht. „Habt ihr euch denn gestritten?", hakte Peter nach und ich erzählte grob von unseren Problemen und Missverständnissen in Grootbos. „Patrick, was soll ich sagen. Marlene hat ihr Herz am rechten Fleck und ist eine tolle und wundervolle junge Frau, aber sie hat auch ihre Macken. Aber vergiss auch bitte nicht, was sie alles durchmachen musste. Hin und wieder holt sie ihre Vergangenheit ein. Wir hatten lange unsere Probleme mit ihr, bis sie uns an sich rangelassen hat, uns blind vertraute und sich anvertraute." „Could it be, das sie Probleme damit hat, Nähe zuzulassen?", fragte ich nach, denn das hätte teilweise ihr Verhalten erklärt. „Ja natürlich, denn um so mehr Nähe sie zu lasst, um so mehr macht sie sich in ihren Augen angreifbar.", erklärte Peter. Wir tranken unser Bier noch aus, bevor ich mich verabschiedete. „Paddy, du fährst aber nicht mehr heut Abend zuruck, oder?" „Hatte ich eigentlich nicht vor, außer Marlie will nicht, das ich bleibe, dann hab ich keine andere Wahl, wovon ich aktuell ausgehe.", resignierte ich. „Du fährst auf gar keinen Fall. Das Gästezimmer steht dir zur Verfügung. Und morgen werde ich mir mal meine Nichte schnappen und zur Rede stellen. Schlaf gut, und wenn was ist...." „Danke Peter!", aufmuntern klopfte er mir auf die Schulter, bevor ich hoch ging.
Zögerlich klopfte ich. „Ja?" „It's me... may I come in?" „Klar!" „Are you feeling better?" Marlie drehte sich zu mir um, lächelte schüchtern und trat auf mich zu. „Ja... Paddy, tut mir leid, das ich so zickig war... es war einfach alles etwas viel die letzten Wochen, und..." „Komm her!" Ich konnte nicht mehr sauer und enttäuscht sein, dafür liebte ich sie zu sehr. Zärtlich zog ich sie zu mir und legte meine Lippen auf ihre.

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