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M.

Warum konnte er es nicht einfach seien lassen?! Es war nun mal nichts daran zu ändern, das ich keine Kinder bekommen konnte. Jedenfalls keine eigenen. Wozu sollte ich mich nochmals der Tortour unterziehen, elendige Untersuchungen über mich ergehen zu lassen, um ein Ergebnis zu bekommen, was für mich nicht neu war?! Da ich Zeit für mich und zum Nachdenken brauchte, schnappte ich mir den Schlüssel vom Auto und fuhr zum Beach. Ich brauchte Abstand, musste einen klaren Kopf bekommen.
Ich weiß nicht wie lange ich bereits einfach nur im Sand gesessen habe und aufs Meer blickte... einfach nur in die Dunkelheit hinein. Ich war irgendwie nicht im hier und jetzt, und ganz weit weg. Das es inzwischen hell wieder war, nahm ich nur beiläufig war. Zu sehr kreisten meine Gedanken hin und her. Sie waren in einer Art Karussell, was in Dauerschleife fuhr und nicht anhielt, gefangen. Immer und immer wieder hallten Patricks Worte in meinem inneren auf, das ich mir doch nochmal eine zweite Meinung holen sollte, und mir stellte sich die Frage, warum es ihm so wichtig war, warum jetzt schon. Setzte er doch die Möglichkeit, einer potenziellen Schwangerschaft in der Zukunft voraus, um das mit uns weiter zu festigen? Inzwischen sollte er doch wissen, das mich dieses Thema jahrelang gequält hatte, ich damit abgeschlossen hatte, warum musste er es wieder aufwühlen. Gerade hier, hier wo wir eigentlich die Zeit uns widmen wollten, anstatt sich mit Problemen auseinander zu setzen.
Plötzlich merkte ich, wie mir jemand behutsam eine Decke von hinten um mich legte. „Paddy..." „Nein, ich bin's Pino!" Ich musste die Augen etwas zusammenkneifen, damit ich ihn überhaupt schemenhaft erkennen konnte, da die Blendung der Sonne zu extrem war. „Marlene, ist alles in Ordnung?" Ich nickte, merkte aber, das er sich neben mir in den Sand setzte. Zunächst schwieg Pino mich an, durchbrach die Stille aber irgendwann. „Wenn ich nachdenken muss, geh ich bei uns daheim immer zu See... die Ruhe und der Einklang der Natur gegen mir dann Kraft." Ich lies die Aussage unkommentiert. „Habt ihr euch gestritten? Oder wollte der Herr mal wieder mit dem Kopf durch die Wand?",fragte er weiter nach, worauf ich ebenfalls keine Antwort gab. „Marlene, wenn du nicht reden möchtest, dann ist das Ordnung, aber dann kann ich dir oder euch nicht helfen...!" „Das kann eh keiner...", murmelte ich.
Pino blieb hart, und harkte immer wieder nach, bis mein Schutzwall brach und ich mich ihm anvertraute. Er zeigte Verständnis, erzählte abschließend, das es seiner Frau jahrelang ähnlich erging, bis sie durch Zufall auf einen Spezialisten in Hamburg aufmerksam worden. Er riet den beiden zunächst davon ab, weiterhin jegliche Hormonpräparate zu sich zu nehmen, und um etwaigen Symptomen und Beschwerden entgegenzuwirken, es mit Homöopathie zu versuchen... also genau das, was Patrick sagte. Nun erwarteten die beiden im Sommer ein Kind... Nach einiger Zeit verabschiedete sich Pino mit den Worten, das ich einfach mal darüber nachdenken sollte, er mir die Tage die Kontaktdaten des Gynäkologen in Hamburg geben wollte und ich mit Patrick doch etwas nachsichtiger seien sollte, denn er würde sich ja nur um mich sorgen...
Pino ging und die Tränen kamen erneut. Er hatte recht, Patrick sorgte sich wohl wirklich nur um mich und mein befinden. Ich kramte in meiner Tasche nach einem Taschentuch, als mir der Blister meiner Pille in die Hand fiel. Ich starrte auf die kleinen Pillen, die für mich nicht die Bedeutung zur Verhütung hatten, sondern meine Symptomatik die letzten Jahre bestimmt hatte. Nicht einen Tag lang hatte ich sie vergessen zu nehmen. Wütend stand ich auf, und warf den Riegel ins Meer. Ich hatte keine Lust mehr mich nur noch mit diesem Thema auseinander zu setzten und mein Leben davon bestimmen zu lassen. Meine Wut entwich durch einen lauten Schrei, den ich ausstieß und dann auf meine Knie in den Sand viel. Warum ich, warum musste es mich treffen?!
Wärmende Arme umschlossen plötzlich meinen noch von der Nacht durchgefrorenen Körper. Obwohl die Sonne hoch am Himmel stand, wärmten ihre warmen Strahlen mich nicht auf. Nach einer Ewigkeit, die Patrick mich einfach in seinen Arm hielt, versuchte mich aufzuwärmen und mir halt gab, entschuldigte er sich bei mir. „Marlie, I really feel so sry! I didn't want to push you, hurt you... das Ding ist, ich mach mir einfach nur Sorgen um dich!" Ich kuschelte mich noch näher in seine Arme und an ihn ran. „Ich weiß..." „Dann müsstest du auch wissen, das ich mir keine andere suchen will... wann geht das verdammt nochmal endlich in deinen Kopf, das ich das mit uns will, das ich dich will!", seine Stimme versagte. Ich drehte mich zu ihm, und sah ihn an. Er wirkte traurig, und ich meinte erkennen zu können, das seine Augen glasig waren. „Paddy, es ... es tut mir leid... all die Jahre hat die Krankheit mehr oder weniger mein Leben bestimmt. Ich konnte es gut verdrängen... aber mittlerweile..." Nein ich konnte ihm das nicht sagen, nicht nach der kurzen Zeit, nicht nachdem was wir hinter uns hatten, wir hatten gerädert erst wieder zueinander gefunden, wollten uns kennenlernen... er hatte es mit Pino geschafft, dass ich es nochmal in Angriff nehmen wollte, mir eine zweite Meinung einzuholen, aber ihm zu sagen, das ich mir nichts sehnlicher wünschen würde, dass er irgendwann.... nein, das war unpassend. „I'll be there for you... ich steh hinter dir, möchte dich unterstützen... nichts anderes wollte ich mit meinem Gespräch gestern bezwecken... ok?" „Du hast ja recht... ich hab die letzten Stunden viel nachgedacht... Pino... er war hier... er hat mir auf nette Art und Weise den Kopf gewaschen... er kann mir eventuell helfen... nur ich weiß nicht, ob ich das alleine schaffe..." „Marlie, look at me! Ich habe dir gesagt, das ich für dich da bin, nur du musst es auch zulassen und aufhören, mich immer wegzustoßen. Ich hab gemerkt, das du zwischendurch Zeit für dich brauchst, deshalb hab ich auch erstmal nicht weiter nach dir gesucht, in der Hoffnung, du kommst bald wieder! Als du heut Vormittag dann immer noch nicht wieder da warst, hab ich mir Sorgen gemacht... hab dich gesucht... Pino hat mir dann gesagt, wo ich dich finde... Bitte, wenn dich was beschäftigt, dich belastet, dann komm danach, wenn du deine „Auszeit" hattest, zu mir, rede mit mir... Als ich bemerkt habe, das das Cabrio auch weg ist... ich dachte du wärst wieder nach Hause... Das hat sich beschissen angefühlt... you know..."

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