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M.

Joelle erwartete ein Kind von Patrick. Ich konnte es nicht glauben. Wie und wo, und wann hatte er vor mir das zu sagen, oder wollte er weiterhin zweigleisig fahren?! Zuerst wollte ich Paddy anrufen, aber dann verwarf ich direkt wieder den Gedanken. Ich war so enttäuscht. Mit vielen hätte ich gerechnet, aber nicht damit. Nach der Wanne schlupfte ich in gemütliche Kleidung, schnappte mir Boe und Bonnie und ging in den Wald. Bewusst hatte ich mein Handy daheim gelassen. Ich musste einen freien Kopf bekommen. Gute drei Stunden lief ich mit den beiden, bis ich völlig erschöpft zu Hause ankam. Ich versorgte die beiden, stellte Tamy auch noch frisches Futter hin und griff nach meinem Handy. Ich wollte Doro anrufen, und mit ihr über die Geschehnisse der letzten Stunden sprechen. 28 Anrufe in Abwesenheit. Drei von Paddy, 25 von einer mir unbekannten Nummer. Erst zögerte ich, zurückzurufen, aber da mein Onkel und meine Tante selbst das Wochenende nicht da waren, machte ich mir Sorgen und rief zurück.
„Marlie?", fragte nach dem ersten Klingeln sofort mir eine unbekannte Stimme.
„Ja?"
„Bitte leg nicht auf, sondern hör mir erstmal zu!"
„Wer ist denn da?", hackte ich nach.
„Entschuldige, hier ist Maite, Paddys Schwester."
„Ja und?", antwortete ich etwas patzig.
„Marlie, er möchte mit dir reden. Bitte höre ihm zu!"
Im Hintergrund hörte ich wie Patrick in einem Gemisch aus Englisch Französisch und Deutsch herumschrie. Mit wem er allerdings sprach und was genau, das wusste ich nicht.
„Worüber? Das er und seine Frau ein Kind erwarten und ich die Ganze Zeit nur seine Gespielin war? Nein Danke!"
„Marlie, so ist es nicht! Bitte gebe ihm eine Chance sich zu erklären!", sagte sie ruhig.
„Wozu? Es hat sich erledigt!"
Plötzlich hörte ich ihn im Hintergrund meinen Namen sagen, dazu die sogenannten magischen Worte : „Begreif es doch endlich, ich liebe Marlie!"
„Ok..."
„Sorry?", fragte Maite nach.
„Ich rede mit ihm!"
„Danke! Pad? Ich rede mit ihr ok? Und du kommst jetzt mal rüber, hier ist jemand für dich, der mit dir reden möchte... —- was für ein Chaos!", stellte Maite noch fest, womit sie nicht ganz unrecht hatte.
„Marlie?", fragte er besorgt nach.
„Du willst reden? Dann bitte!"
„Können wir uns sehen und face to face reden?", sagte er kaum hörbar, so zittrig war seine Stimme.
„Wozu?"
„Angel bitte, das alles hier ist ein heilloses Chaos! Ich wusste bis heut Abend nichts von der Schwangerschaft, und Jo und ich wir haben uns auch nicht versöhnt! Das musst du mir glauben!"
„Und wie ist es möglich, das sie schwanger ist von dir? Unbefleckte Empfängnis oder wie?"
„Marlie, ich... ich..."
„Ich höre!" So langsam riss mein Geduldsfaden.
„Ich habe mit Joelle geschlafen...", gab Paddy kleinlaut zu.
„Wann?"
„In München, vor dem Anschlusskonzert... sie stand plötzlich in meiner Garderobe... sie hat mir die Scheidungspapiere zurückgeben, gesagt, das sie in Therapie ist und nun weiß, das es ihre Schuld war... sie hat mich verfuhrt. Alte Erinnerungen kamen hoch... ich weiß auch nicht. Nachdem es passiert war, hab ich gesagt, das das mit ihr und mir nicht mehr funktioniert. Ich hab ihr gesagt, das ich mich in dich verliebt habe....
Marlie? Bis du noch da?"
„Du willst mir doch nicht allen Ernstes jetzt erzählen, das du nach unseren Problemstart, unserer Versöhnung, nach all den Problemen, die wir miteinander hatten... sie gefickt hast?", schrie ich ihn an.
„Please, Angel... ich bereue das zutiefst!"
„Patrick, warum? Erklär mir es!" Nun war bei mir alles vorbei, und ich konnte meine Tränen kaum noch zurückhalten.
„I can't explain ist... es war irgendwie so vertraut... Erinnerungen kamen hoch... Fuck, ich weiß auch nicht, was mich geritten hat! Bitte weine nicht Angel! Wir bekommen das alles hin! Gib uns eine Chance!"
„Ich brauch Zeit Patrick... und es gibt da auch etwas, was du wissen solltest.... ich hab mit Chris geschlafen..."
Bevor er darauf auch nur antworten konnte, hatte ich aufgelegt. Ich war nicht mehr im Stande weiter zu telefonieren, zu aufgewühlt war ich. Ich griff mir eine Flasche Rotwein und verzog mich mit meiner Kuscheldecke aufs Sofa. Ich hatte die Hoffnung, dass der Wein mich ablenken und vergessen lassen würde, nur leider war das Gegenteil der Fall. Meine Gedanken kreisten um Paddy, Chris und mich. Ich fühlte mich Chris gegenüber besonders schlecht. Ich hatte ihn für meine Zwecke benutzt und das war nicht fair. Dann drifteten sie zurück zu Paddy. Ich konnte und wollte nicht begreifen, das obwohl wir uns damals nach dem Konzert ausgesprochen und endlich zueinander gefunden hatten, er mit seiner Nochfrau im Bett landete. Natürlich konnte ich verstehen, das die beiden noch viel miteinander verband, dennoch war mein Vertrauen zu ihm mehr als kaputt und zerbrochen. Ich trank meinen 3. Glas Wein aus und rief dann Doro endlich an.
„Süße, soll ich kommen?", fragte sie besorgt nach, als ich ihr alles unter Tränen erzählt hatte.
„Nein, brauchst du nicht. Ich muss erstmal selbst begreifen, was passiert ist. Gerade auch, weil es für ihn ja keine Unbekannte war. Und genau davor hatte ich die ganze Zeit Angst. Und nun ist sie schwanger. Das was sich die beiden die Ganze Zeit gewünscht haben, ist jetzt Realität geworden."
„Süße, glaubst du nicht, das ihr noch eine Chance habt?"
„Um ehrlich zu sein nein. Schau doch, was für Hindernisse wir von Anfang an hatten, das kann dich nur zum scheitern verurteilt sein."
„Leni, die ganzen Hürden habt ihr aber erfolgreich gemeistert, hattet trotzdem zueinander gefunden! Meinst du nicht, ihr bekommt das hin?"
„Doro, das war ja noch nicht alles... ich hab selbst noch einen drauf gesetzt..."
„Was?", fragte sie nun doch schockiert nach.
„Ich habe heute Nachmittag mit Chris geschlafen..."
„Oh Leni, nicht ernsthaft jetzt? Warum? Das ist Chris gegenüber aber auch nicht fair!"
Gerade als ich ihr die Sotuation erklären wollte klingelte es an der Tür. „Doro, bleib mal eben dran, es hat geklingelt..."
Wie in starre stand ich an der Haustür und starrte sie an.
„Du musst Marlie sein!", sagte sie und zog mich prompt in eine Umarmung. „Mein Bruder sitzt im Auto und traut sich nicht, die unter die Augen zu treten..."
„Maite...", stieß ich nur total überfordert mit der Situation hervor.

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