1.

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P.

Völlig genervt und total übermüdet erreichte ich die Location. Wo war ich jetzt nochmal? Ahja Saarbrücken. Hunderte von Fans standen bereits kurz nach 11 Uhr schon vor der Kongresshalle, wo ich heute ein weiteres Open Air spielte. Eigentlich wollte ich ins Hotel, aber da auch dort einige Fans herausgefunden hatten, wo ich war, bat ich Andy, direkt zum Konzertgelände zu fahren. Nachdem Sing mein Song so erfolgreich im TV lief, hatte ich einige neue Fans dazu gewonnen, was mich mehr als freute, aber diese Belagerungen nahmen wieder deutlich Überhand. Gerne hätte ich mich mit Fans vor oder nach den Konzerten mal unterhalten als auch Fotos gemacht, aber diese Massen waren dafür einfach nicht tragbar. So entschied ich mich jedenfalls dazu, während meiner Show auf ein Paar Plakate einzugehen, die einige meiner Fans während des Konzertes hochhielten, um ihnen Selfiewünsche zu erfüllen. Andy riss mich irgendwann aus meinen Gedanken. „Boss, wir sind da." Andy war mein MFA, kurz gesagt, mein Mädchen fur alles und nach den Jahren ein enger Vertrauter und Freund zugleich. Er spielte gern den Bodyguard, war Fahrer, oder managte alles so nebenher, wenn Pino, mein Manager nicht dabei war. Zudem hatte Andy immer ein offenes Ohr fur mich, gerade in der derzeitigen Situation. Seit Monaten kriselte es in meiner Ehe gewaltig. Joelle, meine Frau, war kaum noch daheim, wenn ich mal einige Tourfreie Tage hatte, oder sie hatte keine Zeit, mich zu begleiten. Sie flüchtete regelrecht vor mir und hatte allen Anschein mach keine Lust mit mir irgendwelche Art von Zeit zu verbringen. Dies zermürbte mich gewaltig und verletzte mich zugleich. Natürlich ließ ich mir nach außen hin nicht anmerken, bat allerdings darum, meinen eh schon vollen Terminkalender noch voller zu packen, denn was sollte ich allein daheim, das brachte mich nur noch mehr zum nachdenken und nach dem Warum zu fragen. Nun gut, eigentlich war ich mir Uber den Geund durch aus im Klaren, auch wenn wir beide nicht darüber sprachen. „Paddy?", fragte Andy erneut nach. „Ja, sorry, ich war mit meinen Gedanken woanders...", gab ich Andy als Antwort. „Das habe ich bemerkt. Los, das Team vom Radio wartet, du hast noch ein Meet and Greet mit einen jungen Fan." „Ahja, der mit dem Dictionary..., lass mich kurz noch ne Nachricht senden, ich komm sofort nach!"

Joelle, ich hab noch nicht ins Hotel eingecheckt, ich hoffe du kommst heut Abend. Du fehlst mir! Love you! Pad

Ich rechnete eigentlich nicht damit, das sie kam, wollte ihr aber dennoch mitteilen, was ich empfand. So ganz wollte ich uns nicht aufgeben, im Gegensatz zu ihr, denn prompt bekam ich die Antwort.

Patrick, versteh es bitte. Ich empfinde keinerlei Interesse dich heute oder auch in Zukunft nur ansatzweise zu sehen. Ich denke den Rest sollten nun unsere Anwälte klären. Ich habe die Woche mit Franziska eine Wohnung in München bezogen. Joelle

Nun hatte ich die Antwort, die ich eigentlich nicht haben wollte, obwohl es ja schon so Nahe lag. Wütend und enttäuscht zu gleich schlug ich mit der Faust aufs Amaturenbrett. War das wirklich ihr Ernst? Trennung per WhatsApp? Ich wollte noch ein letztes Mal mit ihr sprechen. Wenn schon nicht persönlich, dann zumindest am Telefon, also rief ich sie an. Aber wie nicht anders zu erwarten, lehnte Joelle den Anruf ab und ich landete auf ihrer Mailbox. Nun platzte ich endgültig. „Joelle, are you fucking serious? Talk to me and tell me the truth! Tell me you don't love me anymore. We have to talk about it! It's not fair, after all we have been trough..." Gerne hätte ich noch mehr gesagt, aber ich musste mich schon ordentlich zusammenreißen nichts falsches zu sagen, was ich später nur bereuen würde. Also lies ich es dabei, und folgte Andy, der vor dem Auto wartete zum Radiointerview.

