85.Kapitel

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Am Abend war das noch das letzte Interview plus Auftritt mit der ganzen Band. Aber ich war viel selbstbewusster als am Anfang der Woche. Ich wusste, dass der Song gut angekommen war und freute mich jetzt einfach drauf ihn auch mit den anderen Jungs live zu spielen. Trotzdem wollte ich unbedingt, dass Finja auch dabei war. Meine Mutter blieb also abends noch bei uns zuhause. Finja hatte für Finn abgepumpt und so lange würden wir ja auch nicht weg sein. Wir trafen uns alle vor dem Gebäude und dann fingen wir alle direkt an wild durcheinander zu reden. Die Aufregung war groß. Nur, dass es bei mir dieses Mal auch eine positive Aufregung war. Auch bei Sami war die Laune seit langem ausnahmsweise mal wieder ausgelassen. Wahrscheinlich war der Termin bei der Kinderwunschklinik gut verlaufen. Finja hatte mir noch nichts erzählt.
Aber Anna war auch dabei und sah sehr glücklich aus.

Als erstes ging es mal wieder zur Maske. Ich mochte es überhaupt nicht diese Pampe ins Gesicht geschmiert zu bekommen, aber es gehörte nun mal dazu.
„Oh scheiße..." kam es dann auf einmal von Finja. „Was? Sehe ich so kacke aus?" „Nein." musste sie dann doch lachen. „Aber morgen ist doch schon der erste Dezember. Die wollten den ersten Advent in der Kita schön nachholen und jeder sollte etwas mitbringen. Wir waren für Plätzchen eingeteilt." sagte sie fast ein bisschen panisch. „Okay, entspann dich. Wir machen die einfach später noch, wenn wir zuhause sind." „Wir haben ja nicht mal Zutaten dafür." „Meine Mutter aber sicherlich."
„Hoffentlich...Man, wie konnte ich das denn auch vergessen." „Mhm weiß auch nicht, vielleicht weil wir vor einer Woche unser drittes Kind bekommen haben und zuhause Chaos herrscht?" antwortete ich ihr schmunzelnd und hielt ihr meine Hand hin, die sie auch ergriff. „Du hast ja Recht..."
„Ich kann das nachher auch alleine machen, wenn du kaputt bist. Das ist voll in Ordnung, du warst die ganze Woche alleine mit dem dreien." „Ja und deshalb bekomme ich so ein paar Plätzchen jetzt auch noch hin, aber es wäre lieb, wenn du mir hilfst. Dann bringt's auch mehr Spaß." „Aber ich darf den Teig auslecken." „Na gut..." lachte meine Frau.

Kurz darauf ging es dann auch los. Im Interview redete, wie meistens immer, am meisten ich, aber das war okay. Sami und Raul mochten das auch überhaupt nicht gerne und hielten sich meist lieber im Hintergrund.
Es kamen die üblichen Fragen, die ich diese Woche jetzt schon gefühlt hundert Mal beantwortet hatte, aber das war ja ganz normal. Auf jeden Fall war es schonmal eine Abwechslung dabei mal wieder finnisch zu reden. Das war aber auch schnell wieder geschafft und so ging es jetzt auf die Bühne.
Jetzt mit der ganzen Band war es nochmal ein ganz anderes Gefühl. Ich freute mich immer mehr auf die Tour. Endlich wieder mit neuen Songs auf der Bühne zu stehen und mit den Jungs zu rocken, fühlte sich unglaublich an.
Es brachte einfach Spaß und ich war unendlich froh, dass sich meine Angst gelegt hatte. Klar, wenn das Album im Januar rauskommen würde, würde diese auf jeden Fall wieder aufkommen, aber ich wusste, dass ich Unterstützung hatte.

Etwas später waren wir dann wieder backstage.
Finja war mir direkt in die Arme gefallen und jetzt war ich erstmal bei Instagram unterwegs. Die Leute hatten tatsächlich schon unsere Performance gepostet und super liebe Kommentare geschrieben. Diese Rückmeldungen von unseren Fans bedeuten mir echt viel und haben uns auf jeden Fall immer Kraft. Nach dem Auftritt blieben wir nicht mehr lange. Stattdessen gingen wir danach noch mit Sami und Anna einen Burger essen. Es war schön die beiden wieder so glücklich und voller Hoffnung zu sehen.

Nach dem Essen, beschlossen Finja und ich dann noch ein bisschen zu spazieren. Es war zwar schon dunkel und wirklich kalt, aber ich genoss es trotzdem mit ihr alleine zu sein.
Hand in Hand liefen wir durch die dunklen Straßen. „Bleib mal stehen." sagte ich dann lächelnd, was sie auch tat, wenn auch mit einem fragenden Blick. Ohne ihr zu antworten, legte ich meine Lippen auf ihre und schob sie dabei zur Mauer. Sie legte ihre Hände in meinen Nacken, während ich ihre Hüften umfasste und wir uns mehr und mehr in dem Kuss verloren. Ohne jegliche sexuelle Spannung. Das war ja eh erst wieder in ein paar Wochen möglich. Aber darum ging es auch gar nicht. Ich wollte sie einfach nur küssen. „Du bist der Wahnsinn Babe." grinste ich an ihre Lippen. „Werden wir jetzt kitschig? So richtig einen auf frisch verliebtes Paar machen?" Mitten auf der Straße rumknutschen war wohl wirklich so ein Ding von frisch Verliebten, aber es war doch eine schöne Sache. dass wir das noch genauso konnten.
„Kaisa hatte wohl recht, dass wir so'n kitschiges Paar sind." schmunzelte ich. „So war ich nie in Beziehungen. Nur bei dir. Du bist Schuld." lachte sie und schmiegte sich an mich.
„Ich bin Schuld? Ich war auch nie ein Romantiker, ganz im Gegenteil. Ich war nie ein guter Partner. Erst seitdem ich dich kenne. Hoffe ich zumindest." „Du bist der beste Partner, den man sich wünschen kann. Und der beste Papa dazu auch noch." „Es ist schön das zu hören." lächelte ich und küsste sie erneut.

„So, jetzt ist aber mal gut mit rumknutschen. Wir müssen die Kekse noch backen, schon vergessen?" kam es kurz darauf von Finja.
„Stimmt ja. Dann los. Aber ein Kuss noch." sagte ich und küsste sie nochmal schnell, was sie zum Lachen brachte. „Spinner."
Zuhause angekommen, fragten wir meine Mutter also erstmal, ob sie noch die passenden Zutaten hatte. Die Kinder hatte sie schon zu Bett gebracht. Natürlich hatte meine Mutter alle Zutaten und so fuhren wir erstmal zu meinem Vater, wo sie ja momentan wohnte.
Die beiden begrüßten sich mit einem Kuss, was für mich einfach verdammt seltsam war.
Das Verhältnis zu meinem Vater war nicht schlecht, aber auch nicht überragend. In meiner Kindheit hatte ich es ihm ziemlich übel genommen, dass er uns verlassen hatte und mich so im Stich gelassen hatte und das hatte sich auch nicht verbessert als ich irgendwann später erfahren hatte, dass er meine Mutter betrogen hatte. Und irgendwie hatte sich das auch nie mehr ganz eingependelt. Wir verstanden uns, aber die Verbindung war bei weitem nicht so eng wie mit meiner Mutter.
„Können wir nochmal reden Samu?" fragte er mich dann auch. „Nein, müssen wir nicht, alles gut. Ich wünsche euch nur das Beste." „Danke dir..."

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