109.Kapitel

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Am nächsten Tag schliefen wir dann recht lange. Leevi war sowieso total kaputt wegen der Schmerzmittel und ich genoss es mal eine Nacht durchzuschlafen. Erst um 10 waren wir also so richtig wach und dann kam auch direkt eine Pflegerin um Leevi's Werte zu checken und ihm nochmal den Saft zu verabreichen.
Nach dem Aufwachen waren seine Schmerzen doch wieder recht doll gewesen, aber die Medikamente wirkten langsam. Der restliche Morgen war also auch ganz angenehm. Natürlich war es für Leevi nicht toll im Krankenhaus zu sein, aber ich versuchte es ihm so angenehm wie möglich zu gestalten. Finja hatte gestern auch noch spontan ein bisschen Spielzeug vorbeigebracht. Wir spielten also ein bisschen, so gut es ging und dann war es auch schon Mittag. Wir bekamen Mittagessen ins Zimmer, das fand er aber eher weniger lecker und spuckte es auch direkt wieder auf dem Teller aus. „Leevi." „Das schmeckt nicht Papa."
„Du hast es doch noch nicht mal gekaut." Natürlich wusste ich, dass Krankenhausessen nicht das beste auf der Welt war, aber das musste ich ihm ja nicht unter die Nase reiben.
„Aber der Geschmack im Mund war eklig."
„Probier wenigstens ein bisschen. Guck mal, ich ess auch was...Mhm lecker." Er guckte mich nur mit zerknirschtem Gesicht an und nahm dann doch noch eine kleine Gabel. „Iih." Er verzog direkt wieder sein Gesicht, was mich dann doch lachen ließ. „Kochen Mama und ich besser?" „Viiiel besser." grinste er und schmiegte seinen Kopf an meinen Arm. „Sehr gut. Vielleicht kann Mama ja etwas leichtes kochen und mitbringen. Ein bisschen essen musst du nämlich." „Ja...Fragst du Mama?"
„Ja." nickte ich und holte mein Handy raus um ihr zu schreiben. Sie antwortete auch gleich und wollte sich dann auch direkt auf den Weg machen. „Wann kann ich nachhause Papa?"
„Ich denke morgen. Oder vielleicht auch erst übermorgen, aber eigentlich geht es dir ja schon ganz gut. Das müssen wir die Ärzte gleich mal fragen." „Okay...hoffentlich morgen." „Bestimmt Großer." sagte ich und gab ihm einen Kuss auf die Stirn. „Können wir das Buch weiterlesen und dann malen?" „Klar können wir das." antwortete ich ihm und schnappte mir das Buch. Leevi setzte sich zwischen meine Beine und schlug es neugierig auf. „Guck mal da!" „Was machen die denn da?" „Ich glaube die Polizei verhaften die. Weil die haben ja geklaut! Wenn ich später nicht in einer Band bin, dann werde ich Polizist Papa."
„Ja, echt?" „Jaaa dann verhafte ich alle bösen Leute." „Na das klingt doch gut." „Ja, aber eigentlich werde ich trotzdem lieber Schlagzeuger, der gleichzeitig singt!" „Das ist auch sehr cool, ich glaube damit kommst du groß raus." schmunzelte ich. „Wie du! Papa, kann ich dann, wenn ihr auf der Tour seid, auch mal an das große Schlagzeug?" „Das kannst du Sami ja mal fragen, wenn er zu Besuch ist." „Jaa."

Ein wenig später kam Finja dann auch schon mit Finn und Mia zu Besuch. Mia wollte direkt zu ihrem großen Bruder, weshalb Finja sie auch gleich zu uns auf's Bett hob. „Eevi aua!"
„Ich hab nicht mehr so doll aua Mia." sagte er und schloss seine Arme um sie. Sie kuschelte sich auch direkt ganz doll an ihn, was total süß war. „War alles gut?" fragte mich Finja dann.
„Ja, war eine ruhige Nacht. Alles gut. Bis auf das Essen." lachte ich, woraufhin sie ebenfalls lachend die Tupperdose mit dem Mittagessem rausholte. „Lecker!" rief Leevi auch direkt.
Während er es sich also schmecken ließ und wir einen Film auf dem iPad laufen ließen, wendete ich mich an Finja. „Alles in Ordnung? Du guckst so bedrückt." „Wir konnten noch nicht richtig über gestern reden." sagte sie und streichelte mir über meinen Arm. „Ich weiß gar nicht was bei rumgekommen ist." „Nichts schlimmes." lächelte ich ihr aufmunternd zu und nahm ihre Hand in meine. „Wir sprechen zuhause in Ruhe Engel." „Aber dir geht's gut?"
„Mir geht's gut." Sie nickte, bevor sie mir einen Kuss auf die Hand gab. „Es war ganz schön leer im Bett ohne dich." schmunzelte sie dann. „Aww. Du hast mir auch gefehlt." grinste ich, bevor ihre Lippen auf meinen landeten. „Ihr müsst den Film gucken, nicht küssen." „Aber ich küss Mama doch so gerne." „Aber nicht jetzt Papa!" „Na gut..." schmunzelte ich, während Finja ihr Gesicht lachend an meinem Bein versteckte. „Papa, können wir bald wieder zum Eishockey?" „Klar, das machen wir. Ich besorg uns Karten." „Aber wir müssen auch Finn mitnehmen, nur wir Jungs." „Und wenn Mama und Mia auch mitwollen?" „Wollt ihr mit Mama?" „Ich glaube Mia und ich bleiben dann lieber zuhause, macht ihr mal." „Guck, die haben keine Lust." „Ja, aber man muss trotzdem fragen." „Ja. Ich muss eigentlich morgen zum Training." „Ja, aber morgen lassen wir das mal sein. Nach der Operation kann man nicht direkt wieder Eishockey spielen Süßer." „Toll..." murmelte er. „In ein paar Wochen geht's wieder los und dann freust du dich noch mehr darauf." „Ja..."

Gegen Abend machte sich Finja dann mit Mia und Finn auf den Nachhauseweg. Ich blieb mit Leevi und beschäftigte ihn noch bis es dann Zeit zum Schlafen war. Da er total erschöpft war, schlief er auch direkt in meinen Armen ein. Ich setzte mir meine Kopfhörer auf und schweifte mit meinen Gedanken wieder ab.
Ich musste zu dieser Selbsthilfegruppe gehen,
das wusste ich. Aber ich wollte unter keinen Umständen, dass mich da jemand erkannte und mein Problem an die Öffentlichkeit trug. Das wäre eine Katastrophe. Sowas ging wirklich niemanden ,außer meinem engsten Umfeld, etwas an. Aber eigentlich hatte ich auch keine andere Wahl. Ich musste es tun...
für Finja und die Kinder...

Never Let Go Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt