64.Kapitel

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Die nächsten 10 Wochen zogen sich dann sehr in die Länge. Finja war mit ihrem Kopf ständig bei ihrem Vater und war total fertig. Er machte nur langsame Fortschritte. Natürlich war das besser als nichts, aber es war auch frustrierend. Natürlich versuchte ich sie davon abzulenken, aber ich war nun mal auch viel arbeiten gewesen in der letzten Zeit und hatte eher weniger Zeit zuhause verbracht, was absolut nicht toll war, aber das war nun mal mein Job. Für uns beide war es eine schwierige Phase, aber wir gingen wieder regelmäßig einmal pro Woche zu unserer Therapheutin und dort hatte ich auch zum ersten Mal von meinem kleinen Problem mit dem Alkohol und Finja von ihren selbstverletzenden Verhalten erzählt. Das hatte uns verdammt viel Überwindung gekostet, aber es tat uns gut, das hatte man direkt gemerkt.

Mittlerweile war es schon November und wir hatten vor knapp 3 Wochen unser Album angekündigt. Eine Welle der Euphorie war bei unseren Fans ausgebrochen, was mich wirklich happy gemacht hat. Sie hatten lange genug gewartet. Es waren auch schon eine Menge Anfragen von Radio und Tv Sendern oder Magazinen gekommen. Ich hatte nicht alle angenommen, aber doch schon einige. Die nächste Zeit würde also auch nochmal ziemlich stressig werden, aber das war ja klar gewesen. Mikko war auch schon total in der Tourplanung und hielt uns damit auch immer auf dem Laufenden. Bisher klappte also wirklich alles ganz gut mit ihm, worüber ich sehr froh war. Ich hatte mich da echt im Griff.
Finja war jetzt schon im 9. Monat, die Zeit raste einfach. Eine zusätzliche Belastung für sie waren ihre heftigen Rückenschmerzen. Ich versuchte sie so gut es ging zu entlasten und mich um sie zu sorgen, aber ich konnte es ihr nicht annehmen.

Ich hatte ihr gerade mal wieder eine Badewanne eingelassen, damit sie sich mal ein bisschen entspannen konnte und war jetzt dabei mit der Renovierung von Finn's Zimmer anzufangen. Leevi war heute Nachmittag zum Spielen mit Emma bei Riku und Laura. Mia hingegen wich keine Sekunde von meiner Seite und guckte ganz genau was ich hier machte. Bisher hatte ich nur den Boden abgedeckt, damit ich den beim Streichen nicht komplett einsaute. Wir hatten uns für ein pastelliges grün entschieden, was dann hoffentlich auch gut aussehen würde. Gestern hatte ich den Raum schon ausgeräumt und die Möbel erstmal im Keller verstaut. Wer weiß, ob man die nochmal gebrauchen könnte. Eigentlich wollte mir Finja helfen, aber ich wollte nicht, dass sie sich so überanstrengte. Sie sah es nicht gerne ein, wenn sie eingeschränkt war und deshalb hatte ich ihr auch gar nicht erst gesagt, dass ich jetzt mit dem Zimmer anfing. Unbemerkt blieb das jedoch nicht lange. Ich hatte damit gerechnet, dass Finja etwas länger in der Badewanne bleiben würde, aber das war nicht der Fall. Nach gut 25 Minuten erschien sie im Kinderzimmer und guckte mich fragend an. „Was machst du? Wir wollten doch zusammen streichen?" „Ich dachte ein bisschen Entspannung würde dir gut tun Süße...Du musst dich ausruhen, wir wollen doch keine Frühgeburt riskieren." „Dass du mich gestern nicht dabei haben wolltest, verstehe ich ja. Aber ein bisschen streichen, das bekomme ich ja wohl auch noch hin." sagte sie sogar etwas beleidigt. „Es war nur gut gemeint." „Toll..."
„Ach man Engel...Jetzt sei nicht so." sagte ich zu ihr und legte meine Hände an ihren Bauch.
„Ich find's einfach blöd..." „Dann machen wir es jetzt zusammen, aber du machst ganz ruhig." sagte ich, während Mia auf dem Farbeimer trommelte. „Und du möchtest auch mithelfen?" „Ja! Papa da!" sagte sie und zeigte auf die weiße Wand. Vor ungefähr 2 Wochen hatte sie endlich auch Papa gesagt, wobei die Freude natürlich groß gewesen war. Man bemerkte deutliche Fortschritte momentan. Aber sie war ja jetzt auch fast schon 1  1/2. „Ja, genau. Die Farbe kommt an die Wand, dann ist es schön bunt hier." „Bunt!" „Ja für euren Bruder." „Da!" Sie hielt ihren Finger in Richtung Finja's Bauch und kicherte dabei fröhlich. „Ja, noch ist Finn in Mama's Bauch, aber ganz bald ist er hier bei uns zuhause." Ich guckte lächelnd zu Finja, aber sie schien immer noch ein wenig angepisst zu sein. Ich war wirklich froh, wenn diese Monate der Schwangerschaft vorbei waren und diese Hormone keine Kontrolle mehr über sie hatten. „Also wollen wir anfangen? Du von der Seite, ich von hier?"  „Ja." Ich reichte ihr eine Farbrolle, nahm mir selbst auch eine und dann fingen wir auch an. Mia guckte uns dabei zu und brabbelte immer mal wieder fröhlich vor sich hin. Die Stimmung war aber irgendwie trotzdem gedrückt. Irgendwie musste ich die Stimmung wieder lockern... Ich nahm mir einen Farbklecks auf den Finger und schwups landete der auch schon auf Finja's Nase. Erst guckte sie mich erschrocken an und haute mir dann ihre Farbrolle gegen die Brust. „Ey!" lachte ich, genauso wie sie. „Das gibt Rache!" Ich strich meine Hände mit ein wenig Farbe an und packte beherzt ihre Brüste. „Samu!" prustete sie los und auch Mia kam jetzt wieder neugierig dazu. „Papa ärgert mich Mäuschen, hilf mir mal." „Papa!" meckerte sie und klammerte sich an mein Bein. „Ihr verbündet euch gegen mich, na toll..." schmunzelte ich. „Tja Frauen halten eben zusammen." „Jaja, schon klar. Aber ich finde meine Handabdrücke passen perfekt an deine Brüste." „Ja, absolut. Vielleicht sollte ich das T-Shirt so lassen." „Da bin ich für, aber dann unterschreibe ich noch, dann sieht jeder zu wem du gehörst." „Nur zu dir Baby." Ich grinste zufrieden, bevor sich unsere Lippen trafen.

Als wir mit dem Streichen fertig waren, machten wir erstmal eine kurze Pause. Für mich gab es einen Kaffee und Finja trank ihren Tee. Mia bekam eine kleinen Früchtequark, den sie heute Mittag nicht mehr gewollt hatte.
In der Zeit trocknete dann die Farbe und danach machten wir uns ans Einrichten. Ich schleppte die Möbel, während mir Finja sagte, wo sie diese haben wollte. So ging das dann auch relativ schnell. Einige Sachen musste ich noch zusammenbauen, aber das war zum Glück auch nicht sehr kompliziert. Ich war nämlich wirklich kein Handwerker. Zum Schluss waren wir aber beide zufrieden mit dem Ergebnis und das war ja die Hauptsache.

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