49.Kapitel

399 23 3
                                    

Irgendwann gingen wir dann schlafen. So leise wie möglich legten wir uns ins Bett um Leevi rum und schliefen dann auch schnell ein. Der Tag war ziemlich anstrengend gewesen. Mitten in der Nacht wurde ich dann jedoch von meinem Handyklingeln geweckt. Ich war total genervt, wer wollte denn jetzt etwas von mir? Um 2 Uhr nachts? Ich drehte mich zur Seite und nahm schnell ab, damit Leevi nicht wach wurde. „Hallo?" „Samu?" „Mhm, wer ist denn da?" „Kaisa. Kannst du...mich abholen?"
„Dich abholen? Jetzt? Wo bist du denn?" fragte ich meine Nichte, während ich aufstand und ins Wohnzimmer ging. „Bei einer Party."
„Wissen Mama oder Papa davon?" „Nein...Hab gesagt ich schlafe bei einer Freundin." Ich seufzte nur als sie das sagte. Sie hörte sich auch schon gut betrunken an. Sanna würde die Krise bekommen, wenn sie davon wüsste. „Kannst du mir deinen Standort schicken, geht das?"
Daraufhin sagte sie nichts mehr, dafür bekam ich kurz darauf ihren Standort bei WhatsApp geschickt. Das war zum Glück nicht sehr weit weg. Ich zog mir schnell eine Jogginghose und einen Hoodie über, wobei Finja dann wach wurde. „Schatz?" „Wo willst du hin?" fragte sie mich irritiert. Ich erklärte es ihr also leise und machte mich dann auch auf den Weg.
Ich fuhr gut 15 Minuten und dann hörte man auch schon die laute Musik. Ich entschloss mich dazu gar nicht erst zu klingeln, sondern gleich hinten rum zu gehen. Na hoffentlich würde mich keiner erkennen. So viele Teenies auf einem Haufen waren jetzt nicht gerade, das was ich mir jetzt wünschte. Glücklicherweise kam mir Kaisa aber gleich entgegen und fiel mir in die Arme, während sie anfing zu weinen.
„Hey, alles gut. Lass uns hier weg hm?" Sie nickte und klammerte sie an mich, da sich recht wackelig auf den Beinen war. Auf dem Weg zum Auto musste sie sich dann, wie soll's auch anders sein, nochmal übergeben. „Ich bringe dich nachhause..." „Nein, bitte nicht Samu." Ich seufzte als sie das sagte. Ich konnte es ihr nicht verübeln, ich wusste, wie Sanna zu dem Thema stand...Im Auto reichte ich ihr gleich den Eimer, den ich extra mitgenommen hatte. Das ging dann auch die Fahrt so weiter bis wir zuhause waren und ich sie auf's Sofa trug, wo sie auch direkt einschlief. Puh...Was sollte ich jetzt machen? Meine Schwester anrufen? Miikka anrufen? Ich entschied mich letztendlich dagegen. Stattdessen ging ich wieder ins Schlafzimmer und versuchte zu schlafen. So richtig klappte das aber nicht. Und in der Nacht wachte Leevi dann auch nochmal ein paar mal auf. Es wurde also eine sehr unruhige Nacht und am nächsten Morgen war ich absolut fertig.

