Es blieb nicht bei der einen Flasche und der Pegel stieg immer mehr an, bei uns allen.
Nur, dass die anderen irgendwann ein Ende finden konnten. Alle wollten auf einmal los, womit ich überhaupt nicht zufrieden war.
„Ach kommt schon Leute..." maulte ich.
„Reicht für heute...echt. Sorry man." kam es von Osmo. „Ja, morgen gibt's einen fetten Kater." fügte Raul hinzu und Sami schlief schon fast auf dem Tisch ein. „Ihr seid solche Langweiler..." Ich hatte noch überhaupt keine Lust zu gehen. Wir hatten doch gerade erst angefangen. Aber okay...Dann ging es jetzt eben nachhause. Wir torkelten raus und bestellten ein Taxi. Da die Jungs in eine Richtung mussten, teilten sie sich eins und ihrs kam auch zuerst. Ich kämpfte mit mir selbst als ich da nun alleine stand...Ich musste noch nicht nachhause. Ich könnte auch einfach wieder reingehen...Es war ein innerer Kampf mit mir selbst, aber letztendlich entschied ich mich dafür wieder in die Bar zu gehen. Scheiß drauf. Ich fand sogar noch jemanden, zu dem ich mich dazu gesellen konnte. „Warum ganz alleine hier?" fragte ich den Kerl dann nach einer Weile. „Ich wurde heute verlassen." antwortete er mir ohne Ausdruck im Gesicht und trank noch einen Schluck. Na der hatte wenigstens einen Grund zu trinken...
„Sorry man." „Schon okay. Und was ist mit dir?" Tja, was war mit mir? Das war eine gute Frage. „Nichts, eigentlich ist alles gut." sagte ich und merkte, dass ich schon am Lallen war.
„Und dann besäufst du dich hier mit einem Fremden und das an Weihnachten!?" Ich zuckte nur mit den Schultern und trank noch einen Schluck. „Hast du Familie?" „Ja." „Wie viele Kinder?" „3." „Und warum bist du hier und nicht zuhause bei ihnen? Du kannst dich glücklich schätzen man. Ich sehe den Ring an deinem Finger. Frau und Kinder mit der Frau, die man liebt...Mehr Glück geht doch gar nicht. Du solltest es zu schätzen wissen. Das ist kostbar, nicht selbstverständlich...Ich habe heute die Liebe meines Leben verloren. Deine sitzt wahrscheinlich zuhause und macht sich Sorgen." Da hatte er wohl Recht...Logisch wäre es jetzt nachhause zu gehen. Aber ich war betrunken und konnte mal wieder kein Ende finden. „Ach komm, kümmer dich um dein eigenes Leben." motze ich, stand auf und verließ leicht taumelnd die Bar. Und jetzt?
Mein Weg führte ohne wirklich nachzudenken zu einer Tankstelle, wo ich mir eine Flasche puren Wodka kaufte und damit weiterzog.
Ich trank, und trank...und trank...Und wie sollte es anders sein? Irgendwann war ich hackedicht. Es war einfach ein Teufelskreis.
Ich setzte mich mitten auf dem Bürgersteig irgendwo in Helsinki, weil meine Beine viel zu schwer waren. Keine Ahnung wie spät es war. 2 Uhr nachts vielleicht? Ich hatte die Flasche gerade nochmal angesetzt, da sprach mich plötzlich jemand von der Seite an. Ich guckte nach oben und kniff meine Augen zusammen.
Was hatte der gesagt? „Hm?" „Was machen Sie hier?" „Nichts." antwortete ich und schloss meine Augen. „Ich glaube, jetzt ist mal gut mit dem Alkohol oder?" kam es dann jedoch von dem Kerl. Maan, der sollte mich doch einfach in Ruhe lassen. Ich öffnete meine Augen wieder und sah erst dann, dass zwei Polizisten vor mir standen. „Ich glaub, dass weißich selbst..." nuschelte ich und trank provokant noch einen Schluck. „Düften wir mal ihren Personalausweis sehen?" „Nö." „Gut, dann anders. Sie zeigen uns Ihren Personalausweis, jetzt." „Nö." Und dann wurde ich auch schon an meinen Armen hochgezerrt. „Fassn Sie mich nichan...!" „Entweder sie kooperieren jetzt oder wir nehmen Sie zum Ausnüchtern mit."