M.

Früher hatte ich immer gesagt, ich fahr maximal 100 Kilometer zu einem Konzert, inzwischen hatte sich das geändert. Nachdem Paddy Kelly 2016 endlich wieder anfing Konzerte zu geben, und auch seine Geschwister, allerdings ohne ihn, ihr Comeback feierten, besuchte ich erst nur die Konzerte, die in der Nähe meiner Heimat des Münsterlandes waren. Nun hatten sich in den letzten zwei Jahren so viele Gegebenheiten ergeben, und auch einige neue, allerdings tiefe und innige Freundschaften resultierten daraus, dass ich heute nun im Auto mit meiner Cousine saß, um ins 400 Kilometer entfernte Saarbrücken zu fahren. Dort wollten wir uns vor Ort mit unserer Freundin Dorothee, kurz nur Doro genannt treffen. Sie hatte uns bereits informiert, dass einige Fans wohl schon seit letzter Nacht vor Ort waren und campierten, um bei Paddy in der ersten Reihe zu stehen. Gute 20 Personen waren vor ihr, und bereits um die 40 Frauen nach ihr. Wir hatten uns vorher einen kleinen Schumnelplan zu recht gelegt. So teilte Doro den anderen mit, das wir im Hotel noch schliefen. Musste ja keiner wissen, das wir erst um 5 h in der Früh in Greven losgefahren waren.
Kurz nach neun erreichten wir dann auch schon den Vorplatz der Kongresshalle, wo das Open Air von Michael Patrick Kellys, so nannte er sich inzwischen, ID Tour stattfinden sollte. Wir ließen uns bei Doro nieder, die uns schon Stühle hingestellt hatte. Viele sagten, wir wären verrückt, so früh uns anzustellen, allerdings war das fur mich eine Ausnahme. Ich brauchte keine erste Reihe um feiern und das Konzert genießen zu können. Aber so konnte man sich unter den Fans austauschen und verbrachte Zeit mit Freunden, die man sonst nicht so häufig sah. Nachdem wir alle bekannten Gesichter und Freunde begrüßt hatten, sowie etwas quatschten, wurde es langsam ruhiger. Es gesellten sich zwar immer mehr Personen in der Schlange dazu, da es aber schon morgens um 10 h mehr als warm, wenn nicht sogar schon heiß war, hingen viele auch einfach nur ihren Gedanken nach oder schliefen etwas.
Seit 1988 begleiteten die Kellys mich inzwischen. Ich war nie einer der Fans gewesen, die damals Stundenlang am Boot, Schloss oder vor den Hotel darauf wartete, sie endlich zu treffen, dennoch versuchte ich so oft es geht meine Eltern davon zu überzeugen, wie wichtig es für mein Leben war, doch zu den Konzerten zu gehen. Paddy war immer mein Liebling gewesen, allerdings konnte ich damals schon nicht die Hysterie verstehen, die manche Fans ausübten, und dieses auch heute noch taten. Zumal er ja inzwischen verheiratet war. Ich freute mich vielmehr auf ein grandioses Konzert, und das mit meinen Mädels erleben zu dürfen. Und es war fur mich eine Auszeit meines aktuellen eher tristen Alltags. Ich hatte mich vor 2 Monaten von meiner grossen Liebe getrennt, nachdem nach mittlerweile mehr als 10 Jahren Beziehung die Luft raus war. Dazu kam, das wir noch in der selben Firma arbeiteten, was die Trennung nicht gerade vereinfachte, und ich mich schon händeringend nach was neuen umsah.

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