Als ich aufgestanden war, ging ich erstmal zu Mia, während Finja noch mit Leevi im Bett lag, aber auch schon wach war. Mia war heute Morgen schon topfit und wollte sofort unterhalten werden. Ich nahm sie erstmal mit in die Küche und guckte auf dem Weg nochmal nach Kaisa, die aber noch tief und fest schlief.
Ich brauchte erstmal einen Kaffee und setzte mich damit dann mit Mia raus in den Garten.
Die kleine Maus tapste erstmal über den Rasen und guckte immer wieder grinsend zu mir.
„Das machst du super Süße." „Paadaa!"
Erst eine Stunde später aßen wir dann Frühstück. Leevi aß auch ein bisschen und tatsächlich blieb das heute auch drinnen, worüber wir sehr froh waren. Ich hoffte nur, dass er Mia jetzt nicht angesteckt hatte.
„Sag mal wie ging es Kaisa denn gestern?" fragte mich Finja irgendwann. „Naja sie war ziemlich betrunken, musste sich dann auch ein paar mal übergeben. Aber viel geredet haben wir nicht. Sanna und Miikka wissen nichts davon und ich glaube ich werde es ihnen auch nicht erzählen, mal schauen. Ich rede mit ihr, wenn sie wach ist." „Ja, ich glaube das ist gut.
Sanna sieht das ja doch etwas strenger."
„Jaa. Ich kann's auch verstehen. Sie ist gerade mal 15, aber das war bei uns ja damals nicht anders." „Ja...Aber ich verstehe Sanna da auch. Als Eltern ist das ja doch nochmal was anderes." Ich nickte, trank noch meinen Kaffee aus und dann deckten wir den Tisch ab.
Kaisa wachte dann so gegen 11 auf. Ich gab ihr erstmal eine Tablette und eine Flasche Wasser, was sie auch dankend annahm. „Mir ging es noch nie so scheiße." murmelte sie und ließ ihren Kopf auf meine Schulter fallen. „Selbst Schuld." schmunzelte ich. „Mhm...Danke, dass du mich abgeholt hast..." „Ich bin doch der coole Onkel, das ist meine Aufgabe." sagte ich, was sie tatsächlich zum Lachen brachte.
„Aber ernsthaft, warum betrinkst du dich so Kaisa? Du bist 15. Wenn Mama das rausbekommt, gibt es richtig Ärger." „Sag's ihr nicht bitte..." „Mache ich auch nicht, aber ich möchte, dass du's mir erklärst. War das das erste mal, dass du was getrunken hast?"
„Ja..." „Und wieso? Weil's cool ist und alle anderen das auch machen?" fragte ich sie als sie sich wieder beruhigt hatte. „Nein..."
„Wieso dann?" „Wegen Niklas..." „Wer ist Niklas?" „Ein Arschloch." Daher wehte der Wind also. Der erste Liebeskummer... „Ach Süße...Du bist noch so jung und hast noch so viel Zeit. Und Jungs hängen eh immer ein bisschen zurück, er ist bestimmt noch gar nicht reif genug." „Aber reif genug um mit einer anderen rumzumachen." „Das hat er getan?" „Ja. Ich hatte erst abgesagt, er wusste nicht, dass ich zur Party komme. Und als ich dann da war, hat er mit einer anderen getanzt und sie geküsst. Und dann sind die einfach nach oben verschwunden. Wir hatten Streit gehabt, weil...weil ich noch nicht mit ihm schlafen wollte und jetzt hat er sich einfach die nächstbeste gesucht..." erzählte sie mir und fing dabei an total zu weinen. Ich nahm sie direkt in den Arm und drückte sie fest an mich. „Du hast Recht, er ist ein richtiges Arschloch und er hat dich gar nicht verdient. Ich finde es gut, dass du dir treu geblieben bist. Wenn man sich noch nicht bereit dafür fühlt, dann sollte man es auch nicht nur für den Jungen tun. Du bist noch jung, du hast alle Zeit der Welt. Das erste Mal soll doch was besonderes sein hm?
Nicht mit so einem Idioten und vor allem muss es nicht mit 15 sein. Lass dich da nicht von anderen stressen. Ich wette mir dir dieser Niklas lässt dieses Mädchen direkt wieder fallen, jetzt wo er bekommen hat, was er will. Du kannst froh sein, dass du ihn los bist. Wie lange ging das denn mit euch beiden?" „4 Monate..." „Das tut gerade richtig weh, das glaube ich dir. Liebeskummer ist immer scheiße, aber das wird nicht dein letzter bleiben. Aber irgendwann wirst du merken, dass es das alles wert war, wenn du die richtige Person gefunden hast. Bei mir hat das 40 Jahre lang gedauert." „Nicht hilfreich Samu." sagte sie, was uns dann beide zum Lachen brachte.
„Wenigstens lachst du." schmunzelte ich.
„Der Schmerz wird vergehen Kaisa, das verspreche ich dir. Aber eins kann ich dir sagen...Alkohol ist nie eine Lösung. Meistens macht der nur alles schlimmer. Sei schlauer als ich."

Never Let Go Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt