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P.

Die Tage strichen ins Land und ich pendelte zwischen den Konzertlocations und Berlin hin und her. Marlie fehlte mir von Tag zu Tag mehr. Jeden Tag schickte ich ihr eine einzige Nachricht, worauf sie zwar immer noch nicht antwortete aber diese weiterhin las. Immerhin etwas. Peter war so nett, und hielt mich auf dem laufenden, wie es ihr ging.

„Hey Peter, wie ist die Lage und was macht der Dicke?", erkundigte ich mich.
„Boe gehts prima und ist lieb wie immer, kaum vorstellbar, das du ihn am Wochenende abholst."
„Ja deswegen ruf ich an... könnte er noch was bleiben? Ich weiß, das ist viel verlangt, aber ich werde übernächste Woche nach London fliegen. Das Studio, wo ich mein letztes Album schon aufgenommen hab, hat spontan doch Zeit, und..."
„Klar, bevor er woanders hin muss. Paddy, auch in Zukunft, unabhängig von Leni und Dir, wir nehmen Boe immer, ok?"
„Danke Peter, ich weiß gar nicht wie ich das wieder gut machen soll?"
„Ich schon! Krieg das mit Leni endlich hin! Sie verkriecht sich nur noch daheim, wenn sie nicht bis spät abends in der Agentur hockt! Und ich gebe dir jetzt einen Tip. Sagtest du gerade London?"
„Ja?!"
„Sie ist geschäftlich vom 18.-21.9. in London und eröffnet dort mit die neue Agentur. Adresse u d alles kann ich dir geben..."
„Peter, sie will mich nicht sehen, sie antwortet nicht auf eine einzige Nachricht von mir! Ich bin gerade in Osnabrück, ich würde mich nachher am liebsten ins Auto setzten, nur um sie kurz zu sehen, naja und Boe natürlich auch..."
„Mensch Jung! Dann komm nachher! Mehr als das sie nach oben verschwindet, kann nicht passieren, und das mit London bleibt mal schön unter uns. Musst ja nicht gleich mit der Türe ins Haus fallen! Lass dir was einfallen! Du bist doch nicht auf den Kopf gefallen!"
„Ok, ok!"
„Ach Paddy?"
„Ja?"
„Bring dir Oropax mit!"
„Wieso denn das?"
„Das wirst du dann sehen! Bis nachher! Ich stell uns mal ein Bier kalt!"

Gut, Marlie wäre zum gleichen Zeitpunkt wie ich in London. Ich musste mir was einfallen lassen. Ich wollte sie nicht verlieren, ihr zeigen, das ich es ehrlich meinte. Mir würde schon was einfallen. Vielleicht hätte ja auch Jimmy noch eine Idee. Bisher war er der einzige meiner Familie, der von Marlie und mir wusste.
Gegen 21 erreichte ich ihr Haus, da ihr Wagen noch nicht in der Einfahrt stand, parkte ich extra etwas versteckt, da ich sie nicht direkt verschrecken wollte. Wie üblich ging ich's durchs Gartentor rein, wo ich schon stürmisch von Boe und Bonnie begrüßt wurde und Peter mir von weitem entgegenrief. „Paddy, komm rein, noch ist die Luft rein!" „Hey Peter, danke für die Einladung. Marlie noch arbeiten?" Ich denke. Meist kommt sie erst gegen halb zehn. Hier!" Auffordernd hielt er mir eine Flasche Bier hin und prostete mir zu. Wir unterhielten uns gerade als von oben plötzlich lautstarke Musik erklang. „Oropax dabei?" „Ja!" „Wird gleich noch lauter!", gab mir Peter zu verstehen. Zuerst erklang „Wie soll ein Mensch das ertragen, gefolgt von div. Herzschmerzsongs meiner Schwester Maite, Adele, U2 bis letztlich in fast unerträglicher Lautstärke mein Song begann zu Laufen... Hope. „Paddy, das geht jetzt bald vier Wochen so. Sie lässt niemanden mehr an sich ran. Auch Dorothee nicht!" „Es tut mir so leid und zerreißt mich innerlich, das sie so leidet!", gab ich leise von mir, und merkte, wie sich leise eine Träne auf ihren Weg machte. „Sie steht sich selbst im Weg. Eigentlich weiß sie was sie tun muss, aber ich rede mir bei ihr auch den Mund fusselig. Sie blickt sofort ab. Keiner würde sie verstehen..." „Ich hab's verkackt!" „Na unschuldig bist du nicht, aber verkackt... wie gesagt, wenn du das mit Leni willst, kann ich dir nur raten, beiß dich fest! Sei hartnäckig! Du hast auf alle Fälle ihr Herz berührt, als du ihr Tamy wieder gebracht hast!" „Das war das mindeste was ich tun konnte. Ich hab noch Blumen im Auto für sie... könntest du?" „Paddy, nein, geh hoch! Geb sie ihr persönlich! Die Tür ist offen!"
Mit einem flauen Gefühl holte ich die Blumen aus meinem Wagen und stieg die Treppe zu ihr rauf. Gefolgt wurde ich dabei schon ungeduldig von Bonnie und Boe. Ich zögerte schon, klopfte aber dann doch. Hope lief nun bereits seit 20 Minuten in Dauerschleife und lies mich schmunzeln. Hatte ich vielleicht doch noch eine Chance? Nachdem ich bereits das dritte mal geklopft hatte und keine Antwort bekam, ging ich einfach rein. Sie saß mit dem Rücken zu mir im Wohnzimmer und starrte aus dem Fenster. Die Hunde waren sofort in ihr Schlafzimmer verschwunden, so das sie noch immer nicht mitbekommen hatte, das ich da war. Hope endete, und leise druckte ich auf ihrer Anlage auf Pause und begann zu singen:

„ Viele von uns leben zwischen Lügen,
sind nur im Krieg und nie im Frieden,
" Ey warte, nicht so schnell" sagt eine Stimme in Dir.

Da ist noch so...
Ja noch so...
Da ist noch so...viel, noch so viel Hoffnung in dir.

Marlie zuckte zusammen und starrte mich an. Sofort sah ich, das sie geweint hatte. Ohne weiter nachzudenken legte ich die Rosen auf ihren Tisch, ging zu ihr, setzte mich neben sie und zog sie einfach in meine Arme und hielt sie fest. Erst verkrampfte sie sich, doch allmählich entspannte sie sich und lies meine Nähe zu. Sanft strich ich ihr über ihren Rücken und genoss jede Sekunde sie in meinen Armen zu wissen, ihre Nähe endlich wieder zu spüren und ihren unverkennbaren Duft wahrzunehmen. „Du fehlst mir!", stieß ich irgendwann leise hervor und schon begann sie wieder zu weinen. Das wollte ich nun nicht damit auslösen. Behutsam versuchte ich sie wieder zu beruhigen. „Angel don't cry. Shhhh." Plötzlich stieß sie mich weg. „Patrick geh!" „Please, talk to me, you know we have to!", versuchte ich ihr mitzuteilen, aber sie machte total dicht. „Mach es doch nicht noch schwieriger. Bitte!", flehend sah sie mich an. In ihren Augen war soviel Schmerz zu erkennen. Ich stand auf und ging zu Tür. „Marlie, meine Gefühle zu dir sind unverändert...", leise schloss ich die Türe hinter mir, sprach kurz mit Peter, verabschiedete mich von ihm und fuhr ins Hotel.

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