115.Kapitel

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Samu:
Ein paar Tage waren wir jetzt schon in Deutschland und ich vermisste meine 4  Liebsten, aber das gehörte nunmal zu meinem Job und eigentlich liebte ich das Reisen ja auch. Heute war wieder ein relativ langer Tag gewesen. Ich war um 6 aufgestanden und dann ging es auch direkt zum Frühstücksfernsehen.
Und dann waren wir auch den ganzen Tag unterwegs gewesen. Heute Abend waren wir mal nicht in einer Fernsehshow, sondern ich alleine hatte noch einen Termin. Es war nur ein Interview, aber halt irgendwie besonderer, weil ich mit dem Journalisten in einem schicken Restaurant essen gehen würde und das dann eben gefilmt wurde. Ich war mal gespannt wie das werden würde. Ich putzte mich nicht unbedingt raus, sondern zog mir einfach ein schlichtes weißes Shirt, eine blaue Jeans und Sneakers an. Darüber noch eine Jacke und es konnte losgehen. Vorort begrüßten wir uns dann auch nett und setzten uns dann erstmal an unseren reservierten Platz. Die Kameras waren natürlich auch von Anfang an dabei.
Am Tisch führten wir erstmal ein bisschen Smalltalk und bestellten dann unser Essen.
„Ich habe gehört du bist ein bekennender Weinliebhaber. Da haben wir es uns natürlich nicht nehmen lassen einen der besten für heute Abend zu bestellen." sagte Timo, der Journalist, dann aber, was mich direkt nervös machte. Wein? Ich hatte eine gefühlte Ewigkeit keinen Wein getrunken und den hatte ich wirklich immer sehr geliebt und genossen.
Aber ich konnte jetzt ja auch schlecht sagen, dass ich den Wein, den sie extra für mich bestellt hatten, nicht trinken wollte. „Das bin ich, ja. Wow, danke." lächelte ich also, bevor er uns beiden etwas einschenkte. Ich kämpfte mit meinem Kopf und wurde innerlich total verrückt als ich zu diesem Glas schaute. Ich wusste, dass ich das nicht durfte. Ich war gerade auf einem so guten Weg mit der Selbsthilfegruppe und dem Sport. Aber es war nur Wein...zum genießen und nicht zum Besaufen. Und als das Essen da war, stießen wir dann auch an. Fuck... „Hab dich im Griff Samu..." dachte ich nur als ich das Glas ansetzte. Und dann der erste Schluck. Es schmeckte verdammt gut, aber das ungute Gefühl verließ mich einfach nicht. Während dem Essen wurde ich dann aber durch die ganzen Fragen und unserem Gespräch davon abgelenkt. Dieser Timo war wirklich nett und sympathisch und man konnte sich gut mit ihm unterhalten. Außerdem stellte er keine zu privaten Fragen, was mir auch immer sehr gut in den Kram passte. Mein Glas wurde aber auch nochmal neu nachgefüllt und das nahm ich auch an. Aus diesem Grund war ich auch froh als das Interview sich dem Ende neigte.
Timo machte noch ein Foto von mir für die Instagram Story von dem Radiosender und dann verabschiedeten wir uns auch so langsam.

Tatsächlich fuhr ich relativ entspannt zurück zum Hotel, aber als ich dort ganz alleine auf dem Balkon saß und eine rauchte, merkte ich schon so ein gewisses Kribbeln in meinen Händen. In der Minibar war doch bestimmt auch noch ein guter Wein...Nach kurzen Ringen mit mir selbst, ging ich also rein und holte mir die Flasche aus dem Kühlschrank.
Erneut überlegte ich, öffnete sie dann aber und setzte die Flasche an meinem Mund an. Puh...
Der Stress der letzten Tage fiel mit jedem Schluck mehr von mir ab. Ich machte es mir auf dem Bett gemütlich und trank solange bis der Wein leer war. Am Ende war ich schon ganz gut angetrunken und ließ mich in die Kissen fallen. „Du bist so ein Idiot Haber..." dachte ich nur und seufzte. Ich hatte gerade meine Augen geschlossen, da klingelte mein Handy. Ich guckte auf den Bildschirm und sah, dass es Finja war, woraufhin ich auch sofort ranging. „Hi!" sprach ich in die Kamera und grinste meine Frau an. „Na du. Dein Anruf hat heute beim zu Bett bringen gefehlt. Wie war das Interview? Alles gut verlaufen?" „Ja, war echt angenehm der Abend. Vor allem war es mal etwas anderes. Aber der Anruf hat mir auch gefehlt. Ich vermisse euch schon." schmunzelte ich. Ich versuchte dabei natürlich zu verbergen, dass ich angetrunken war. „Wirklich alles gut bei dir? Du siehst total kaputt aus mein Schatz." „Ja, bin ich auch. War ein langer Tag, aber mir geht's gut. Ich war gerade nur schon fast eingeschlafen." „Achso. Ich wollte dich nicht wecken, ich dachte wir können noch eine Weile facetimen, aber wenn du so müde bist, dann schlaf lieber. Morgen musst du ja auch wieder fit sein." „Nein, wir können ruhig noch ein bisschen telefonieren." „Ne, dann machen wir das morgen. Schlaf dich aus Baby." „Na gut..." „Ich liebe dich und schlaf gut, ja?"
„Ja...du auch. Ich liebe dich." sagte ich ebenfalls, bevor wir auflegten und ich mich absolut schlecht fühlte. Ich hätte es ihr sagen müssen, aber dann hätte sie sich nur unnötige Sorgen gemacht. Relativ schnell schlief ich dann aber auch ein und konnte mir hat Kiele Gedanken mehr drum machen.

Am nächsten Morgen hatte ich dann zwar ein bisschen Kopfschmerzen, aber das war nicht wild. Heute hatte ich ja sogar mal ausschlafen können und so war es auch schon 10 Uhr. Ich guckte auf mein Handy und sah direkt, dass ich
total viele verpasste Anrufe und Nachrichten vom Finja hatte. Fuck, sie hatte die Story von dem Radiosender gesehen, wo man mich mit der Weinflasche und dem gefüllten Glas sah.
Am liebsten hätte ich sie gar nicht zurückgerufen, aber es musste ja sein...Da kam ich nicht drum herum.

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