Samu:
Die nächste Woche verging dann recht schnell und so war heute schon der Tag Riku's und Laura's Hochzeit. Die letzen Wochen waren nicht einfach gewesen, aber ich merkte wie mir die Zeit im Mökki guttat und ich wirklich runterkommen konnte. Dabei war mir Finja aber auch eine riesige Stütze. Es war unglaublich was sie für mich tat und wie sehr sie hinter mir stand. Aber auch den Kindern hat die Zeit hier gut. Die Zeit als Familie war kostbar und die brauchten wir auch unbedingt. Meine Therapiestunden verliefen weiterhin jedes Mal mit Tränen, aber das war okay. Was raus musste, musste raus. Das sagte Finja immer zu mir. Es half mir wirklich sehr mit mein Therapeuten über meine Emotionen sprechen zu können, auch, wenn ich anfangs daran gezweifelt hatte. Meine Albträume waren auch noch da, aber zumindest nicht mehr jede Nacht. Trotzdem sollte mir, wenn wir wieder zurück in Helsinki waren, andere Medikamente verschrieben werden, die ich dann ausprobieren sollte. Mal sehen, wie die dann wirken würden...
Naja, heute sollte erstmal ein schöner Tag werden. Wir waren morgens schon zurück nach Helsinki gefahren. Schicke Sachen für eine Hochzeit hatten wir nämlich nicht mit ins Mökki genommen. Zuhause machten wir uns also erstmal ganz in Ruhe fertig für die Trauung.
Nachdem wir selber fertig gestylt waren, waren die Kids auch noch dran. Das war für mich aber gar nicht so einfach , da ich meine Augen überhaupt nicht von meiner Frau lassen konnte.
Es war zu so etwas Besonderem geworden, wenn wir uns so schick machten. Sie sah einfach umwerfend aus. Klar, in Jogginghose und weitem Shirt von mir sah sie, in meinen Augen, genauso gut aus, aber so ein Abendkleid, das leichte Make Up und ihre aufwändige Frisur...Das haute mich jedes Mal wieder vom Hocker. „Was guckst du so?" fragte sie mich schmunzelnd, während sie gerade dabei war Leevi's Haare zu machen.
„Ich hab die schönste Frau der Welt abbekommen." lächelte ich und brachte sie damit zum Strahlen. „Jetzt machst du mich verlegen..."
„Papa hat aber Recht!" kam es von unserem Sohn. „Charmant, wie der Papa. Danke, mein Schatz." lächelte sie und drückte ihm einen Kuss auf.Eine gute halbe Stunde waren die Kids dann auch fertig. Danach aßen wir dann noch eine Kleinigkeit, bevor es losging. Leevi war schon ganz aufgeregt und machte Mia damit auch ganz verrückt. Aber ich war tatsächlich auch ein wenig aufgeregt, positiv aufgeregt. Ich freute mich so sehr für meinen besten Freund. Endlich heiratete er die Liebe seines Lebens und war endlich angekommen. Keiner hatte es so sehr verdient wie er. Ohne ihn würde ich heute vielleicht gar nicht mehr da sein. Ich würde ihm niemals dankbar genug sein können.
Als wir dann bei der Kirche angekommen waren, begrüßten wir erstmal alle Leute, die schon draußen standen. Übermäßig viele waren es nicht, Riku und Laura hatten es alles etwas kleiner halten wollen, was ich schön fand. Es passte zu den beiden. Kein großer Tamtam.
Wir standen gerade bei Sami und Anna zum Quatschen, als mein Blick rüber ging zu Mikko.
Er hatte eine Begleitung dabei. „Kennst du die?" fragte ich Sami, nachdem ich zu der Frau neben Mikko gedeutet hatte. „Seine neue Freundin.
Emilia, glaub ich. Anscheinend eine Newcomerin, die er jetzt seit einiger Zeit managed." Ich nickte nur und schaute sie mir nochmal an. Kam mir absolut nicht bekannt vor. Aber ich hatte mich mit der finnischen Musikszene jetzt auch schon länger nicht mehr beschäftigt. „Freut mich für ihn." sagte ich und meinte es tatsächlich auch so. Mich hatte er durch die Hölle geschickt, aber hatte es auch nicht einfach gehabt. Und so war wenigstens eindeutig, dass er die Finger von meiner Frau lassen würde... „Papa, da sind Emma und Svea! Können wir hingehen?" fragte mich Leevi dann, während er an meiner Hose zog. „Na klar. Aber dann bleibt ihr da und geht nirgendwo anders hin." sagte ich zu ihm, woraufhin er Mias Hand nahm und losrannte. Die beiden Kids waren bei Riku's Eltern, weshalb ich mir da auch eigentlich keine Sorgen machte.Irgendwann ging es dann rein in die Kirche. Da ich Riku's Trauzeuge war, saßen wir ganz vorne.
Er stand schon vorne und sah super nervös aus.
Ich erinnerte mich zurück an Finja's und meinen Hochzeitstag und musste schmunzeln. Ich war mindest genauso nervös gewesen. Leevi war gerade mal 3 Monate gewesen und Finja und ich hatten noch keinen blassen Schimmer gehabt was noch alles auf uns zukommen würde. Total verrückt. Ich war der glücklichste Mensch auf der Welt gewesen, als meine Frau in ihrem wunderschönen Kleid auf mich zugelaufen kam.
Die Frau meines Lebens. Daran hatte ich keine einzige Sekunde gezweifelt. Nach 40 Jahren hatte ich endlich die Eine gefunden. Alles, was mir vorher passiert war, war diesen Moment wert gewesen. Damals hatte ich gedacht ich könnte sie nicht noch mehr lieben, aber die Liebe war seitdem jeden Tag noch ein bisschen mehr gewachsen. Schon jetzt hatten wir so viele Höhen und Tiefen gemeinsam erlebt und wir hatten noch so viel vor uns.
Riku's Blick ging zu mir, woraufhin ich beide Daumen nach oben in die Luft hielt und ihm bestärkend zulächelte. Er lächelte zurück, bevor sein Blick wieder zur Eingangstür ging.
Es verging noch ein wenig Zeit bis Laura dann endlich reinkam, begleitet von ihrem Vater.
Riku schossen direkt die Tränen in die Augen und auch Finja vergoss direkt Tränen. Ich legte meine Hand auf ihr Bein und warf ihr einen schmunzelnden Blick zu.
Die Trauung war dann total schön. Auch mir kamen früher oder später die Tränen, was zu erwarten gewesen war. Gegen Ende hin war dann der Geduldsfaden von Finn am Ende und er fing an zu quengeln und zu schreien, weshalb ich dann schonmal mit ihm rausging. Aber lange dauerte es auch nicht, bis sich die Türen öffneten und alle Gäste, inklusive Riku und Laura herauskamen. Ich reichte meiner Frau Finn und ging dann sofort zu ihnen. „Ich freue mich so für euch! Ich wünsche euch nur das Beste, ihr zwei."
„Danke dir, Samu." antwortete mir Laura strahlend, während Riku in der Umarmung verharrte. Er war total emotional. „Alles gut?"
„Ja, es fällt gerade nur alles von mir ab. Die ganze Anspannung..." „Glaub ich. Aber du hast alles richtig gemacht." lächelte ich. „Ja, die wundervollste Frau Finnland's zu heiraten, war definitiv die beste Entscheidung." sagte er dann und wischte sich die Tränen aus dem Gesicht, woraufhin Laura ihm einen Kuss aufdrückte.
„Turteltauben..."