161.Kapitel

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Als es dann irgendwann am Nachmittag tatsächlich mal aufgehört hatte zu regnen, entschlossen wir uns dazu auf jeden Fall nochmal mit den Kids rauszugehen. Bisher hatte Samu ein wenig mit Mia und Leevi musiziert, wodurch schon viel Zeit drauf gegangen war. Ich hatte mich in der Zeit um Finn gekümmert und ihnen ein wenig zugeschaut. Jetzt aber brauchten sie unbedingt frische Luft, um sich ein wenig austoben zu können. Das brauchten sie einfach. Leevi und Mia bekamen ihren Matschhosen, Regenjacken und Gummistiefel an und auch wir zogen uns wetterfest an, bevor es dann rausging.
Draußen war's dann echt ungemütlich. Der Wind pustete ziemlich doll, was es nochmal kälter machte. Aber Samu und Leevi hatten damit überhaupt kein Problem. Da kam unser Großer genau nach ihm. Während Mia und Leevi Hand in Hand losrannten, trug ich Finn in der Tragetasche vor meiner Brust. „Wenn die zwei so weiterrennen, landen sie gleich beide in einer Matschpfütze." sagte ich zu Samu, was ihn schmunzeln ließ. „Dann ist das so. Das bisschen Matsch." „Stimmt. Baden mögen sie sowieso."
„Wie du." „Ja. Wir sollten auch mal wieder baden gehen." „Können wir heute Abend." „Perfekt." lächelte ich und gab ihm einen Kuss auf seinen Handrücken. „Mama, Papa! Spielt ihr mit uns Fangen?" „Ich hab Finn hier bei mir. Das geht nicht." „Und ich bin zu alt und gebrechlich." sagte Samu. „Papa! Das stimmt gar nicht!"
„Papa, alt!" kam es jedoch von Mia, was mich lachen ließ. „Mia ist zu ehrlich." sagte er zu mir, woraufhin ich ihm liebevoll über die Wange streichelte. „Spielt ihr beide mal fangen."
Die Anti Depressiva machten Samu teilweise total Antriebs- und Kraftlos. Und ich hatte auch nicht das Gefühl, dass sie angstlösend auf ihn wirkten. Klar, seine allgemeine Stimmung war besser als vor den Tabletten und ich wollte nicht wissen wie er ohne diese drauf sein würde, aber trotzdem war ich mir nicht sicher, ob das die richtige Art von Anti Depressiva für ihn war.
Vielleicht sollte er da nochmal mit seinem Arzt drüber sprechen. „Wie geht's dir, Schatz?"
„Ganz gut. Die frische Luft tut gut." „Schön."
„Danke für alles, Engel...Auch für letzte Nacht..."
„Ach, Schatz, das ist doch selbstverständlich."
„Nein, ist es eben nicht." „Ich bin deine Frau. Natürlich ist es selbstverständlich, dass ich für dich da bin. Ich würde dich doch niemals alleine lassen mit deinen Sorgen." „Das weiß ich zu schätzen...sehr. Wie geht's dir denn?" „Ich fühle mich erschöpft, muss ich ehrlich sagen. Das ist nicht einfach momentan. Aber ich finde es schön jetzt mit euch hier zu sein und so viel Zeit mit euch verbringen zu können...als Familie."
„Wenn's mir besser geht...bald, dann gebe ich dir das alles zurück, Engel. Ich weiß, wie hart es für dich ist." „Ja...aber, wie gesagt, es wird wieder alles gut werden." Er nickte nur und gab mir einen Kuss. Und dann hörten wir es auch schon platschen. Als hätten wir es gewusst, war Mia im Matsch gelandet. Leevi guckte sie schockiert an und auch Mia schaute geschockt aus der Wäsche.
„Huch! Bist du in den Matsch geplumpst, Mäuschen?" fragte ich sie und lief schnell zu ihr.
Als die beiden merkten, wie locker ich reagierte, fanden sie gar nicht mehr schlimm was passiert war und fingen an zu lachen. Und auch Samu und ich mussten ein wenig lachen, als wir sahen wie die kleine Maus aussah. Selbst in ihrem Gesicht hatte sie Matsch. „Du siehst lustig aus, Mia!" lachte Leevi. Samu holte in der Zeit ein Taschentuch aus dem Rucksack und wischte der Kleinen den Dreck aus dem Gesicht.
„So, Maus, jetzt bist du wieder sauber, zumindest im Gesicht." schmunzelte er und drückte ihr einen Kuss auf.

Etwas später hatten wir uns dann ein Örtchen gesucht, wo wir eine kurze Pause machen konnten. „Kalt." kam es von Mia, woraufhin sie sich ins Samu's Arme kuschelte. „Ich will auch." kam es von Leevi, der sich daraufhin auch dazu kuschelte. Er war momentan immer ein wenig eifersüchtig und hatte Samu am liebsten nur für sich allein. „Wir sind voll weit gelaufen." bemerkte er dann. „Das stimmt." „Ich schaff das gar nicht mehr zurück." „Wir machen ja jetzt erstmal Pause und gehen dann ganz in Ruhe zurück. Und im Mökki kannst du dich ja ausruhen, mein Schatz." sagte ich zu ihm, aber er seufzte nur. „Papa, kannst du mich nicht tragen?"
„Nicht das ganze Stück." „Schade. Mia trägst du auch voll oft." „Ja, aber Mia kann auch noch nicht so viel laufen wie du." „Doch!" „Nein."
„Dohoch!" „Da diskutiere ich jetzt nicht mit dir, Leevi." „Du bist so doof! Du hast Mia viel mehr lieb als mich!" schrie er auf einmal und sprang auf. Finn erschreckte sich total und fing an weinen. Na toll...Es war doch gerade alles so entspannt gewesen... „Leevi..." Während ich also Finn beruhigte, stand Samu auf und lief unserem Ältesten hinterher. „Bleib bitte stehen." „Nein!"
Samu holte ihn dann zum Glück schnell ein, hielt ihn fest und zog ihn auf seinen Schoß. Leevi strampelte und schlug wild um sich und fing dabei an zu weinen. „Lass mich los!" Bestimmt ganze 10 Minuten konnte er sich nicht beruhigen und Samu hielt ihn einfach nur fest, was ganz schön Kraft kosten musste. Mia beobachtete das Ganze nur mit großen Augen und auch ich war ein wenig erschrocken. Da schien eine ganze Menge aus unserem Großen auszubrechen.
Er war so ein Papa Kind und Samu konnte ihm in letzter Zeit einfach nicht das geben, was er brauchte. Dafür war er viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt gewesen und das nahm Leevi wahrscheinlich mehr mit als wir gemerkt hatten.
Irgendwann hatte er wohl keine Kraft mehr und und wurde still in Samu's Armen. „Du hast mich gar nicht mehr lieb..." murmelte er mit hochrotem Kopf. „Das stimmt doch gar nicht, Leevi..." „Doch. Du spielst nicht mehr mit mir und du ließt mir keine Gute Nacht Geschichte mehr vor...Und du kuschelst nicht mehr mit mir..." sagte er auf finnisch, woraufhin Samu auch direkt ins Finnische wechselte.

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