„Nöhöö." „Gut, dann kommen Sie mit uns."
Ich wehrte mich mit Händen und Füßen, aber die Polizisten zerrten mich mit aller Kraft ins Auto. Ich pöbelte die ganze Autofahrt, was nicht gerade schlau war. In den nächsten Tagen konnte ich auf jeden Fall mit einer Anzeige wegen Beamtenbeleidigung rechnen.
Auf der Wache angekommen, wurde ich dann tatsächlich in eine Ausnüchterungszelle gebracht. „Kannich meine Frau an...anrufen..."
„Ja." Ich kramte also mein Handy raus, schaffte es aber nicht mehr ihre Nummer zu wählen. Alles war doppelt... „Könn Sie helfn?"
„Ach jetzt wieder so kleinlaut? Geben Sie her...
Wie ist Ihre Frau eingespeichert?" „Engl undn Hers..." Er rief sie also an und dann hieß es warten. Ich blieb alleine in der Zelle und musste mich direkt erstmal übergeben.
Mir ging's einfach nur dreckig. Ich empfand es als eine Ewigkeit bis die Tür dann endlich aufging und Finja reinkam. Ich guckte zu ihr und musste erneut kotzen. „Ich glaub's nicht Samu. Warum?" Als sie das fragte, lag ich gerade auf dieser Pritsche und fiel runter.
Sie erschrak sich total, während ich einfach regungslos auf dem kalten Boden liegenblieb.
Sie kam sofort und hockte sich zu mir.Finja:
Den ganzen Abend hatte ich mir natürlich schon Sorgen um Samu gemacht, aber als die Polizei dann angerufen hatte, hatte ich das Gefühl einen halben Herzinfarkt zu bekommen. Voller Sorge hatte ich Eve angerufen, damit jemand zuhause bei den Kindern war und glücklicherweise war sie auch rangegangen, obwohl es mitten in der Nacht war. Jetzt hatte Samu ihr auf jeden Fall etwas zu erklären, aber was hätte ich machen sollen?
Natürlich wollte sie wissen, wo ich um diese Uhrzeit so unbedingt hin musste. So schnell wie möglich war ich dann zu Wache gefahren.
Ich war so unglaublich sauer auf meinen Mann. Der würde mich nochmal umbringen vor Sorge. Ich verstand es einfach nicht. Es war so klar gewesen, dass es eskalieren würde. Und trotzdem war er gegangen. Und als ich dann noch erfahren hatte, dass er jetzt auch noch eine Anzeige wegen Beamtenbeleidugung hatte, war's echt vorbei. Was war bloß los mit ihm? „Nachhause?" kam es dann leise von Samu, während er seinen Kopf mühsam auf meinem Schoß ablegte. „Ganz ehrlich? Am liebsten würde ich dich hier lassen. Vielleicht merkst du ja dann mal, dass das gerade alles in die vollkommen falsche Richtung läuft. Ich bin richtig sauer Samu." „Aber..." „Nichts aber. Irgendwann reicht es. Schlaf den Alkohol aus, ich hole dich morgen ab. So bekomme ich dich eh nicht ins Auto." „Nich gehn..." nuschelte er als ich aufstehen wollte und hielt sich dabei krampfhaft an mir fest. „Hör auf. Du tust mir weh." „Nein..." „Doch, ernsthaft, lass los."
Doch das tat er nicht. Ich riss mich mit ganzer Kraft von ihm los und blieb nochmal in der Tür stehen. „Ich gehe jetzt." Als ich das sagte, stand er auf und torkelte mehr als unsicher zu mir, bevor er genau neben mir mit seiner Faust auf die Wand zuschlug und ich mich wie verrückt erschreckte.